BUCK BROTHERS

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Rodney’s English Disco

Mit ihrem zweiten Album „We Are Merely Filters“ haben die BUCK BROTHERS aus London zweierlei erreicht: Zum einen fügen sie dem dicken (virtuellen) Buch mit dem Titel „Pop-Punk“ ein weiteres Kapitel hinzu, zum anderen ist ihre Platte der Beweis, dass man manchmal mehr als fünf Durchläufe braucht, um den Reiz einer Band zu entdecken. Die Dauerrotation im Büro-CD-Player führte aber irgendwann dazu, dass sich eine Scheibe, die ich anfangs als mittelmäßig abgetan hatte, als leckere britische Punkrock-Praline entpuppte, mit einem zart schmelzenden Kern aus Pop-Melodien, bestäubt mit etwas Pub-Rock. Andy Duke (Gesang und Bass), der die Band 2005 gründete, beantwortete meine Fragen.

Lass uns über „Pop muzik“ sprechen. Was faszinierte euch so an dem Song, dass ihr ihn covern musstet?

Wir machten das Cover auf Vorschlag von Rodney Bingenheimer, der in den USA seit den Siebzigern ein bekannter DJ und Förderer britischer Musik ist. Er ist eine richtige Legende beim amerikanischen Radio und hat seit langem eine Sendung auf KROQ in Los Angeles, einem der größten landesweiten Radiosender in den Staaten. Er war einer der ersten DJs in Amerika, der unsere Musik spielte, und hat uns dann sogar bei unserem ersten US-Auftritt anmoderiert. Wir nahmen das Lied eigentlich als eine Art „Dankeschön“ für Bingenheimers Unterstützung auf, es sollte nur in seiner Sendung einmalig gespielt werden. Dann führte eins zum anderen, und das Cover landete auf unserer CD „We Are Merely Filters“.

Vermutlich kennen die meisten Punks DEVOs Version des Songs, der ursprünglich von M ist. Welche der beiden Varianten von „Pop muzic“ gefällt dir besser, und warum?

Die Version von DEVO ist eher ein Remix als ein Cover – daher wäre es unfair, sie mit dem Original von M zu vergleichen. Es ist ein großartiger Remix, aber eine komplette Neuinterpretation von DEVO hätte mir besser gefallen.

Jetzt zum Thema Pop-Musik an sich: Ihr spielt eine sehr melodische Form von Punkrock. Wie und weshalb passen Pop und Punk zusammen?

Ich finde nicht, dass Pop und Punk jemals eine Art Widerspruch darstellten. Hörst du dir die erste Generation von Punkbands genau an, wirst du ein enormes Gefühl für Melodien finden, sei es bei RAMONES, DAMNED, CLASH, SEX PISTOLS, UNDERTONES oder BUZZCOCKS. Zwar passt das nicht ganz zum klischeehaften Etikett, das jeder Punkband gerne vorschnell angeheftet wird, aber letztendlich hat Punk mit all seinen Formen und Phasen einige unheimlich melodische Songs hervorgebracht. Ich erinnere mich an ein Interview mit Fat Mike von NOFX, in dem er Punk als „gute Musik, die von betrunkenen Leuten gespielt wird“ beschreibt. Es war mal ganz schön zu hören, dass das Punk-Genre als „gute Musik“ betrachtet wird, anstatt auf eine anachronistische Ode an die Subversion oder auf einen gewissen Kleidungsstil reduziert zu werden, was ja häufiger passiert. Wir haben uns übrigens selbst niemals als „Punkband“ bezeichnet. Und es ist manchmal frustrierend mitzuerleben, wie hohle Musikkritiker ihre Zeit damit verplempern zu analysieren, welchen Genres wir angehören oder nicht angehören, anstatt sich auf die Musik selbst zu konzentrieren.

2007 habt ihr es ins „Guinness-Buch der Rekorde“ geschafft, indem ihr 28 Auftritte in zehneinhalb Stunden gespielt habt. Wie lief das ab, wie seid ihr auf die Idee gekommen und haltet ihr den Rekord nach wie vor?

Die Idee dazu kam uns, als wir über verschiedene Möglichkeiten zur Promotion für unser erstes Album „Me“ nachdachten, das damals herauskam. Konkrete Züge angenommen hat die Idee zum Rekordversuch, nachdem wir während eines Frühstücks in einem guten alten englischen Café in Ost-London ein paar Tassen Tee zu viel getrunken hatten. Schieb es auf das Koffein ... Unsere Absicht war es, die Band durch etwas bekannt zu machen, das wir gerne tun – in diesem Fall war es live aufzutreten. Ich habe echt keine Ahnung, ob wir den Rekord noch halten oder nicht. Die „Guinness-Buch“-Leute waren seit 2007 auf keinen weiteren 28 Konzerten mehr von uns, nicht mal mehr auf einem.

Nenn mir zum Schluss doch bitte fünf Fakten, die unsere Leser über THE BUCK BROTHERS wissen müssen.

1. Debbie Harry hätte fast Backround-Vocals bei unserem Song „You’re so good, good, good you’re great“ gesungen, nachdem Rodney Bingenheimer ihr eine frühe Demo-Versions des Tracks vorgespielt hatte. Leider kamen terminliche Probleme dazwischen, ich hätte mir sehr gewünscht, dass es geklappt hätte.
2. THE BUCK BROTHERS waren die erste Band, die seit 1977 im britischen Oberhaus, dem House of Lords, in London gespielt hat. Ich bin nicht sicher, ob eure Leser das jetzt wissen müssen, aber es ist ein interessanter Fakt.
3. Marky Ramone, der frühere RAMONES-Schlagzeuger, hat eine Radiosendung in den USA namens „Marky Ramone’s Blitzkrieg“ und hat darin letzten Monat „All I want to do“ von uns gespielt.
4. Wir finden, deutsches Bier ist das beste der Welt.
5. Wir können es kaum abwarten, im Februar in Deutschland auf Tour zu gehen!