TAZMANIAN DEVILS

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Authentic Psychobilly

Selten hat mich bei einer Psychobilly-Band der erste Eindruck getäuscht. Bei den TAZMANIAN DEVILS ist es da nicht anders: Sie spielen Oldschool-Psychobilly, haben ein eigenes Label gegründet und rennen definitiv keiner Mode hinterher. Ihr zweiter Longplayer „Wreckin’“ ist zudem wieder sehr gelungen. Gründe genug, um bei Laura, Salmi und David ein paar Hintergründe zu erfragen.

Ihr nennt euren Stil „Authentic Psychobilly“. Erläutert das mal für Nicht-Fans.

Salmi: „Authentic Psychobilly“ ist eigentlich ein nur von uns verwendeter Begriff und beschreibt den Sound, welchen die Bands der frühen 80er gespielt haben, wie KREWMEN, BATMOBILE, METEORS, SHARKS ... Damals war der Sound noch geprägt durch unverzerrte Gitarren und deutlich hörbare Rockabilly-Elemente. Viele Bands von heute tendieren leider zum punk- oder metallastigen Sound. Das hat nicht mehr viel mit Rockabilly zu tun.

Auf euch passt der Vorwurf, Psychobillys seien musikalisch oft konservativ und ließen keine neuen Einflüsse zu.

Laura: Also, dazu kann ich nur sagen, dass für mich der Psychobilly von heute leider zu wenig konservativ ist. Es gibt Psychobilly-Bands, wo außer einem auf Biegen und Brechen eingebauten Kontrabass, kein Rock'n'Roll, geschweige denn Psychobilly zu erkennen ist - auch nicht optisch. Das reicht ja teilweise noch nicht mal zum Punk. Das ist mir dann einfach zu seifig, ausgelutscht und schreiend unoriginell. Ich finde, ein wenig sollte der Psychobilly auf seine Wurzeln achten und sie pflegen - bedenkt einfach, dass ein Konzertbesuch zum Beispiel der RICHOCETS für uns so was ist, wie für einen Ned Flanders der Kirchenbesuch.

Wie seid ihr in Kontakt mit Psychobilly gekommen?

Salmi: Mein erstes Psychobilly-Konzert war 1998 MAD SIN in Quedlinburg. Und für mich persönlich war ein einschneidendes Erlebnis, dass die ersten Psychos, die ich gesehen hab, die „Shock “ waren, ein Psychobilly-Club im Harz, dem ich mittlerweile fest angehöre. Ich war damals sehr beeindruckt von deren Auftreten - Flattops, Lederwesten, Tattoos -, und seitdem bringe ich die Jungs immer mit meinen Psychobilly-Anfängen in Verbindung. Heute lebe ich für die Szene, damit identifiziere ich mich. Die Szene ist angenehm klein, so dass das Ganze eine sehr familiäre Atmosphäre hat. Die Band selber sehe ich schon als sehr wichtigen Beitrag, denn Bands und Konzerte sind ja immer noch der Grundstein für das Bestehen der Psychobilly-Szene. Psychobilly ist ein Ganz-oder-gar-nicht-Ding und das ist auch gut so. Sonst würde es vielleicht auch Psychoskins oder Hippiebillies geben.

David: Anfangs kannte ich gar nicht viel aus der zweiten Rock’n’Roll-Ära, weil mich ein grottiger DDR-Sampler davon abgeschreckt hat. Lange hatte ich nur mit den alten Sachen zu tun. Irgendwann hab ich mich mal gefragt, was das für ein finsterer „Surf“ ist, als eine Band namens METEORS lief. Wirklich wissen, was es mit Psychobilly auf sich hat, wollte ich erst, nachdem mich die STINGRAYS-Version von „Catman“ vom Hocker gerissen hat. Seitdem hat sich noch nichts daran geändert, dass mich hauptsächlich Psycho aus der Zeit reizt, in der man noch gar nicht recht zwischen Psycho- und Rockabilly unterschieden hat.

Laura: Salmi und ich haben das MAD SIN-Konzert damals zusammen gesehen. Das war für mich das erste Mal. Wir waren völlig hin und weg, was da auf der Bühne abging!

Welche Rolle spielt die Musik in eurem Leben? Hobby oder mehr? Was macht ihr, wenn ihr nicht gerade Musik macht?

Salmi: Ich würde das nicht als Hobby sehen, sondern als meinen Lebensinhalt. Aber wenn ich nicht gerade Musik mache, verdiene ich mir als OP-Pfleger meine Brötchen.

David: Ich könnte unentwegt Musik konsumieren oder vor mich hin dudeln. Alles, was hinter Liedern und Namen steckt, ist von Interesse, alles, was nur danach aussieht, macht mich erst mal neugierig. Mitmachen, nachmachen, nichts verpassen.

Laura: Musik ist mein Leben und das Wertvollste bei mir zu Hause sind unbestreitbar meine Platten. Und selbst Musik machen zu können, vor allem welche, die man selber hören mag, ist das Größte für mich.

Ihr betreibt ein eigenes Label und ihr bringt eure Platten somit selbst heraus.

David: Ich sehe es als Bereicherung, alles mal selber machen zu können, einfach um zu wissen, wie es geht. Klar, da kommt erst mal nur stümperhaftes Zeug raus, aber es ist alles erlaubt, man kann sich austoben und es wird nur gemacht, was uns passt. Alles, was ihr von uns mitkriegt, ist allein auf unserem Mist gewachsen, und man spürt den Hauch von Antiautoriät in unserem chaotischen Studio. Eine RazmaTaz-Platte ist wie eine echte Gartentomate!

Wie erfolgreich war euer Debüt? Mit der zweiten Platte setzt ihr musikalisch ja wieder genau dort an.

Laura: „Evil Boppin’“ war wirklich recht populär, damit haben wir überhaupt nicht gerechnet. Wir haben die Platte überall hin auf der Welt geschickt und nach Erscheinen der Platte von überall her sehr liebe Post bekommen. Das Debüt hat uns viele Türen geöffnet, deswegen war es jetzt mit „Wrecktime!“ etwas leichter. Ich hoffe, dass wir uns nicht zu sehr vom ersten Album entfernt haben, aber richtig einschätzen kann ich es nicht. Zumindest war es wieder unbeschreiblich viel Arbeit und wir haben ganz schön rotiert.