K-MOB

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Nachspielen ist etwas für Coverbands

Konzerte mit den MOON INVADERS, BABY LOVE & THE VAN DANGOS, den HOTKNIVES oder Doreen Shaffer sprechen eigentlich für sich, aber wie es Naima (Gesang), Moritz (Gesang und Tenorsaxophon), Kevin (Gesang und Altsaxophon), Bastian (Posaune) Florian (Orgel), Jan (Gitarre), Frank (Bass), Fritjof (Schlagzeug) und noch ein Frank (Percussion) schaffen, Ska mit Soul, Rocksteady und Reggae zu kombinieren, ist schon bemerkenswert. Die neunköpfige Hamburger Ska-Band K-MOB gründete sich 2003 als Nochfolgeband des KURORCHESTERS. Nach dem Debütalbum "Cushdy" aus dem Jahr 2005 und unzähligen Konzerten folgte 2008 mit dem Album "Show De Hipnosis" nwww.k-mob.neticht nur eine musikalische Weiterentwicklung, sondern endlich auch ein Treffen mit Jan vom K-MOB, der bereitwillig Auskunft gab und ein wenig aus dem Nähkästchen plauderte.


Wie lange macht ihr eigentlich schon Musik?

Die ganze Band war eigentlich mal eine Schülerband. Kennst du das KURORCHESTER? Das war so ein Hamburger Freundeskreis, alle konnten irgendein Instrument spielen. Wir haben bestimmt 150 Konzerte in acht Jahren KURORCHESTER gespielt. 2003 starteten dann K-MOB, und ein bisschen was haben wir für die neue Band übernommen, zum Beispiel die Musik zum Stück "Horrorkabinett" ...

... das ist ein schönes 2Tone-Stück, mit einem Gastsänger.

Carsten von SUPERPUNK hatte bei unserer letzten Release-Party als DJ aufgelegt und diesmal haben wir ihn gefragt, ob er singen will. Der Text ist allerdings von uns, wobei es eigentlich so gedacht war, dass er den Text schreibt, denn er kann super Texte schreiben. Aber da SUPERPUNK gerade selber eine Platte herausgebracht haben, hatte er zu viel zu tun und hat es nicht hingekriegt. In Wirklichkeit war das Stück beim KURORCHESTER ein richtiges Ska-Traditional, ein ganz erdiges SKATALITES-mäßiges Stück. Jetzt ist das Stück tendenziell bei DEAD 60s oder 2Tone angelehnt. Wir haben uns gesagt, wir wollen noch eine Klangfarbe mit auf die Platte nehmen, die so noch nicht drauf ist. Vor allem auch, weil wir es jahrelang nicht gespielt haben.

Gibt es auf dem neuen Album Stücke, die deiner Meinung nach herausstechen?

Die neue Platte ist eigentlich wie unsere ersten Platte. Es gibt einen bestimmten Anteil an Reggae, Soul, an Cover-Versionen, es gibt auch wieder einen Gastsänger, es gibt Ska-Nummern, es gibt Instrumentals - das ist sozusagen der gleiche Mix.

Ich finde sie besser als die erste, obwohl auf der ersten ein, zwei Ohrwürmer drauf sind, die hier fehlen. Insgesamt sind die Stücke aber besser, oder sollte ich lieber sagen: ausgefeilter?

Ich hoffe, das liegt daran, dass sie einfach auch viel runder und besser gespielt sind. Die Aufnahmen liefen viel besser, wir wussten, worauf es ankommt, wo ist etwas schief, wo groovet es nicht. Mit den Hits, das ist schon schwierig, die kann man nicht aus dem Ärmel schütteln. Wir geben uns sehr viel Mühe mit dem Songwriting, aber da kommt nicht immer ein Ohrwurm raus.

Traditioneller Ska fehlt allerdings auf beiden Platten.

Ja, das ist so eine Sache ... Wir werden uns nicht einen Stil vorknöpfen, ob jetzt Traditional, Early Reggae oder was auch immer, und den nachspielen. Nachspielen ist etwas für Coverbands oder Retrofanatiker, das werden wir nie tun. Klar, wir spielen zum Eingrooven auch mal Alton Ellis, TOOTS & THE MAYTALS oder die SKATALITES, aber wir machen immer unser eigenes Ding daraus.

Am 25. Mai jährte sich zum zweiten Mal der Todestag von Desmond Dekker, von dem werdet ihr auf eurer Release-Party dann wohl auch nichts spielen, oder?

Wir können nichts von ihm spielen ... Man erzählt sich immer eine Geschichte von Desmond Dekker auf dem Rathausmarkt. Beim Konzert war dieses typische Rathausmarktpublikum da, es herrschte also eher Volksfeststimmung, aber auch ein paar Skinheads und die hat er dann eben so gegrüßt. Es gab Leute, die hatten mit seinem extrovertierten Auftreten Probleme, aber ehrlich gesagt entschuldigt die Stimme vieles, das ist bei Desmond Dekker so und bei Amy Winehouse auch, haha. Ich bin ein Freund von großen Stimmen, das fehlt heutzutage. Es gibt wenige Ska- oder Reggae-Bands mit einem herausragenden Sänger. Den Roots und Dancehall-Bereich klammere ich da aus, da kenne ich zu wenige Bands. Dr. Ring Ding gehört vielleicht noch dazu, der ist ein sehr guter Sänger.

Seine neuen Sachen gehen mir zu sehr in die Dancehall-Richtung

Also, Dr. Ring Ding, der ist einfach so breit gefächert und ein so großartiger Vollblutmusiker, dass es einfach zu kurz greift, wenn man heutzutage sagt, der macht Dancehall, das gefällt mir jetzt nicht mehr. Er ist ein guter Musiker und von solchen Leuten gibt es einfach zu wenig in Deutschland.

Eine Zeit lang hatte ich das Gefühl, dass ihn jede Ska-Band als Gastsänger hat, das wirkte schon fast inflationär.

Na ja, wir hatten ihn auch. Er ist einfach ein lockerer Typ, der einfach vorbeigekommen ist und sich etwas ausgedacht und mitgearbeitet hat, und das war echt klasse. Er ist auch ein Kumpel und deshalb hat das auch geklappt. Der macht halt bei vielen Stücken und vielen Leuten mit, weil er einfach Bestandteil der Szene ist, und zwar ein so wichtiger, dass er auch immer gefragt wird.

Auf eurem neuen Album gibt es einen Bonustrack, "Das Herz von St. Pauli". Wie kam es dazu, dass hier die Fußball-Damenmannschaft des FC St. Pauli zu hören ist?

Das spielen wir schon relativ lange als Instrumentalstück, und unser Schlagzeuger kennt eine aus dem Team. Wir hatten irgendwann tatsächlich einmal die Idee, das Team zu fragen. Die haben dann Ja gesagt, wahrscheinlich ohne genau zu wissen, worauf sie sich da einlassen. Wir sind dann mit dem Kassettenrecorder ins Clubheim des FC St. Pauli gegangen, das ja inzwischen abgerissen wurde, in die Damenumkleide, und haben die dort aufgenommen. Das war super. Ich mag das Stück sehr, so wie es jetzt ist. Klar gibt es Leute, die stehen nicht so auf Fußball, und es gibt welche, die finden, dass der Chor nicht so astrein klingt wie der Tölzer Knabenchor, aber ich meine, so ein Stück gibt es sonst nirgendwo auf der Welt.