HIGHSCHOOL NIGHTMARE

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Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen

Eine Horrorpunk-Band, die gar keine sein will. Na, was ist das denn schon wieder für eine Geschichte, werdet ihr denken. Und genau das dachte ich mir auch. Schließlich sind es in der Regel ja die Bands selbst, die sich ein erstes musikalisches Etikett verpassen, bevor es für viele zum Stigma wird. Nun gibt es in Hamburg seit einiger Zeit die Band HIGHSCHOOL NIGHTMARE, mit der verbunden immer wieder der Begriff Horrorpunk auftaucht. Und dabei sehen die drei Bandmitglieder gar nicht mal so gruselig aus. Grund genug, sich also mal mit ihnen in der inzwischen geschlossenen Hamburger Punkrock-Bar Skorbut auf ein Gespräch zu treffen, zumal die Jungs auch neben HIGHSCHOOL NIGHTMARE noch so einiges am Laufen und daher genügend zu erzählen haben. Ein Album gibt es mit übrigens inzwischen auch. Mit dabei Bejamin Freudentheil, ehemals bei den HUNGRY HEARTS und FRANK DRINKS MILK, am Schlagzeug, Ritchy Fondermann, Betreiber des K-Klang-Studios in Hamburg, ehemals ANTIKÖRPER und jetzt noch VARANES, an der Gitarre und Timo Joos, bei SMALL TOWN RIOT am Schlagzeug, hier aber am Bass.

Fangen wir doch mal mit einem richtigen Horrorpunk-Witz an.

Timo: Fährt ein Vampir auf einem Tandem in die Innenstadt. Dort wird er von einem Polizisten angehalten und gefragt: „Haben Sie etwa getrunken?“ Darauf sagt der Vampir: „Ach, nur zwei Radler.“

Am Anfang eurer Band stand eine Tierknochensammlung. Was war das für eine Geschichte?

Timo: Wir haben mal über True Rebel Records Musikvideos für unsere anderen Bands produzieren lassen. Ein Bekannter von uns, der seit seiner Kindheit Tierknochen sammelt, wollte mit diesen einen Kurzfilm drehen und fragte bei Alex von True Rebel Records, ob er dazu nicht einen Soundtrack machen könnte. Und Alex fragte mich dann, ob ich nicht vier Horrorpunk-Stücke schreiben könnte, um diesen Tierknochenfilm zu vertonen. Und damit fing dann alles auch, auch wenn es den Film nie gegeben hat. Die Stücke habe ich aber trotzdem im Alleingang bei Ritchy im K-Klang-Studio aufgenommen, und später sind diese dann als Single mit dem Titel „Santa Crypt“ erschienen.

Und wie kam es dann dazu, dass aus einem ursprünglichen Soloprojekt dann doch eine richtige Band wurde?

Ritchy: Als True Rebel Records in der Großen Bergstraße in Altona ihren neuen Laden eröffneten, wurde das mit einem Festival im Hafenklang gefeiert, das gleichzeitig die Release-Party zu der Single war. Und diese sollte dann natürlich auch live vorgestellt werden. Also brauchte Timo noch Musiker und fragte daher mich und Benjamin, so dass wir die vier Songs dort gespielt haben. Und wir haben alle Timo-Masken getragen.

So habt ihr dann Blut geleckt?

Timo: Ja, da uns das Ganze tierisch Spaß gemacht hat. Also haben wir uns nach einiger Zeit wieder getroffen, um noch ein paar weitere Songs zu schreiben. Und so entstand endgültig die Band HIGHSCHOOL NIGHTMARE.

Worüber singt man denn so als Band, die ursprünglich nur einen Soundtrack zu einem Tierknochenfilm abliefern wollte?

Timo: In erster Linie haben wir halt versucht, horrorpunkmäßige Texte zu schreiben. Aber da wir eigentlich nie wirklich in dieser Szene verwurzelt waren, wussten wir gar nicht, wie Horrorpunk zu klingen und worüber man zu singen hat.

Das heißt, ihr seid selber gar keine wirklichen Horror-Fans?

Ritchy: Wir sind ja schon mit klassischen Horrorfilmen sozialisiert worden. „Tanz der Teufel“, „Night of the Living Dead“, „Braindead“ und so was. Aber deswegen würde ich uns nicht als Horror-Fans bezeichnen.

Trotzdem fällt im Zusammenhang mit HIGHSCHOOL NIGHTMARE immer wieder der Begriff Horrorpunk.

Benjamin: Wir finden das eher witzig, dieses ganze Horror-Ding. Und so kommt man ganz schnell in eine Szene, mit der man ursprünglich gar nicht viel am Hut hat. Es gibt da ja auch sehr viel Bands dieses Genres, die sich durch Horrorpunk-Etikett sehr limitieren. Das wollen wir eben nicht.

Timo: Es gibt halt wirklich viele Leute, die hören nur Horrorpunk, und wenn die dann selber Musik machen, kommt natürlich genau das dabei raus. Außerdem mögen wir keinen übertriebenen Elvis-Gesang und erst recht keine Metal-Gitarren.

Kann man daher sagen, ihr parodiert Horrorpunk?

Ritchy: Nein, das wäre dem Horrorpunk gegenüber unfair. Wir haben ja zuerst ernsthaft versucht, Horrorpunk zu machen, mussten aber halt aufgeben, weil wir nicht wussten wie. Also ist unser Album „Nightmare High“ eigentlich eine klassische Punkrock-Platte geworden. Im Gegensatz zur Single, die ja in der Tat als Horrorpunk durchgehen kann.

Und inzwischen covert ihr dann sogar mal die BEATLES.

Ritchy: Wir fragten uns zuerst eigentlich nur, ob das für uns machbar sei, als Punkrock-Band die BEATLES zu covern, ohne dabei peinlich zu werden. Das sollte halt auf keinen Fall so im Stile der „Punk Chartbusters“-Sachen ausfallen. Vor allem der mehrstimmige Gesang hat uns sehr gereizt, da wir ja auch alle in der Band singen. Und so hat es der Song dann auch auf unser erstes Album geschafft.