PETER PAN SPEEDROCK

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... und die existentielle Leichtigkeit des Speedrock

Wir sind schon wieder in Eindhoven, Holland. Es ist schon wieder laut und die Jungs von PPSR haben sich mal wieder die Fäuste mit harten Bandagen umwickelt. Auf die Weicheier keine Rücksicht nehmend, hauen die drei Kämpen von PPSR ein Album nach dem anderen raus, ohne sich Gedanken über Konzepte oder Botschaften zu machen. Bei der letzten Produktion "Spread Eagle" haben sie eine starke DVD mit unter das Volk geworfen und jede Menge Gigs abgezogen. Mit dem Album auf dem neuen Label sind sie wieder einen Schritt weiter gegangen und die Ergebnisse auf CD und Vinyl lassen weiterhin Großartiges hoffen. Nun sollen mal ein paar O-Töne von Bassist Bartman erschallen ...

Seit unserem letzten Interview in Ox #61 im Oktober 2005 hat sich einiges getan, so ist vor kurzem ist "Pursuit Until Capture" erschienen. Erzählt doch mal.


Das ist unser siebtes Studioalbum, unser sechstes mit diesem Line-up, weil ich erst nach dem ersten Album zur Band gekommen bin. Besonders freut uns, dass es unser erstes Album für People Like You ist. Die ersten Reaktionen waren sehr gut, zumindest was die Musik betrifft. Merkwürdigerweise mögen einige Leute das Cover vom neuen Album nicht. In einem belgischen Mag wurde es zum "schlechtesten Albumcover des Monats" gewählt. Aber natürlich sind das alles Leute mit schlechtem Geschmack, insofern kümmert uns das nicht. Musikalisch ist das neue Album sehr viel rockiger geworden als die vorigen - ohne dass wir das sonderlich geplant hatten. Insbesondere im Vergleich zu unserem letzten Album "Spread Eagle" ist "Pursuit Until Capture" viel schneller und vielleicht etwas melodischer - aber insgesamt hat es bessere Lieder.

Was gibt es zum Albumtitel zu sagen, hat er eine tiefere Bedeutung?


"Pursuit Until Capture" war zunächst nur ein Songtitel, wurde aber bald zum Titel des gesamten Albums. Zum einen spiegelt er die Art wider, wie wir als Band zusammenarbeiten. Wir sind keine Band, die die Musikszene im Sturm erobert hat und dann plötzlich überall präsent ist. Wir spielen einfach nur, so oft wir können. Und so werden wir weitermachen, bis uns die ganze Welt hören muss. Das ist es: "Pursuit Until Capture". Zum anderen hat der Titel einen intellektuellen Touch, so dass man wirklich denken könnte, wir wären schlau. Ich hab den Titel vor Jahren mal in ein Tattoo integriert gesehen, das war ein Penis mit Engelsflügeln. Vielleicht sollten wir das mal aufs Cover bringen.

Was habt ihr seit dem letzen Interview als Band erreicht?

Wir haben endlich einen Plattenvertrag in den USA. "Spread Eagle" wurde dort vor einigen Monaten veröffentlicht und das neue Album kommt im März dort raus. In Europa sind wir nun nach Bitzcore bei People Like You-Records unter Vertrag. Dann gab es das SpeedFest, ein kleines privates Festival, das wir letztes Jahr das erste Mal organisiert haben, mit Bands wie DEMENTED ARE GO!, THE EXPLOITED, NASHVILLE PUSSY und anderen. Das werden wir im nächsten Jahr im Dezember wiederholen, mit MAD SIN, NINE POUND HAMMER, THE ACCIDENTS, THE DWARVES, MADBALL und vielen mehr.

Wo nehmt ihr die Stücke für die Alben auf und was gefällt euch dort so sehr?

Manche nehmen wir in unserem Proberaum auf, wo wir alles haben, was wir brauchen. Wir machen quasi alles dort. Einzelaufnahmen für Splitsingles oder Songs für Compilations. Und wenn wir an einem Album arbeiten, nehmen wir dort alle Demos auf. Das letzte Album haben wir in Schweden zusammen mit Tomas Skogsberg aufgenommen. Er hat so viel gutes Zeug in den letzten Jahren gemacht, dass wir einfach mit ihm zusammenarbeiten mussten. Die ersten beiden HELLACOPTERS-Alben sind von ihm, "Supershitty To The Max!" und "Payin' The Dues", die "Supershit 666"-Platte, BACKYARD BABIES' "Total 13" und "Making Enemies Is Good", "Sixpack To Go!" von PUFFBALL und vielleicht am wichtigsten für uns: "To Ride, Shoot Straight And Speak The Truth" von ENTOMBED. Wir sind total zufrieden mit dem, was er für uns bei "Spread Eagle" gemacht hat, und wir glauben, dass das neue Album noch besser klingt. Wahrscheinlich werden wir also das nächste Album auch in Schweden machen.

Mögt ihr die Umgebung oder seid ihr nur im Studio, wenn aufgenommen wird?

Tomas Skogsbergs Sunlight Studio war früher in der Stockholmer Innenstadt. Vor einigen Jahren ist er aufs Land gezogen und das Studio ist nun irgendwo im Nirgendwo.
Für uns ist das aber super, weil wir uns wirklich auf das Album konzentrieren können. Für "Pursuit ..." haben wir nur zwei Wochen gebraucht und nur einmal gefeiert. An unserem freien Tag haben wir unsere schwedischen "Trinkfreunde" THE ACCIDENTS besucht, die einen Auftritt mit den SUPERSUCKERS hatten.

Warum habt ihr das Label gewechselt?

Das war schon eine schwierige Entscheidung. Aber wir mussten sie treffen. Bitzcore ist ein cooles Label. Die Leute dort sind spitze und haben einige wirklich tolle Sachen für uns gemacht. Vor allem für die deutsche und die österreichische Szene war Bitzcore gut. Aber im Rest Europas konnte man unsere Platten nur schwer bekommen. Und man kann schlecht irgendwohin auf Tour gehen, wo man unsere Musik nicht bekommt. Deshalb versuchen wir es nun mit einem anderen Label und mit People Like You haben wir offenbar genau die richtige Wahl getroffen. Unsere Platten sind überall zu haben und wir bekommen nun viele Reaktionen aus Frankreich, Spanien und Italien.

Ihr habt zwischenzeitlich noch eine DVD gemacht, die eindrucksvoll euren Touralltag dokumentiert. Warum spielt ihr so viele Konzerte?

Weil das einfach das Allercoolste ist. Wir haben den besten Job auf der Welt und genießen jede einzelne Minute. Wenn es nach mir ginge, würden wir noch viel mehr Gigs spielen - sehr viel mehr.

Was bringt euch auf die Bühne, was ist eure abendliche Motivation? Mal abgesehen von einem guten Bier.

Rock'n'Roll gibt uns einfach einen Kick, immer wieder, jeden Abend. Das ist wie eine Droge. Wenn die Menge ausflippt, ist das der beste Kick, den man sich vorstellen kann.

Habt ihr eigentlich eine Lieblingsbiermarke? Oder trinkt ihr nur "Eindhovener Rock'n'Roll-Bier" ...

Eindhoven hat ja leider keine eigene Biermarke. Holland ist im Bierbrauen einfach nicht so gut wie Deutschland, wo jedes kleine Dorf sein eigenes Bier hat. Wir sind echt neidisch. Und natürlich haben wir nicht nur eine Lieblingsbiermarke, sondern gleich drei. Unsere drei Top-Biere sind Hertog Jan aus Holland, Jupiler aus Belgien und das Bamberger Mahr's Bräu.

Wie hat sich die Eindhovener Rock'n'Roll-Szene in den letzten Jahren weiterentwickelt, gibt es ein paar spannende Bands?

Ehrlich gesagt gibt es nicht allzu viele Bands. Die es schon lange gibt, sind immer noch stark. TECH-9 zum Beispiel haben gerade ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert und bringen ein neues Album heraus. BANG BANG BAZOOKA, meine erste Band, hat gerade nach 17 Jahren Pause ein Hammeralbum veröffentlicht! Ein wirklich gute neue Band ist THE GOODS. Sie spielen einen punked-up 80's Hardrock-Sound und arbeiten gerade an ihrem zweiten Album. Und das neueste "Sternchen" aus Eindhoven ist die unglaubliche Ein-Mann-Band DEAD ELVIS & HIS ONE-MAN GRAVE. He's cool as shit!

Und was steht 2008 an?

Momentan haben wir keine Pläne. Wir haben noch viele Tourtermine in ganz Europa. Und wenn alles gut geht, sind wir im März in den Staaten, um dort ebenfalls unser Album zu promoten. Wir sind auf vielen Festivals im kommenden Sommer. Also sind wir da auch beschäftig. Und ein Live-Album haben wir ins Auge gefasst, aber da ist noch nichts sicher.