STALIN VS. BAND

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Zum Glück keine Vorliebe für Maisfeldlabyrinthe

Dass einen eine nahezu unbekannte Vorband direkt vom ersten Song an mitreißt, ist ja generell eher selten der Fall. Genau das ist mir dann aber beim LOVER!-Konzert im Sonic Ballroom zu Köln passiert. Kannte ich von STALIN VS. BAND bisher nur ihre mir durchaus gefallende EP „Chaotic Incendiary Prog-Punk Soundtracks“, war ich nach besagtem Konzert der Band hin und weg, präsentierten die fünf Jungs aus Dresden doch einen absolut kraftvollen wie tanzbaren Mix aus Jon Spencer, HIVES, Punk, diversen 60s-Bands und Synth-Sounds. Damit ließen sie nicht nur mich sehr zufrieden und den Hauptact fast schon alt aussehend zurück, sondern zeigten auch, dass Weiterentwicklung nicht zwangsläufig mit poppiger Beliebigkeit oder gar gähnender Langeweile einhergehen muss, sondern auch ein permanentes Unter-Strom-Stehen inklusive perfektem und ideenreichem Songwriting sein kann. Das ist natürlich der berühmte Grund genug, um die Band mal einem breiterem Publikum zugänglich zu machen: STALIN VS. BAND sind Fabian (Gitarre), Colin (Gitarre), Beffi (Vocals, Synth), Stefan (Drums) und Hendrik (Bass), aber lest und vor allem hört selbst.

Okay, wer von euch ist Stalin, und wer ist die Band? Seit wann belästigt ihr die Leute und was ist bisher schon so passiert? Warum muss es unbedingt Musik sein?


Colin: Stalin ist Stalin – er kommt aber selten zur Probe –, wir mögen ihn eigentlich nicht, wir sind nur seine Band. Wir belästigen die Leute nicht, die belästigen uns, bisher ist nichts passiert.

Stefan: Es muss Musik sein, weil wir meistens nur davon reden, wenn wir uns treffen. Wir hätten auch alle eine Vorliebe für Labyrinthe in Maisfeldern bekommen können. So hat uns eben Musik zusammengeführt.

Als ich euch live gesehen habe, war ich doch sehr positiv überrascht angesichts eurer Weiterentwicklung. Von den deutlichen HIVES-Einflüssen eurer „Chaotic ...“-EP war nur noch am Rande was zu spüren.

Colin: Ich bin auch sehr froh über unsere Weiterentwicklung – ich hasse die HIVES.

Die Aufnahmen für die EP hat ja, glaube ich, euer Gitarrist Fabian gemacht. Macht ihr das weiterhin so?

Fabian: Ja, das wird weiter so laufen. Ist ja nicht so, dass wir noch nie im Studio waren, wir haben sogar einige ausprobiert. Aber das kostet halt einen Haufen Kohle und deshalb hat man mit wenig Geld nur wenig Studiozeit. Ich hab mich schon immer fürs Knöpfedrücken interessiert und so ein Mischpult hat nun mal echt viele! Mit dem Geld für eine Woche Studio kannst du dir heutzutage schon vernünftiges Aufnahmeequipment kaufen. Aber dann musst du dich Hunderte von Stunden damit beschäftigen, wie man mischt. Und das ist nicht jedermanns Sache.

Stefan: Du kannst nachts aufwachen, eine Eingebung bekommen, alle ins Studio schleifen und loslegen.

Was gibt es in Dresden so zu erleben? Irgendwelche interessanten Bands, Kneipen, Konzertorte?

Fabian: Dresden ist groß genug für gute Partys und Bands, und klein genug, um der Hektik einigermaßen zu entgehen. In Dresden ist alles auf einem Haufen. Zum nächsten Club läufst du höchstens zehn Minuten und auf dem Weg dahin kommst du am Plattenladen vorbei. Ich bin immer wieder überrascht, wenn man in anderen Städten in eine U-Bahn steigen muss. Bands gibt es hier wie Sand am Meer, auch einige gute: ODYSSEUS & THE ARGONAUTS, KID SHELLEENS und GOLDNER ANKER fallen mir spontan ein.

Colin: Ich muss sagen, dass mir die Hektik ab und zu fehlt.

Beffi: Bitte nicht SLOW DEATH vergessen.

Gibt es Pläne für neue Aufnahmen und Veröffentlichungen? Die „Chaotic ...“-Scheibe ist ja nun schon etwas älter.

Fabian: Wir haben gerade was rausgebracht: eine Splitsingle mit KID SHELLEENS zusammen. Unsere erste 7“! Wir sind aber weiter beim Aufnehmen, um endlich unser erstes Album rausbringen zu können.

Mit welchen toten Menschen möchtet ihr mal ein paar Drinks zur Brust nehmen?

Fabian: Keith Richards. Das wäre realistisch, denke ich.

Colin: Ist er tot? Ja, doch – sonst Jesus Christus und zwar Billigwein, Einstein und meine Oma Mary.

Stefan: Mit Keith Moon, und ich bringe eine Axt mit in die Bar, in der Keith Moon sitzt. Er will sie bestimmt zerstören, bevor er zur Verabschiedung alle drückt und küsst.

Was dreht sich aktuell auf euren Plattenteller, was läuft im Auto auf dem Weg zu einem Gig?

Fabian: Zu Hause laufen gerade JON SPENCER BLUES EXPLOSION, SPIRITUALIZED und Bob Dylan. Im Auto ist gerade Winterraven angesagt. JUSTICE!

Colin: TALKING HEADS, wie immer, Tom Waits, BEIRUT und VAMPIRE WEEKEND.

Stefan: Kürzlich lief die Amiga-Best-Of von DEPECHE MODE. Sonst Bowie, REFUSED und die ROLLING STONES.

Beffi: Beim mir laufen gerade LFO, JUSTICE, THE FALL und MR. OIZO, und wenn ich abends mit meiner Freundin knutsche, THE DOORS.