FAKE PROBLEMS

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Das Leben ist schön

Es gibt sie noch. Bands, die in keine Schublade passen, die sich keinem Genre unterordnen und einfach ihr Ding durchziehen. FAKE PROBLEMS macht das seit Jahren mit so viel Hingabe, dass die Band, aus Naples, Florida mittlerweile bei SideOneDummy gelandet ist. Gut so, denn so viel Konsequenz hat ein großes Publikum verdient. AGAINST ME!, TWO GALLANTS, Bombastrock, Blaskapelle – dies sind nur einige von vielen musikalischen Assoziationen, die mir beim äußerst originären FAKE PROBLEMS-Sound in den Sinn kommen. Auf dem zweiten Album „It’s Great To Be Alive“ zeigt man sich reifer, aber immer noch so wenig kompromissbereit, wie es sein soll. Der zweite Europabesuch zusammen mit SMOKE OR FIRE bot Gelegenheit für ein Gespräch. Schlagzeuger Sean Stevenson war so freundlich.

Ich frage so etwas zwar ungern, aber was hat es mit dem Namen FAKE PROBLEMS auf sich?

Ich bin ehrlich gesagt froh, dass sich endlich mal jemand traut, danach zu fragen! Die Geschichte dazu ist ziemlich skurril. Es gibt da diesen unsäglichen Hollywoodfilm „Titanic“, den wohl jeder kennen wird. Es gibt eine Szene, in der die Hauptdarsteller Jack und Rose versuchen, sich vor dem sinkenden Schiff zu retten. Genau in diesem Moment, in dem es um Leben und Tod geht, hält Rose plötzlich inne, um sich die Schuhe zuzubinden, woraufhin Jack sich zu ihr umdreht und sagt: „Rose! You are wasting your time on fake problems!“ Als wir das hörten, schauten wir uns an und wussten, wie wir unsere Band nennen würden.

Wie seid ihr in die Punk/Indie-Szene gekommen?

Wahrscheinlich so, wie jeder mal anfängt. Man geht zu Konzerten und gründet schließlich selbst eine Band. Die Musikszene, in der wir aufwuchsen, war relativ klein, aber sehr einflussreich für uns. So fanden wir schließlich zueinander. Die erste Show, an die ich mich erinnere, war ein Konzert von LEFTÖVER CRACK. Danach war ich komplett verstört, da ich so etwas noch nie vorher gesehen hatte!

Es bleibt schwer, eure Musik zu beschreiben. Wie würdest du es tun?

Ich würde uns als Rock’n’Roll-Band bezeichnen, als Bob Dylan oder CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL, die die elektrischen Gitarren entdeckt haben! Wenn die jung wären und heute Platten herausbringen würden, dann würde man sie wahrscheinlich als Folk-Punk bezeichnen, was zwar nicht ganz stimmt, aber den meisten Leuten was sagen wird. Unsere persönlichen Einflüsse sind sehr weitreichend und verschieden. Ich bin zum Beispiel der totale Jazz-Nerd, während Gitarrist Casey Lee mit Country groß wurde.

Die ersten Singles erschienen bei Sabot Productions. Wie kam es dazu?

Wir kommen alle aus Naples, einem Ort in Florida, wo auch AGAINST ME!-Sänger Tom Gabel und ihr Gitarrist James Bowerman aufwuchsen. Eines Tages hatten wir die Möglichkeit, eine Show für sie zu organisieren, auf der wir auch spielen sollten. Während dieser Show lernten wir Jordan Kleeman von Sabot Productions kennen, der seit der ersten Show AGAINST ME! begleitet. Wir spielten im Anschluss noch ein paar mal mit ihnen und schließlich sagte Jordan, dass wir Teil der Sabot-Familie werden könnten, wenn wir wollten. Wir können ihm gar nicht genug danken. Ohne seinen Support wären wir nicht da, wo wir heute sind.

Euer letztes Release vor „It’s Great To Be Alive“ war eine Picture-Disc zu Ehren des Stuntmans Robert Craig „Evel“ Knievel. Seid ihr Knievel-Jünger?

Allerdings! Der Name Evel Knievel steht für Hoffnung und den amerikanischen Traum. Er war ein Mensch, der eine ganz bestimmte Aura hatte. Den Song „How do you spell hero?“ schrieben wir kurz nach seinem Tod. Die Zeichnung auf der Picture-Disc gestaltete der Künstler Bridey Bowen, und als wir sie sahen, wussten wir, welches Artwork die Picture-Disc haben sollte. Auf der B-Seite befindet sich ein Remix der A-Seite, den ein Typ namens Chris Rucker gemacht hat. Unsere Freunde von LOOK MEXICO brachten ihn irgendwann mal zu einer Poolparty mit, auf der er seine eigenen Stücke spielte, die uns total begeisterten. Das Ganze ist erschienen auf dem Label unseres Gitarristen Casey Lee, Good Friends Records, das nur Vinyl-Releases veröffentlicht.

Erzähl mal etwas über die Aufnahmen zum aktuellen Album.

Wir waren mit AJ Mogis in Omaha in den ARC Studios, um aufzunehmen. Mit ihm zu arbeiten, war eine große Ehre, da er viele großartige Künstler wie CURSIVE oder BRIGHT EYES produziert hat. Für die Aufnahmen hatten wir 14 Tage Zeit, also etwas mehr als bei dem Debüt, was klasse war, da wir so nicht nur genug Zeit hatten, vernünftig zu proben, sondern auch die vielen Instrumente, die im Studio vorhanden waren, auszuprobieren. Wir luden dazu Matt Agrella von LOOK MEXICO ein, um die Bläser einzuspielen. Auf „How Far Our Bodies Go“ haben wir vieles live oder gleich beim ersten Take aufgenommen. AJ gab uns die Zeit, unseren eigenen Sound herauszufinden. Er hat die Fähigkeit, deine musikalische Stimmung auf Tape zu bannen. Mit SideOneDummy haben wir jetzt außerdem ein großartiges Label im Rücken, die sich stets für uns einsetzen. Wir hatten einige Angebote von Labels, hielten SOD aber für die, die es am ehrlichsten mit uns meinten.

Das Album klingt insgesamt etwas runder. Woran liegt das?

Es war das erste Mal, dass wir mit einem fertig geschriebenen Album ins Studio gingen, was vieles einfacher machte. Seit „How Far ...“ hatten wir 35 neue Songs geschrieben. Das Schwierigste war demnach, die richtigen auszusuchen.

Sind 30 Minuten Spielzeit nicht etwas knapp?

Ja, das stimmt. Wir waren alle überrascht, als wir sahen, dass es ungefähr eine halbe Stunde Musik ist. Bei der Songwahl hatten wir die Gesamtspielzeit aber gar nicht so im Blick. Es ging eher darum, die richtigen Songs auszuwählen, so dass man das Album als Ganzes gut durchhören kann.

Das Album ist samt Titel pure Lebensfreude. Wie kommt’s?

Bei „How Far ...“ waren wir alle noch verängstigte Teenager, deswegen fiel es wohl auch etwas düsterer aus. Die Songs schrieben wir allesamt, als wir auf Tour waren. Diese Zeit haben wir als Band genutzt, um zu reifen und zu wachsen. Das Leben ist doch viel zu schön, um immer nur auf die schlechten Seiten zu schauen.

Chris Steak Mtn. ist wieder für das Artwork verantwortlich. Was mögt ihr an seiner Arbeit?

Er ist einfach ein toller Künstler. Wir alle sind seit Jahren Fans seiner Arbeit. Das Ganze war dieses Mal aber eine Art Experiment. Chris ist ja eigentlich für seine Totenköpfe bekannt. Wir gaben ihm also die Songs und sagten, er solle etwas Positives machen. Ansonsten könne er tun und lassen, was er wolle. Und siehe da, Chris kann auch ganz ohne Totenköpfe auskommen!