NOTHING IN COMMON

Bei der großen Flut an Veröffentlichungen fällt es immer schwerer echte Highlights auszumachen. Ausgerechnet aus meiner Heimatstadt Neuss muß dann eine CD in meine Hände gelangen, die mich restlos begeistert und seit Tagen meinen CD-Player nicht mehr von außen gesehen hat. NOTHING IN COMMON heißt das Quartett, das mit ihrem in Eigenregie aufgelegten Debüt den Schreiber dieser Zeilen zu wahren Begeisterungsstürmen hinreißt. Was kann an einer Band aus dem tiefschwarzen Neuss den schon dran sein, fragt ihr euch bestimmt. Ganz einfach: mit einer genialen Mischung aus JAWBREAKER (Musik) und DAG NASTY (Gesang), gepaart mit einem mächtigen Sound, treffen die Lieder genau meinen Geschmack. Dazu gesellt sich dann noch eine wohldosierte Prise Emocore (nicht das Gewimmer, das man heute darunter versteht, sondern eher die alte Dischord-Schule), die sich gewaschen hat. Da die Jungs in der Nachbarschaft wohnen, lag also nichts näher, als ihnen mal das Mikrophon unter die Nase zu halten. Ich sprach mit Lisse, der singt und Gitarre spielt.

Stellt euch erstmal kurz vor: Wann habt ihr angefangen und so weiter.

"In der Besetzung gibt´s uns jetzt eineinhalb Jahre. Angefangen haben wir aber schon früher: Von der ersten Besetzung sind aber nur noch der Jörg and Gitarre und ich übrig geblieben. Ich bin übrigens der Lisse, spiele auch Gitarre und singe. Dann sind da noch der Sebastian, der trommelt, und vor kurzem ist der Florian als Bassist dazugekommen."

Was soll der Bandname? Seit ihr schwul?

"Wieso schwul? Jungs und Mädchen haben halt nix gemeinsam. Nee, Quatsch. Der Name ist entstanden, als ich mich mal wieder tierisch über die anderen, die im übrigen alle nicht mehr dabei sind, aufgeregt habe. Ich saß dann völlig wütend auf dem Klo und aus dem Nebenzimmer hörte ich die Ansage für einen Film, der eben NOTHING IN COMMON hieß. Paßte gut, fand ich."

Also habt ihr gar nix gegen Mädchen?

"Ganz im Gegenteil."

Schon mal was von JAWBREAKER gehört?

"Ja, eine überaus geniale Band, die sich mal besser nicht aufgelöst hätte."

Ich frag das nur, weil mich eure Musik an die erinnert.

"Das nehme ich jetzt mal als Kompliment, weil JAWBREAKER sehr geil waren. Kann schon hinkommen, der Vergleich. Wir sind aber insgesamt schon ein wenig härter. Außerdem singe ich ganz anders, und mir würden nie so lyrische Texte einfallen." Hast du die auch vor ein paar Jahren im AK47 gesehen?

"Nee, leider nicht. Aber wir haben kürzlich selber auf der Kiefern gespielt. Ist echt DER Punkrockladen überhaupt. Grüße an Resi von dieser Stelle aus."

Wie war das Konzert denn? Auf der Kiefern gibt´s ja immer ein recht strenges Publikum.

"Das war total hart, weil mir da viermal die Saiten gerissen sind. Irgendwie hab ich da ein bißchen zu viel geschrammelt. Aber egal, ich hab dann die Gitarre weggelegt und nur gesungen. Dabei kam ich mir aber irgendwie nackt vor. Hatte halt nix zum hinter verstecken."

Was würdest du denn neben JAWBREAKER noch als Einfluß nennen?

"TEXAS IS THE REASON haben schon einige geile Sachen gemacht, die ich richtig gut finde. Vielleicht kann man meine Vorliebe für diese Band in den ruhigeren Parts von uns heraushören. So richtige bewußte Einflüsse, dass wir versuche eine Band zu kopieren, haben wir auf keinen Fall. Ich mag halt noch Sachen wie FIRESIDE oder JETS TO BRAZIL ganz gerne."

Du schreibst ja die Texte. Alles Liebeslieder, wie es scheint. Ärger mit Frauen?

"Sind ja nur teilweise Liebeslieder. Aber mit den Texten ist das eh immer so ´ne Sache. Weil wenn wir die Lieder schreiben, hab´ ich immer schon fertige Gesangslinien und muß mir dann hinterher einen abfrickeln, damit ein einigermaßen sinnvoller Text drauf paßt. Da muß man sich schon ganz schön den Kopf zerbrechen und seine Gedanken ordnen."

Die CD ist ja in Eigenregie veröffentlicht. Kein Bock auf ein Label?

"Gute Frage."

Gute Antwort!

"Nein, wir suchen schon ein Label. Die CD ist ja gerade erst fertig geworden und wir sind gerade dabei sie zu verschicken. Wer sich was von uns anhören will, der kann das unter www.mp3.com/nothingincommon machen. Da gibt´s zwei der CD-Lieder als MP3s zum runterladen."

Ihr seit ja einige der wenigen Bands, wo tatsächlich alle Skateboard fahren können.

"Stimmt nicht ganz. Eigentlich skaten nur Sebastian und ich. Das ist in Neuss zum Teil sehr nervig, weil all die anderen Skater immer nur HipHop hören und beim Skaten ständig ihre Reime runterchanten. Ganz schlimm wird es dann, wenn die Inlinefahrer die Rampen belagern. Außerdem kann man sich nicht so gut gehen lassen beim Fahren, wenn ständig aus den Ghettoblastern "UMZ! UMZ! UMZ! Yo, nigga, gangsta, bro" auf dich eindröhnt."

Ich dachte eigentlich immer, dass Hardcore bzw. Punk die typische Skatermusik ist.

"War es sicher vor zehn Jahren oder so. Aber das hat sich leider ein bißchen geändert, da in den ganzen Skatevideos nur noch solche Scheißmusik läuft, und diese Videos beeinflussen halt den Musikgeschmack der Leute. Traurig, aber wahr. An dieser Stelle möchte ich dann doch etwas Werbung machen für zwei Kumpels von mir, die ihr eigenes Skatevideozine rausbringen. Da läuft dann aber gute Musik im Hintergrund und eine Menge Trash ist auch drauf - ENDLESS GRIND, merken!"

Du hast auch eine eigene Skateboardfirma?

"Ja, MEAN Skateboards, die ich mit einem Freund zusammen mache. Das steckt aber noch in den Anfängen, das ist nicht um Kohle zu machen, aber es ist nur endgeil, mit seinen eigenen Boards durch die Gegend zu heizen."

Ihr kommt ja aus Neuss. Gibt´s da eigentlich eine Szene? Das Scholl-Haus ist ja seit ein paar Jahren guter Konzertort.

"Was heißt Szene? Das ganze ist ein bißchen eingeschlafen, seitdem die BLURR-Jungs da keine Gigs mehr veranstalten, weil es da neuerdings ziemlich miese Konditionen seitens des Leiters des Scholl-Hauses gibt. Lohnt sich wohl nicht mehr. Aber ich weiß auch nicht so genau. Aber ansonsten ist das ein supercooler Konzertraum."

Gutes Konzert gesehen in letzter Zeit?

"HOT WATER MUSIC in Köln. Wow, echt die beste Liveband, die ich seit langem gesehen hab. Jörg meinte nach dem Konzert, dass er sich nach der Band nicht mehr auf die Bühne trauen würde, weil die echt total abgegangen sind. Aber auch DONOTS, die neulich mit den BEATSTEAKS gespielt haben, waren sehr geil."

Irgendwelche letzten Worte?

"Bucht uns für Konzerte, schaut mal bei mp3.com auf unserer Seite vorbei und hört euch unseren Sound an."

Guntram Pintgen