DETECTORS

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Neumünster Streetpunk

Jung, frisch und unbekümmert. Was schert uns das Morgen, was scheren uns die anderen. Wir machen jetzt mal das, was wir gut finden. Und das ist nun einmal direkter Streetpunk voll auf die Zwölf. So legten THE DETECTORS vor einigen Jahren in der norddeutschen Provinz los und schafften es binnen kurzer Zeit, auf sich aufmerksam zu machen. Auch in Hamburg horchte man auf und es waren einmal mehr die umtriebigen Herrschaften von True Rebel Records, die sich des munteren Trios annahmen, um ihr Debütalbum zu veröffentlichen. Nun erblickte "Twentyone Days" das Licht der Welt und heimste landesweit positive Kritiken bei Fans und Presse ein. Grund genug, den Jungs mal auf den Zahn zu fühlen ...



Was gibt es zur Geschichte der Band zu sagen?

Smish: Die DETECTORS haben sich 2003 unter folgender Besetzung gegründet: Sascha, Gitarre und Vocals, Andre, Bass, und Matty, Drums. Wir haben in dieser Besetzung schon einige Jahre zuvor zusammen Musik gemacht. Zu der Zeit war die ganze Geschichte aber mehr noch so ein Skatepunk-Ding. 2003 haben wir dann aber gemerkt, dass wir uns musikalisch etwas umorientiert hatten und uns die Musik von VOICE OF A GENERATION, BOMBSHELL ROCKS und den U.S. BOMBS sehr inspiriert hatte. Wir wollten auch so einen Sound spielen und haben uns entschlossen, eine Streetpunk-Band zu gründen. 2006 kam es dann zur Trennung, doch Matty und ich wollten die Band nicht aufgeben und sei es doch nur, um zumindest noch die letzten feststehenden Gigs zu spielen. Ich hatte zu dem Zeitpunkt Kay gerade kennen gelernt und wusste, dass er sehr interessiert am Bassspielen war. Er kam also wie gerufen. Ich hab ihn gefragt, ob er nicht mal bei uns aushelfen könnte, und er stimmte sofort zu. Wir haben uns auf Anhieb verstanden und uns entschlossen, ihn ganz zu behalten und seitdem sind wir in dieser Besetzung unterwegs.



Nun ist auf True Rebel Records euer erstes Album erschienen. Wie kam der Kontakt zustande?

Smish: Der Kontakt entstand durch einen alten Freund der Band, der damals nach Hamburg gezogen ist. Ehrlich gesagt, hatte ich am Anfang gar nicht das Gefühl, dass Alex von True Rebel Records überhaupt wirklich Lust drauf hatte, etwas mit uns zu machen. Ich glaube, dass Timo, der Trommler von SMALL TOWN RIOT, ihn schon mehr überreden, oder besser gesagt, dazu nötigen musste, etwas mit uns zu machen, hahaha. Danke, Timo! Bis dahin hatten wir ein D.I.Y.-Demo in 77er Auflage rausgebracht und zwei Songs zu dem "Kinder spielen Tod"-Sampler von Zeitstrafe beigesteuert. Als es dann zu True Rebel ging, war unsere erste Veröffentlichung dort wieder ein Sampler-Beitrag für die "Let The Bombs Fall"-Compilation. Unmittelbar vor dem Album haben wir denn noch so eine Art Appetizer in Form einer 7", die auf 500 Stück limitiert ist, rausgebracht. "No Freedom, No Liberty" heißt das gute Stück und es sind neben zwei vom Album auch zwei unveröffentlichte Stücke drauf. Na ja, und dann kam im Mai ja endlich unser Album "Twentyone Days".



Noch bevor ihr überhaupt ein Album veröffentlicht hattet, ging es für euch nach Schweden. Das ist ja nicht ganz gewöhnlich für eine deutsche Band.

Smish: Wir hatten das Glück, Christer Davidsson, den alten Bassisten von DOWN AND AWAY, kennen zu lernen. Der hatte zu dem Zeitpunkt angefangen, ein Internet-Fanzine namens Mutinyzine (mutinyzine.com) auf die Beine zu stellen, und uns gefragt, ob wir nicht ein Interview geben möchten. Wir haben sofort ja gesagt. Wir haben uns immer mehr angefreundet und so hat sich eines Tages herausgestellt, dass er auch Artworks macht. Wir hatten einige seiner Arbeiten gesehen und waren total begeistert und somit wollten wir, dass er auch das Artwork unseres Albums macht, und ich finde, das Endprodukt ist echt super geworden. Über Christer haben wir dann letztendlich auch die Band SUBWASTE kennen gelernt, die uns dann kurzerhand nach Schweden eingeladen hat, um dort zwei Shows mit denen zu spielen. Wir sind sehr gute Freunde geworden und deshalb stand für uns fest, dass wir unbedingt SUBWASTE mit auf unsere Tour nehmen wollen. Saugeile Band und super liebe Menschen und für mich persönlich das nächste große Ding aus Schweden in Sachen Streetpunk - seit dem Aus von VOICE OF A GENERATION und BOMBSHELL ROCKS ohne Sänger.



Bleiben wir bei Schweden. Eure musikalischen Vorlieben finden sich auch hier wieder, oder?

Kay: Ja genau! Aus Schweden kommen ja eigentlich die meisten wirklich guten Streetpunk-Bands. Zu nennen wären da natürlich BOMBSHELL ROCKS, DOWN AND AWAY und VOICE OF A GENERATION. Aber es ist ja nicht nur der Streetpunk, der in Schweden gut ist. Mir fallen da zum Beispiel RAISED FIST ein. Unsere Einflüsse sind also nicht nur auf ein Genre beschränkt. Verdammt guten skandinavischen Hardcore machen auch DEATH IS NOT GLAMOROUS, wie ich finde. Die kommen ja auch fast aus Schweden. Na ja, Norwegen ... Wir hören natürlich aber auch eine Menge amerikanischer Bands. Wobei sich unser Geschmack da etwas spaltet. Während ich eher auf diesen ganzen Folk-basierten Punkrock wie GASLIGHT ANTHEM oder AGAINST ME! stehe, verzichtet Smish eigentlich ganz auf solche Musik und lässt lieber die guten alten RANCID auf dem Plattenspieler. Matty steht eher auf so Oldschoolkram - NEW BOMB TURKS oder FUCKED UP sind seine Heroes.

Es ist aber nicht nur Schweden, was euch anzieht. Es stehen Konzerte in der Ukraine und Russland an. Wie wichtig ist euch das Ausland, wie wichtig Deutschland?

Kay: Wir haben noch nicht so wahnsinnig viel im Ausland gespielt, aber wir würden das gerne ausweiten. Ich finde es einfach wahnsinnig spannend, Impressionen der Punkrock-Szenen in anderen Ländern zu bekommen. Besonders freue ich mich da auf die Ukraine. Wir wollten im August eigentlich auch nach Russland und Weißrussland, was aber mit einem gemieteten Bus schwierig gewesen wäre. Nun verschieben wir diese Tour auf unbestimmte Zeit. Russland hätte besonders ich gerne gemacht, da ich durch TACKLEBERRY, die Band meines Bruders, schon viel über ihre Tour in Russland gehört habe. Darüber habt ihr ja auch schon mal geschrieben und das klang sehr spannend. Ich hoffe aber, dass die Ukraine ein ähnlich besonderes Erlebnis für uns wird. Ich habe mich schon ausgiebig mit dem Booker in der Ukraine unterhalten. Die Shows werden alle so sehr D.I.Y. sein, dass wir nicht mal die Clubs auf die MySpace-Seite schreiben dürfen. Das wird wohl in irgendwelchen Kellern stattfinden. Ich freue mich tierisch darauf.



Und wenn ihr nicht in fernen Ländern unterwegs seid, seid ihr zu Hause in Neumünster. Wie lebt es sich denn dort als Punkrocker?

Kay: Ja, Neumünster ist eine Perle. Hier gibt es so "schöne" Sachen wie den Club 88, eine der bekanntesten Nazikneipen Norddeutschlands. Gegen den gibt es zum Glück aber auch immer mal wieder sehr gute Aktionen von der Antifa Neumünster. Für den Neumünsteraner Punkrocker gibt es aber auch was ganz Feines, und zwar das AJZ. Dieses ist ein sehr cooler alternativer Schuppen, in dem wir schon wahnsinnig gute Konzerte gesehen, gehört und auch gegeben haben. Der Laden hat echt schon zahlreiche Male gebrannt! PROPAGHANDI, BOY SETS FIRE, IGNITE und all solche Götter der Musikgeschichte haben da schon gerockt. Wir hatten hier unter anderem schon ein großartiges Konzert mit den freundlichen TIME AGAIN und eine wahnsinnig geile Releaseparty.



Du sprachst den Club 88 an. Wie muss man sich das als Außenstehender vorstellen? Fallen da regelmäßige die rechten Horden aus ganz Norddeutschland in Neumünster ein und bestimmen das Stadtbild?

Kay: Am spürbarsten ist das Naziproblem in Neumünster eigentlich gar nicht im Club 88, sondern beim relativ neuen Ableger, die Titanic. Diese Kneipe ist ungefähr 30 Meter vom AJZ entfernt und bei Konzerten gibt es relativ oft Schlägereien, leider häufiger als Wortgefechte. Man muss aber erwähnen, dass es in Neumünster eine relativ große linke Szene gibt, so dass nicht nur die Neonazis das Stadtbild bestimmen.



Ist es denn für euch als Band eher ein Problem, aus der Provinz und nicht einer Metropole zu kommen? Oder relativiert sich das durch Internet, da man so ja auch ohne Mühe mit der Welt in Kontakt stehen kann?

Kay: Das ist wirklich überhaupt kein Problem. Erstens durch MySpace, zweitens durch unser Label in Hamburg. MySpace erleichtert alles total. Das Booking ist viel einfacher. Klar läuft immer noch einiges über E-Mail oder Telefon, aber es ist viel einfacher, über MySpace Leute zu finden, die dir irgendwie behilflich sein könnten. Durch True Rebel Records sind wir zudem ständig in Hamburg, so dass man eigentlich schon gar nicht mehr sagen kann, dass die DETECTORS nur aus Neumünster kommen. Man kann mit Recht behaupten, dass das Internet immer mehr zum wichtigsten Instrument für uns als relativ unbekannte Band wird. Natürlich bleiben die Konzerte und die Leute, die man auf diesen trifft, weiterhin der Grund, warum wir soviel Spaß an der Band haben, aber die meisten dieser Konzerte werden uns halt über das Internet vermittelt. Allein schon der Kontakt zu den ukrainischen und russischen Bookern wäre ohne MySpace eher schwierig gewesen. Und wir haben über das Internet ja Freunde wie SUBWASTE gefunden. Sie stellen für uns zudem eine ziemlich gute Verbindung zur schwedischen Punkrock-Szene dar. Ich denke deshalb, dass eine unbekanntere tourende Band heutzutage ohne MySpace nur noch sehr schwer existieren kann.



Wie geht es weiter? Was darf man in naher Zukunft von den DETECTORS erwarten?

Kay: Erst mal werden wir eine ganze Menge touren. In August steht eine relativ lange Tour durch Deutschland, Belgien, Polen und die Ukraine an und wir haben da auch schon das eine oder andere Angebot für weitere Auslandstourneen. Außerdem sind wir gerade dabei, kräftig an neuen Songs zu werkeln. Wir hoffen, dass wir bald wieder ins Studio können. Was dabei herauskommen wird, wissen wir noch nicht genau. Wir haben einige Kandidaten für eine Splitplatte. Und wenn daraus doch nichts werden sollte, fangen wir wohl auch bald schon wieder mit dem nächsten Album an.

Abel Gebhardt