MONROES

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Groningen Rock City

„Roulette“, das fantastische Debütalbum der MONROES aus Groningen, gleicht einem beschwingten Trip in die Sechziger Jahre, denn die Band um Sängerin Josje Kobès, deren Vocals der Combo einen ätherischen Charme verleihen, orientiert sich primär an Surf- und Vintage-Classics. Inspiration holt sich das seit 2003 aktive Quartett aber auch bei den DETROIT COBRAS, THE OBLIVIANS, THE BLACK KEYS und SHOCKING BLUE, deren Song „Send me a postcard“ aus den Sechzigern man schon für den bekannten niederländischen Film „Hoe Overleef Ik Mezelf“ einspielte. Was danach kam, weiß keiner besser, als die Frontfrau selbst.

Zunächst aber kann ergänzend gesagt werden, dass auch nicht alle Lieder auf „Roulette“ aus der Feder der Band stammen, aber Josje hat das Auswahlverfahren der Coversongs schnell erklärt: „Wir lieben obskure Lieder, die niemand kennt, die aber trotzdem klasse sind. Als wir anfingen, hatten wir ja kein Material, also hörten wir uns rare Compilations aus den Sechzigern an, um uns dort Ideen zu holen, und spielten die Tracks nach. Viele dieser Songs haben wir später durch eigene ersetzt, aber einige konnten wir nicht loslassen.“ Denjenigen, die Interesse an den Einflüssen der MONROES haben, legt Josje „Home For Orphans“ von REIGNING SOUND und Greg Cartwright im Allgemeinen ans Herz, da sie selbst großer Fan ist. Darüber hinaus schätzt sie Holly Golightly und schlägt die Brücke von der nach einer Filmfigur benannten Musikerin – das Vorbild war Audrey Hepburn in „Frühstück bei Tiffany“ – zum Maestro der Filmmusik schlechthin, nämlich Ennio Morricone. Ihm stellt sie noch John Barry zur Seite. Von den DETROIT COBRAS empfiehlt die Niederländerin dann restlos alle Alben, aber mit Anhören alleine sei es nicht getan, man müsse recherchieren, wer die Originale geschrieben habe, bevor man den Durchblick hat. Klingt, als ob Miss Kobès und ihre Combo sich nicht mit halben Sachen zufrieden geben.

Drummer Peter Blokzijl verließ die MONROES im Mai 2009, aber selbst diesen Rückschlag hat die Band für sich genutzt und für ausgleichende Gerechtigkeit gesorgt, indem Peter durch eine Dame ersetzt wurde, deren Name Lielian Tan ist. Sie passt laut Josje perfekt zur Band, weil sie „verschiedene Musikstile perfekt umsetzen kann. Neben geradlinigem Rock’n’Roll spielt sie auch Surf und Jazz, und das passt gut zu unserem Ansinnen, uns nicht nur mit Garagenrock einen Namen zu machen. Lielian ist eine ebenso passionierte Musikern wie wir anderen auch. Sobald sie wach ist, spielt sie eigentlich immer sofort Schlagzeug.“

Seit einiger Zeit kursiert das Gerücht, THE MONROES würden nach ihrem musikalischen Filmbeitrag nun ein Lied zu einer Werbekampagne im Fernsehen beisteuern und diese Aussage hat laut der Sängerin durchaus einen wahren Kern, denn seit „unsere Version von ,Send me a postcard‘ von SHOCKING BLUE in einem großen niederländischen Film auftauchte, haben wir einen Publishing Deal. Wir waren auch tatsächlich in der engeren Auswahl für eine Werbung, aber letztlich wählte man eine andere Combo.“ Der Publisher von ihrem Label Solid As A Rock hätte es also beinahe geschafft, die MONROES in einem Nike-Werbespot unterzubringen, aber die Frage, ob solche großen Deals in der Band für Spannungen sorgen, verneint Josje, bemerkt jedoch: „Es wäre schön, wenn wir im nächsten Film mit einem eigenen Song und keinem Cover zu hören wären. Das mit dem Film hat uns aber gefreut und wir warten schon auf den nächsten Streifen.“

„Roulette“, das Debütalbum der MONROES, ist erschienen auf Leen Steens Label Tocado Records und die Herkunft der Labelmates betreffend bemerkt Josje: „Die meisten Bands kommen aus der Gegend um Rotterdam, mal von uns und den SUICIDE BIRDS abgesehen. Der Kontakt zu den anderen Bands ist sehr gut, mit manchen sind wir inzwischen befreundet und deshalb unterstützen wir uns gegenseitig, gehen zu den Shows und treten auch gemeinsam auf.“ THE STILETTOS mit ihrem rotzigen organ-fueled Punkrock sind neben dem kauzigen Singer/Songwriter Mark Lotterman nur einige Highlights auf Tocado Records, wo man sehr auf Vintage setzt. THE MONROES selbst sind auch als die „Fender Roadshow“ bekannt, was von ihrer Affinität für Retroklampfen und betagtes Equipment herrühren mag. Josje spielt mit Vorliebe eine Halbresonanzgitarre von Epiphone, die der Gretsch von Chet Atkins aus den Fünfzigern nachempfunden zu sein scheint, und Gitarrist Arnold Nieborg und Bassist Harry Kingma setzen voll auf die oben genannte Company. Passend hierzu wurde das Album von Garagen-Guru Olaf Veenstra vom Studio Green Hornet gemischt, THE MONROES sind sozusagen ein Gesamtkunstwerk.

Mit einem Vorurteil möchte Josje abschließend jedoch noch aufräumen: „Viele Leute glauben, dass wir eine reine Coverband sind, was falscher nicht sein könnte, weil unser Hauptaugenmerk immer auf unserem eigenen Material liegt . Als Songwriterin stehe ich natürlich in einer Tradition, die über das hinausgeht, was in den Sixties geschrieben wurde, meiner Meinung nach sind wir eine sehr eklektische Band.“