JANCEE PORNICK CASINO

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Was kommt dabei raus, wenn man einen Surfgitarristen aus Oregon, einen Drummer aus St. Petersburg und einen kasachischen Bassbalalaikaspieler zusammen in einen Kölner Proberaum sperrt? Ganz einfach: Das JANCEE PORNICK CASINO! Das exotisch zusammengewürfelte Trio spielt nicht nur den derzeit absolut wildesten und frischesten Stilmix aus Rockabilly, Punkrock, Surf und Polka, sondern untermauert den eigenen Ausnahmestatus nicht zuletzt durch die mehr als furiosen Live-Auftritte. Nach vier Alben auf verschiedenen Labels erschien kürzlich das neue Album "Pravda" auf dem bandeigenen Label Gagarin Beat. Dazu und zu allem anderen Wissenswerten um die Band beantwortete Mister Jancee Warnick himself meine Fragen.


Jancee, wie seid ihr drei damals eigentlich in Deutschland gelandet und wie kam es dazu, dass ihr das JANCEE PORNICK CASINO gegründet habt?

Wir leben alle schon circa 12 bis 15 Jahre hier. Ich komme ursprünglich aus Oregon, obwohl sie mich hier in Köln den "kölschen Texaner" nennen. Ich hab damals in Portland ein deutsches Au-Pair-Mädchen kennen gelernt, die hat mich mit hierher geschleppt. Irgendwann traf ich dann einen Kasachen namens Rifa Pfeffer, der übrigens auch auf unserer Americano-Version singt, und durch ihn habe ich die ganze Russenszene kennen gelernt. Ich traf zuerst unseren Bassisten Vladimir, als er noch kein Wort Deutsch konnte und kurz danach Stas, unseren Drummer.

Bist du eigentlich der unumstrittene Bandleader, oder seid ihr eine demokratische Band?

Bei uns herrscht so eine Art Demokratie wie
in Russland, wo alle lange durcheinander reden und ich als Präsident Putin am Ende doch alles entscheide, haha.

Kürzlich kam euer neues Album "Pravda" raus, die wichtigste Frage dazu gleich zu Beginn: Ist der komische Typ mit der Perücke rechts auf dem Cover Hauke von den CELLOPHANE SUCKERS?

Ja, das ist Hauke. Im Krankenschwesternkostüm unserer damaligen AC/DC-Coverband THE SATANIC SISTERS.

Gut zu wissen. Und wie gefällt euch das musikalische Ergebnis, wie sind die Reaktionen von außerhalb bisher?

Meine Mutter fand es scheiße, aber wir sind ganz happy damit. Es geht immer noch besser, aber ich persönlich halte es mit Abstand für das Gelungenste. Und ich glaube, die meisten Fans sehen das ähnlich. Der Verkauf läuft für heutige Verhältnisse sehr cool. Wir hatten sogar ein bisschen Airplay auf Radio Bremen, Deutschlandfunk und so, das hat uns schon sehr gefreut. Die Presserezensionen waren auch zu 95 Prozent positiv, bis auf ein paar Metal-Fanzines.

Und mit "Schwarze Seele" ist ja sogar so etwas wie ein kleiner Kulthit auf dem Album ...

Ja, zu "Schwarze Seele" machen wir übrigens gerade noch ein Video. Ich denke mal, dass wir im Sommer damit fertig sind. Ihr dürft gespannt sein.

Warum habt ihr mit Gagarin Beat ein eigenes Label gegründet?

Wir hatten nach ein paar Schwierigkeiten mit unserem letzten Label große Lust, alles selbst zu machen. Das war eine gute Entscheidung, glaube ich. Seitdem spüren wir noch so einen kleinen Schub.

Wird es auch noch eine Vinylversion geben?

Auf jeden Fall. Sobald unsere Grafikerin aus dem Urlaub zurück ist und sie das Cover umgebastelt hat, lassen wir pressen.

Werden auf Gagarin Beat denn nur Sachen vom JANCEE PORNICK CASINO rauskommen, oder auch Kram von anderen Bands?

Auf lange Sicht nehmen wir bestimmt auch mal andere Bands, die uns sehr gefallen, mit in unseren "Katalog". Da ist im Augenblick aber nichts geplant, wir haben erst mal auch so mehr als genug zu tun.

Fast wichtiger als eure guten Platten sind für mich eure unglaublichen Live-Shows. Ihr spielt sehr viel live, lebt ihr denn mittlerweile von der Musik?

Also Vladimir und Stas arbeiten beide noch als Rechtsanwalt und ich bin Herzspezialist nebenbei. Nee, im Ernst, wir können ohne Nebenjobs mittlerweile ganz okay davon leben, aber wir spielen uns dafür auch ziemlich den Jopa - Russisch für Arsch - ab.

Bei euren Konzerten sieht man regelmäßig Rockabillys, Punkrocker, Garagenfreaks und Anhänger aller Stilrichtungen ausflippen. Welches Publikum bevorzugt ihr denn persönlich?

Auf jeden Fall ein Gemischtes, das ist am idealsten zu bearbeiten. Wenn es nur 60s-Snobs oder nur Rockabillys sind, ist es immer viel ruhiger. Aber beim Mischmasch gehen alle heftig ab, meistens auf jeden Fall.

Bei dem wilden Stilmix, den ihr spielt, frage ich mich, was ihr zu Hause so am liebsten hört?

Stas hört echt heftige Musik, je skurriler desto besser, Frank Zappa und so. Die CDs verstecke ich im Tourbus immer heimlich, haha. Vladimir hört alles, von klassischer Musik bis Reverend Horton Heat. Und ich bin da ein bisschen engstirniger, außer Rock'n'Roll, Rockabilly und Country gefällt mir nicht viel. Im Moment lege ich ganz gern die MOTÖRHEAD-Platten aus meiner Jugend auf. Dick Dale finde ich gut, Screamin' Jay Hawkins, Elvis, THE SONICS und all sowas.