LANGHORNE SLIM

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Irische Kneipenromantik & Seemannsliedercharme

Normalerweise passiert es mir eher nicht, dass ich ein Album in den Händen halte, es auflege und anschließend wieder und wieder höre, bis zum Umfallen, bis ich alle Lieder komplett mitsingen kann. Langhorne Slim hat dies zweimal geschafft, sowohl mit seiner ersten Platte "When The Sun's Gone Down" als auch mit seinem neuesten, zweiten und schlicht "Langhorne Slim" benannten Album.


Geboren 1980 in Langhorne, Pennsylvania, ging Slim mit 18 nach New York. "Ich war in New York und ich suchte nach Action. Läden, in denen Open Microphone Nights stattfanden, keine unnötige Prahlereien. Es gab dort eine ganze Menge Musiker, die in den dunklen Ecken von verrauchten Bars ihre Songs spielten und sich miteinander austauschten. Dort habe ich Freunde gefunden, mit denen zusammen ich Musik gemacht habe, und so reifte langsam die Idee, eine eigene Band zu gründen und auf Tour zu gehen." Den Background für seine musikalische Vielseitigkeit fand er aber schon in Pennsylvania. "Ich bin in einer Familie groß geworden, in der Musik immer eine große Rolle gespielt hat, habe daher immer schon viele verschiedene Stile gehört, mich also nie auf eine Sache festgelegt. Wenn ich Musik schreibe, dann muss sie eine Bedeutung haben und sich sowohl für mein Ohr als auch mein Herz gut anhören."

Wenn man bei seiner Musik lediglich akustische Instrumente verwendet, ist sehr schnell von Folk die Rede, oder von dessen neuester Trendabwandlung, dem Anti-Folk. Zusammen mit Eric Andersen hatten Langhorne und seine Band, THE WAR EAGLES, auch einen Auftritt beim Greenwich Village Concert, wo die Künstler nach diesen Maßstäben zusammengestellt waren, Folk und Anti-Folk. Langhorne selbst kann mit dieser Schublade wenig anfangen. "Ich mag das nicht wirklich. Eigentlich gibt es nur zwei Arten von Musik: gute und schlechte. Mit dem, was ich mache, möchte ich zu der Sorte von Songschreibern gehören, die gute Musik machen."

War das erste Album noch sehr stark von Bluegrass geprägt, mit einem energischen Banjo, so ist das neue Album sehr auf die reinen Wurzeln reduziert. Von einigen wenigen Akkordeon- und Posauneneinlagen abgesehen, nur Akustikgitarre, Standbass und ein minimalistisches Schlagzeug, mit dem Besen sowohl gestreichelt als auch verprügelt. "Wir waren lange Zeit als Trio auf Tour, außerdem haben wir mittlerweile mehr Vertrauen in das, was wir da machen. Es ist manchmal der richtige Weg, sich auf die wesentlichen Sachen zu beschränken, dadurch gewinnt man an Intensität."

Die längere Tour resultierte auch aus der Tatsache, dass wie so oft diverse Labelwechsel anstanden. Das erste Album war noch auf auf dem damaligen New Yorker Independentlabel Narnack erschienen. "Ich habe Narnack seinerzeit verlassen, weil unser Deal abgeschlossen war und an der Zeit, den nächsten Schritt zu machen, sich fortzubewegen. Wir haben dann bei V2 unterschrieben - ein von Virgin-Gründer Richard Branson gegründetes Majorlabel, nachdem er Virgin verkauft hatte - und eine erste Promo-EP aufgenommen und herausgebracht. Als V2 schließlich wegen einer Restrukturierung den Bach runter ging, hingen wir, wie wahrscheinlich viele andere gesignte Künstler auch, in der Schwebe. Also haben wir zunächst weiter getourt und neue Songs geschrieben. Rückblickend bin ich jetzt eigentlich froh, dass die Dinge sich so entwickelt haben, weil ich mich bei meinem neuen Label Kemado wirklich wohl fühle." Wo er anscheinend gut betreut wird, denn langsam, aber sicher steigt die Popularität.

Wenngleich er immer noch in kleinen verrauchten Clubs spielt, traten er und seine Band im vergangenen Jahr auch beim alles andere als kleinen Bonnaroo-Festival auf. "Das war großartig. Am liebsten würde ich jeden Abend vor so einem großen Publikum spielen. Auch unser Auftritt bei der Late Night Show von David Letterman war eine tolle Gelegenheit, die wir gerne angenommen haben. Ich sehe bei so etwas eher die positiven Aspekte, die solche Auftritte mit sich bringen, daher macht es einen Riesenspaß."

Langhorne besticht allerdings nicht nur durch seine Songs, vor allem die Texte sind es wert, sich näher damit zu befassen. Kleine Geschichten eher, die sich oftmals um Frauen drehen, "Sweet Olive Tree" von der vorangegangenen EP und "Colette" vom neuen Album stechen da heraus. Songs, die nicht die Spur von Kitsch oder schwülstiger Romantik in sich tragen. Liebeslieder. "Ja, ich würde sie definitiv Liebeslieder nennen, ich denke sogar, die meisten, wenn nicht alle Songs sind Liebeslieder. Bei ‚Colette‘ mag ich besonders, wie der Song aus sich herausgeht. Er war noch unvollständig, als wir schon im Studio waren, also haben wir in dort fertiggestellt. Ich war zunächst beunruhigt, wohin dieser Song gehen würde. Es stellte sich allerdings heraus, dass er schließlich sogar einer der besseren Songs auf dem Album geworden ist."