CELAN

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Ein transatlantisches Klangkonstrukt

Mit Mitgliedern von EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN, REDUX ORCHESTRA, OXBOW, UNSANE und FLU.ID ausgestattet, hat der transatlantische Fünfer CELAN in nur zwei Wochen ein beeindruckendes Album geschrieben und aufgenommen. „Halo“ nimmt dabei lässig die Hürde der ob der namhaften Beteiligten hohen Erwartungen. Hier lest ihr, was Mastermind und Noise-Veteran Chris Spencer (UNSANE) dazu zu sagen hat.

In Anbetracht der Tatsache, dass CELAN aus Leuten von EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN, OXBOW und UNSANE besteht – Bands also, die für ihre experimentelle Heaviness und Schrägheit bekannt sind – klingt „Halo“ doch recht leicht bekömmlich. Seid ihr es müde, die Grenzen der Popkulturproduktion auszutesten?

Darum ging und geht es uns nicht. „Halo“ ist einfach eine spontan entstandene Platte. Es war nie unser Ziel, ein bestimmtes Publikum zu erreichen. Wir haben einfach genau das gemacht, was wir zu diesem Zeitpunkt machen wollten. Wir wollten kreative Freiheiten haben und ausleben. Ich finde, dass eine Band, die aus Leuten besteht, die vorher schon in Bands waren, nicht danach klingen sollte, als wäre sie ein Gemisch aus eben jenen.

Was ist euer musikalische Ansatz, wo wollt ihr mit CELAN hin?

Bei dieser Band geht es einfach darum, aufgrund der Fähigkeiten jedes Einzelnen zusammen Spaß zu haben. Jeder der Beteiligten hat schon viel Kreatives geleistet, weshalb die Arbeit in dieser Gruppe einfach instinktiv und spontan läuft, was wirklich großartig ist!

Erzähl doch mal was über den Songwriting-Prozess. Habt ihr die Stücke vor den Aufnahmen geschrieben und geprobt oder sind die einfach als Work-in-Progress während der Aufnahmen entstanden? Wie groß war der Anteil jedes einzelnen am Songwriting?

Bevor wir ins Studio gegangen sind, haben wir die Ideen von allen zusammengetragen und innerhalb einer Woche aus diesen Ansätzen Songs gemacht und dazu einige komplett neue Sachen als Gruppe erarbeitet. Jeder hat seinen Teil zum Ganzen beigetragen.

Ari, Niko und du seid ein paar Jahre älter als die beiden Ex-FLU.ID-Jungs Gab es da während der Arbeiten so was wie einen Generationenkonflikt, Missverständnisse oder Unstimmigkeiten auf musikalischer oder zwischenmenschlicher Ebene?

Nein, ich persönlich fand es großartig, Phils und Xavis anderen Ansatz in Bezug auf Zählzeiten und Rhythmik zu haben. Ich glaube, das hat viel von dem ausgemacht, was wir da gemacht haben. Ähnlich spezieller Input kam von Ari und Niko. Das hat wirklich gar nichts mit dem Alter zu tun, sondern mehr mit dem musikalischen Background jedes Einzelnen.

Ist CELAN ein kurzlebiges Projekt oder eine richtige Band?

Definitiv eine richtige Band! Ich will diese Stücke gerne live spielen und so viel wie möglich touren. Ich würde auch gerne weitere Aufnahmen machen. Wir haben noch viel vor.

Was sind Vor- und Nachteile eines solchen transatlantischen Projektes?

Vorteile sind der Mix unterschiedlicher Backgrounds, sowie für mich das Arbeiten in einer neuen Stadt, wo ich Dinge erlebe, die ich nicht erleben würde, wenn ich in New York bliebe. Der Nachteil ist definitiv, dass wir nicht im selben Raum sind, wenn Entscheidungen hinsichtlich der Band gefällt werden müssen.

Du hast ja eine Weile in Berlin gewohnt. Wo sind für dich als New Yorker Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen beiden Städten auszumachen?

Die Gemeinsamkeit besteht darin, dass beide Städte riesige, lebhafte Metropolen sind, in denen ich musikalisch die Sachen realisieren kann, die ich mir vorstelle. Berlin hat eine enorme Musikhistorie und bietet diesbezüglich derzeit viele Möglichkeiten. Der Unterschied besteht für mich hauptsächlich in Alltäglichkeiten; andere Sprache, andere Kultur.

Du bist derzeit wieder in New York. Was treibst du da drüben? Gibt es irgendwelche Pläne, längerfristig nach Berlin, Deutschland oder Europa zurückzukehren?

Es sieht derzeit so aus, als würde ich mit THE CUTTHROATS 9 drüben in San Francisco ein paar Shows spielen und dann alleine an neuem Material basteln. Nach Berlin geht es im Juli wieder; wann es dann wieder zurück in die Staaten geht, ist noch unklar. Ich werde mit Ari wahrscheinlich an dem Soundtrack für einen französischen Gore-Film arbeiten. Außerdem würde ich mich ganz gerne intensiv CELAN widmen, was ja nicht geht, wenn ich nicht da bin.

Du bist seit Jahren im Musikbusiness unterwegs. Was denkst du über die Unsinnigkeiten des Geschäfts? Hast du jemals daran gedacht, aufzuhören und etwas komplett anderes anzufangen?

Ich bin kein großer Fan dieses Geschäfts. Aber solange ich mit solchen tollen Leuten Musik machen kann, wie es im Moment der Fall ist, solange werde ich nicht aufhören.

Was steht demnächst mit CELAN an? Und ich denke, einige Leser sind auch an den Plänen UNSANE für interessiert.

Bezüglich UNSANE: Wir sind noch immer enge Freunde und haben Spaß daran zusammen zu arbeiten. Es gibt derzeit aber nichts Konkretes. Mit CELAN wollen wir, wie gesagt, viel touren und es wäre toll, wenn wir eine weitere Platte aufnehmen könnten.

Konstantin Hanke