STEWART CUNNINGHAM

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Zwischen Asteroiden und Protonpillen

Stewart Cunningham kommt aus Sydney, „Leadfinger“ ist aber seit Jahren sein einem Gitarristen angemessener Künstlername, unter dem er 2007 via Bang! Records sein Solo-Album „The Floating Life“ veröffentlichte. Cunningham spielte bei BROTHER BRICK, ASTEROID B-612, THE PROTON ENERGY PILLS, THE YES MEN und CHALLENGER-7, doch erst spät wagt er sich allein aus der Deckung, inspiriert von einem Gedicht des australischen Dichters John Forbes und all den großen Männer des Rock'n'Rolls, etwa Paul Westerberg, Alex Chilton oder Ed Kuepper, die den Schmerz kennen, aber auch wissen, dass ein paar Flaschen Bier, eine Gitarre und ein Mikrofon dagegen helfen können.

Stewart, stell dich doch mal vor und gib uns einen Überblick über deine musikalische Karriere.

Ich versuche mal, das etwas abzukürzen, wird aber wohl schwer, da ich nun schon seit fast 20 Jahren dabei bin. Ich habe in einer Stadt namens Wollongong, etwas südlich von Sydney gelegen, angefangen in Bands zu spielen. Ich habe immer versucht, eigenständig klingende Gitarrenmusik zu machen, und jede Band, in der ich war, unterschiedlich zu gestalten. Es war immer undergroundiger Rock'n'Roll, mit einem starken Fokus auf das Songwriting. Ich fing Mitte der 80er an, als ich ein Teenager war, mich mit Rock'n'Roll und alternativem Zeug zu beschäftigen: NY-Punk, SEX PISTOLS, Detroit-Sachen und großartige australische Bands wie SAINTS, RADIO BIRDMAN oder CELIBATE RIFLES. Wenn es eine lärmige Gitarre, gute Songs und die richtige Attitüde besaß, dann gefiel es mir. Meine erste Band hieß THE PROTON ENERGY PILLS, gegründet 1987, als wir alle noch in der Schule waren. Wir haben Platten auf dem Waterfront-Label in Sydney rausgebracht und wir waren die erste Band aus meiner Heimatstadt Wollongong, die eigene Songs veröffentlicht hat. Unsere Singles stiegen hoch in die Alternative-Charts ein und wir tourten 1990 in Australien mit MUDHONEY und DINOSAUR JR. Es war eine richtig interessante Band, die sich auflöste, bevor die Grunge-Ära begann. Manche Leute würden sagen, wir wären die erste australische Grunge-Band gewesen, aber ich hasse das, also ziehe ich es vor zu sagen, dass wir unserer Zeit ein wenig voraus waren, beeinflusst von SONIC YOUTH und DINOSAUR JR ...

Und wie ging es weiter?

Danach gründete ich eine dreiköpfige Rock-Band namens BROTHER BRICK. Die anderen Jungs von PROTON ENERGY PILLS entwickelten die Proton-Formel mit einer Band namens TUMBLEWEED einen Schritt weiter, die ziemlich erfolgreich war und einen Major-Deal hatte und eine Menge Geld machte. Es hat mich gefreut für sie, aber ich fühlte mich ein wenig ausgenutzt, denn ich war der Hauptsongwriter und die kreative Kraft bei den Protons gewesen, und sie haben eine Menge von meinen musikalischen Ideen und Sounds übernommen. Und ich war nun bei BROTHER BRICK und wir konnten nicht mal einen Gig klarmachen, es war also eine harte Zeit. Letztendlich lernte ich aber eine Menge in dieser Band - es war das allererste Mal, dass ich sang, wir brachten ein paar großartige 7"-Singles auf den Labels Estrus, Dog Meat und Bang! heraus und legten das Fundament für die internationalen Kontakte, die ich mir für meine Musik aufgebaut habe. Bis heute habe ich immer noch mehr Aufnahmen auf ausländischen Labels herausgebracht als in Australien ... Um 1994 herum wurde ich gefragt, ob ich bei ASTEROID B-612 mitmachen wolle. BROTHER BRICK spielten viel mit diesen Jungs, wir waren so was wie Brüder in der Sydney-Szene, also war ich darüber sehr glücklich. Es war purer Rock'n'Roll, sehr kraftvoll und voller Energie, großartige Live-Musik und stark von den ROLLING STONES, MC5 und SONIC'S RENDEZVOUS BAND beeinflusst. Wir nahmen ein paar großartige Alben auf und haben so manche mörderische Shows gespielt, eine klasse Zeit. Es kommen bis zum heutigen Tag immer noch Leute auf mich zu und erzählen mir, dass ASTEROID B-612 in diesem Line-up eine der lautesten und großartigsten Bands gewesen wären, die sie je gesehen haben, das ist verdammt cool. Das hört sich vielleicht arrogant an, aber wir wussten, dass es gut war, und wir spielten jede Band mit der wir uns die Bühne teilten, an die Wand. Das war zu einer Zeit, als Grunge und Slacker-Shoegazing angesagt waren, also war es nicht recht schwer ... Als wir Ende 1996 in den USA tourten, liefen die Dinge nicht mehr so gut und infolgedessen haben wir nicht mal die Tour zu Ende gespielt. Ich verließ die Band in Philadelphia unter ziemlich miesen Umständen und ich bin mir sicher, dass wir alle die Art und Weise, wie es endete, bereuen, es war beschämend. Nicht lange nach mir ging dann auch unser Sänger. Sie machten noch eine Zeit lang weiter, aber ich denke, dass es nicht mehr dasselbe war.



Da hast mit einer Unmenge an Bands gespielt, die deinem Solo-Album beiliegende Biografie nennt BROTHER BRICK, ASTEROID B-612, THE PROTON ENERGY PILLS, THE YES-MEN und CHALLENGER-7, eine eindrucksvolle Liste ...

Sicher ist darunter einiges an toller Musik, nur gab es manche dieser Bands nicht allzu lange, aber ich denke mal, wir haben Eindruck hinterlassen und unser Ding durchgezogen, und das war's dann. Um ehrlich zu sein, denke ich, dass sich mehr Bands auflösen sollten, es ist ermüdend zu sehen, wie manche Bands sich nur selbst wiederholen und anderen den Platz wegnehmen. Ich versuche in jeder Band immer wieder etwas anderes zu machen – es geht wirklich um Kunst, Kreativität und Ausdruck, darum Songs zu schreiben und Spaß zu haben. Und an einem gewissen Zeitpunkt hört es auf, das zu sein, was natürlich enttäuschend sein kann, aber ich fühle, dass es ein natürlicher Teil des kreativen Prozesses ist, also warum dagegen ankämpfen? Warum zehn Jahre denselben Kram denselben Leuten vorspielen und darauf warten entdeckt zu werden, wenn es doch neue Sounds auszutüfteln gibt? Darüber hinaus nerven dich die anderen, und du nervst sie, und ich mag nicht mit Leuten spielen, mit denen ich nicht auskomme.

Und wie überlebt man unter solchen Bedingungen?

Es gab immer gute und schlechte Zeiten, da ich nie wirklich viel finanzielle Unterstützung oder Rückhalt von irgendeinem größeren Label oder Booking-Agenturen in Australien bekommen habe - auch ein Grund, warum ich noch immer durch Europa toure. Jede Band, in der ich gespielt habe, stand immer kurz vor davor, richtig erfolgreich zu werden, aber wir waren nie in der Lage, unseren Lebensunterhalt damit zu bestreiten. Das ist ein ziemlich schwieriges Unterfangen in einem so kleinen Land wie Australien. Ich bin also kein reicher Mann, habe aber auch keine Lust, einem normalen Job nachzugehen - ich drücke mich, wo es nur geht! Die meisten Leute in Australien nehmen nicht einmal Notiz von meiner Existenz, ganz zu Schweigen von den Bands, in denen ich gespielt habe. Es ist eben ein Underground-Ding, das ich mache, und eher im Ausland bekannt. Andererseits ist das Musikbusiness hier sehr trendbezogen, es wird größtenteils von Betrügern und Strohmännern geleitet, die irgendwie alle unter einer Decke stecken.



Aus der Sichtweise eines Nicht-Australiers scheint die Musikszene Down Under immer etwas besonderes zu sein. Wie siehst du das ...?

Es gibt viele große Songwriter und talentierte Musiker in Australien, aber wir haben auch ziemlich viel Dreckszeug wie „American Idol“ hier, Sachen, die nicht einmal australisch sind, aber die meisten Leute in Australien mögen diesen Mainstream-Mist. Es ist hier auch ziemlich schwierig, im Fernsehen gespielt zu werden, solange du nicht auf einem größeren Label bist. Das Schlimmste an der Musikszene hier ist aber, dass sie oft Bands aus Übersee mehr Aufmerksamkeit schenkt. Das Beste, was ich über das Land sagen kann, ist, dass das Klima das Jahr über meist sehr schön ist ...

Und wer oder was motiviert dich dennoch zu tun, was du tust?

Was mich letztendlich antreibt, ist das Verlangen, ein perfektes Album zu machen, bei dem ich sagen kann: Das ist es, all der Schweiß, die Fehler und die Pein der letzten zwanzig Jahre waren es wert. Und ich liebe es, Gitarre zu spielen: Manche Menschen machen Sport oder sammeln Briefmarken, doch ich mag es, Gitarre zu spielen und sehe mich selbst als Songwriter. Wenn ich keine Songs schreiben würde, wäre das Leben ziemlich beschissen. Meine musikalischen Helden sind in dieser Hinsicht Ed Kuepper, Jimmy Little, Paul Westerberg, Robyn Hitchcock, Roky Erickson, Patti Smith, Rory Gallagher, Fred „Sonic“ Smith, Rev. Gary Davis und Bands wie MOVING TARGETS, FIXED UP, THE WIPERS – ich komme immer wieder auf diese Sachen zurück. Oder Alben wie „It’s Alive“ von den RAMONES, „Still Still Shakin’“ von den FLAMIN’ GROOVIES, „Turgid Miasma Of Existence“ von den CELIBATE RIFLES, Ed Kueppers „Electrical Storm“ oder „At Home With You“ von den australischen X. Zusätzlich hatte ich eine sehr turbulente Kindheit bedingt durch eine disfunktionale Familie, also war Musik und ihre Emotionen etwas, wovon ich stark angezogen wurde. Manche meiner besten Freunde waren drei oder vier Minuten lang, haha. Was richtige beste Freunde betrifft, so bin ich froh, meine zwei besten Kumpels, die ich kenne, seit ich sieben bin, immer noch um mich zu haben. Diese Kerle bringen mich zum Lachen, und glücklicherweise lieben sie die Musik, dich ich spiele, sie wissen, woher ich komme, also helfen sie mir, an mich zu glauben. Wenn ich keine Kohle habe, helfen sie mir, einen Job zu bekommen. Sie haben mir sogar meine erste elektrische Gitarre gekauft, als ich 17 war und sagen mir, wenn ich scheiße spiele. Ich glaube, sie würden gerne das tun, was ich mache, aber aus unterschiedlichen Gründen machen sie es nicht, also bestärken sie mich darin, es zu tun. Das ist ihre Möglichkeit, ein Teil davon zu sein.

Gibt es überhaupt ein Leben außerhalb der Musik, was machst du, um deinen Lebensunterhalt zu verdienen?

Ja, das gibt es, aber das ist ziemlich planlos und langweilig. Ich komme immer mit irgendwelchen Jobs durch, in die ich gerade so hineingeraten bin. Ich habe keine Qualifikationen oder eine Karriereziele, ich habe mich eine Weile in der Berufswelt versucht und die Kohle stimmte, aber es hat mich sehr unglücklich gemacht, wenn ich keine Musik machen konnte, es ist das, was ich am meisten liebe.



Ein Solo-Album, dass man nahezu alleine aufgenommen hat, dann live mit einer Band umzusetzen, ist ja eine sehr schwierige Sache. Wie kam es denn überhaupt zur Entstehung deiner Platte?

Das ist zufällig passiert. Ich hatte bereits 2005 angefangen Songs zu schreiben und nebenbei ein Heimstudio aufzubauen. Ich bin immer ein Eigenbrötler gewesen, und in diesem Fall waren die Jungs, mit denen ich eigentlich zusammen spielen wollte, beide zu der Zeit beschäftigt, also habe ich weitergeschrieben, experimentiert und aufgenommen. Ich mochte die Idee, die Sache mit einer Art D.I.Y.-Ethik anzugehen, aber ich hatte nicht explizit vor, ein „Solo-Album“ zu machen. Es entwickelte sich alles ganz natürlich. Und während ich mich mit Gorka und Juan Mari von Bang! durch das PROTON ENERGY PILLS-Reissue arbeitete, haben sie gefragt, was ich im Moment mache, also habe ich ihnen die Aufnahmen geschickt. Die erste CD, die ich ihnen geschickt habe, war noch sehr rauh, aber danach begannen die Songs sich immer mehr zu entwickeln, deshalb habe ich ihnen die neue Version dessen gesendet, was das Album werden sollte. Der Mix war fokussierter und einige der schlechteren Songs hatte ich durch besseres Material ersetzt. Dann, aus heiterem Himmel, gerade als ich vergessen hatte, dass ich Bang! überhaupt die letzten Abmischungen gesendet hatte, kontaktierten sie mich und sagten, sie hätten vor, es auf Vinyl und CD herauszubringen, was ich ziemlich umwerfend fand. „The Floating Life“ ist sicher nicht das „White Album“ oder so was, es ist ein LoFi-Album mit guten Songs, ziemlich persönliches Zeug, und ich bin stolz darauf, dass ich alles selbst gespielt, aufgenommen und abgemischt habe. Es war eine Wahnsinnsarbeit, das alles selbst zu machen, und ich bin mir nicht sicher, ob ich das alles so schnell noch mal auf machen würde. Ich habe Bang! dafür zu danken, dass sie die Courage hatten, solch ein eigenartiges Album herauszubringen.



Im Booklet deines Albums forderst du „Free David Hicks!“, der als der „australische Taliban“ bekannt wurde. Was veranlasste dich zu dieser Forderung und wie ist die derzeitige Situation von Hicks?

Das war mehr an die australische Regierung gerichtet. Das war aber nicht das Einzige, was ich getan habe, ich habe auch Prostestbriefe an Minister der Regierung geschrieben, als es 2003 zum ersten Mal rauskam, dass er in Guantánamo Bay festgehalten wurde. Zuerst war es aber eine nicht ganz ernst gemeinte Anspielung auf die 70er, als Bands „Free John Sinclair“ oder „Free Wayne Kramer“ oder so auf ihren Alben propagierten, wie Patti Smith auf „Radio Ethiopia“. Aber dann dachte ich tatsächlich, dass ich mehr von meiner eigenen Sichtweise bezüglich Politik und Menschenrechten zeigen sollte, und mich nicht schämen sollte, zu sagen, was ich denke, auch wenn ich kein politischer Songwriter bin. Aber ich halte nun mal nichts davon, Leute ohne Prozess einzusperren. David Hicks ist ein junger Australier, der in Afghanistan aufgegriffen wurde, kurz nachdem die Amerikaner einmarschiert waren, wer weiß, aus welchen Gründen auch immer er da war, und eigentlich kennt keiner die Wahrheit. Vielleicht war der Typ einfach ein junger, naiver Kerl auf der Suche nach einem Abenteuer, schlimmstenfalls steckte er mit den Taliban unter einer Decke. Er wurde in Guantánamo Bay fünf Jahre eingesperrt und gefoltert. Das ging einher mit der Heuchelei und der Lüge vom „Krieg gegen den Terror“ der US-„Demokratie“. Sie sperren diese Leute ein, quälen sie und lassen sie jahrelang ohne Verhandlung versauern. Ich meine, wie soll das die Welt zu einem besseren Ort machen? Wir wissen alle, dass die Mehrheit der Leute, die in Guantánamo Bay eingesperrt wurden, fälschlicherweise dort waren: Taxifahrer, Touristen, Kinder, Leute, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren und dem US-Militär für ein Kopfgeld übergeben wurden. Dass die US-Regierung damit davonkommen konnte, macht mich völlig wahnsinnig. Manche Länder wie Deutschland oder Großbritannien haben darum gekämpft, ihre Bürger aus Guantánamo herauszubekommen, da es juristisch und moralisch unhaltbar ist. Unglücklicherweise tat dies die australische Regierung nicht, folglich wurde die Stimmen in der Bevölkerung hier immer massiver, so dass sie gezwungen war, letztes Jahr zu handeln. Ende 2007 waren dann außerdem noch Wahlen in Australien, deshalb setzte die Regierung die USA endlich unter Druck, damit David Hicks eine Verhandlung gewährt wurde – die wollten nicht, dass David Hicks zu einem Wahlthema wird. Im März 2007 wurde alles noch bizarrer, da Hicks neun Monate in einem australischen Gefängnis aufgebrummt wurden, aber er offensichtlich nur von Guantánamo Bay weg wollte, willigte er ein er und verpflichtete sich, bezüglich der Geschichte gegenüber den Medien bis 2009 zu schweigen. Und die Regierung war glücklich, dass er bis nach der Wahl eingesperrt sein würde. Nachdem man diesen Mann dermaßen dämonisiert hatte – George Bush nannte ihn „the worst of the worst“ –, wurden ihm nur neun Monate Gefängnis aufgebrummt! Ich meine, wenn er so gefährlich ist, wieso dann nur neun Monate? Mein Gefühl sagt mir, dass der Mann in Guantánamo als so eine Art Sündenbock herhalten musste, um die Australier davon zu überzeugen, dass der Terrorismus eine reale Bedrohung ist. Damit konnte unsere Regierung Stärke demonstrieren. Nur ging der Schuss nach hinten los, denn sie wurde im November 2007 abgewählt. Im Endeffekt ist ein australischer Bürger fünf Jahre ohne Rechte in Guantánamo eingesperrt worden, während unsere Regierung nichts unternahm. Jeder sollte sich darüber aufregen, weil es jedem passieren könnte.[Hicks ist seit Ende Dezember 2007 auf freiem Fuß. Die Redaktion]

Hattest du nicht manchmal Angst, dass du dir damit Ärger einhandelst? Zurzeit verhalten sich ja viele Leute recht paranoid, wenn es um „Terror-Unterstützung“ geht, oder was auch immer sie dafür halten.

Es gab definitiv ein paar schlaflose Nächte, wo ich mit mir haderte, ob ich es auf das Album schreiben sollte. Das Problem ist, dass manche Leute eine ziemlich beschränkte Auffassung davon haben, was in der Welt abgeht. Die Regierung sagt etwas und sie glauben es automatisch, und wenn irgendjemand das Gegenteil behauptet, stürzen sie sich automatisch auf diese Person und beschuldigen sie aller möglichen Sachen. Besonders wenn es um „Terror-Unterstützung“ geht. Es ist ein wirklich heikles Thema, das zu einer extrem unberechenbaren Anti-Moslem-Haltung geführt hat. Wenn du da irgendwas in Frage stellst, musst du dem Terrorismus gegenüber nachgiebig oder verständnisvoll eingestellt sein. Stempele jemanden als Terrorist ab und es ist plötzlich okay, ihn einzusperren oder zum Schweigen zu bringen. Wenn David Hicks irgendetwas Falsches oder Illegales gemacht hat, dann sollte er vor Gericht kommen und die Fakten sollten auf den Tisch kommen, damit über ihn geurteilt werden kann, in diesem Fall wurde ihm dieses Recht nicht gegeben – das ist es, was ich in Frage stelle. Wenn wir nicht den Mund aufmachen, worin unterscheidet sich unsere Gesellschaft dann von Nordkorea oder den Taliban? So glücklich ich war, dass er aus Guantánamo Bay endlich raus war, das Thema ist in diesem Land noch längst nicht vom Tisch - es wird interessant werden, zu hören, was er zu sagen hat, wenn er letztendlich die Möglichkeit dazu hat. Wobei sein Vater mehrmals betont hat, dass er tatsächlich ein paranoides, psychotisches Wrack ist und niemals erzählen wird, was er wirklich durchgemacht hat. Ich habe auch in meinem Album geschrieben: „Ein Hoch auf Handlungs-, Gedanken- und Redefreiheit ... und scher dich nicht um die Konsequenzen!“ Wenn du dich nicht für die Verteidigung dieser Rechte aussprichst, könntest du sie leicht verlieren, und für mich ist dies die grundlegende Botschaft, die sich aus der Geschichte von David Hicks ergibt.