GO!

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Some more bullshit

GO! sind die Antithese zum großkotzigen Macho-Hardcore. Frontmann Mike "Bullshit" BS war seit Mitte der Achtziger in der New Yorker Hardcore-Szene aktiv, einst Frontmann von SFA, gründete dann GO!, war Teil der Szene um das ABC-No-Rio-Squat in Manhattan, gab das "Bullshit Monthly"-Fanzine heraus, war mehrfach in Europa auf Tour, wohnte eine Weile in Hamburg - und verschwand dann Anfang der Neunziger nach Kalifornien, widmete sich Privatleben und Job. Seit einer Weile ist er, sind GO! wieder aktiv, und so mailte ich ihm ein paar Fragen.


Mike, bitte stell dich mal vor. Womöglich ist deine Band ja nicht mehr jedem ein Begriff ...


Ich bin Mike BS und der Sänger von GO! Von 1989 bis 1991 waren wir eine NYHC-Band und jetzt sind wir wieder da. Zusammen mit Bands wie CITIZEN'S ARREST, BORN AGAINST, RORSCHACH und vielen anderen waren wir in der ABC-No-Rio Szene sehr aktiv, ich habe z. B. dort angefangen, Shows zu organisieren. 1990 sind wir durch die USA getourt und 1991 waren wir in Europa. Weiß denn niemand, wer wir sind? Das ist ja ein Mist! Ich hab die letzten Jahre echt versucht, uns über Myspace, MRR, lokale Vertriebe usw. zu pushen. Egal, ihr könnt ja mal auf myspace.com/gonyhc gucken. Dort bekommt ihr mp3s, könnt unseren Blog lesen und Bilder angucken. und natürlich haben wir noch unsere Homepage auf designbymike.com/go. Es ist toll, so viele Leute wieder zu sehen, die ich noch von früher kenne und zu sehen, dass sie immer noch aktiv sind, immer noch die Musik hören, manchmal zu Shows gehen, immer noch Zines machen, Distros haben, Shows organisieren oder Platten rausbringen. Es ist sehr inspirierend. Und es war großartig, so viele alte Freunde bei unserer Reunionshow 2006 im ABC-No-Rio zu treffen. Es war für viele ein guter Grund, sich mal wieder zu treffen. Ich hoffe wirklich, dass uns noch irgendjemand kennt. Natürlich waren wir keine große Band. Wir waren nicht SSD oder die MISFITS, und schon gar nicht SFA oder BORN AGAINST. Aber wir haben einige Platten rausgebracht und machen jetzt wieder das gleiche. Also hört's euch mal an.


Was hat dich dazu bewogen, wieder aktiv zu werden und wie sehen die weiteren Pläne aus?

Ehrlich gesagt, hab ich Aaron, zu dem ich die letzten zehn, elf Jahre keinen Kontakt hatte, einfach angerufen. Wir haben uns getroffen und gemerkt, dass wir die Band reformieren und neue Songs schreiben könnten. Im Endeffekt haben wir uns gefragt: Warum nicht? Schließlich lieben wir es, Musik zu machen. Wir haben uns 2006 zweimal in NYC getroffen und die "Reactive"-7"/CD aufgenommen. Dann haben wir uns noch mal im Januar 2007 in Kalifornien getroffen. Innerhalb von vier Tagen haben wir fünf Shows gespielt und die neue 7"/CD "What We Build Together" aufgenommen. Was die weiteren Pläne betrifft, ist es im Augenblick sehr schwierig, da zwei von uns in NYC leben, Aaron in Seattle und ich in Kalifornien wohnen. Außerdem haben wir alle, außer Jim, richtige Jobs und sind entweder verheiratet oder leben in einer festen Partnerschaft. Unterm Strich ist es also viel schwieriger geworden, gewisse Dinge durchzuziehen.


Du kommst aus der New Yorker Hardcore-Szene der 80er Jahre, die bis heute Hunderte von Bands beeinflusst hat. Wofür stand diese Szene, was waren ihre Werte und wie unterschiedlich war sie?

Ich glaube nicht, dass ich dir wirklich darauf antworten kann, da ich nicht denke, dass es in der Szene eine bestimmte Idee, ein bestimmtes Konzept oder Ziel gab. In der Zeit, in der ich an den Shows im CBGBs, also von 1984 bis 1989, beteiligt war, kamen haufenweise verschiedene Bands, die alle unterschiedliche Ansichten hatten. WARZONE und AGNOSTIC FRONT kamen aus der einen Ecke, REAGAN YOUTH, FALSE PROPHETS und A.P.P.L.E. aus einer anderen. Und dann gab es noch Bands wie UNDERDOG, DAMAGE, SHEER TERROR, KRIEG KOPF, MURPHY'S LAW und THE PSYCHOS, mit Billy Milano von S.O.D. - all diese Bands waren einzigartig und sprachen für sich alleine. Und natürlich gab es noch YOUTH OF TODAY und GORILLA BISCUITS (auch wenn YOT für mich immer "die" Connecticut-Band sein werden). Die Kids konnten also wegen sehr verschiedenen Bands kommen, es war wirklich sehr vielfältig. Außerdem gab es Dutzende Bands, die ich hier überhaupt nicht genannt habe. Zusammengenommen war es schon etwas sehr Besonderes, aber es gab nicht diese eine Idee dahinter. Einige von den Bands wurden wirklich sehr groß, wie z. B. AGNOSTIC FRONT oder CRO-MAGS, während andere Bands, wie ULTRAVIOLENCE, PMS, LIFE'S BLOOD und A-BOMB A-NATION, eher unbekannter blieben. Andere, wie TOKEN ENTRY, waren irgendwo dazwischen. Das Einzige, was die Bands wirklich gemeinsam hatten, war der coole Hardcore, den sie spielten und dass jeder irgendwie dort abhing. Es war eine absolut unglaubliche Zeit. Neben den Shows im CBGB's gab es auch Konzerte im Squats, in kleineren Clubs, wie dem No Name Theater und in größeren Läden wie dem Ritz oder dem Rock Hotel. Wenn Bands wie die TOY DOLLS, UK SUBS oder YOUTH BRIGADE in NYC gespielt haben, fanden die Shows eher in den größeren Läden statt.


Seit Beginn gab es, zumindest aus europäischer Sicht, seltsame Ausschweifungen im Hardcore. AGNOSTIC FRONT und andere waren auf eine befremdliche Art patriotisch, es gab viel Gewalt auf Shows und YOUTH DEFENSE LEAGUE machten rechte politische Statements, die in der deutschen Hardcore-Szene undenkbar gewesen wären.

Es ist völlig unmöglich, das in einen europäischen Kontext zu setzen. Als ich in Europa war, war alles eher schwarz/weiß. Wenn du ein Skinhead warst, hast du in ein bestimmtes Schema gepasst und bestimmte Bands gehört, warst du ein Hardcore-Kid, gab es auch dafür eine bestimmte Form und bestimmte Bands. So war es aber nicht in den USA. Es gab viele Shows in der "Pyramid", bei denen am gleichen Abend YDL und BOLD, oder YOUTH OF TODAY und WARZONE, definitiv eine Skinhead-Band, gespielt haben. YOT hatten auf ihrer zweiten Platte einen Song gegen Nationalismus. Raybies von WARZONE hat auf dieser Platte zwar teilweise die Back-Ups gesungen, auf der ersten WARZONE war aber ein eisernes Kreuz auf der amerikanischen Flagge. Es ging aber trotzdem irgendwie. Die größten und krassesten Skinheads, die ich kannte, waren entweder schwarz oder kamen aus Lateinamerika, außerdem gab es sehr viele SHARP-Skins. Ehrlich gesagt waren sie aber genauso gewalttätig wie die anderen Skins. Es wäre auch sehr schwierig für Skins, öffentlich mit einem "White Power"- oder SKREWDRIVER-Shirt herumzulaufen. So etwas hat man einfach nicht gesehen. Viele benutzten für sich den Begriff "White Pride", der Unterschied dazwischen liegt im Auge des Betrachters. Paul von SHEER TERROR hat ein "White Pride"-Tattoo über den Arm, wenn ich mich recht erinnere. Es scheint so, als ob sich die Leute in Europa ihre Nische gesucht und sich danach nie wieder verändert haben. In New York haben die Leute viel ausprobiert und haben dann ihren eigenen Weg gefunden. Nick von YDL hatte früher lange Haare und hat mit völlig seltsamen Typen, wie Harris und Chicken John, der später in einer Band mit George Tabb gelandet ist, bei LETCH PATROL gespielt. Viele HC-Kids, die ich kannte, sind irgendwann Skins geworden und haben sich auch davon irgendwann wieder entfernt.


Im Booklet eurer neuen Platte findet man eine Art "Zehn Gebote des Hardcore", die folgende Dinge beinhalten: "Pro-gay. Anti-violence. Feminism. Racial equality. Environmental awareness. Wildlife conservation. Respect and love. Take pride in yourself. We all have to share the world we live in." Woher kommen diese "Gebote" und warum habt ihr sie in dem Booklet abgedruckt?

Ich weiß nicht, ob ich es "Gebote" nennen würde. Ich würde eher sagen, dass es sich um Dinge handelt, hinter denen wir als Band stehen. Es ist das, was wir als Gruppe darstellen wollen und was wir Leuten mit auf den Weg geben wollen. Wir wollen Diskussionen ins Rollen bringen, um diese Welt besser zu machen. Jeder Mensch kann jeden Tag Entscheidungen treffen, die die Welt positiv beeinflussen. Positiv nicht nach dem Motto "Take a stand", sondern in alltäglichen Situationen. Es geht darum, sich den Dingen bewusst zu sein und sich selbst und andere zu respektieren. Was könnte toller sein, als diese Sachen den Leuten zu vermitteln, ihnen zu helfen, sich wohler zu fühlen und ihnen ihren Einfluss auf die Welt zu verdeutlichen?


Wann hattest du dein Coming-Out und wie waren die Reaktionen innerhalb der Szene darauf? Welche Schlüsse hast du daraus gezogen?

Nun, das Coming-Out war wirklich sehr, sehr eigenartig, denn ich machte es mit Ausgabe 19 oder 20 meines Fanzines "Bullshit Monthly" öffentlich. Auf der Innenseite des Covers stand einfach "Gay Owned and Operated" und "Prejudice is prejudice". Damit wusste es dann jeder und wenn jemand ein Problem damit hatte, dann war es halt so. Der einzige andere, der sich in der umliegenden Szene geoutet hatte, war Donny the Punk, der schon einige Jahre länger in der Szene war als ich. Und ich schätze, Mykel Board war öffentlich bisexuell, aber er hatte nicht wirklich viel mit der Szene zu tun und hatte demnach nicht mit jedem zu tun. Zu dem Zeitpunkt war ich schon drei bis vier Jahre mehr oder weniger in der Szene aktiv und durch "Bullshit Monthly" kannte ich jeden und hatte auch viel mit ihnen zu tun, um neue Infos für mein Fanzine zu kriegen. Somit kannte auch mich jeder und das machte das Coming-Out viel einfacher, als wenn ich irgendjemand Unbekanntes oder Neues in der Szene gewesen wäre. Dadurch dachten die Leute ein bisschen mehr nach und deshalb wurde ich wohl auch nicht verprügelt. Es gab eine Situation 1985 bei einer Show im CBGB's, bei der mich ein Roadie von AGNOSTIC FRONT verprügeln wollte. Er war echt riesig und ich total dürr. Ich habe dann mit Roger gesprochen und ihm gesagt, dass ich seine Band liebe und sie schon zigmal live gesehen habe. Er wusste, dass ich über sie in meinem Heft geschrieben hatte und dass ich okay war, aber, dass ich sie jetzt nicht sehen konnte, weil mich dieser Typ vermöbeln wollte. Also hat er mit dem Typen geredet und die Sache war vom Tisch. Diese Situation hatte zwar nicht direkt etwas damit zu tun, dass ich schwul bin, aber du weißt, worauf ich hinaus will. Wahrscheinlich habe ich durch mein Coming-Out Freunde verloren, aber ich habe mir dann immer gedacht, dass es auch nie wirklich Freunde gewesen sind, wenn sie es nach meinem Coming-Out nicht mehr waren.


Die Ansichten über Homosexualität sind innerhalb der Punk- und Hardcore-Szene sehr unterschiedlich. Einerseits sind die Leute extrem aufgeschlossen, andere hingegen reagieren sehr aggressiv und hinterwäldlerisch. Was meinst du, warum das so ist?

Ich denke, das folgt der Logik der Gesellschaft, was ja irgendwie lustig ist, wenn man bedenkt, wie "anti-society" die Szene sonst ist. Als Schwule noch in gewissem Sinne unbekannt waren, war es einfacher, uns zu hassen. Als es dann immer mehr Schwule in der Szene gab, wurde es auch schwieriger, diese zu hassen. Und wie schon gesagt, war die Szene unterteilt in kleine Szenen mit einigen Überschneidungen. So konnten halt die Schwulen hassenden Machos ihr Ding durchziehen, während sich der Großteil der Szene nicht darum gekümmert hat.


Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass die Typen, die sich am homophobsten äußern, auf Shows immer so wirken, als ob sie auf einem Christopher-Street-Day wären: Muskulös, tätowiert, ohne T-Shirt und verschwitzt. Wenn ich auf Männer stehen würde, wären Tough Guy-Shows die erste Wahl für mich, um ein paar Typen zu begutachten. Hast du eine Idee für diesen seltsamen Zusammenhang?

Nee, ich denke, Leute interpretieren da zu viel hinein. Ich habe noch nie sexuelle Energie auf Shows gespürt oder mich zu jemandem hingezogen gefühlt. Na ja, vielleicht im ABC. In Ausgabe 24 von Bullshit Monthly gab es eine Doppelseite mit "ABC's Hot Hunks". Ich fand Gavin immer sehr heiß. In meiner Wohnung, die ich mir mit Sam Evac teilte, hatte ich eine Collage mit Bildern. Auf einem war auch Gavin und als er mich besuchte und das Photo sah, dachte er wohl, ich wäre ein bisschen seltsam - aber er war ein toller Typ. Er und Brendan haben mir mal angeboten, den Typen zu vermöbeln, der mich bedroht hatte. Das Angebot konnte ich zwar nicht annehmen, aber es war trotzdem sehr süß.


Verletzen dich Ausdrücke wie Fag/Schwuchtel? Mittlerweile sind sie feste Bestandteile der Jugendsprache und die meisten Leute scheinen nicht darüber nachzudenken, was sie sagen.

Ich glaube, es kommt darauf an, in welcher Situation diese Wörter fallen. Wenn Leute solche Wörter in normalen Situationen benutzen, dann nervt mich das und ich spreche das dann auch an, aber es verletzt mich nicht. Es braucht schon ein bisschen mehr, bis ich mich verletzt fühle. Wenn Leute mich Schwuchtel nennen und es den Eindruck macht, dass sie mich körperlich angreifen wollen, ist das schon ein anderes Thema.


Es gab schon immer diese Diskussion über die BAD BRAINS und darüber, dass sie homophob sind. Jeder kennt die Story über ihren Konflikt Anfang der Achtziger mit den BIG BOYS und MDC wegen dieses Themas. Kannst du dazu etwas sagen?

Das war ein paar Jahre, bevor ich mit der Szene zu tun hatte. Ich mochte die Band sehr, besonders bevor ich mich geoutet hatte und bevor sie den Song "Don't blow bubbles" gemacht haben. Die Quintessenz des Songs lautete "We can fight AIDS by you not being gay". Diese Aussage war so dumm, dass ich einfach etwas dagegen und gegen die BAD BRAINS machen musste. Deswegen entstand der GO!-Song "Holy roller" und unsere Haltung gegen die BAD BRAINS. Dadurch haben sich viele Leute erneut Gedanken über die Band gemacht und daraufhin hat z. B. eine Konzertgruppe aus DC eine Show mit ihnen abgesagt. Das war wirklich eine große Sache, da sie sehr bekannt waren und wahrscheinlich eine Menge Geld gebracht hätten. Ich mochte sie trotzdem. Sie haben einfach phantastische Musik gemacht und live waren sie unglaublich. Ich mag sogar HRs Reggae-Sachen. Ich konnte damit leben, dass 1980 das Wort "Schwuchtel" ganz normal benutzt wurde, beispielsweise auf der ersten ADOLESCENTS-LP oder in frühen MISFITS-Interviews. So war die Gesellschaft halt, es gab kein Schuldbewusstsein Schwulen und Lesben gegenüber. Wenn Bands wie CRO-Mags Mitte der 80er immer noch Wörter wie "Schwuchtel" benutzten, war das aber schon ein Statement. Das war nicht Ignoranz, sonder volle Absicht, aber das ist deren Sache. Ich habe 1985 viele der frühen CRO-MAGS-Shows gesehen und ich fand sie großartig. Ich war ungefähr 16 und ich erinnere mich, dass sie am gleichen Tag im CBGB's gespielt haben wie GAY PRIDE und sich darüber ausgelassen haben, wie beschissen das war. Ich war ja noch ein Kind und war noch weit entfernt von meinem Coming-Out und hab das einfach geschluckt. Ein paar Jahre später konnte ich da nicht mehr drüber weg sehen. Als ich anfing, Shows im ABC-No-Rio zu organisieren, haben wir die Idee vom Gilman Street Club in Berkeley übernommen. Rassistische, sexistische und homophobe Bands haben wir nicht mehr bei uns spielen lassen. Aber es ist schwer, so etwas durchzusetzen und, um ehrlich zu sein, wollten die meisten NY-Bands zu der Zeit sowieso nicht im ABC spielen, also war es keine große Sache. Uncle Al von MURPHY'S LAW wollte mit seiner neuen Band UNHOLY ALLIANCE im ABC spielen. Ich habe ihm am Telefon gesagt, dass ich schwul bin und ihn gefragt, warum er mit mir zusammen arbeiten möchte, obwohl er etwas gegen Schwule hat.


Auch wenn es damals schon kontroverse Bands in der Szene gab, hat sich die Situation seit Ende der 90er Jahre geändert. "Christian punk/hardcore", ein offensichtliches Oxymoron, ist mittlerweile sehr populär und es gibt haufenweise Bands, die mehr oder weniger offen ihre konservativen Ansichten bezüglich Schwulen, Frauenrechten, der Evolution usw. predigen. Was denkst du darüber?

Als 1989 oder 1990 dieses Krishna-Ding losging, wurde diese ganze "Religion im Hardcore"-Diskussion losgetreten und es ging darum, Stellung zu beziehen. BORN AGAINST hatten beispielsweise den Song "Eulogy", in dem es um den "Tod" ihres Freundes Steve ging, der Krishna geworden ist. Auch in "Brain handle" von RORSCHACH ging es um Hardcore und Religion. Dann gab es ja auch noch SHELTER und dieses lange Interview im MRR mit Ray, das die ganzen Krishnas aufgebracht hat und die SHELTER dann immer und immer wieder verklagt haben. Was ich wirklich hervorragend fand - und irgendwie auch ironisch -, war das Interview mit Norm Arenas, später bei TEXAS IS THE REASON, welches ich mit ihm für sein Fanzine Crucified gemacht habe. Es ging um viele verschiedene Themen und er hat die ganze Zeit seine Krishna-Einstellung verteidigt. Das war ungefähr 1991. Ein paar Jahre später hat sich herausgestellt, dass er schwul ist. Das fand ich großartig. Meine derzeitige Lieblingsband ist XLOOKING FORWARDX, eine christliche Hardcoreband. Vielleicht bin ich ihr einziger schwuler und jüdischer Fan. Sie sind echt unglaublich und haben die besten ehrlichsten Texte, die ich je gelesen habe. Den Jesus-Kram beachte ich einfach nicht, aber der nimmt auch nur 1 Prozent der Texte ein. Ich habe mit ihnen gesprochen und sie konzentrieren sich halt auf Jesus und Liebe und urteilen nicht über Menschen. Sie haben sogar einen Song über andere Christen, die Menschen sehr streng verurteilen. Ich habe auch einige coole Sachen in Fanzines über solche Bands gelesen. Beispielsweise, dass sie eine persönliche Bindung zu Jesus haben möchten und sich nicht auf irgendwelche Vorurteile beziehen. Ich kann diese Bands akzeptieren, sie machen ihr Ding, auch wenn dieses ganze Jesus-Zeugs mir absolut nichts bedeutet - schließlich bin ich Jude. Aber wenn du mich fragst, ob Religion zu Hardcore gehört? Nein. Für mich nicht. Ich mochte schon immer antireligiöse Bands. VIRUS hatten auf "Dark Ages" einige Songs, die direkt gegen das Christentum gingen. Übrigens eine NYHC-Band aus der Zeit von 1983 bis 1987, die viel zu wenig gewürdigt wurde.