REDUCERS SF

San Francisco und Umgebung sind ja nicht gerade arm an guten Punkbands, aber es gibt dann doch immer noch die eine oder andere, die auf Anhieb hervorsticht. Die REDUCERS SF sind so eine Band, wer´s nicht glaubt, sollte sich anhand des via TKO Records erschienenen Albums von der Richtigkeit meiner Einschätzung überzeugen - und vor allem dieses Interview lesen, dass Jami Wolf, der Ox-Aussenposten in San Francicsco, unlängst geführt hat.

Na denn. Lasst uns mit den verkackten Standardfragen beginnen, wie z.B. wer ihr seid, was ihr spielt, welche Band ihr seid und all sowas.


Glen:
"Ich bin Glen. Ich spiele die Rhythmusgitarre und singe bei den REDUCERS SF."

Mike: "Ich bin Mike. Ich spiele Bass und singe ´n bisschen im Hintergrund. Kevin und Scott sind gerade nicht hier."

Was spielen die beiden?

Glen: "Kevin spielt Leadgitarre und Scott die Drums"

Mike: "Aber wir haben gerade die Playoffs, deshalb sind beide nicht hier."

Glen: "Und Joe ist der Roadie. Er isst gerade ´ne Wurst."

Joe: "Mmmhh, Wurst!"

Erzählt unseren Lesern doch mal, wann ihr Jungs angefangen habt zusammen Musik zu machen und in welchen Bands ihr vorher gespielt habt?

Mike: "Also ich hab in einer Band mit Glen, Jim und Martinez, der der Original-Sänger der REDUCERS SF im Jahre... uuuh ... keine Ahnung , angefangen."

Wann haben die REDUCERS SF genau angefangen?

Mike: "1995?"

Glen: "1995."

Mike: "Oder war´s doch 1996?"

Glen: "Fuck, ja. 1996. Oder?"

Mike: "Wir sind alt!"

Glen: "Na ja, jedenfalls sind wir schon lange da."(Gelächter)

14 Jahre, eine LP, ´n paar Singles, ein paar Shows... iss doch o.k.!

(noch viel mehr Gelächter)

Mike: "´ne ganze Menge Bier..."

Glen: "Traurig traurig..."

Mike: "Wir haben mal in einer Band namens DURANGO 95 gespielt. Das war so eine Northern Soul-Geschichte. Klar mögen wir alle Punk und solchen Kram und ich hab vorher auch in einigen Punkbands gespielt. Die DURANGO 95 waren Glens erste Band und auch Jims. Aber wir hatten einfach die Schnauze voll sowas zu spielen. Wir hatten dann mal noch ein Projekt, bei dem wir lauter alte Punkrocksachen machten. Hat bedeutend mehr Spass gemacht."

Glen: "Ursprünglich hatten wir auch einen anderen Drummer, Toby Bitter."

Ich hab euch glaube ich auch schon mal mit Toby gesehen.

Glen: "Oh, dass ist dann aber wohl schon eine Weile her."

Mike: "Toby war ein grandioser Drummer. Aber er hatte noch andere Sachen laufen. Wir haben uns halt einen neuen gesucht, aber ansonsten war´s das gleiche Line-up. Aber dann hat uns irgendwann Jim, unser Leadsänger verlassen, da er in San Diego eine Schule besuchte. Da kam dann Glen ins Spiel. Ich wusste dass er singen konnte, fragte ob er singen wolle und seit dem singt er."

Also deswegen hat er euch also verlassen und nicht wegen irgendwelcher Eskapaden oder so?

Mike: "Nein. Er ging, weil er diese Prüfung für sowas wie Betriebswirt macht und die braucht, um sich selbständig machen zu können."

Glen: "Er und seine Verlobte machen halt diese Schule und sind dadurch ein paar Jahre aus der Stadt. Wir konnten einfach nicht so lange warten und haben letztlich die drastische Massnahme ergriffen und mit mir die Mikrofone besetzt."

Kannst du es in diesem Moment geniessen, der Frontmann zu sein? Warst du nervös?

Glen:
"Ich mag das Singen sehr. Ich mochte es aber noch nie, der Frontmann zu sein. Aber es macht schon auch Spass. Also es ist schon ein gutes Gefühl... Nur spielen und singen und noch in irgendeiner Weise auf das Publikum wirken ist schon schwer."

Würdest du sagen, dass du als du noch in Punkbands gespielt hast, schon vor hattest die REDUCERS SF zu gründen?

Mike: "Hatte ich. Glen und Jim waren noch nie in irgendeiner Band. Wir waren eigentlich nur gute Freunde und dachten irgendwann: hey, lasst uns doch einfach eine Band gründen."

Was denkt ihr, hat euch schliesslich soweit beeinflusst zu sagen "Scheiss auf diese DURANGO 95-Sache, lass uns zusammen diese Band gründen". Was war der Hauptantrieb?

Mike: "Spaß. Die SWINGIN´ UTTERS sind Freunde von uns und es ist immer klasse sie live zu sehen. Wir haben bei uns ein bisschen diese Energie vermisst, die Punkrock haben kann. So war das. Wir dachten uns: Scheiss drauf. Lasst es uns tun!"

Glen: "Es ging auch sehr viel ab in San Francisco zu der Zeit und es war einfach cool eine Band zu haben mit der man spielen konnte."

Wer schreibt denn die meisten Songs bei euch?

Glen: "Mike."

Mike: "Yeah! Ich und auch Kevin. Glen schreibt alle Texte. Ich kann das nicht. Es kostet mich schon genug Zeit die Songs zu machen."

Erzählt mir doch mal wie es, war mit COCK SPARRER zu touren.

Glen: "Oh, das war echt cool!"

Mike: "Ich brauche jetzt eigentlich nie wieder einen Gig zu spielen. Wir haben den Opener für COCK SPARRER gemacht. Das ist der Traum vieler Bands, aber wir hatten das Glück! Aber weisst du was? Alleine dass ich sie live gesehen habe, war schon legendär für mich."

Glen: "Ja, weisst du. Du sitzt einfach da, im CBGB´s. Es ist fast niemand da und du kuckst deinen Göttern beim Soundcheck zu. COCK SPARRER spielen in den USA und du bekommst das erste kleine Bisschen schon mit. Es sind echt tolle Jungs und jede Show, die sie machten, war der Wahnsinn!"

Hatten die keine bestimmten Einstellungen oder Vorurteile?

Glen: "Nein überhaupt nicht. Es war die ganze Zeit über so ein "Los, lasst uns Spass haben".

Mike: "Bis wir sie endlich trafen, gab es bestimmt schon zwanzig üble Gerüchte. Viele Leute haben sich etwas daraus gemacht und in der Gerüchteküche mitgewürzt, aber wir wollten das nicht. Wir konnten auch gar nicht, da wir uns erst mal dessen bewusst werden mussten, dass wir wirklich mit ihnen zusammen spielen. Da gab es soviele Gerüchte, auch ob sie spielen oder nicht. Doch als wir sie dann im Hotel trafen, war es einfach göttlich."

Was war denn die beste Show für euch?

Glen: "Die waren eigentlich alle gut. San Francisco war wohl die beste. Nur pure Energie. Und es war ein Heimspiel für uns und all sowas, weswegen wir natürlich auch viele Leute aus dem Publikum kannten. Na ja und an der Ostküste spielen zu dürfen war ja auch mal was Neues für uns. Aber es war echt gut. Ich meine, im CBGB´s zusammen mit COCK SPARRER zu spielen war schon ein Traum."

Mike: "COCK SPARRER wollten wohl auch schon wegen seiner Geschichte im CBGB´s spielen, obwohl sie andere Läden mit fetterem Sound und mehr Kapazität hätten haben können. Ich glaube nämlich, dass jede Show ausverkauft war."

Glen: "Oh yeah! Und Boston war ´ne grossartige Show. Der Sound allerdings war schon viel besser als im CBGB´s. Dort merkt man eben umso mehr die Wurzeln des Ganzen. Punkrock in Clubform halt."

Ich denke auch, dass CBGB´s einfach "the real deal" ist. Man fühlt sich eben, tja, wieder in der Scheisse, wie am Anfang...

Glen: "Ja genau! Total lustig. Ich meine, du gehst da rein und das erste was dir auffällt ist, dass der Boden nur aus zusammengenagelten Holzstücken besteht. Nach der Show, wenn die Leute alle weg sind, ist alles nur noch mit Glasscherben bedeckt! (Gelächter)

Mike: "Es war schon schön, alles war grossartig. Aber San Francisco war einfach am Besten. Du hast es ja gesehen."

Ja. Es war einfach die beste Show, die ich jemals gesehen habe, schwöre ich! Es war absolute Spitze! Aber gab es auch auf irgendeiner Show mal so richtige Eskalationen? Glaubt ihr, dass es irgendwo mal richtig gewalttätig abging?

Mike: "Ich glaube dass es alles in allem besser war als sonst. Ich dachte es würde mehr Gewalt in Form von Boxereien geben. Wenn so etwas irgendwo im Übermass stattgefunden hat, habe ich es zumindest nicht mitgekriegt. Das Ganze war ein voller Erfolg, wenn man bedenkt, dass wir noch nie getourt haben und vor allem noch nie an der Ostküste waren. Niemand kannte uns wirklich. Trotzdem hat niemand mit Flaschen nach uns geworfen oder so. Gute Sache also."

Warum habt ihr Jungs eigentlich noch nie ausserhalb von San Francisco getourt?

Glen: "Wir arbeiten alle viel zu viel, weil San Francisco viel zu teuer ist."

Mike: "Es ist eine teure Stadt. Du kannst hier echt nicht gut leben, wenn du nicht arbeitest."

Habt ihr nicht mal mit irgendwelchen Promotern geredet?Habt ihr denn nie das Verlangen danach gehabt, woanders zu spielen? Vielleicht würde euch ja irgendeine Promofirma zu Wochenendgigs woandershin fliegen?!

Mike: "Wir haben letztens noch darüber geredet. Deshalb verwenden wir ja auch unseren Urlaub darauf, um auf Tour zu gehen. Ich würde auch vor wie nach gerne angeboten bekommen, ein "Holiday In The Sun"-Festival zu spielen oder sowas ähnliches..."

Was würdet ihr denn vorziehen, wenn ihr die Wahl hättet zwischen Musik machen und Arbeiten? Die Frage ist natürlich rein rhethorisch...

Glen: "Exakt! Es wäre natürlich toll, viele andere Orte zu sehen und anderes Publikum zu haben. Aber die weiteste Reise, die wir unternehmen können, darf eben höchstens ein langes Wochenende lang dauern. In Anbetracht der Entfernungen und der Verpflichtungen jedes einzelnen beantwortet diese Frage sich selbst."

Wie sieht es denn hier in San Francisco szenemässig aus? Ihr sagt ja, alles wäre so gesplittet und in viele Untergruppen aufgeteilt...


Glen: "Es geht schon viel, es könnte nur viel mehr sein. Da gibt es Tonnen von Musik, irgendetwas geht schon immer. Das ist es nicht. Aber nichts auf der Welt kann die Vielfalt endlich mal auf einen Nenner bringen, etwas zusammenschweissen. Ich weiss auch nicht woran es liegt."

Mike: "Ich denke, das grösste Problem ist der Mangel an All Ages-Shows. Weisst du, es ist schon schön, älteres Publikum zu haben. Ich meine, ich bin ja auch schon verdammt alt. Manchmal bin ich einfach zu gerädert um mir ´ne Show anzusehen. Ich bin dessen einfach ein bisschen müde geworden. Ich arbeite die ganze Woche über, und dann komme ich Heim und hab Bock Bier zu trinken und in die Glotze zu starren. So schlimm es auch klingen mag, aber meiner Meinung nach, stellen eben die Kids doch den grössten Teil der Szene dar. Das ist für mich der Grund, dass für diese Stadt mehr "Underage"-Clubs und -Shows her müssten."

Glen: "Ich glaube, die meisten Leute haben ein bisschen Angst vor diesem stilistischen Crossover-Ding. Ich kenne viele Leute, die sich eben nicht nur Oi!, Punk, Hardcore oder sonstwas ansehen, sondern sowohl als auch. Das finde ich lobenswert und wir alle wünschen uns, dass diese offene Mentalität sich in Zukunft noch verstärkt. Es gibt aber auch viele Leute, die aus irgendwelchen absurden Gründen davon absehen, sich mal was anderes als sonst anzusehen. Es ist echt eine Schande."

Glaubst du, die Leute sind einfach zu faul?

Glen: "Ich glaube, dass die meisten Leute denken, ich bin kein Skinhead, ich bin auch kein Punk. Warum soll ich hingehen, wenn es eine Skinhead/Punk-Show ist? Sowas dünnt die Publikumsreihen natürlich gewaltig aus..."

Was gibt´s denn schon zu euren neuen Aufnahmen zu sagen?


Glen: "Lass mich mal überlegen. Also wir haben Steve Burgess von COCK SPARRER, der kommt um es zu produzieren und wir haben Darius Kosky von den SWINGING UTTERS als Co-Produzenten. Darius ist echt ein guter Mann. Er hat schon mal mit uns gearbeitet. Wir haben jetzt im Moment zwölf Songs soweit stehen, fünf davon sind allerdings schon auf Singles oder irgendwelchen Samplern veröffentlicht."

Nehmt ihr die bereits veröffentlichten Songs eigentlich wieder neu auf, oder benutzt ihr die alten Aufnahmen?

Mike: "Nein nein. Die werden schon wieder neu eingespielt. Wir haben dann dazu noch acht neue Titel, an denen noch ein bisschen rumgefeilt wird. In etwa zwei Wochen gehen wir ins Studio."

Wie lange wart ihr eigentlich zusammen, bis euer erster Longplayer herauskam?

Glen: "Ich glaube, drei Jahre oder so ist gut geschätzt."

Was glaubt ihr, macht den Unterschied zwischen dem kommenden Album und dem ersten aus?

Mike: "Ich denke, die neuen Sachen sind allesamt verdammt gut. Es passiert einem halt immer, dass die Hörer und Kritiker sagen: "Hey, die alten Sachen mochte ich viel lieber. Die hier ist nix für mich." Sie kaufen es aber dann doch. So geht es doch jedem. Beispielsweise auch COCK SPARRER und OXYMORON. "Fuck the nineties" von OXYMORON hat vielen Menschen nicht besonders gut gefallen. Es wurde mit der ersten Platte verglichen und für schlecht befunden. Dann kam die "The Pack is Back" raus, wurde mit der ersten Veröffentlichung verglichen und richtig abgefeiert. Ich wette, dass es uns ganz ähnlich ergehen wird."

Glen: "Wir haben auf jeden Fall ´ne Menge Mühe und Arbeit reingesteckt."

Mike:
"Wir haben auch wieder ein paar Klasse Mitgröl-Passagen dabei und der eine odere andere wird´s mögen. So weit vom ersten Album sind die neuen Sachen gar nicht weg."

Glen: "Es ist immer noch unser Sound, der rüberkommt. Es sind ja auch immer noch die REDUCERS SF."

Mike: "Ich will ehrlich zu dir sein. Ich wüsste nicht, dass ich mir irgendwelche Gedanken über die alten Songs gemacht habe, bevor wir sie nicht im Kasten hatten und ich sie mir in Ruhe anhören konnte. Dann hörte ich sie mir an und dachte, jawohl, diese LP wird ein paar Ärsche treten. Und eben dieses Gefühl habe ich bei den neuen Songs bereits jetzt. Wir werden sehen...