YOUNG REBEL SET

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Englische Herzbuben

Die Geschichte dieser Band ist die von sieben Typen aus Stockton-on-Tees, einer typischen englischen Kleinstadt. Inzwischen haben sie schon eine Menge mehr von der Welt gesehen, touren durch England und durch Deutschland. Hierzulande wird ihnen von so mancher Seite eine große Zukunft prophezeit. Am Ende sind sie aber eben doch einfache Working-Class-Typen. Oder?

„Das ist keine Flagge, die wir vor uns her schwenken, aber du kannst auch nichts daran ändern, wer du bist und wo du herkommst.“ Da mag der gute Matt Chipchase wohl Recht haben, seines Zeichens Sänger der Indie-Folk-Band. In Deutschland haben sie interessanter Weise schon im Frühjahr 2010 gespielt, mitunter ausverkauft, wie im RAMONES-Museum in Berlin. Interessant deshalb, weil doch die selbstbetitelte Mini-LP zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht veröffentlicht war. Und doch: die Indie-Meute kam.

„Es ist toll, dass Leute zu unseren Shows kommen. Die von Grand Hotel van Cleef machen ihren Job und wir unseren.“ Seinen Job, den macht das Grand Hotel wirklich. Wieso sonst sollte eine vielversprechende Band Angebote von Majorlabels und, nicht zu vergessen, deren Kohle ablehnen? „Zu Hause war das einfach noch alles D.I.Y. Du brauchst aber einen Manager. Es ist cooler, wenn sich richtig gut um deine Band gekümmert wird, wie es eben der Fall ist bei einem Indielabel. Sie stecken da richtig Energie rein und denken nicht nur ans Geld. Es ist einfach besser, die Sache natürlich wachsen zu lassen.“ So, da glaubt man noch ans Selbermachen. Und das Label glaubt an die Band. Das Grand Hotel ist nach Newcastle gereist, hat sie gesehen und wollte sie unter Vertrag nehmen. Und seitdem wird fleißig die Werbetrommel gerührt.

Hype hin, ausverkaufte Konzerte her – das scheint Matt weder so richtig bewusst zu sein noch äußert er sich ausführlich dazu. Sieht man sich die History von YOUNG REBEL SET an, macht das aber schon wieder Sinn, denn die reicht gerade mal zwei Jahre zurück. Es fing mit Matt an, der solo Songs schrieb und sie aufnahm. Es keimte bald der Wunsch auf, ein paar mehr Instrumente einzubauen, was die nun siebenköpfige Band erklärt. Schon nach kurzer Zeit klopften die Labels an. Der Grund, warum sich um YOUNG REBEL SET gerissen wird und –viel wichtiger – warum man sie so schnell lieben lernt, ist die herrliche Simplizität, mit der die Songs zu bestechen wissen. „Simpel ist das Schlüsselwort. Niemand von uns ist ein richtiger Musiker. Wir spielen einfach, was wir spielen können, und würden uns auch nicht als Musiker bezeichnen. Unser Stil ist simpel – musikalisch und textlich. Wenn du eine Aussage rüberbringen willst, und die Menschen erkennen sollen, was du versuchst auszudrücken, ist es das Beste, es so zu halten und nicht hinter irgendwelchen Metaphern zu verstecken. Weil die Leute es sonst nicht verstehen. Du musst sagen, wie es wirklich ist.“

Nun, nicht nur „simpel“ ist hier ein Schlüsselwort, sondern auch Authentizität. Auf der Mini-LP geht es um die Liebe. Um Beziehungen und um ihr Scheitern. Da stellt sich die Frage, worum sich die Gedanken von Chipchase wohl sonst noch so drehen. Musikalisch vertonte politische Reden zumindest wird man von YOUNG REBEL SET wohl nicht hören. „Politik langweilt mich. Es gibt auch einfach keine richtige Bewegung mehr, die eine Stimme bräuchte. Ich singe über das, worüber ich wirklich Bescheid weiß.“

Bleibt zu hoffen, dass es von dem, worüber er wirklich Bescheid weiß, in nächster Zeit mehr zu hören gibt. In England soll das nächsten Februar der Fall sein.