GLASSES

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Trashcan Odes For The Masses

Schlechte Laune? GLASSES hilft. Vor ein paar Monaten wurde ich gefragt, ob ich mir nicht diese neue Band ansehen wolle, bestehend aus Leuten von TRAINWRECK, PERTH EXPRESS, 244 GL und THE FA. Eigentlich hatte ich keine Lust, aber aus sozialen Aspekten habe ich mich doch zum Proberaum Lappe bewegt und Kummer und Sorgen wurden in düsterem, rockigem Hardcore ertränkt. Daraufhin entstand dieses Interview mit Sam, Sängerin von GLASSES.

Was hat es mit GLASSES auf sich, welche Notwendigkeit gab es, noch eine Band zu gründen?

Das ist schwierig, weil ich auch für die anderen sprechen muss. Die Idee für die Band hatten Benni, Bass, Marc, Gitarre, und Rocko, Schlagzeug, unabhängig voneinander. Alle haben jeweils mit Rocko gesprochen und der hat dann die Fäden zusammengeführt. Der Plan war bei allen, etwas Rockigeres als in den alten/anderen Bands zu machen. Greifbar ist die Idee auf dem letzten PERTH EXPRESS-Konzert geworden, wo Benni und Rocko das mal konkret geplant und ’ne Probe angesetzt haben. Ziemlich bald wurde dann in Göttingen geprobt. Die drei hatten aber bis dahin keinen Sänger, Rocko hat mich dann gefragt. Es gab wohl noch einen anderen Kandidaten für das Singen, der aber dann einfach zu spät war. Ich habe dann gesagt, ich fahre da mal hin, obwohl ich die Typen bis auf Rocko nicht kannte. Ich hatte auch schon Lyrics vorbereitet, ich hatte vorher mp3s zugeschickt bekommen. Die habe ich dann auf der ersten Probe zum Besten gegeben, mit schweißnassen Händen ...

Also tatsächlich eine Casting-Situation?

Ja, ein wenig. Die fanden mich aber gut und haben gefragt, ob ich in die Band wolle. Ich war noch nicht ganz sicher, weil ich die Typen nicht kannte. Aber am nächsten Tag habe ich Rocko angerufen und gesagt, dass ich das mache.

Ihr wohnt alle ziemlich verteilt in Deutschland, wie schwer ist es da, eine Band zu gründen?

Man muss alles ziemlich straff organisieren. Es haben sich Leute zusammen getan, die in ihren alten Bands die „Band-Nazi-Stellung“ inne hatten. Deswegen klappt das von der Organisation meistens ziemlich gut. Wir versuchen, einmal im Monat zu proben. Dann ist es meistens ein längeres Wochenende, drei bis vier Tage und eine Probe kann dann schon mal sechs bis acht Stunden dauern. Anders würde das nicht funktionieren.

Vielleicht ist das eine blöde Frage, aber hattest du schon immer diese eher rauhe und tiefe Stimme? Ich frage auch wegen des Ox-Reviews, wo du für einen Sänger gehalten wurdest.

Gerade akut ist es wegen der letzten Konzerte am Wochenende. Ich habe eigentlich immer ein wenig Probleme mit der Stimme, wenn wir gespielt haben. Die Tage danach ist es oft so, dass meine Stimme abkackt. Ich habe immer Kamillosan dabei, ich trinke immer Tee vor und nach dem Konzert, und wenn wir auf Tour sind, versuche ich nach einem Konzert größere Gespräche zu vermeiden. Weil ich weiß, dass ich da Probleme bekomme. Aber ich glaube, entgegen anderer Meinungen, dass sich die Stimme daran gewöhnt. Aber über das Ox-Review habe ich mich gewundert, weil ich finde, man hört, dass da eine Frau singt.

Anderes Thema: Ich halte viele Szeneaktivitäten von meiner Mutter fern, das heißt, sie weiß gar nicht, wie viel Zeit ich mit Musik verbringe. Wie handhabst du das?

Meine Mutter ist eigentlich ziemlich offen, mein Vater ist da eher schwierig. Mit dem hatte ich neulich ein Gespräch. Ich bin jetzt am Ende meines Studiums und er zahlt mir den Unterhalt, er war der Meinung, dass nach dem Studium die Welt des Arbeitens auf mich wartet. Somit hätte ich diesen Quatsch, wie das Touren mit der Band, auch zu unterlassen, weil ich doch mal erwachsen werden müsste. Meine Mutter sieht das eher als Hobby und jeder braucht ein Hobby. Sie findet das völlig okay.

Was studierst du?

Ich studiere Kunst beziehungsweise Visuelle Kommunikation. Meine Abschlussarbeit wird ein Magazin sein, Schwerpunkt „Die See“. Ich war letzten Monat in Kalifornien und habe dort Fotos gemacht. Das wird ein Magazin mit vielen Bildern und Illustrationen. Artikel soll es auch noch geben, allerdings bin ich schon ziemlich ausgelastet. Mal sehen, ob und wen ich da featuren kann. Theoretisch werde ich was über die Kulturindustrie und Horkheimer/Adorno machen.

Wann hast du das letzte Mal geweint? Und warum?

Ich fürchte, das ist schon länger her. Und es war, ganz klassischer Grund: Liebeskummer.

Ich nehme an, das fließt bei dir dann auch in die Texte ein?

Ja, ich bin eben keine Tagebuchschreiberin und für mich ist Texteschreiben schon dafür da ... ich will jetzt nicht „verarbeiten“ sagen, das klingt für mich auf jeden Fall bescheuert, aber um es zu fassen, ist das ist ein ganz gutes Wort dafür.

Du machst so was bestimmt auch in deinen Illustrationen.

Keine Ahnung, das müssen auch andere Leute beurteilen.

Du nimmst dich da auch ein bisschen zurück, oder? Du sagst jetzt nicht, ja, ich kann gut singen, oder ja, ich bin kreativ.

Ich finde es halt schlimm, wenn Leute sagen: Ich bin super-kreativ – und dann sind sie es nicht. Das ist wie mit Leuten, die sagen, sie könnten gut kochen. Ich habe ganz oft die Erfahrung gemacht, dass Leute, die so was sagen, es eben nicht können.