ICOS

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Meister des Monumentalen

Die Schweden ICOS sind Meister des monumentalen Düstersounds, wie ihn bis heute NEUROSIS, ISIS und Co. prägen. Das macht sich in einem Hang zu epischen Kompositionen bemerkbar, die knappe Stunde Spielzeit ihres jüngst erschienenen zweiten Albums verteilt sich auf sieben Stücke, doch langatmig sind sie mitnichten. Mit ihrem Gespür für Dynamik, die Fähigkeit zum Aufbauen von Spannung im Zeitlupentempo, dem gekonnt beherrschten Kontrast von leisen Parts und wuchtigen, lauten haben ICOS das Zeug dazu, in der Liga des Neo-Prog-Bombast-Rocks weit oben mitzuspielen. Ich befragte Erik von ICOS.


Erik, zuerst einmal Grundsätzliches zu ICOS: Wer, wann, wo, warum?


ICOS sind Erik Karlsson, Gitarre und Gesang, Oskar Karlsson, Gitarre und Gesang, Martin Bengtsson, Bass und Erik Persson, Schlagzeug. Angefangen haben wir 2001 zu fünft, aber nach ein paar Monaten waren wir nur noch zu viert und das hat sich bis heute auch nicht geändert. Wir wollten langsamere und härtere Musik machen als die, die wir mit unseren bisherigen Bands gemacht haben. Mit mehr Dynamik und ein bisschen anspruchsvoller als der übliche Hardcore-Punk. Jeder von uns hat vorher in verschiedenen Hardcore-Punkbands gespielt und wir hatten alle das Bedürfnis, dem Songwriting einen größeren Raum zu geben.


Ich habe gelesen, dass ihr als Kollektiv angefangen habt und es zwei Jahre gedauert hat, bis ihr euer erstes Konzert gespielt habt.

Ja, das stimmt. Aber nur, weil wir wollten, dass die erste Show ein richtiger Killer wird. Wir wollten damit uns und der Szene um uns herum beweisen, dass wir es ernst meinen mit der Musik und der Idee hinter der Band.


Was an dem Kollektivgedanken ist besonders wichtig für euch?

Niemals etwas zu tun, hinter dem nicht jeder wirklich steht. Die Idee von ein oder zwei Bandleadern - oder manchmal Diktatoren - ist nicht das, was wir uns unter einer Band vorstellen. Es ist viel wichtiger für uns, sicher zu sein, dass wir das, was wir machen, auch hundertprozentig wollen. Wenn wir uns nicht einig sind, machen wir es auch nicht. Das bedeutet natürlich auch, dass manche Sachen ein bisschen länger dauern und schwieriger durchzusetzen sind. Das Ergebnis ist so aber immer befriedigender und nichts ist besser, als mit Menschen, die man liebt, das zu tun, was man liebt. ICOS sind in erster Linie vier Freunde mit einer gemeinsamen Vorstellung und nicht irgendeine beliebige Rockband.


Wie sieht euer musikalischer Hintergrund aus?

Wir kommen alle aus der D.I.Y.-Punk-Szene und haben viel Punk und Metal gehört. Das sind unsere Wurzeln und daran glauben wir. Wir kommen zwar alle aus unterschiedlichen Szenen und haben in unterschiedlichen Bands gespielt, haben aber sofort, nachdem wir uns kennen gelernt haben, gemeinsame Interessen entdeckt.


Obwohl viele Bands, die ähnliche Musik machen wie ihr, rein instrumental arbeiten, habt ihr Gesang und Texte. Wie siehst du das?

Da unsere beiden Sänger auch in ihren alten Bands gesungen haben, war es für uns klar, dass sie auch bei uns singen. Obwohl die Texte mittlerweile weniger politisch sind als früher, bedeuten sie uns immer noch eine Menge und wir haben das Gefühl, etwas zu sagen zu haben. Außerdem sind wir der Meinung, dass Gesang ein wichtiger Teil unserer Musik ist, er macht unseren Sound mächtiger und aggressiver.


Seht ihr euch als Teil einer bestimmten Szene?

Ja, als Teil der D.I.Y.-Punk-Szene. Nicht unbedingt wegen unserer Musik, aber wegen der Sachen, an die wir glauben, und aufgrund unserer eigenen Geschichte in der Punk-Szene. Wir spielen zwar auch in Clubs oder Hallen, die nicht mit der Szene verbunden sind, aber in dieser Szene fühlen wir uns am wohlsten.


Euer Album ist sehr abwechslungsreich, es reicht von harten, brutalen Parts bis zu leisen Passagen mit Streichern. Spiegeln sich darin eure musikalischen Einflüsse wider?

Ja, wir alle hören sehr verschiedenartige Musik und das inspiriert uns natürlich bei dem, was wir als Band machen. All diese Einflüsse zu benennen, wäre unmöglich und du würdest von jedem von uns eine andere Antwort bekommen. Ich denke auch, dass die Leute, die unsere Musik hören, völlig unterschiedliche Einflüsse heraushören würden. Unsere Einflüsse sind eher Gefühle und Eindrücke als Bands, die ähnlich klingen wie wir. Eine schnelle, aggressive Punkrock-Band kann viel inspirierender sein als eine gehypete Post-Irgendwas-Band.


Wenn ihr euer Album nicht im Winter aufgenommen hättet, würde es dann anders klingen? Gäbe es dann Blumen und Schmetterlinge um euch herum?

Ich glaube nicht, dass wir uns irgendwann so anhören werden. Die Hälfte des Albums haben wir im Sommer vor den Aufnahmen geschrieben und diese Lieder sind genauso aggressiv und düster wie die anderen auch. Ich sehe aber viele Blumen und Schmetterlinge in unserer Musik. Wir versuchen eben, beide Seiten miteinander zu verbinden, und das Ergebnis profitiert von diesem Mix. Ich denke, unsere Musik ist gleichzeitig wunderschön und düster, es kommt nur darauf an, wie du sie hörst.