FINDUS

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Schulmädchenspeedjazz aus dem Meer

Als Band, gerade als junge, kann es nie schaden, Szeneprominenz dazu zu überreden, das eine oder andere lobende Wort für Infos, Websites und so weiter beizusteuern. Die fünf Jungs von FINDUS haben mit Letten von SMOKE BLOW und Erik von KETTCAR zwei ganz große Kaliber für sich gewonnen, die die Band dann im Pressinfo so richtig abfeiern – und das ganz ohne große Summen zu bezahlen und obendrein auch noch zu Recht! Denn lange habe ich kein derartig großartiges Debütalbum wie „Sansibar“ mehr gehört. Die fünf Jungs aus Schleswig-Holstein haben hier ein druckvolles wie melodieverliebtes, eingängiges, aber zuweilen doch auch brachiales Post-Punk-Album eingespielt, das durch facettenreiches Songwriting, spannende Instrumentierung und qualitativ hochwertige deutsche Texten glänzt. Grund genug also, den Jungs ein paar Fragen zu stellen, deren Beantwortung Gitarrist Moritz und Drummer Yanis den anderen drei, nämlich Bassmann Stefan, Moritz’ Gitarrenkollegen Kristian und Simeon, verantwortlich für Tanz und Gesang, überlassen haben.

In eurem Presseinfo nimmt allerhand Szeneprominenz Stellung zu eurer Musik. Wie kommt’s?

Kristian: Der Kontakt zu Erik von KETTCAR ist entstanden, weil deren Label Grand Hotel van Cleef unseren Freunden von Delikatess Tonträger Tips für unsere Veröffentlichung gegeben hat. Letten kennen wir über Björn Hellhammer von SMOKE BLOW.

Simeon: Ja, Hellhammer ist quasi unser sechster Mann, er hat unsere Platte aufgenommen, mitproduziert und spielt eben bei SMOKE BLOW Bass. Letten hat sich unseren Kram eines Tages mal angehört und seitdem sind wir Freunde.

Abgesehen davon, wer sind eure Vorbilder oder Helden? Wie wirken sich diese auf eure Songs aus?

Stefan: Ich habe keine musikalischen Vorbilder.

Simeon: Viele alte Deutschpunk-Bands und Elliot Smith ...

Kristian: Vorbilderfragen kann ich irgendwie noch immer nicht beantworten.

Wie würdet ihr euch und eure Musik selbst definieren, gibt es eine Schublade, in die ihr reinpasst?

Kristian: Schublade? Meinetwegen mal in die Schublade unter Pop, mal in die Schublade unter Punk und gern auch irgendwo dazwischen.

Stefan: Wir gehen ja nun schon seit geraumer Zeit mit der Genrebezeichnung „Schulmädchenpostpunk aus dem All“ hausieren, womit wahrscheinlich die wenigsten auf Anhieb etwas anfangen können. So können wir uns aber am besten in einem selbstabgesteckten Rahmen austoben, ohne den viel strapazierten Satz von der nicht passenden Schublade zu verwenden. Wir erfinden einfach ein neues Genre, über dessen Format nur wir entscheiden.

Simeon: Ja, ansonsten vielleicht noch „Speedjazz mit Punkgedresche“.

Das Artwork von „Sansibar“ arbeitet sehr viel mit Seefahrerästhetik, auch in den Texten schlägt sich dieses Thema durch, ihr dankt im Booklet dem Meer. Was fasziniert euch an der Thematik, warum zieht’s euch in die Ferne?

Stefan: Für mich geht es dabei nicht nur um eine räumliche Ferne, sondern auch um die Zeit. Wie es einmal war, wie es wird oder eben nicht wird. Rastlosigkeit.

Simeon: Erstens: Wir kommen vom Dorf, da will man immer weg. Zweitens: Unser Proberaum, in dem die Lieder dieser Platte entstanden sind, liegt am Meer, da bleibt der Bezug eben nicht aus. Wir hatten ja sonst nichts ...

Was beschäftigt euch ansonsten, um was geht es in den Songs?

Simeon: Die Texte drehen sich in erster Linie um Dinge, die uns, die mich beschäftigen. Um Sachen, die ich erlebe oder halt gerade nicht erlebe. Das hängt ziemlich stark von meinen persönlichen Empfindungen ab. Ich habe da kein festes Konzept oder eine Arbeitsweise, nach der ich dann die Texte schreibe.

Wie läuft das Songwriting generell? Ist das eine Ein-Mann-Geschichte oder bringen sich alle gleichermaßen ein?

Simeon: Die Musik machen wir alle zusammen und die Texte schreibe ich.

Stefan: Jeder von uns bringt Ideen mit, an denen dann zusammen gearbeitet wird. Dabei können die Instrumente zwischenzeitlich auch mal getauscht werden. Das führt immer wieder zu aufregenden und oft auch ziemlich witzigen Situationen. Ab und zu treffen wir uns dann auch mal für ein Wochenende im beschaulichen Kröß, um in aller Ruhe Lieder auszuarbeiten und gut zu frühstücken.

Ihr arbeitet auf „Sansibar“ mit abwechslungsreicher, für Punk eher untypischer Instrumentierung, teils auch mit Gästen. Wie setzt ihr das live um? War das eine einmalige Sache oder gehören Cello und Co. zum Bandkonzept?

Stefan: Lange Zeit waren das Cello und eine Orgel feste Bestandteile auf der Bühne. Unser Mann für diese Instrumente ist nun allerdings erst einmal ausgewandert. Daher haben wir seine Parts für die Aufnahmen zum Teil „outgesourcet“. Live können wir die fehlenden Melodien nun mit den Gitarren weitestgehend kompensieren.

Zu guter Letzt eine Frage zum Namen: Wer oder was ist FINDUS?

Kristian: Fünf junge Typen, die finden, dass das doch eigentlich ein cooler Name ist.

Stefan: Ein äußerst gut klingender Bandname, der mit positiven Erinnerungen behaftet ist.