allska.de & ska-talk.org

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Ska Pack – Vol. 7: Die wichtigsten deutschen Ska-Internetportale

In dieser Ska-Pack-Ausgabe begeben wir uns ins World Wide Web und beschäftigen uns mit den derzeit wichtigsten deutschen Internetforen in Sachen Ska. Wenn Gedrucktes schon lange nicht mehr aktuell ist, wird zeitgleich im Internet jede Info blitzschnell aktualisiert. Und ein paar Klicks weiter ist man schon am anderen Ende der Welt angekommen, um auch zum Thema Ska Neuigkeiten aus den entlegensten Winkeln zu bekommen. Dass die deutsche Ska-Community immer auf der Höhe der Zeit ist, dafür sorgen unter anderem zwei Internetportale: Horst Schweter von allska.de und Stephan Strache von ska-talk.org haben mich über das Wie, Was, Wer und Warum, von den Anfangstagen bis heute in Kenntnis gesetzt.

„Die Freude am Erkunden des Internets und die Liebe zur Ska-Musik“ waren im Jahr 2000 Horsts Antriebsfeder, die Website allska.de zu basteln. Der Grafikdesigner aus Münster, der sich im Internet Dr. Maluma oder Orst Elastic nennt, hat mittlerweile ein stattliches Team an Freiwilligen hinter sich: „Bei den Tonträgerrezensionen ist besonders Florian Heilmeyer alias Lord Sucu Sucu aus Berlin zu erwähnen, der auch für eine Reihe anderer namhafter Musikmagazine schreibt. Perry Slalom aus Wuppertal hat zahlreiche Rezensionen beigesteuert. Tille aus Braunschweig/skeagle.de schreibt ebenfalls viel. Olli alias Skanking Cats ist sehr engagiert. Jan von der Hamburger Band K-MOB schreibt ab und zu, wie auch Roland Kresse alias Lolli Loll von der Band THE INCREDIBLE DERRICK. Die Fotos von Urs von ska-pics.de dürfen wir veröffentlichen, auch weitere Fotografen steuern gerne ihre Konzertfotos bei. Es gibt einige Moderatoren und drei Internet-Freaks, die der Seite wieder ins Netz helfen, wenn sie sich mal aufgehängt hat.“

2003 kam das sehr dynamische Forum hinzu, „und damit die Beteiligung der mir teilweise ans Herz gewachsenen Musikfreunde, die ich dann zu einem Großteil auch real auf zig Konzerten kennen lernen durfte“, schwärmt Horst. Umgeben von „netten Bekloppten“, wie er seine User auch nennt, könnte er zwar ein Nutzerprofil angeben, „habe ich aber gerade keinen Bock darauf.“

Mittlerweile sind circa 7.000 Leute im Alter von 14 bis 45 Jahren sind auf der Seite eingeschrieben. Wie bei allen Institutionen oder Vereinen besteht der harte Kern der Aktiven meist aus einem Bruchteil. „Waren es im letzten Jahr noch hundert, die sich aktiv beteiligt haben, sind es heute vielleicht noch fünfzig“, was Horst auch etwas nachdenklich stimmt. Die meisten Nutzer haben sowieso noch nie einen Beitrag geschrieben, also kann man davon ausgehen, dass viele die Internetseite einfach nur als Informationsquelle nutzen und lesen. Der harte Kern spaltet sich in Szene-Aktivisten und Leute, „die einfach nur Ska mögen und sich freuen, Gleichgesinnte auf Konzerten, Festivals oder Nightern zu treffen“, fügt Horst hinzu. „Allska.de verstehe ich als Webzine, mit jeder Menge Tonträgerbesprechungen, Interviews und vielem mehr. Die Kommunikationsmöglichkeit über das Forum sorgt für aktuelle Infos, so dass wir immer aktueller als ein Printmagazin sein können, nebst der Möglichkeit, sich auszutauschen und kennen zu lernen.“

Finanziert wird die Seite übrigens von zwei Internet-Partnerprogrammen, so dass Horst in der Regel kostendeckend arbeitet. „Musikalisch ist bei allska.de jede Variante vertreten“ erklärt Horst, auch wenn er selbst eine Vorliebe für 2Tone, Early Reggae und traditionellen Ska hat. „Deshalb ist das Forum in die Bereiche ‚Ska, Rock Steady, Reggae & Dub‘ und ‚Skapunk & Skacore‘ unterteilt.“

Wer sich schon mal in irgendein Forum eingeschrieben hat, dem werden kontroverse und unsachliche Diskussionen nicht fremd sein, nicht zuletzt durch Leute, die eigentlich nur Ärger machen wollen. Zu diesem Thema weiß Horst zu berichten, dass es zwar auf allska.de schon mal hitzige politische Diskussionen gab – aber solange sie nicht unter die Gürtellinie rutschen und unsachlich werden, werden diese von den Moderatoren geduldet. „Das ist ja irgendwie auch das Salz in der der Forumssuppe“, sieht Horst die Sache eher gelassen und ergänzt, dass man mit Ska ohnehin meistens eine linkspolitische Haltung verbindet. „Und irgendwann wurde die Seite sogar einmal in einem Frauenmagazin erwähnt, weil wahrscheinlich gerade Schachbrettmuster modern waren“, erinnert sich Horst.

Vom großen, etwas älteren Bruder der deutsche Ska-Internetforen, surfen wir weiter und schauen uns auf ska-talk.org um. „Ska-Talk erblickte, wenngleich noch nicht in seiner heutigen Form, im Herbst 2001 das virtuelle Licht der Welt. Am 27.09.2003 wurde in Düsseldorf von acht Gründungsmitgliedern der Verein Ska-Talk e.V. als Träger des rasant wachsenden Forums gegründet“, gibt mir Stephan einen kurzen Einblick in die Gründungsphase. Ziel war der Versuch, die unzähligen damals bereits existierenden kleinen deutschen Internetplattformen zum Thema Ska auf einer großen Plattform zu bündeln. Neben der Gründung der Internetplattform, des Forums und des Vereins Ska-Talk sind Stephans persönliche Highlights mit ska-talk.org die beiden Ska-Talk-Sampler, die im Herbst 2006 und im Frühjahr 2009 zum fünfzigjährigem Ska-Jubiläum erschienen sind. Derzeit tummeln sich auf ska-talk.org circa 2.400 Mitglieder, die geschätzt zwischen zwölf und sechzig Jahre alt sein dürften. „200 bis 250 Mitglieder“, schätzt Stephan, „zeichnen sich durch regelmäßige, konstruktive Beiträge aus. Erwähnenswert hierbei sind vor allem die ausländischen Bands, die das Forum als Kontaktmöglichkeit zu deutschsprachigen Fans und Konzertgängern nutzen. Dem aktiven Kern, der sich größtenteils auch persönlich kennt, sind etwa fünfzig bis sechzig Leute zuzurechnen, darunter fachliche Kompetenz wie Musiker, DJs, Sammler und Veranstalter.“

Auf die Frage, wie sich die Seite finanziert, gibt Stephan Spenden und Vereinsbeiträge an. Als Konkurrenz zu Printmedien sieht auch Stephan ska-talk.org nicht: „Ausführliche Berichte, Kritiken und Interviews konsumiert man weitaus angenehmer in Zines. Man kann die Seite eher als Ergänzung zu den Printmedien betrachten. Bestes Beispiel ist der Veranstaltungskalender, den eine Internetplattform weitaus einfacher und aktueller gestalten kann, als ein monatlich erscheinendes Zine.“

Klasse in diesem Zusammenhang ist die Möglichkeit, auf der Seite nach Mitfahrgelegenheiten oder sogar Pennplätzen zu suchen. Gerade, wenn die großen deutschen Festivals, wie das Potsdamer Ska Festival, Riverside Stomp oder This Is Ska in die heiße Phase ihrer Planung kommen, tummeln sich, unabhängig von der musikalischen Ausrichtung, mehr User auf der Homepage. Auch auf ska-talk.org verweigert man sich generell keiner Ska-Variante. Aus Erfahrung jedoch weiß ich aber, dass sowohl hier als auch auf allska.de die Fans vom Ska der alten Schule gut aufgehoben sind, was auch Stephan bestätigt: „Das Ska-Talk-Forum räumt allen Ska-Varianten Platz ein. Allerdings ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Großteil des derzeit aktiven Kerns vorwiegend die traditionelleren Spielarten dieser Musikrichtung, ergänzt um Early Reggae, Rock Steady und eine Prise Northern Soul, bevorzugt.“

Ein Internetforum lebt ja bekanntlich von seinen aktiven Nutzern, die sich demnach derzeit eher im klassischen Ska und Reggae wohl fühlen. Auch auf ska-talk.org gibt es Regeln, denen man sich anzupassen hat, oder der Account wird im schlimmsten Falle gesperrt. Stephan zu diesem Thema: „Es gibt konkrete Forumsregeln. Zu diesen gehören eine vernünftige Konversation sowie der Verzicht auf Beleidigungen, sexistische, faschistische und rassistische Äußerungen. Wer diese verletzt, hat auf der Internetplattform ska-talk.org nichts zu suchen, wird gesperrt und ist nicht willkommen. Glücklicherweise finden sich in einer Musikkultur, die auf jamaikanischen, also farbigen Wurzeln beruht, nur selten verblendete politische Störenfriede. Die Seite basiert auf einer antifaschistischen und antisexistischen Grundhaltung.“

Auch wenn sich das wahre Leben eigentlich nicht auf dem Bildschirm abspielt, entwickeln Internetforen manchmal durchaus eine Eigendynamik, die dann zu daraus folgenden positiven Erlebnissen führt, wie Stephan zu berichten weiß: „Neben vielen Ereignissen auf persönlicher Ebene war die forumsinterne Namensfindung der Ska-Band SKIN YA TEET im Frühjahr 2004 einer der unbestrittenen Höhepunkte dieses Forums. Im Forum hatte besagte traditionelle Ska-Band mit Jazzeinflüssen um geeignete Namensvorschläge gebeten. Letztendlich wählten sie aus allen Vorschlägen ihre vier Favoriten aus und überließen die finale Entscheidung den Forumsnutzern per Abstimmung.“

Vor allem auf Konzerten in der Reduit in Mainz-Kastel treffe ich immer wieder auf Leute mit „Ska-Talk“-T-Shirts. Im Gegensatz zu allska.de wird also durchaus mehr nach außen auf sich aufmerksam gemacht. „Während zu Anfangszeiten im Internet noch massiv Werbung in Gästebüchern und anderen Foren gemacht wurde, ist es um derartige Aktionen sehr viel ruhiger geworden. Aktuell hilft lediglich eine Listung bei allen großen Websuchen, die Bekanntheit der Seite zu steigern. Außerhalb der virtuellen Welt hilft vor allem die Präsenz auf diversen Veranstaltungen“, erläutert mir Stephan die Form der Öffentlichkeitsarbeit.

Zu guter Letzt will ich von ihm noch wissen, wie er die Rolle von Internetportalen im Bereich Ska in Zukunft einschätzt und wie sich diese auf die Szene insgesamt auswirken. „Fakt ist, dass auch das Internetportal Ska-Talk schon bessere Zeiten in Form von regerer Beteiligung erleben durfte. Aktuell ist eine Verlagerung und Streuung auf verschiedene Plattformen wie MySpace oder Facebook zu verzeichnen. Nichtsdestotrotz bietet dieses Portal derart viele Informationen rund um Ska, dass es auch in Zukunft seine virtuelle Daseinsberechtigung behalten wird.“

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