KIEMSA

Foto

French Rock Ska Fusion

KIEMSA, die aus Lassay-les-Châteaux in der Loire-Region in Frankreich stammen, spielen schnellen und harten Crossover irgendwo zwischen RAGE AGAINST THE MACHINE und BODY COUNT mit einer sehr guten Bläserfraktion, die jedem Song eine ganz eigene Note verleiht. Hinzu kommen Anleihen aus dem Gypsycore und anderen orientalisch angehauchten, neueren Stilrichtungen und auch elektronische Elemente. Darüber hinaus lockern KIEMSA dies alles noch durch angenehm jazzige HipHop-Parts und getragene, langsame Songpassagen auf, die für interessante Gegensätze sorgen. So liegen die Franzosen im Feld der momentan immer beliebteren BrassCore-Welle, die vor ein paar Jahren mit einigen südamerikanischen Bands ihren Anfang nahm und nun mit zum Beispiel 10 RUE D‘LA MADELEINE oder auch LES CAMELEONS vor allem aus der Grande Nation zu uns rüberschwappt und in teilweise exzessiven Touren durch so ziemlich jeden Club der Republik mündet. Und auch KIEMSA werden im Januar erneut in Deutschland Halt machen. Sollte man sich nicht entgehen lassen und dann bestenfalls auch direkt eine CD abgreifen, denn leider sah es vertriebstechnisch für diese Musikrichtung bei uns bisher etwas mau aus.

Martin, du bist Sänger und Kopf der französischen Band KIEMSA. Kannst du unseren Lesern mal eine Übersetzung des Bandnamens geben?


Es gibt für „Kiemsa“ keine direkte Übersetzung. Wenn man das Wort in Frankreich benutzt, verstehen einige Leute darunter so was wie: „ Wer mag das?“

Euer Musikstil ist ja nun nicht wirklich leicht zu beschreiben. Natürlich werden einige Leute sagen, dass ihr Ska-Musik macht, weil sie in eurem Line-Up Bläser entdecken, ich würde es eher Rock’n’Roll-Brass-Core nennen. Kannst du mal euren Musikstil beschreiben und mir was über eure Einflüsse erzählen?

Alles, was wir machen, ist Punkrock, aber natürlich wissen wir, dass das auch nur ein Teilelement ist. Wir lieben die RAMONES, RATM, THE MUFFS , MOTORHEAD, THE MIGHTY MIGHTY BOSSTONES ... Da wir aber viele verschiedene Musikrichtungen mögen und fast überall etwas Gutes in den verschiedenen Stilen entdecken können, haben wir eine Art Fusion-Sound entwickelt.

Was war euer erfolgreichster Auftritt in Frankreich und wie ist überhaupt momentan die Situation in Frankreich für Bands wie euch?

Unser größtes Konzert bisher war auf einem Open Air vor 16.000 Menschen. Das war schon ein wenig angsteinflössend. Unsere Situation in Frankreich ist wie die vieler anderer Punkbands, es zählt die größtmögliche Unabhängigkeit. So hat man viel mehr Möglichkeiten, aber in manchen Bereichen ist es so natürlich auch schwieriger. Und durch die weltweit sinkenden CD-Verkäufe wird es auch härter für Bands, die unabhängig arbeiten, ihre CDs in die Läden zu bringen, aber das muss natürlich sein, um überhaupt Auftritte zu bekommen.

Euer Video zum Song „Orange duck“ scheint ja eine große Produktion zu sein. Ich habe gehört, dass einige Comedy-Stars aus Frankreich in eurem Video mitspielen.

Es ist eher eine unabhängige Produktion, die wir mit Freunden gemacht haben, aber es war einer der größten Momente unserer Bandgeschichte. Im Video spielen Pascal Legitimus und Daniel Russo mit, zwei sehr erfolgreiche französische Comedians. Außerdem spielt noch Frank Margerin mit, ein bekannter Comiczeichner.

Du bist ja nicht ausschließlich Musiker, womit beschäftigst du dich sonst noch?

Seit zehn Jahren machen ich nebenher noch Musik- und Videoproduktionen, Kurzfilme, unabhängiges Fernsehen und Radio. Das ist leider noch nötig , wobei ich hoffe, dass es 2009 klappen wird, nur von der Band zu leben. Wir brauchen natürlich keine Welttournee oder unseren eigenen Jet, einfach nur genug zum Leben. Das ist der große Traum von uns allen.

Im Januar 2008 habt ihr eure erste Deutschlandtour absolviert und später im August habt ihr auf dem Stemweder Open Air gespielt. Wie seht ihr die deutsche Musikszene und was waren die Eindrücke nach eurer ersten Tour?

Deutschland ist ein großartiger Ort für Punk’n’Roll. Bei jedem Konzert sind Leute, selbst wenn die Band überhaupt nicht bekannt ist. Das sieht zum Beispiel zur Zeit in Frankreich ganz anders aus. Außerdem hatten wir wirklich das Gefühl, dass die Leute bei unseren Konzerten ihren Spaß haben. Es ist wirklich beeindruckend, wir hatten viele fantastische Shows in Deutschland und genießen es immer sehr, hier zu sein.

Was gefällt euch am besten an Deutschland? Das Bier, die Leute oder die Bockwurst an der Autobahn-Raststätte?

Also, die Autobahn-Bockwurst ist wirklich enorm groß und wir lieben vor allem auch den Senf dabei. Natürlich das deutsche Bier, St. Pauli, das Frühstück, die Frauen, Fritz Cola, die unheimlich große Indie- und Punk-Szene ... Wie ich gerade schon sagte, es ist wirklich fantastisch, was in dieser Beziehung in Deutschland alles passiert.

Was habt ihr für die nächste Zeit geplant?

Wir sind gerade im Studio und nehmen unsere dritte Platte auf. „Eaux Troubles“, unsere zweite, erscheint in Deutschland zum Tourstart im Januar 2009 bei Spectre Media. Wir verhandeln gerade noch, ob es auch eine Veröffentlichung unserer ersten CD geben wird.

Stefan Schulte