MAD MONKS

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S(k)atanische Bremer Mönche

Die 2004 gegründeten MAD MONKS sind in ihrer Heimatstadt die Institution in Sachen Ska und Punk, und sorgen nicht nur regelmäßig für ausverkaufte Häuser, sondern auch vom ersten Song an für ein mitgrölendes Publikum. Zusammen mit DISTEMPER und SKANNIBAL SCHMITT waren sie auch schon deutschlandweit unterwegs. Mit „Mad Monks’ Flying Circus“ haben sie ein fulminantes neues Album voller Ohrwürmer vorgelegt und es verstanden, in unterschiedlichsten musikalischen Gefilden zu wildern, ohne dafür den prägnanten eigenen Stil zu opfern. Aufgenommen wurde die Scheibe im Krumme Klänge Tonstudio, das sich vom Geheimtip immer mehr zu einer der wichtigsten Adressen im Norden entwickelt, und erscheint im selbst gefalteten Digipak beim befreundeten Label ANR. Das bisherige Schaffen gibt’s als Gratisdownload auf der Band-Homepage. Vier der exzentrisch wirkenden, aber eigentlich ganz sympathischen „magnificent five“ gaben Auskunft über Bremen, D.I.Y. und Musik in Zeiten von mp3 und Tauschbörsen.

„Nur in Bremen sind wir Rockstars, woanders kennt uns kein Schwein“, habt ihr in einem Interview mit einem Bremer Stadt-Magazin gesagt. Wie kommt’s? Ist das damit zu erklären, dass ihr einige der wenigen seid, die das, was sie machen, professionell machen? Oder könntet ihr überall Rockstars sein, aber ihr seid zu reisefaul?

Cpt. Firestarter: Man weiß es nicht. Wir wussten ja auch nicht, dass das mit Bremen so gut klappt. Das ist schon so ein kleines Phänomen, wenn das außerhalb so klappen würde, wäre das natürlich schön. Das muss man sich halt auch aufbauen. Und wir spielen jetzt auch nicht sooo viel.

Dr. Schizo: Wir haben auch viele Anfragen von außerhalb, die wir absagen müssen, weil es terminlich nicht klappt. Weil alle nebenher studieren, arbeiten und so weiter. Wir haben schon Bock drauf zu fahren, aber wir können es uns auch nicht leisten, zu sagen, wir hauen jetzt so mega auf die Kacke und sind 50, 60, 70 Konzerte im Jahr unterwegs. Das ist eine zeitliche Frage. Und auch fraglich, ob es dann noch wirklich Spaß machen würde. Aber jetzt, nachdem das neue Album da ist, soll da schon eine Konstanz einkehren, so dass wir ein bisschen rumkommen in Deutschland

Mit dem neuen Album lasst ihr es in puncto Produktion, Aufmachung und Soundqualität ordentlich krachen. Da steckt sicher eine Menge Arbeit drin. Trotzdem kündigt ihr jetzt schon an, das Album demnächst über eure Webseite zum freien Download anbieten zu wollen. Seid ihr Millionärserben, wollt ihr eurem Label den Todesstoß versetzen, oder was steckt dahinter?

Dr. Schizo: Weil wir halt bekloppt sind.

Cpt. Firestarter: Es kommt ja am Ende ein bisschen Geld bei rum, aber wir investieren das ja auch immer weiter. Wir haben uns noch nie groß was in die eigene Tasche gesteckt. Pepe hat jetzt was für die Produktion gekriegt, weil das ein halbes Jahr Arbeit für ihn bedeutet hat. Und vor allen Dingen versucht er auch beruflich mit dem Krumme Klänge Tonstudio seinen Arsch damit auf den Boden zu bekommen. Dieser Gratisdownload ist uns selber wichtig. Man macht die Musik in erster Linie für sich selbst, weil man da Bock drauf hat, aber es ist natürlich auch schön, wenn viele Leute das hören und daran Spaß haben können. Trotz Gratisdownload haben wir bis jetzt auch immer CDs verkauft, wobei wir mit den Zahlen leben können. Und wir wissen, dass Leute im In- und Ausland, die die CD nicht kaufen können, sie so bekommen. Das sind mittlerweile über 10.000, die die Musik heruntergeladen haben.

Dr. Schizo: Und wir bekommen ja die E-Mail-Adresse als Gegenleistung. Und dann können wir anfangen, mit denen in Beziehung zu treten über den Newsletter, um sie über uns zu informieren. 10.000 Mal ist der Download weg, 1.300 Mal hat sich das erste Album auf CD verkauft. Vielleicht hätten wir ja sonst auch nur 1.300 CDs verkauft oder es haben sich Leute, die auf ein Konzert gekommen sind, erst im Nachhinein das Original noch geholt. Das ist eine Zahl, die okay ist. Und jetzt sagen wir uns das auch wieder. Die CD ist schick aufgemacht. Wer sie kaufen will, kann es machen – wir freuen uns darüber. Und über CDs verdienst du eh kein Geld, es sei denn du verkaufst 100.000.

Warum ruiniert ihr mit eurem „Wir verteilen unsere Musik kostenlos“ ausgerechnet das Label ANR music&more aus Berlin?

Dr. Schizo: Weil die es verdient haben. Die verdienen ja sonst auch nix. Und da haben wir uns gedacht, das passt zu uns. Im Endeffekt haben sie auch nichts zu verlieren, weil wir eigentlich fast alles bezahlen. Aber das macht auch nichts, weil wir wissen, dass Ben und Andreas da richtig Bock drauf haben und die schon so viele tolle Sachen für uns gemacht haben, zum Beispiel uns mit SKANNIBAL SCHMIDT und DISTEMPER auf Tour zu schicken. Es ist immer cool, wenn man weiß, dass man sich aufeinander verlassen kann. Es geht einfach nicht um Kohle, sondern darum, Spaß zu haben. Wir haben hin und her überlegt, über ein anderes Label nachgedacht mit größerem Vertrieb, die sich dann aber auf diese Download-Sachen nicht eingelassen haben. Und dann haben wir gedacht: Es gibt nichts zu verlieren, wir stecken da eh nur Geld rein, was schon da ist. Wir haben jetzt knapp 10.000 Euro in das neue Album investiert, aber auch nur Geld, das wir uns über Konzerte schon erspielt und zur Seite gelegt hatten. Das Geld ist jetzt weg, aber es muss auch nicht sofort wieder da sein. Es läuft halt so. Eigentlich ist das alles ein großer Kinderspielplatz für 30-Jährige, die nicht wissen, was sie sonst machen sollen.

Und wenn euch das nicht mehr ausreicht, ladet ihr die ganzen hochkarätigen Rockstars ein, die ihr zum Mitspielen auf dem neuen Album herangekarrt habt. Was verbindet euch mit Leuten wie Tribuman von SKANNIBAL SCHMIDT oder Zeki von ex-F-THREE/DRIFTWOOD FAIRYTALES?

Dr. Schizo: Die haben unsere Wege immer wieder gekreuzt. Und sie können halt Sachen, die wir nicht können. Darum ist es schön, wenn die das noch ausschmücken und ihren Charakter mit einbringen. Tribuman ist extra aus Frankreich für drei Tage angereist, nur für diese Studioaufnahmen. Und es hat sich gelohnt.

Madame: Zumal uns SKANNIBAL SCHMIDT schon stark inspiriert hat, ein Song heißt ja auch „Among Skannibals“.

Cpt. Firestarter: Es war schon öfter so, dass man solche Ideen hatte. Bei Tribuman zum Beispiel, wir waren ja mit SKANNIBAL SCHMIDT auf Tour und haben oft herumfantasiert, wie das wohl wäre, ihn so als Gast mit einzubauen. Und wir haben uns gedacht, beim neuen Album könnte man das ja machen. Und da hatten wir zufällig auch Songs, wo sich die Leute, jeder für sich, auch richtig reinfühlen konnten, weil es zu dem gepasst hat, was die sonst auch machen. Jeder macht das, was so richtig zu ihm passt, und deswegen ist es auch ganz cool geworden. Das war nicht so durchdacht von uns, sondern ist eher passiert.

Ich habe in euren Texten eine gewisse sozialkritische, eventuell sogar politische Note ausmachen können ...

Cpt. Firestarter: Auf dem alten Album waren halt eher Liebestexte, nicht nur, aber fast. Ich schreibe ja die Texte und das war für mich halt eine sehr „beziehungsintensive“ Phase. Wir drei – ich, Dr. Schizo und Pepe – haben früher schon in einer Band gespielt und ich glaube, da haben wir auch nur so Liebestexte gehabt. Die sind schnell geschrieben, bisschen Schmu, zack, fertig! Es war auch so, dass ich seit dem letzten Album keine Texte mehr geschrieben hab. Ich weiß nicht, ob ich mich seitdem weiter entwickelt habe ... Aber wir sind eher alltagspolitisch. Es geht oft um die Gesellschaft, und wie man sich selbst darin sieht.

Und „Rock gegen Rechts“ nehmt ihr dann halt so mit ...

Cpt. Firestarter: Wir haben ja schon unsere Einstellung. Wir wollen das den Leuten jetzt nicht direkt auf die Nase binden, aber es gibt so ein paar Sachen, die ja eigentlich vollkommen klar sind. Bei Faschos ist es doch vollkommen klar, wo man sich positioniert. Da geht es ja nicht mehr nur um eine politische Richtung, sondern vor allem um einen Gerechtigkeitssinn. Und ich denke halt, dass wir von der Band tief im Herzen sehr gute Menschen sind, haha. Und ich glaube, dass wir da auch dahinter stehen, und darum geht’s auch in den Texten. Und wir sind ja auch Paten an einer „Schule ohne Rassismus“.

Dr. Schizo: Ich mache ja auch das „Stand up gegen Rechts“. Das gibt es seit fünf Jahren und ist das Haupt-„Rock gegen Rechts“-Konzert in Bremen. Und wir versuchen, es von der Jugendzentrumsebene in die Clubs zu bekommen – da kommen jährlich 1.000 Leute, –, um über die gegenwärtige Situation in Bremen zu informieren und das auch Pressemäßig mehr in die Öffentlichkeit zu bringen.

Stichwort: „Ska-Punk“. Das ist ein Etikett, das euch gerne aufgeklebt wird. Aber wenn man sich das neue Album mal anhört, passt das hinten und vorne nicht. Denn da ist vom chilligen Reggae über Johnny Cash und Hardcore bis zu Rock’n’Roll alles dabei. In welche Schublade würdet ihr euch denn nun stecken?

Dr. Schizo: In genau die, die du gerade beschrieben hast. In die Johnny-Cash-Hardcore-bisschen-Rock’n’Roll-und-chilliger-Reggae-Schublade. Bei den ersten Konzertplakaten haben wir uns gedacht, jetzt hauen wir aber auf die Kacke und haben drüber geschrieben „Ska-Punk strikes back!“. Muss ja auch nach was klingen, was?

Cpt. Firestarter: Am Anfang haben wir gar nicht gesagt, dass wir „Ska-Punk“ machen. Das haben die Veranstalter nur meistens auf ihre Flyer geschrieben. Wir haben am Anfang gesagt, wir machen „Kirchencore“.

Ihr habt aber auch schon immer dieses Mexiko-Latino-Ding mit drinnen gehabt, das sehr sexy ist und das ihr jetzt total überreizt habt. Bei „Dead Mans Canyon“ hat man das Gefühl, das könnte aus dem Soundtrack von einem Italo-Western sein.

Dr. Schizo: So sollte es auch klingen. Das kam einfach und war irgendwann da. Das ist die oberste Regel: Wir wollen das machen, wo wir Bock drauf haben. Und wenn wir auf der nächsten Platte einen Song haben, der so Elektro-Punk-mäßig ist, dann ist das so, weil wir Bock hatten, einen solchen Song zu machen, und nicht, weil wir etwas Angesagtes machen wollten.