PTTRNS

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Everyone plays everything

Nach drei Singles und zwei MCs legen PTTRNS aus Köln mit „Science Piñata“ ein Debütalbum vor, das sich vom Mathrock der Anfangstage verabschiedet und uns von Afro-Rhythmen durchzogene Partymusik liefert. Damit emanzipieren sich die Kölner ein Stück weit von der Masse eigenwilliger, deutscher Post-Irgendwas-Bands und beginnen, sich ihre eigene Nische zu graben. Ein Umstand, der sicherlich auch damit zusammenhängt, dass die Band in nicht ganz herkömmlicher Art musiziert, so werden auf der Bühne oftmals die Instrumente getauscht und das Publikum sogar teilweise integriert. Gründe genug, ihnen auf den Zahn zu fühlen.

Aus welchem Grund lasst ihr die Vokale eures Bandnamen in geschriebener Form weg?

Daniel: Richtig erkannt, wir lassen einfach die Vokale weg, was uns ästhetisch näher lag als „Patterns“. Zugleich vermeiden wir damit auch die beliebten „The“-Band Assoziationen.

PTTRNS ist ganz offensichtlich eine Party- und Tanzband. Ich nehme an, ihr seid auch mit Punk und Hardcore groß geworden; ist die Attitüde, das Von-etwas-angepisst-Sein und die Direktheit dieser Musik für euch persönlich – als Hörer wie Musiker – mittlerweile uninteressant?

Benjamin: In unserer Sozialisation spielte Punk/Hardcore unter anderem natürlich eine Rolle. Ich frage mich jedoch, warum es in seinem musikalischen Output zwangsläufig etwas mit Aggressivität oder „Von-etwas-angepisst-Sein“ zu tun haben muss? Es gab und gibt im Punk/Hardcore-Bereich, der unseres Erachtens keinen Widerspruch zu Party und Tanzen darstellt, eine Menge Bands, die sich nicht in diesem „klassischen Muster“ bewegen, die in einem gewissen Maße Grenzen auflösen und durch das, was sie machen, mehr Punk sind als manch andere Band, obwohl sie dieses geläufige Denkschema durchbrechen. Das bedeutet für mich Punk.

In meinem Review habe ich geschrieben, dass eurem Album so was wie ein „originäres Konzept“ zugrunde liegt, was ich etwas relativieren möchte, denn neu ist eure Musik ja auch nicht, sondern nur gut wiederaufbereitet. Wie seht ihr das? Gab es grundsätzliche Pfeiler, auf die die Platte aufbaut?

Patrick: Ich weiß nicht genau, was „aufbereitet“ in diesem Zusammenhang bedeutet. Die Musik ist insofern neu, als dass wir sie zum ersten Mal so gespielt haben. Es ist natürlich Unfug, davon auszugehen, dass Musik losgelöst von allen äußeren Einflüssen entstehen würde. Das entspräche auch nicht unserem Anspruch an Pop-Musik oder an uns selbst. Diejenigen Platten, die es wert sind, sie sich anzuhören, schaffen aber immer neue Konstellationen, knüpfen an bestimmte Stränge an, kappen andere. Was dann entsteht, ist dann immer schon wieder Ausgangsmaterial für neue Anordnungen – bei jedem Hören, bei jeder Aufführung und so weiter. Das ist aber erstens gar nicht notwendig mit solchen Überlegungen verbunden, es passiert, und zweitens oft auch viel abstrakter als „Ah, der Bass klingt wie bei XY“. Uns interessiert, wie Musik auf unterschiedlichste Art und Weise körperlich ist. Und wir können uns nicht außerhalb des Rahmens bewegen, der durch unsere Instrumente und dadurch, wie wir sie spielen können, gegeben ist.

Eine Band, mit der ihr permanent verglichen werdet, ist Q AND NOT U. Habt ihr versucht, euch mit dem Album von diesem Vergleich zu lösen, oder hätte sich ein neues Q AND NOT U-Album wie „Science Piñata“ anhören können?

Benjamin: Dieser Vergleich ist für uns mittlerweile zu einer Art Running Gag geworden, weil wir ihn nicht wirklich nachvollziehen können. Wobei es uns natürlich fern liegt, über die Assoziationen anderer zu urteilen. Wir mögen die Band, aber „Science Piñata“ mit einem nie erschienenen Q AND NOT U-Album zu vergleichen, ist doch irgendwie Quatsch, oder?

Gab es vor der Arbeit am Album eine Diskussion, in welche Richtung die Platte gehen sollte, oder wie hat sich das entwickelt?

Daniel: Nun, es gab sicherlich kein „Wie soll die Platte klingen“-Plenum“. Die Songs sind über einen verhältnismäßig langen Zeitraum von rund anderthalb Jahren entstanden und basieren auf Versatzstücken aus recht stimmungsbezogenen Jam-Sessions, in denen jeder an unterschiedlichen Instrumenten dazu beigetragen hat. Beim „Ausarbeiten“ der Stücke ging es uns aber im Wesentlichen immer um die Fühlbarkeit des einzelnen Songs, was meines Erachtens auch die gesamte Platte durchdringt.

In eurem Bandinfo heißt es „everyone plays everything“, was genau soll das heißen? Wie geht ihr beim Songwriting vor?

Benjamin: Genau genommen heißt es, dass wir – auch wenn wir alle ein „Hauptinstrument“ haben – bei bestimmten Liedern die Instrumente tauschen. Da die meisten unserer Lieder durch Jams entstehen, kommt es darauf an, wer dabei gerade an welchem Instrument ist. Wenn es sich gut anfühlt und eine bestimmte Energie freigesetzt wird, es für jeden von uns einen spürbar physischen Aspekt dabei gibt, dann wollen wir die Lieder auch in der Konstellation spielen, in der sie entstanden sind – auch wenn es eben nicht das Instrument ist, an dem wir in der Regel sind.