DEAD MOON

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Der Mond ist untergegangen

Als ich mit Fred Cole und seiner Frau Toody am 22. November 2006 im Kölner Underground dieses Interview führte, schien in der DEAD MOON-Welt noch alles in Ordnung zu sein, und keine Antwort der Beiden - Drummer Andrew Loomis saß nur interessiert, aber schweigend dabei - erlaubte den Rückschluss, das Ende der legendären Band sei nahe. Köln war eines der letzten Konzerte einer langen Europatour, nach der die Coles ins heimische Portland, Oregon zurückkehrten, und irgendwann in diesen Tagen muss die Entscheidung gefallen sein, sich von seinen Fans dann zu verabschieden, wenn es am schönsten ist. "After 20 yrs, Dead Moon is retiring. It has been a journey we will always treasure and feel that a worldwide family has emerged in its place. Dead Moon became much bigger than the band itself, it became a DIY underground hopeful for a lot of people. The candle is still burning!" - dieses Statement fand sich plötzlich auf der Band-Website, und damit hat Fred wohl den Schlusspunkt gesetzt unter eine über 40 Jahre dauernde musikalische Karriere. Diese begann 1964 mit den LORDS, führte ihn über die WEEDS und LOLLIPOP SHOPPE, ZIPPER, KING BEE, THE RATS, WESTERN FRONT und THE RANGE RATS schließlich 1987 zu DEAD MOON. Die waren mit ihre Mischung aus Hard Rock, Punk, Garage und Psychedelic, ihrer minimalistischen Ästhetik zwischen Rocker, Hippie und Punk, ihrem konsequenten Bekenntnis zum Mono-Homerecording, zum Selbstveröffentlichen der Platten (via Tombstone Records) ein Musterbeispiel dafür, wie man sich als Musiker, als Band, konsequent selbst treu bleibt, gegen alle Trends anspielt und einen Scheiß auf Hypes gibt. Logisch, dass DEAD MOON bis zuletzt durch die Raster der Musikpresse fielen, und wenn man einer Band die Qualifikation "Legende" zu Recht verpasst, dann diesem Trio, das aus alter Tradition immer eine brennende Kerze in einer Whiskey-Flasche auf der Bühne stehen hatte. Und auch wenn die Band nun Geschichte ist, so empfehle ich doch dringend die sehr schöne DVD-Doku "Unknown Passage", die im Herbst 2006 veröffentlicht wurde.



Ich sehe, hier steht nur Cola auf dem Tisch - trinkt ihr nie Alkohol vor einer Show?

Toody:
Nein, das hängt ganz davon ab, wie wir uns fühlen. Am Ende einer so langen Tour - 60 Konzerte am Stück - sind wir aber immer vorsichtig, da muss man aufpassen, dass man sich nicht die Stimme ruiniert.



Und nicht nur die Stimme, schätze ich. Nachdem ich die DVD-Doku gesehen habe, muss ich sowieso fragen, wie man so lange durchhält.

Toody:
Wir haben beide eine recht kurze Aufmerksamkeitsspanne, interessieren uns für so viele verschiedene Dinge gleichzeitig, und das hilft. Fred war schon als Kind so, ich bin jetzt auch so, und ich weiß, dass unsere Art die Leute manchmal überfordert, aber das ist ja nicht unser Problem, haha. Manchmal sind wir einfach unglaublich müde, und dann hilft ein freier Tag wie der gestern doch sehr - den verbrachten wir in einem gemütlichen kleinen Gasthaus in Freiburg, und jetzt geht es uns wieder gut.

Fred: Sei froh, dass dieser Raum so groß ist, denn wäre das ein kleines Zimmerchen, würdest du schnell mitbekommen, dass wir seit drei Wochen keine Gelegenheit zum Wäschewaschen hatten ...

Toody: Oh ja, wir riechen ganz eindeutig nach "band on the road".



Ich finde es lustig, dass man oft Interviews mit jungen Bands liest, die sagen, froh darüber zu sein, endlich nicht mehr mit einem kleinen Bus auf Tour gehen zu müssen, die zwei oder drei Jahre davor seien echt hart gewesen. Ihr dagegen macht das seit über zwanzig Jahren ...

Toody:
Ach, dafür kann man ihnen nicht böse sein. Wir bestehen mittlerweile auf einem Hotelzimmer, etwas Privatsphäre muss da einfach sein, egal wenn das nur zwei Sterne hat, denn mehr als zwei Stunden verbringt man da sowieso nicht wach. Und wir verweigern uns einem Nightliner.



Das ist also euer Programm, um dem Burnout vorzubeugen?

Toody:
Ja, manche Leute trinken einfach zu viel, nehmen alles an Dope, was ihnen unterkommt. Mit 18 steckt man das alles natürlich noch weg, doch wenn du älter bist, fordert so ein Leben seinen Tribut und bringt dich das über kurz oder lang um. Und oft hat das auch was damit zu tun, dass die Leute merken, dass sie außer ihrer - vergangenen - Jugend, ihrem Ruhm und ein paar Bandkollegen als "Familie" nichts haben. Diesen Leuten fehlt der Boden unter den Füßen, und das ist das Problem. Und genau das ist bei uns anders, uns sind andere Dinge im Leben genauso wichtig wie die Band. Wir waren aber schon immer so.

Fred: Wir sind beide die Ältesten, unsere Geschwister sind alle jünger, und so waren wir es schon von Anfang an gewohnt, Verantwortung zu übernehmen. Wir sind beide Jahrgang 1948, wir haben beide eine Schwester namens Carlene, wir sind uns in vielen anderen Bereichen ebenfalls sehr ähnlich, und so klappt das eben alles recht gut. Toody ist Sternzeichen Steinbock, ich bin Jungfrau, auch das passt bestens.

Toody: Wir kommen gut miteinander klar, das ist das Wichtigste, und es ist für uns beide schön, die Musik als kreative Ausdrucksform zu haben. Ich bin auf der Bühne die gleiche Person wie privat, für mich ist das kein Unterschied, ich verstelle mich da nicht. Und ich verstehe auch nicht, wie andere Leute sich da so verstellen können.

Fred: Und ich versuche seit 30 Jahren ein Vorbild in Sachen modischen Auftretens zu sein, hahaha.



Eine andere große Musikerpersönlichkeit aus Portland ist Greg Sage. Wie ist eure Beziehung, habt ihr mal mit den WIPERS zusammen gespielt?

Toody:
Als wir noch unser Musikinstrumentengeschäft in der Innenstadt hatten, hat Greg immer bei uns eingekauft. Er war immer auf der Suche nach schönen SGs für Linkshänder. Wir kennen Greg seit Ewigkeiten, aber seit er nach Arizona gezogen ist, sehen wir ihn nur noch, wenn wir auf Tour mal da vorbeikommen. Wir haben oft mit den WIPERS gespielt, das originale Trio-Line-up war eine fantastische Band!



Was ist mit den beiden anderen Ur-Mitgliedern, sind die noch aktiv?

Toody:
Sam Henry, der ursprüngliche Drummer, ist immer noch in der Musikszene von Portland aktiv, und Dave Koupal, der ist ursprünglich aus dem Mittleren Westen und wohl auch wieder dorthin zurückgegangen. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was der heute macht.

Fred: Gregs letzter Drummer lebt immer noch in Portland, er hat einen kleinen Plattenladen und kauft immer Platten von uns.



Bei vielen Aufnahmen der DVD-Doku trägt jemand von euch ein Shirt der schwedischen Garage-Legende THE NOMADS. Zufall?

Toody:
Ja, das ist Zufall, und wir drei haben jeder eines, doch Andrew trägt seines oft auf der Bühne.

Fred: Wir kennen die Jungs sehr gut, sie waren eine der ersten Bands, mit denen wir zusammen gespielt haben, als wir damals anfingen in Europa zu touren. Und unser Tour-Managar Edwin, den man ja auch auf der DVD sieht, ist regelmäßig auch mit ihnen auf Tour.

Toody: Wann immer sich die Gelegenheit bietet, spielen wir zusammen, sie sind heute gute Freunde.



Habt ihr eigentlich Kontakt zu Billy Childish? Der ist ja wie ihr schon ewig musikalisch aktiv, schert sich ebenfalls einen Scheiß um High Fidelity und zieht sein Ding durch.

Toody:
Wir haben uns leider noch nie getroffen, aber was ich so mitbekomme, ist er wie wir ein echter D.I.Y.-Freak, musikalisch sehr aktiv, und scheinbar uns sehr ähnlich in seinem Denken und seiner Persönlichkeit. Aber wir haben gemeinsame Freunde, immerhin.

Fred: Vor einer ganzen Weile trafen wir mal die HEADCOATEES, und die versorgten uns mit einigen seiner Alben, so dass wir schon vertraut sind mit seinem Schaffen. Das ist bei Billy Childish wie mit THE BEVIS FROND beziehungsweise Nick Saloman: Irgendwie ist man sich von der Einstellung her recht ähnlich, aber persönlich getroffen hat man sich noch nie.

Toody: Ja, man sollte eigentlich denken, dass sich Musiker und Bands, die offensichtlich Geistesverwandte sind, auch untereinander gut kennen, aber das ist nicht so. Dazu sind wir wohl alle zu aktiv, zu viel unterwegs, nie zur gleichen Zeit am gleichen Ort. Und so bekommt man nicht mehr zu sehen als die Poster des anderen, um festzustellen, dass man sich wieder um ein paar Tage verpasst. Und so ist die einzige Chance, dass mal ein Veranstalter die Bands bewusst zusammen bucht, etwa auf ein Festival.



Vor bald vierzig Jahren habt ihr euch mit euren Kindern auf den Weg nach Alaska gemacht, um dort als Aussteiger ein neues Leben zu beginnen, seid aber nur bis ins kanadische Yukon gelangt und dann beinahe an den Widrigkeiten der Natur gescheitert - was mich verblüffend an T.C. Boyles Roman "Drop City" erinnert. Habt ihr dem mal eure Geschichte erzählt?

Toody:
Wir haben die jedem erzählt, der sie hören wollte, hahaha. Das war 1969/70, und wer weiß, vielleicht hat er die Story von irgendwem gehört. Fred hatte damals gerade seine Band aufgelöst, und unsere Generation war damals eben so drauf, dass wir "zurück zur Natur" wollten. Wir waren keine richtigen Hippies, eher so was wie Pioniere, wir suchten die Abgeschiedenheit, den Spirit, das Abenteuer. Freds Großmutter lebte in Alaska, Fred hatte sie besucht, ich kannte das gar nicht - weiter als Kanada, von wo meine Mutter stammt, war ich nie gekommen. So so zogen wir einfach los: Fred und ich, und der Drummer von THE LOLLIPOPPE SHOPPE mit seiner Frau - und die beiden kehrten schon bald wieder um. Fred, die Kinder und ich fuhren aber weiter, bis irgendwo in Kanada unser Auto nicht mehr wollte. Ein paar nette Leute nahmen uns auf, wir hörten, dass man dort Land erwerben kann, weil die Regierung die Gegend dort besiedeln wollte, und so trafen sich dort jede Menge verrückte Leute aus allen Teilen Nordamerikas und Europas. Und so kauften wir 100 Acre Land und fingen an, uns ein Haus zu bauen. Und bis es dann Ende August anfing zu schneien, lief auch alles ganz gut ...

Fred: Ja, an meinem Geburtstag, am 28. August, fing es an zu schneien. Ich wache morgens auf und sehe den Schnee - wir waren da noch richtige Camper, das Haus nicht fertig! Ich dachte, wir erfrieren jetzt alle.

Toody: Zum Glück wurde das Wetter wieder besser, es kam ein schöner Indian Summer, und wir bauten das Haus fertig, lebten darin, mit den Kindern, und es war wunderschön. Und dann eines Tages, kurz vor Weihnachten, waren wir auf dem Weg in die nächste Stadt, als Fred zu mir sagte, er habe eine Überraschung für mich.

Fred: Ich schlug ihr vor, über Weihnachten zu ihrer Familie nach Portland zu fahren. Wir hatten gar kein Gepäck mit uns und fuhren einfach durch. Aus ein paar Tagen wurden dann ein paar Wochen, und als wir dann zurück nach Kanada wollten, hielten sie uns an der Grenze fest und ließen uns nicht mehr ins Land. Wir hatten damals nämlich gesagt, wir seien nur auf der Durchreise nach Alaska, und indem wir einfach geblieben waren, hatten wir uns strafbar gemacht.

Toody: Das war noch während des Vietnamkrieges und die verdächtigten Fred, sich dem Wehrdienst entziehen zu wollen. Tja, und so verloren wir alles, was wir damals besaßen. Wobei, soviel war das ja auch gar nicht, haha. Es war jedenfalls ein großes Abenteuer und heute bin ich froh, dass wir so was erleben konnten.



Fred, wie hast du es denn geschafft, nicht eingezogen zu werden?

Fred:
Unsere älteste Tochter war schon geboren, als sie das erste Mal ankamen, und dann war das zweite Kind unterwegs und ich musste nicht los. Ich habe mich dem Wehrdienst also nicht direkt entzogen, ich bin nur drumherum gekommen.

Toody: Na ja, und eine ganze Weile warst du ja auch nicht einfach zu finden, hahaha.

Fred: Ja, wir sind damals ständig umgezogen, so dass mich die Post nicht erreichte - oder erst zu spät.

Toody: Es war damals aber auch normal, dass man nur zwei, drei, sechs Monate wo wohnte und dann wieder umzog.



In der Doku und jetzt auch macht ihr den Eindruck sehr ausgeglichener und fröhlicher Menschen, die alles erreicht haben, was sie erreichen wollten.

Toody:
Man hat natürlich immer Pläne und Ziele, die man erreichen will ...

Fred: Ja, den Computer zu beherrschen zum Beispiel ...

Toody: Haha, ja, aber was die wichtigen Dinge im Leben anbelangt, sind wir schon glücklich. Manche Leute treffen nie den richtigen Partner, schaffen es nie, mal eine Pause einzulegen, haben keine glückliche Kindheit, auf die sie zurückblicken können, erinnern sich immer nur an die schlechten Stunden, statt an die guten. Aber das ist uns alles nicht in den Schoß gefallen, wir haben hart gearbeitet.



Ihr macht aber auch einen kompromisslosen Eindruck, zieht euer Ding durch.

Toody:
Jeder macht Kompromisse, ständig.

Fred: Oh ja: Sie sagt "Bieg rechts ab", ich will links abbiegen und fahre dann doch rechts ...

Toody: Aber der Eindruck an sich ist schon richtig, große Kompromisse haben wir immer vermieden. Wir waren immer selbständig mit einem eigenen Geschäft, haben uns lieber selbst was aufgebaut, als für andere zu arbeiten. So wollten wir immer leben, und das haben wir geschafft. Ein Kompromiss bestand sicher darin, dass wir immer recht normal gelebt haben, den Kindern zuliebe, während die aufwuchsen. Als die dann alt genug waren, fing ich auch an Musik zu machen. Aber das war eigentlich kein wirklicher Kompromiss, sondern man hat an verschiedenen Stellen im Leben andere Prioritäten.



Ihr stammt beide aus einer Generation noch lange vor Punk, wie man ihn seit 1976 kennt ...

Toody:
Ach, der war schon immer da, es gab immer Kids, die im Underground Musik gemacht haben, ganz egal, wie man das nun nannte. Ich kann mir bis heute die ganzen Sixties-Radiosender nicht anhören, denn die spielen den ganzen Scheiß, den ich schon mit 17 gehasst habe. Gott, wie ich diesen Crap hasse! Die richtig coolen Sachen von damals spielen die gar nicht.



Diese Ideale, die dann später aus der Punk- und Hardcore-Szene hervorgingen, das D.I.Y.-Prinzip, der Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben, all das verkörpert ihr.

Toody:
Ja, aber solche Werte kommen und gehen, das ist ein ständiger Kreislauf. Heute sind alle heiß auf Computer und materielle Werte und schickes elektronisches Spielzeug, aber auch diese Generation wird älter, wird sich ändern, und spätestens ihre Kinder werden dann wieder so drauf sein wie wir damals in den Sechzigern, werden Körbe flechten, Perlen an selbst gemachte Kleider nähen und nichts mit moderner Technologie zu tun haben wollen. Bei uns war das ein Backlash auf die Fünfziger, und ich kann dir gar nicht sagen, wie stark mich die Gegenwart an die Fünfziger erinnert. Aber so ist es eben, das Pendel schwingt hin und her, von einem Exzess zum anderen, doch wenn es in der Mitte ist, ist es immer am langweiligsten.



Was hat euch zu den Menschen gemacht, die ihr seid? Hattet ihr besonders freigeistige, liberale Eltern

Toody:
Die Zeit, in der du aufwächst, die gesellschaftlichen Umstände, deine Freunde, deine Eltern, alles, was du berührst, siehst, fühlst beeinflusst dich. Meine Eltern machten die Weltwirtschaftskrise durch, für die war Sicherheit das Wichtigste im Leben, dass jeden Tag ein warmes Essen gesichert war. Und ich kann das verstehen, sie machten erst diese Wirtschaftskrise durch, und dann kam der Zweite Weltkrieg. Fred und ich wuchsen dann in eine sich immer stärker herausbildende Mittelklasse hinein. Wir hatten nicht viel Geld, waren aber auch nicht arm, mussten aber beide immer für unser Geld arbeiten, bekamen nichts geschenkt, und das hat unsere Arbeitseinstellung schon geprägt. Wenn wir etwas wollten, mussten wir dafür arbeiten, und meiner Meinung nach geht nichts über das Gefühl, den Stolz, selbst etwas erreicht zu haben: Ich habe mir das erarbeitet, ich habe das erreicht! Das eher einfache Leben war für unsere Generation erstrebenswert, für ein paar aber auch nicht, und das war dann der Nährboden für die Yuppies.



Fiel es euren Eltern schwer, eure Art zu leben zu verstehen?

Toody:
Natürlich! Ich sollte aufs College gehen, Lehrerin werden und dann einen Arzt oder Anwalt heiraten, das war so ihr Traum. Und Fred sollte Anwalt werden. Na ja, wir haben zusammengefunden, aber sind nicht das geworden, was unsere Eltern sich vorgestellt hatten. Aber alles in allem ist ja doch alles gut geworden.

Fred: Eltern wollen letztlich ja nur, dass ihre Kinder glücklich sind, wie auch immer. Solange sie niemanden verletzten oder der Gesellschaft schaden, ist eigentlich alles in Ordnung.



Und wie ist das mit euren Kindern?

Toody:
Die sind natürlich das genaue Gegenteil von uns, die haben mit Musikmachen nichts am Hut. Die waren von klein auf ständig der Musik ausgesetzt, für die war das nie etwas Besonderes, vielleicht ja deshalb. Die haben alle eine normale berufliche Karriere eingeschlagen.

Fred: Shane, unser jüngster Sohn, der auch im Film auftaucht, ist so was wie das "Schwarze Schaf" der Familie. Der arbeitet derzeit für das Finanzamt und wird in ein paar Monaten zum FBI wechseln. Er ging aufs College, zahlte für alles selbst, hat alles total straight durchgezogen. Das Coolste aber ist: Als FBI-Agent darf er seine eigenen Eltern nicht verhaften und nicht gegen sie ermitteln, hahaha.

Toody: Ich freue mich jedenfalls auf unsere Enkel, denn der Regel entsprechend müssten die dann wieder ganz nach uns kommen, hehehe. Ich halte jedenfalls nichts davon, von seinen Kindern zu erwarten, dass sie in die eigenen Fußstapfen treten. So was empfände ich als belastend.

Vor ein paar Monaten erschien via SubPop eine Art Best-Of-Doppel-CD. Wie kam es dazu?

Toody: Wir hatten vor Jahren mal eine Single bei denen gemacht ...

Fred: ... und im Soundtrack zum Film "Hype", der auf SubPop erschien, waren wir auch. Aber an sich wollten wir lieber alles selbst machen, und so erscheinen die Platten auf unserem eigenen Label Tombstone. Seit ein paar Jahren aber fragten uns ein paar Leute von SubPop immer wieder, ob sie nicht eine Anthology von uns veröffentlichen könnten.

Fred: Sie hatten ja vor Jahren mal so was von Billy Childish gemacht, und jetzt suchten sie eine Band aus der Region. Und so sagte ich irgendwann zu.

Toody: Und das war eine goldrichtige Entscheidung, denn es zwang Fred, sich durch die ganzen alten Aufnahmen zu arbeiten. Dabei stellte er fest, dass die Bänder anfingen sich zu zersetzen. Wir kamen quasi in letzter Sekunde, konnten aber noch alles auf DAT-Bänder überspielen.

Fred: Die Bänder hätten da noch 20 Jahre liegen können, aber dann wäre es zu spät gewesen. Ich hatte ja keinen Grund sie abzuspielen. Ich legte sie ein, und dann flogen mir die Plastikfetzen um die Ohren, was für ein Scheiß! Immerhin, sie waren noch abspielbar, und so konnte ich die Aufnahmen für die Nachwelt retten. Es stellte sich dann heraus, dass Magnetbänder irgendwie austrocknen können, und dann lösen sie sich auf.

Toody: SubPop haben auf jeden Fall einen guten Job gemacht, gerade beim Mastering. Sie haben die verschiedenen Aufnahmelevels angeglichen, aus den miesen Abmischungen noch was herausgeholt ...

Fred: ... schlechte Abmischung?! Ich habe das abgemischt!

Toody: Ja, aber mit deinem schon damals geschädigten Gehör ...

Fred, Toody, vielen Dank für das Interview.