RYKER’S

Am 07.10.00 schließt sich in Immenhausen bei Kassel ein Kreis. Der Kreis der RYKER´S. Die RYKER´S entstammen der Szene, die sich Anfang der Neunziger um das ortsansässige Juze Akku bildete, und eben hier geht´s am 07.10 nochmal auf die Bretter. Chris Luft nahm sich Zeit für für ein paar Worte zum Abschied.

Eine Frage, die ihr bestimmt noch 1000mal hören werdet: was sind die konkreten Gründe für den Split?


"Meff hat eine kleine Tochter und sein Tattoo-Studio, zwei Dinge, die eine verdammte Menge an Zeit in Anspruch nehmen. Ich arbeite für Kingfisher Records, also fehlt auch mir die Zeit mich 100% auf RYKER´S zu konzentrieren. Diese Band ist uns allen aber einfach viel zu wichtig, um sie als Hobby oder als Nebenprojekt zu betreiben, somit haben wir uns gesagt, wenn wir die Sache nicht zu 100% durchziehen können, dann lieber mit einem Knall aufhören. Ich muss auch sagen, dass ich in den letzten Jahren verdammt viele Bands gesehen haben, von denen ich mir gewünscht hätte, sie hätten aufgehört und sich nicht selbst zum Kasper gemacht - nein ich werde keine Namen nennen, die dürften eh fast jedem klar sein. Ich werde allerdings den Teufel tun und behaupten, der 07.10. wird die letzte Show für immer und ewig sein, denn die Band basiert auf unserer Freundschaft untereinander, und wir werden uns nicht selbst limitieren. Wenn wir mal irgendwann Bock haben eine Show als RYKER´S zu spielen, dann werden wir das auch tun - und wenn nicht, haben wir einen, wie ich finde, würdigen Abschluss gefunden."

Was kommt nach den RYKER´S?

"Vielleicht machen wir was Neues, irgendwo zwischen Punk, Metal, HC, Hip-Hop und Fußball, ich hab´ keinen Plan, aber vielleicht machen wir auch erst mal gar nix. Ich kann es dir beim besten Willen noch nicht sagen. Erstmal ist wichtig, dass bis zum 07.10. unsere volle Energie auf RYKER´S liegt. Wir werden jetzt für ein paar Shows in die Staaten fliegen, am 30.09. ein Festival mit VISION, COLD AS LIFE und anderen spielen und dann die Show in Kassel - und danach sehen wir weiter."

Sag doch mal was zu Anfangstagen der RYKER´S und der damaligen Szene in Kassel/Immenhausen und wie es dort heute aussieht.

"Die Szene war frisch, sie hatte etwas Unverbrauchtes, es herrschte so eine Aufbruchstimmung. Jeder engagierte sich in irgendeiner Form und es war einfach ein gewisser Zusammenhalt da. Es war egal ob SXE, Punk, Metal, Skinhead oder was auch immer, es ging um Hardcore, um unsere Art Dinge zu sehen und durchzuziehen, das ganze Ding hatte eine individuelle Bedeutung für jeden. Heute geht es um Erfolg, Streitereien untereinander und darum "cooler" zu sein als der Andere. Kids kaufen sich Tourshirts von ´89 zu Schweinepreisen um vorzugeben Teil einer Sache zu sein, von der sie nicht den geringsten Schimmer haben. Natürlich ist auch hier der harte Kern immer noch am Start und zieht sein Ding durch, es gibt noch gute Shows und vielleicht erleben einige Kids immer noch das gleiche Gefühl wie wir es einst hatten. Ich sehe das allerdings nicht mehr ganz so euphorisch."

Ich denke, die RYKERS haben einiges geschafft in Sachen Hardcore in Europa, auf was also wirst du am 07.10.00 zurückblicken?

"Auf ´ne Menge Spaß, auf viele neue Freunde, die wir uns im Lauf der Zeit gemacht haben, auf Chaos und auf eine verdammt gute Zeit, die auf immer ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens sein wird."

Wie nehmen denn eigentlich die Fans den Split auf? Wurde euch zum Beispiel auch schon das Live-Album als ein letztes Mal Geldverdienen oder so vorgeworfen?

"Wer mit so ´nem Vorwurf kommt hat einen an der Waffel. Wenn es uns nur um die Kohle ginge, wäre das Ding nicht einmal ansatzweise so ausgefallen wie es jetzt in die Läden kommt. Außerdem würden wir unsere Abschiedshow bestimmt nicht als Benefiz-Show für ein Tierheim aufziehen, wo wir für 5 DM Eintritt spielen und die Kosten selber tragen, sondern da noch einmal versuchen richtig Kohle zu machen. Wer uns so´n Mist vorwirft kann uns mal am Arsch lecken!"

Wie siehst du allgemein die deutsche und die weltweite HC-Szene in ihren Entwicklung?

"Hardcore ist längst nicht mehr das absolute Underground-Ding, und das hat manche Vor- und viele Nachteile: die Szene ist zerstritten, was allerdings auch immer mehr Leute realisieren und somit dagegen vorgehen. Vielleicht wird es ja mal wieder..."

Zum Schluss: noch letzte Worte?

"Vielen Dank an alle, die uns immer unterstützt und an uns geglaubt haben. Ihr habt uns immer wieder Kraft gegeben und ich hoffe, ihr könnt unsere Entscheidung verstehen. Man sieht sich!"