UNION TOWN

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The name of the game

Sie covern gerne RITES OF SPRING und haben damit mein Herz sehr schnell erobert. Die neue Platte der Holländer passt irgendwo zwischen DAG NASTY, HÜSKER DÜ in den Schrank. Aber zumindest offenbart Bassistin Miriam in diesem Interview auch ihren Hang zu seichter Popmusik und rosa Spandex ...

Miriam, fangen wir mit den Basics an - wer seid ihr und warum braucht die Welt UNION TOWN?

UNION TOWN sind: Hein am Mikro, Johan spielt Gitarre, Dorus ist an den Drums und ich spiele Bass. Es gibt uns mehr oder weniger seit zwei Jahren. Ich bin mir nicht sicher, ob die Welt uns braucht. Es wäre doch sehr vermessen, das von seiner eigenen Band zu denken. Aus meiner Sicht machen wir Musik, weil wir es einfach für uns selbst machen müssen und nicht für andere.

Es gibt ein Lied von CHAMBERLAIN, das "Union town" heißt - habt ihr etwas mit der Band gemeinsam?

Wir haben nichts mit CHAMBERLAIN gemeinsam. Wir haben uns so genannt, weil wir den Namen mochten und nicht, weil es diesen Song gab.

Eure Platte ist jetzt draußen, wer hat das Artwork gemacht?

Das hat eine sehr talentierte niederländische Künstlerin gemacht: Mara Piccione, die gleichzeitig auch eine Freundin von Johan ist. Mara macht ziemlich viele Artworks für das "Vera", einen Club in Groningen. Dort haben wir auch mal gespielt, und das Poster für diese Show hat Mara gemacht. Wir fanden es super und haben sie gefragt, ob sie das Artwork für uns machen will. Ich finde, es wirkt anders im Vergleich mit 99 Prozent der Plattencover, die heute so veröffentlicht werden. Ich liebe all die unterschiedlichen Farben ...

Wer sind eure größten Fans?

Schwere Frage. Wir haben die unterschiedlichsten Fans. Es läuft immer gut in Deutschland. Gerade waren wir in Großbritannien, auch dort lief es auch gut. Obwohl, es gibt auch ein paar, die uns nicht mögen ... Aber sogar meine Eltern sind Fans!

Als ich das letzte Mal mit jemanden aus Holland gesprochen habe, haben wir über Politik geredet. Sollte HC politisch sein?

Ich weiß gar nicht, ob HC politisch sein sollte. Ich dachte immer, dass er meistens politisch sei, so habe ich es zumindest am Anfang wahrgenommen, das war 1995 bis 1998. Ich erinnere mich an mehr Gespräche, auch von der Bühne. Heute hat alles weniger Wert. Aber ich mache mir daraus nicht soviel, dass ich es der "Szene" kundtun müsste. Ich erinnere mich, wie es früher war: es schien, als hätte jeder eine Meinung. Prinzipien zu haben und ihnen treu zu bleiben, das war normal. Zum Beispiel schien jeder Vegetarier zu sein. Ich bin jetzt 30 und Vegetarier, seit ich sechs bin. Jahrelang war ich damit alleine und plötzlich war ich in einer Umgebung, in der es "die Norm" war. Aber wenn du älter wirst, drängen die Dinge nicht mehr so. Ich muss niemanden mehr bekehren. Meine Prinzipien bedeuten mir viel, aber ich sage nicht, dass ich niemals ein Glas Wein zum Essen trinken werde. Manche würden sagen, dass ich schwach geworden bin, aber ich sehe es eher als Stärke.

Wann hast du das letzte Mal geweint?

Reden wir über Freudentränen? Ich weine manchmal. Ich bin nicht nah am Wasser gebaut, aber ich habe eine harte Zeit hinter mir, wo ich ab und an heulen musste. Für mich funktioniert Weinen auch als ein Ventil, wenn ich unter Stress bin, es kann es sein, dass ich weinen muss, um "Dampf abzulassen".

Weil ich weiß, dass du liest, was liegt gerade auf deinem Nachttisch?

Ich lese immer mehrere Bücher auf einmal. Manchmal ist es sehr verwirrend, aber ich kann es nicht lassen. Neben meinem Bett ist ein Stapel Bücher und ich nehme das, was mich in dem Moment am meisten anspricht. Gerade lese ich eine Biografie von Susan Sontag, die bekannte amerikanische Essayisten, die 2004 gestorben ist. (Auto-)Biografien zählen zu meinen bevorzugten Genres, ich mag es, etwas über das Leben anderer Menschen zu lesen, wie sie sich entwickelten und was sie geformt hat. Susan Sontag scheint keine nette Person gewesen zu sein, aber ihre Entwicklung als Intellektuelle ist sehr interessant.

Zum Schluss: Dein liebster Popsong?

Schwierig. Ich muss gestehen, dass es eine meiner Schwächen ist, cheesy Pop, HipHop und R&B zu hören. Momentan ist einer meiner Favoriten Lil' Wayne. Und ich mochte schon immer die Musik der PUSSYCAT DOLLS. Ich hab sie mal live gesehen und ich war sehr angetan von ihrer Performance. Ich denke, unterbewusst wollte ich auch immer eine scharfe Mieze mit durchtrainiertem Körper sein, die cheesy Lieder singt und um einen Pool tanzt, in schwarzer Spitze und rosa Spandex. Aber irgendwo scheint etwas schief gelaufen zu sein und ich landete in einer Punkband am Bass.