CANCER BATS

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Bicycle Biker

Hervorgegangen aus einer reinen Metal-Band, haben sich die CANCER BATS aus Toronto mittlerweile mit ihrer Mischung aus Punkrock, Hardcore, Metal und Southern Rock auf zwei Alben sowie durch unermüdliches Touren einen Namen gemacht. Jetzt haben sie die Aufnahmen zu ihrem dritten Album „Bears, Mayors, Scraps And Bones“ abgeschlossen und sind schon wieder fleißig unterwegs. Im November waren sie zusammen mit BILLY TALENT auch in deutschen Hallen zu Gast, was mir die Gelegenheit gab, in Dortmund mit Sänger Liam zu sprechen.

Euer neues Album „Bears, Mayors, Scraps And Bones“ wird im April 2010 erscheinen. Was steckt hinter dem Titel?

Ja, Mitte April. Das ist das erste Album, das wir wirklich als vierköpfige Band, mit neuem Bassisten, geschrieben haben. Jeder hat seinen Teil dazu beigetragen, wir hätten dieses Album so nicht schreiben können, ohne jeden Einzelnen von uns. Der Name ist eine Referenz an uns vier Bandmitglieder, unsere Spitznamen.

Wer ist wer?

Mike ist der Bär, Scott ist der Mayor, mein Spitzname ist Scraps und Jaye – wir nennen ihn JBone. Ich nenne ihn JBone Mallone.

Jaye ist der neue Bassist.

Ja, wir hatten drei Bassisten. Jaye ist der dritte. Der erste, Andrew, macht immer noch unser ganzes Grafikdesign, danach hatten wir einen, der nur sehr kurz eingesprungen ist, und jetzt ist Jaye dabei und das ist toll. Ich denke, Jaye macht die Band endlich vollständig, jetzt passt alles zusammen.

Woher kennt ihr ihn?

Ich kenne Jaye schon superlange, wir sind zusammen aufgewachsen, waren auf Konzerten, unsere Bands haben zusammen gespielt. Er war einfach immer in anderen Bands und als wir mitbekommen haben, dass sich eine seiner Bands gerade aufgelöst hat, haben wir ihn gleich gefragt, ob er bei uns spielen will. Das war, als wir gerade unser letztes Album „Hail Destroyer“ aufgenommen haben, da war Jaye also eigentlich schon in der Band. Er hat auch schon vorher Konzerte mit uns gespielt, aber auf „Hail Destroyer“ er nicht dabei, weil er keine Zeit hatte und auch noch so neu war, also hat Scott auf dem Album noch Bass gespielt. Als wir jetzt die neuen Songs geschrieben haben, haben wir gemerkt, wie gut es ist, dass Jaye sich jetzt voll einbringen kann. Er singt auch sehr viel auf dem neuen Album. Er singt live viele Songs von „Hail Destroyer“ mit und jetzt hat er seine eigenen Parts.

Ihr habt auch einen Song namens „Jayes biker BBQ“.

Ja, das war der Arbeitstitel. Der Song heißt jetzt „Fake gold“. Wir brauchten nur einen quatschigen Arbeitstitel, damit wir uns, wenn ich den Text noch nicht fertig habe, an den Song erinnern können. Wir machten Witze darüber, wie Jaye diese verrückten Barbecues haben würde, zu denen all diese Biker kommen ... Wir sehen vielleicht wie Biker aus, fahren aber alle Fahrrad. Jetzt, da wir älter werden, fangen aber auch alle an, sich mehr für Motorräder zu interessieren.

Ja, das müsst ihr ja auch, als Rocker, eine Harley Davidson fahren, wenn ihr 50 seid.

Ja, mit langen weißen Bärten ...

Euer zweites Album „Hail Destroyer“ war bereits mehr Metal als euer Debüt „Birthing The Giant“. Setzt sich diese Entwicklung beim neuen Album fort?

Ja, ich denke schon. Aber ich denke auch, dass wir immer noch einen großen Anteil Punkrock haben, wie auf „Birthing The Giant“, das fehlte bei „Hail Destroyer“ ein bisschen. Auf dem neuen Album haben wir Songs wie zum Beispiel „We are the undead“, die viel mehr Punkrock sind, obwohl sie superschwer sind. Man könnte es teilweise mit ENTOMBED vergleichen, die einen Punk-Beat haben, obwohl sie Metal spielen, das war so unser Ansatz.

Was ist deine Inspiration für die Texte?

Für mich sind es immer mehr persönliche Themen. Damit habe ich bei „Hail Destroyer“ angefangen und gemerkt, dass wirklich viele Leute sich damit identifizieren können, zum Beispiel mit dem Song „Sorceress“, der für mich ein unglaublich persönlicher Song ist und der vielen Leuten durch eine schwere Zeit geholfen hat. Wenn ich also über etwas schreibe, das mir wichtig ist, gibt es bestimmt andere Leute, die eine Verbindung dazu aufbauen können. Ich habe schon während der Aufnahmen von verschiedenen Leuten gutes Feedback bekommen. Ich freue mich total. Ich hab echt versucht, noch besser zu werden als bei „Hail Destroyer“, ich bin sehr stolz auf das Album.

Ihr habt auch wieder mit den gleichen Produzenten zusammengearbeitet.

Ja, Eric Ratz und Kenny Luong, sie haben „Hail Destroyer“ produziert und waren Techniker bei „Birthing The Giant“. Wir arbeiten in allen Bereichen wirklich gerne mit den gleichen Leuten zusammen, mit Menschen, die verstehen, was wir als Band wollen. Wir haben zum Beispiel nur zwei Leute, die sich um unseren Merch kümmern, unsere Videos sind alle von dem gleichen Typen, das Gleiche gilt für unser Design, unsere Website und unsere CDs. Wir halten das alles gerne sehr nahe bei uns, bei Leuten, die wir als Familie betrachten.

Ihr fühlt also nicht den Drang zu experimentieren?

Ich sehe einfach keinen Sinn darin. Du kannst das mit dem Entwickeln einer Beziehung vergleichen: Es gibt zwar verschiedene Perspektiven, aber wenn du immer nur ein paar Wochen mit jemandem zusammenarbeitest, wirst du nie die Chance bekommen, diese Beziehung weiterzuentwickeln. Beim letzten Album haben wir von Eric Ratz und Kenny viel darüber gelernt, wie wir noch besser zusammenarbeiten, wir haben so viel Vorproduktion und so zusammen gemacht, also wollte ich sehen, was dabei herauskommt, wenn wir noch einmal mit ihnen zusammenarbeiten, wie es sich weiterentwickelt. Wir hatten eine gute Ausgangssituation. Ich würde auch unser nächstes Album mit keinen anderen Leuten als mit Scott und Mike und Jaye schreiben wollen.

Ihr habt eine Coverversion auf dem Album, „Sabotage“ von den BEASTIE BOYS ...

Das ist einer unserer Lieblingssongs. Beim letzten Album haben wir viele Coverversionen gemacht, die wir als B-Seiten verwendet haben. Das waren Songs, die wir mögen und die viele Leute kennen, die unsere Musik hören. Aber nicht alle Leute kennen zum Beispiel THE FAINT oder die MURDER CITY DEVILS. Als wir dann im Sommer bei Festivals spielten, dachten wir, dass es Spaß machen würde, einen Song zu covern, den wirklich alle kennen. Dann kamen wir auf „Sabotage“. Ich glaube, dass der Song für unsere Generation ein großes Ding war. Wir haben den Song also auf Festivals gespielt und die Leute sind ausgerastet, das hat uns natürlich gefreut. Deshalb haben wir beschlossen, dass wir den Song, wenn wir Zeit haben würden, aufnehmen sollten.

Ihr habt vor kurzen noch einen Song eures letzten Albums „Hail Destroyer“ ausgekoppelt, „Deathsmarch“. Warum?

Wir haben in Europa die Plattenfirma gewechselt, das hat mit einem Subdeal unseres britischen Labels zu tun, und diese Leute wollten, dass wir noch eine Single veröffentlichen, bevor wir mit BILLY TALENT auf Tour gehen.

Also als eine Art Teaser für das neue Album?

Ja, genau. Aber das gab ihnen auch die Möglichkeit, uns vor dem nächsten Album ein bisschen kennen zu lernen.

Wie war denn überhaupt die Tour mit BILLY TALENT?

Es ist wahnsinnig, das sind die größten Shows, die wir je gespielt haben, in Frankfurt haben wir vor 11.000 Leuten gespielt, verrückt. Als wir die Band gegründet haben, habe ich gedacht, dass wir vielleicht in ein paar Kellern spielen könnten, vielleicht vor höchstens ein paar hundert Leuten. Jetzt spielen wir vor 11.000 Leuten. Und sie hassen uns nicht! Sie klatschen mit und applaudieren, das ist sehr cool. Ich denke, das hat auch damit zu tun, dass die Leute, die BILLY TALENT mögen, sehr unvoreingenommen sind. Sie sind bereit, sich etwas Neues anzuhören.

Ihr seid ja schon länger mit BILLY TALENT befreundet, wie habt ihr sie kennen gelernt?

Ich glaube, wir kennen uns seit 2005. Wir haben uns durch ALEXISONFIRE kennen gelernt. Die waren schon länger mit ihnen befreundet und sie waren auch öfter zusammen auf Tour. Wir waren damals auf dem gleichen Label wie ALEXISONFIRE und sie sagten, wir sollten zu einer Labelparty mitkommen. Wir fühlten uns dort aber irgendwie nicht so wohl und standen in der Ecke rum. Dann kamen die Typen von BILLY TALENT und passten auch irgendwie nicht so wirklich da rein, also standen irgendwann die ganzen Musiker zusammen in einer Ecke. Und seitdem haben wir sie irgendwie immer wieder getroffen. 2007 haben sie uns schließlich gefragt, ob wir mit ihnen auf US-Tour gehen. Die Tour war super. Das war’s, jetzt sind wir fette Kumpel.

Ihr wart auch dabei, als BILLY TALENT ihre F.U.M.S.-Show in Köln gespielt haben. Kannst du kurz erklären, was das ist?

F.U.M.S. steht für „Fuck You Multiple Sklerose“ und ist eine Wohltätigkeitsorganisation, die Aaron, der Drummer von BILLY TALENT, gegründet hat. Sie hilft jungen Menschen, die an dieser Krankheit leiden, indem sie ihnen Stipendien ermöglicht. Er hat schon sehr viel Geld dafür gesammelt, er gab Konzerte in Kanada und jetzt auch in Deutschland, und als er uns fragte, ob wir dabei sein wollen, haben wir zugesagt.

Wir haben schon darüber gesprochen, dass ihr auf dieser Tour in unglaublich großen Hallen gespielt habt. Seid ihr deswegen nervös?

Na ja, wir haben ja schon auf einigen ziemlich großen Festivals gespielt, also kennen wir das in gewisser Weise schon. Außerdem macht es, wenn man auf der Bühne steht, auch fast keinen Unterschied mehr, weil der Raum so dunkel ist, dass man sowieso nur die ersten 500 Leute sehen kann. Nur dass die Bühne viel größer ist. Aber das macht es etwas einfacher, dass dich nicht Tausende von Leuten anstarren.

Würdet ihr auch gern so groß wie BILLY TALENT werden?

Wenn das passieren würde, würde ich mich nicht beklagen. Aber für uns ist das kein Ziel, wir möchten keine Stadion-Rockband werden. Wir werden einfach weiterhin die Musik machen, die wir machen möchten, und sollte das der Fall sein, dass wir damit jemals so viele Leute erreichen, dann wäre das cool. Aber ich sehe das nicht.

Findest du nicht auch, dass Publikum und Band sich dann immer weiter entfernen?

Ja, klar, das kann passieren, weil du in kleinen Clubs immer mit den Leuten interagieren kannst. Und die Leute können nach der Show an den Merch-Stand kommen und mit uns reden. Das mag ich sehr. In größeren Hallen ist das nicht mehr möglich. Aber du willst natürlich immer, dass deine Band Erfolg hat, und du willst sehen, wie weit sie es bringen kann. Es macht auf jeden Fall Spaß, große Shows zu spielen.