U.K. SUBS

Ganz gleich, wie man heute zu ihnen steht: Die UK SUBS sind eine der letzten lebenden Punk-Legenden! Bald wird diese Band um den sympathischen Opa Charlie Harper und New Red Archives Records-Macher Nicki Garratt ihren 25. Geburtstag feiern; eine Konstante also, die für heutige Zeiten höchst ungewöhnlich ist. Grund genug, die beiden Jungs zum Ende der diesjährigen "75%-Original-Line-Up"-Tour (mit Basser Alvin Gibbs) in der Zeche Carl zu Essen zu interviewen. Heraus kamen ein paar wirklich interessante Ansichten über Tischtennis, Punk früher und Punk heute, sowie das Zusammenleben auf Tour. Wir trafen die Band beim Nachtisch...

Nicki:
"...normalerweise bin ich überzeugter Veganer. Bei einer zweimonatigen Tour musst du da aber Abstriche machen: Ich esse ein vegetarisches Gericht auch dann noch, wenn z.B. nur etwas Käse zum Überbacken darauf ist."

Und du Charlie, bist du Vegetarier oder Veganer?

Charlie: "Oh nein, ich esse alles, was auf den Tisch kommt. Z.B. heute, wo die Gastgeber uns ein hervorragendes Hühnchen vorgesetzt haben: leckere Sahnesoße, Pilze, Risottoreis... Weil ich auch noch die Reste von Nickis Gemüse gegessen habe, bin ich jetzt mit einem wirklich luxoriösen Dinner abgefüllt. Was unterwegs leider Seltenheitswert hat."

Ich habe euch vor sechs Wochen in Köln schon einmal gesehen und war angesichts eures fortgeschrittenen Alters überrascht über eure Mobilität auf der Bühne: Gerade du Nicki hast dich ja ständig übertroffen mit akrobatischen Luftsprüngen. Was ist euer Rezept?

Charlie:
"Also, wir bewegen uns auf der Bühne heute mehr denn je. Das liegt einfach daran, dass die Musik uns über die Jahrzehnte in Fleisch und Blut übergegangen ist, und wir unsere Songs selbst im Traum noch rückwärts spielen könnten."

Nicki: "Wir müssen halt ständig in Bewegung bleiben, weil unser Seelenheil davon abhängt. Stillstand bedeutet in unserem Alter den Tod, da sollte man nicht lange herumstehen, haha"

Ist es nicht paradox, dass z.B. in der Jazz-Szene das fortgeschrittene Alter eines Musikers eher ein Vorteil für sein Ansehen ist, während Punkrocker über 40 schon als klinisch tot bezeichnet werden?

Charlie:
"Das Haltbarkeitsdatum eines Punk-Musikers läuft mit dem Erreichen des 25. Lebensjahres aus, so heißt es... Mich aber hat die Szene jung gehalten. Klar, eine Menge Leute schieben einen schon zum alten Eisen ab, aber das ist deren Problem."

Nicki: "Um fair zu sein: Wir haben uns vor 20 Jahren etabliert. Ich denke, wenn heute ein paar Endvierziger die Idee hätten, erstmals eine Punkband zu gründen, wäre das schon etwas schwierig..."

Charlie: "Wobei ja ONE FOOT IN THE GRAVE eine rühmliche Ausnahme darstellen, deren jüngstes Mitglied, soweit ich weiß, so um die 60 ist."

Leben die denn noch?

Charlie:
"Ich denke schon, zumindest trifft man ab und an mal einen Fan, der ein T-Shirt von ihnen trägt, haha."

Erzählt doch nochmal weiter von eurer Tour: Wo seid ihr überall gewesen?

Charlie: "Das erste Konzert war in Holland, gleich darauf ging es nach Deutschland. Danach dann Polen, Tschechei, Slowenien, Österreich, über Italien zurück nach Österreich, wieder einen Auftritt in Deutschland, um letztlich über Schweden, Norwegen und Dänemark zurück in euer schönes Land zurückzukehren. Deutschland spielt also eine zentrale Rolle, was kein Zufall ist: Es ist unser Lieblingsplatz was Gigs angeht!"

Tatsächlich?! Wie kommt´s?

Charlie: "Weil die anderen Länder eben mit schlechteren Bedingungen aufwarten, z.B. die Staaten: Kein uninteressantes Land, wir haben tolle Konzerte dort gegeben, aber was dich fertigmacht, sind die riesigen Distanzen zwischen den einzelnen Auftrittsorten. Oder das grauenhafte Essen dort.... und von diesem "Bier" wollen wir gar nicht erst reden. (bestürzt) Ich kann gar nicht verstehen, dass in deutschen Kneipen mittlerweile amerikanisches Bier ausgeschenkt wird."

Nicki (völlig vom Thema ablenkend): "Darf ich einen Aufruf starten? (Pause) Ich möchte alle Tischtennisspieler Deutschlands dazu aufrufen, mich zu schlagen!"

(noch ´ne Pause, weil bei beiden Interviewern so etwas wie Verblüffung herrscht)

Ach was, du betreibst tatsächlich den Hochleistungssport Tischtennis?


Nicki: "Ja, wie du siehst, trage ich sogar ein passendes T-Shirt ("Table Tennis Club San Francisco" steht drauf) und deshalb möchte ich, dass sich vor unserer nächsten Tour ambitionierte Spieler bei mir melden, damit ich in dieser Zeit mal ein paar Gegner spielen kann: Diese Tour war in dieser Hinsicht leider ein Reinfall... übrigens (verträumt): Kennt ihr die FUN LOVIN CRIMINALS? Die haben grundsätzlich eine Tischtennisplatte in ihrem Tourbus. Also, ich hoffe, dass einige Leute nun wissen, was sie vor unseren nächsten Deutschland-Gigs zu machen haben!"

Das setzt natürlich voraus, dass die UK SUBS noch einmal in dieser Zusammensetzung auf Tour gehen. Habt ihr das tatsächlich noch einmal vor?

Charlie: "Klar! So, wie wir momentan hier sitzen, sind wir die UK SUBS! Und nicht nur ein Ein-Mann-Unternehmen. Und was soll ich sagen: Nicht nur diese Tour jetzt war klasse, auch die Zeit vorher in den Staaten war sehr gut! Stimmt´s, Nicki?"

Nicki: "Ja, du hast recht. Es war eine sehr gute Zeit!"

War das Publikum bisher denn auch dieser Meinung? Waren eure Konzerte denn überhaupt noch gut besucht?

Charlie: "Besser als erwartet. Klar, nicht immer voll, aber doch niemals wirklich schlecht besucht."

Eurer offiziellen Homepage ist zu entnehmen, dass ihr demnächst auch in Australien die Leute von eurer ewigen Jugend überzeugen wollt.

Nicki: "Stimmt. We want to stretch out! Und zwar Länder besuchen, in denen wir noch nie aufgetreten sind: Australien, Neuseeland, Japan..."

Wie, ihr wart noch nie in Australien oder Japan?! Es gab doch Zeiten, da ist bald jede Band nach Japan gegangen!

Charlie:
"In Japan waren wir auch schon mal fest gebucht gewesen, aber dann ist folgendes passiert: Japaner sind halt etwas anders als Europäer und handeln manchmal etwas suspekt: Also, wir sollten an einem bestimmten Wochenende mal drei Tage hintereinander in einem Tokioter Club auftreten, das Jahr weiß ich nicht mehr. Weil aber das Wochenende vorher 999 die gleiche Prozedur mit nur sehr geringer Zuschauerresonanz durchgezogen haben, haben die Organisatoren unser Ding komplett gecancelt! Was für ein Scheiß! Sind wir etwa 999?"

(Alvin schaltet sich ins Gespräch ein und fragt uns nach dem "Holiday In The Sun"-Festival, was natürlich eine wunderbare Überleitung darstellt.)

Mögt ihr solche Festivals? Wir meinen zwar, dass es schon ganz cool sein kann, mal Bands zu sehen, die vor 20 Jahren aktiv waren. Aber der Großteil dieser reformierten Dinosaurier macht sich auf der Bühne letztlich doch nur lächerlich!

Charlie: "Wir definieren uns nicht so, schließlich gab es uns immer ohne Pause! Wobei ich einige wirklich in Schutz nehmen muss, z.B. SLAUGHTER & THE DOGS, die letzes Jahr wirklich jeder sehen wollte. Die haben sich wirklich größte Mühe gegeben und einen ordentlichen Auftritt hingelegt. Wobei es natürlich sehr schwierig ist, als Reunion-Band nach unserer Show einen ähnlich guten Kontakt zum Publikum aufzubauen. Wir sind stets in Übung, die anderen nicht! Letztlich ist "Holiday In The Sun" eine gute Sache, alle machen Party und haben eine gute Zeit."

Nicki: "Man muss das auch mal so sehen: 1976/77 fand eine Explosion statt, Punk brach aus, und jeder, der wollte, gründete eine Band. Das war damals o.k., bloß kommt man 20 Jahre später manchmal auf den Gedanken, dass einige dieser Leute besser nie Musik hätten machen sollen: Einige Bands sind bis heute völlig überbewertet."

Was man euch zu gute halten muss, ist, dass ihr bis heute euer Ding durchgezogen habt, und dabei dem "Punk" treu geblieben seid: kleine Hallen etc. Das ist wohl der Grund, weshalb ihr immer noch noch treue Fans habt.

Charlie: "Ja, mit dieser Meinung stehst du nicht alleine: Nur Wenige werfen uns Sell-Out vor; wir halten halt stets Kontakt zu unserem Glauben. Hey, wir sind die Mönche des Punkrocks!"

Was ist eigentlich übriggeblieben vom "Punk" in England? "Holiday In The Sun" ist ja wohl nicht das einzige an Veranstaltungen...

Charlie (fällt uns ins Wort):
"Also, ich bin wirklich stolz auf dieses Festival. Eine Menge Leute hat versucht, es zu kopieren, z.B. in den Staaten: Dort spielten wir jeden Tag, ein echter Knochenjob, was dann auch zu einigen wirklich miesen Auftritten führte."

Nicki: "Der Unterschied zwischen den USA und England ist eindeutig der, dass in unserer Heimat fast nur alte Säcke aufs Konzert kommen, während das Publikum in den Staaten weitaus jünger ist. Das gesamte Publikum dort wurde wohl erst geboren, als wir unsere erste Platte aufgenommen haben."

David vom Ox lebt seit ein paar Monaten in London, er sagt, dass "Punk" dort schon toter als tot ist. Obwohl es in England ja immer noch richtig gute Bands gibt, wie CITIZEN FISH oder LEATHERFACE. Oder der "Greetings from the Welfare state"-Sampler auf BYO, der fast 18 aktuelle Bands featured - wobei ich zwischen diesen Bands und dem Holiday-Festival keinerlei Verbindung sehe.

Nicki: "Machen wir uns nix vor: 1977 wird es halt nie wieder geben!"

Da scheint San Francisco ja ein besseres Pflaster zu sein für Punkrock.

Nicki: "Das ist richtig, Amerika ist schon seit langem weitaus aktiver. Aber auch hier gilt: 1977 ist vorbei!"

Aber ich denke doch, dass Punkrock auch im Jahr 2000 noch lebt, denn es kommen doch immer Bands, die den Punk, den Rock´n´Roll pushen und nach vorne bringen, wie es z.B. TURBONEGRO gemacht haben.

Charlie: "Also, wir hatten auf unserer Tour leider eine Menge grottenschlechter Supportbands, die teilweise auch noch richtig scheiße aussahen (Was uns an diesem Abend in Essen eindrucksvoll bestätigt wurde...). Am erschreckendsten war allerdings die Tatsache, dass gerade die Shows sehr oft richtig schlecht und langweilig waren. Außer in Skandinavien, die Bands dort haben eindeutig etwas mehr Feuer im Arsch, wie die Band vorgestern abend... - Mist, jetzt fällt mir der Name nicht mehr ein!"

Nicki: "1977 bist du in einen Club rein, du hast dir die Leute angeguckt, wie sie angezogen waren, wie sie sich benehmen, die Band wurde gemustert, ihre Attitude, alles war sehr starr, dafür aber sehr dynamisch. Heute macht jeder was er will, auf den Konzerten sieht man, dass Punk sich über die Jahre endlos vielen anderen Einflüssen geöffnet hat. Was seinem Profil natürlich schadet."

Widmen wir uns doch mal eurem Profil, und wie es sich verändert hat über die Jahre... Ich habe hier fünf Platten, die allesamt etwas besonderes in euer Geschichte darstellen. Gebt doch mal ein Statement ab, wie ihr diese Scheiben heute einschätzt. Als erstes: "Another Kind Of Blues".

Charlie: "Darauf bin ich ohne Ende stolz. Diese Platte ist das Fundament unserer Karriere, ich liebe die Songs und ich liebe das Cover!"

Nicki: "Diese LP bündelt alle Hits, die wir die Jahre vorher schon live gespielt haben. Ein sehr spätes erstes Album also, aber ein sehr gutes."

Was hat es mit dem Titel auf sich: Ist das eine Referenz an das, was ihr vorher gemacht habt?

Charlie:
"Ganz bestimmt, schließlich bin ich ein alter Blues-Musiker."

Was dann auch den häufigen Einsatz der Harp erklärt.

Charlie: "Ich denke, wir sollten wieder zurück zu diesen Blues-Einflüssen, die wir über die Jahre etwas verloren haben."

Nun aber zu meiner absoluten Lieblingsplatte der SUBS, die wie ich denke, etwas anders ist als die anderen: "Flood Of Lies". Ich habe mich oft gefragt, welche Grundstimmung hinter diesen Aufnahmen stand: finstere, harte Texte, mittelalterliche Musik, Totenschädel vorne und Satan hinten auf dem Cover. Was ist damals in euch gefahren?

Charlie: "Uhh, damals waren eine Menge Drogen im Spiel... Ich mag diese vielen Schädel und auch den Rest des Artworks. Parron, die Freundin unseres damaligen Bassisten Steve Slack, hat diese ganzen Sachen gezeichnet, er selbst war Zimmermann und hat u.a. Hexen-Zubehör geschnitzt. Hier ist also die Verbindung zu diesem ganzen unterweltlichen Kram. Parron war auch so was wie eine Hexe, sie hat uns auch dieses kleine Gedicht in Runenschrift verfasst."

Hast du denn heute noch einen Draht zu solchen Sachen?

Charlie: "Nein, damals war ich zwar interessiert, aber nicht überzeugt. Es war wirklich Steves Ding."

Würdest du heute noch einen so krassen, kämpferischen Text wie "Violent Revolution" schreiben?

Charlie (singt): "This is violent revolution, that´s what we ´re feeling today... Klar, wenn ich in der Laune bin."

Die nächste Platte: "Killing Time", eure erste Reunion-Platte.

Nicki (leicht angewidert):
"I don´t like it!"

Ich auch nicht: Sie rockt keinen Millimeter!

Charlie:
"Ein paar Songs sind schon o.k., aber irgendwie werde ich jedesmals depressiv, wenn ich diese Platte höre."

Nicki:
"Ich mag "Yellowman", dieser Song rockt wenigstens."

Charlie: "Ich mag ihn nicht, irgendwie hatte ich beim Texten nicht gerade meine Sternstunde."

Nicki: "Die Songs sind nicht alle schlecht, bloß klingen sie nicht nach den UK SUBS. Hmmh, diese Platte entstand damals in einer einzigen Woche, vom Songwriting bis hin zum Einspielen und Abmischen. Das erklärt wohl alles."

Kommen wir zur nächsten LP: "A.W.O.L." . Eine besondere Platte, nicht wahr, Nicki?


Nicki: "Diese Platte ist die Geburtsstunde meines New Red Archives-Labels. Dahinter verbirgt sich folgende Story: Bis heute wurden wir nicht von den ganzen Plattenfirmen bezahlt für unsere alten Aufnahmen. Diese Songs hier konnte ich als eine Art "Mini-Entschädigung" von einer Plattenfirma loseisen. Um sie zu veröffentlichen, gründete ich NRA. Aber auch hier gilt: Die Songs sind o.k., aber nicht die besten von uns."

Charlie: "Ich mag das Cover, denn das sind tatsächlich wir beide auf dem Photo. Ich sehe aus wie ein junger Lou Reed, weswegen mich einige nicht wiedererkennen, haha. Auch sonst ist die Platte nicht schlecht, eine gute Compilation rarer Song."

"War Of The Roses" ist ein richtig arschtretender Song, wie ich finde.

Nicki: "Das war der erste Song, für den ich auch die Lyrics verfasst habe, weshalb ich ihn heute nicht mehr mag: Charlie schreibt prima Texte, ich hingegen... Wobei der Hintergrund dieses Textes nicht uninteressant ist: Es geht um einen Club in Middlesborough, den "Rockgarden", wo wir damals aufgetreten sind. Dieser Club wurde während unseres Gigs zum Schauplatz einer wüsten Schlägerei zwischen Leuten aus Yorkshire und Middlesborough, eine Szene, die mich an die mittelalterlichen Rosenkriege erinnerte."

Wo wir gerade vom Geld gesprochen haben. Vielleicht ist der Sampler UK SUBS "Recorded 1979-1981" ein Beispiel dafür, dass mit euren Songs eine Menge unauthorisierter Veröffentlichungen gemacht wurden. Oder welches Label ist Abstract Records letztlich gewesen?


Nicki:
"Abstract Record war ein "Ein-Mann-Unternehmen" eines wichtigen Mitarbeiters von Jam Records, unserem Stammlabel. Christian hieß der Typ, und als er Jam verließ, nahm er alle Rechte unser bisherigen Songs mit. Bei dieser Compilation habe ich übrigens die Trackliste zusammengestellt: Auf Seite A sind die Songs, auf die die Leute live abgefahren sind, die schnellen also. Seite B ist etwas entspannter, in der Regel sind das Single-Tracks."

Charlie (lacht sich kaputt wegen eines der Photos): "Au Mann, da ist ja ein junger Alvin, haha."

Wie habt ihr es eigentlich geschafft, den Spaß an der Sache nicht zu verlieren? Bei dem ganzen Business-Scheiß wie Manager, Lizenzrechte, Verträge kann man doch glatt die Lust verlieren.

Nicki: "Auch wenn´s abgedroschen klingt. Wenn die Musik o.k. ist, lässt sich der andere Scheiß noch gut ertragen."

Charlie: "Ein wichtiges Lebensmotto von mir lautet: "Above us is only shit!" Wenn Bands größer werden und an die großen Firmen geraten, wird´s doch immer furchtbar. Sie verlieren den Spaß, wir nicht. Wir gehen auch in unserem Alter auf Tour, ganz gleich, wenn Nicki ein paar Jahre nicht dabei war!"

Wie kommt ihr eigentlich unterwegs miteinander klar? Miteinander zu telephonieren ist eine Sache, miteinander zu touren eine andere: So viele alte Männer in einem engen Bus...

Nicki:
"Wir haben uns vor vielen Jahren so oft gestritten, dabei haben wir den Hass auf den Anderen wirklich bis zum Exzess gepflegt. Deshalb haben wir heute eine wohltuende Gleichgültigkeit, was die Macken der anderen angeht."

Fast wie bei einem alten Ehepaar.

Charlie:
"Da hast du recht. Wir kennen uns so lange, da weiß man, wie man sich zu verhalten hat. Wobei Nicki auch heute noch der Mensch mit dem dünnsten Geduldsfaden auf Erden ist. Deshalb ist es schon gut, dass er 8.000 Meilen von mir entfernt wohnt, haha. Alvin sehe ich regelmäßig, das ist o.k."

Habt ihr eigentlich immer noch vor, bei euren Albumtiteln den Anfangsbuchstaben "Z" zu erreichen?

Charlie: "Sicher, doch irgendwie graut´s mir schon vor der Arbeit. Wenn Leute glauben, wir würden einen schönen Lenz haben, wenn wir nach dieser langen Tour nach hause kommen, dann liegen sie falsch. All die dämliche Büroarbeit, die sich angesammelt hat, oh mein Gott, die vielen eMails, die ich beantworten muss, das Songwriting für neue Platten... Ich fange jetzt schon an zu schwitzen. Der körperliche Stress auf Tour ist nichts dagegen, dafür sind wir als Rock´n´Roller schließlich geboren."

Was ist eigentlich Alvins Anteil an der ganzen UK SUBS-Arbeit?


Charlie: "Alvin ist in erster Linie Kettenraucher. Dann übernimmt er den wirklich harten Job, die ganzen Frauen, die was von uns wollen, zufrieden zu stellen, haha."

Nicki: "Wir haben folgenden Witz: Wenn wir auftreten, stehen auf meiner Seite all die Skins und männlichen Punks, die mich anfeuern. Auf Alvins Seite hingegen stehen die ganzen Frauen und machen ihm schöne Augen. Nach der Show wollen dann die Frauen Alvin küssen.. tja, und die Skinheads - die wollen was von mir. Irgendwie können wir uns das nicht erklären, haha. (wieder ernst) Übrigens steht tatsächlich ein konkretes Projekt an: Wir wollen unsere alten Hits auf einem Album neu einspielen, was dann den positiven Effekt bringen würde, dass wir endlich mal etwas Geld für unsere Arbeit sehen würden. Scheiße, die Leute haben komplette CD-Boxen rausgebracht mit Original-Songs von uns, zu Preisen, die keinerlei Kohle für die Band beinhalteten."

Charlie: "Es wird aber auch Zeit für ein wirklich richtig gutes Album mit ganz neuen Songs, wir haben wirklich zu viele Schluffi-Platten rausgebracht. Ich hasse mittlerweile diese Tour-Aufnahme-Tour-Routine, die wir über Jahre durchgezogen haben."

Eine letzte Frage: Habt ihr seinerzeit eigentlich das Geld von dieser GUNS AND ROSES-Platte mit Punk-Cover-Songs erhalten?


Charlie: "Ja, das haben wir. Wobei die Sache durchaus aufregend war. Denn von GUNS AND ROSES ist das Geld erstmal zu unserem damaligen Publisher geflossen, mit dem wir nicht unerheblichen Ärger hatten. Die Sache endete schließlich vor Gericht, wo wir glücklicherweise Recht bekommen haben."

Danke und alles Gute noch für euch!