Asian Man Records

Als Musiker im Genre Punkska machte sich Asian Man-Labelchef Mike Park bereits einen Namen, ob nun als Saxophonist und Sänger bei SKANKIN´ PICKLE oder aber als Sänger der BRUCE LEE BAND. Sein derzeitiges musikalisches Projekt bezeichnet er selbst als All-Asian-Band und nennt sich THE CHINKEES. Aber als ob das alles noch nicht genug wäre, gründet Mike 1996 sein eigenes Label Asian Man Records (AMR) und beglückt mit Veröffentlichungen von Bands wie LESS THAN JAKE, MU 330, LINK 80 oder den BLUE MEANIES vornehmlich die Leute aus dem Skapunk-Lager, und auch wenn nicht alle Bands im Skasektor anzusiedeln sind, so zeigt sich dennoch bei der Auswahl der Combos auf AMR die Vorliebe für geblasenes Blech, wie man etwa bei PUSHOVER oder SLAPSTICK hören kann. Mittlerweile jedoch haben sich mehr und mehr melodische Punkrock- oder Gitarrenbands in das AMR-Repertoire eingereiht, wie THE ALKALINE TRIO oder KOREA GIRL. So vielschichtig die Musik auf AMR ist, so vielschichtig ist auch der Mensch Mike Park, der hinter all dem steckt, aber lest selbst, was uns Mike über seine Aktivitäten zu berichten hat!

Mike, bitte stelle dich und deine Leute mal vor und wer für was bei AMR zuständig ist!


"Hi, ich heiße Mike Park, lebe im Norden Kaliforniens und betreibe AMR von der Garage meiner Eltern aus. Tony ist fest angestellt und kümmert sich um den Mailorder und um vieles andere mehr. Julie ist teilzeit hier beschäftigt und beantwortet eMails und hilft uns diverse Zines und Radiostationen mit Promotionmaterial zu versorgen. Sogar meine Mutter hilft mit, indem sie die Botengänge zur Bank und zur Post erledigt, den Posteingang bearbeitet und das Geld vom Mailorder bei der Bank einzahlt. Mein Vater, der leider letztes Jahr gestorben ist, war von Anfang an eine große Hilfe, zudem war er ein Freund für mich und so hat sein Tod eine gewisse Leere im Büro hinterlassen."

Was hast du denn bisher so gemacht?

"Bevor ich begann, AMR aufzubauen, spielte ich bei SKANKIN´ PICKLE und brachte unsere Platten auf dem bandeigenen Label Dill Records heraus. Mittlerweile existieren sowohl die Band wie das Plattenlabel nicht mehr."

Wie kam es dazu, dass du dein eigenes Label gegründet hast?

"Der Grund, warum ich mit AMR begann, war meine eigene Musik und die von Freunden rauszubringen. Außerdem wollte ich mit etwas Bedeutungsvollerem beginnen, als nur zu versuchen, damit Geld zu verdienen. Eben etwas schaffen, an das Kids glauben können. Ich will hochwertige Musik zu einem erschwinglichen Preis veröffentlichen und parallel dazu beabsichtige ich, politische, wie antirassistische und antisexistische Gedanken zu untersuchen, verbunden mit dem Hauptgedanken allgegenwärtigen Friedens und Einheit."

Aus welcher Quelle hattest du deine Informationen, wie man ein Label macht?

"All meine Erfahrungen erwarb ich nur durch die Zeit als Mitglied einer DIY-Punkska-Band, die all die Gedanken früher Punkrocktage übernommen hat, beispielsweise eben auch, wie man ein eigenes Label macht. Ich lernte nach dem Trial & Error-Prinzip und lerne heute noch - aus Fehlern wird man klug... Ich übernahm einige grundlegende Dinge der Do-It-Yourself-Sache, zudem ich Do-It-Yourself als Lebenseinstellung betrachte. Ich habe aber auch nicht wirklich etwas gegen Majors, da zudem auch viele Freunde von mir in großen Plattenfirmen arbeiten. Aber für mich und meine Musik wähle ich den Weg der absoluten Selbstfinanzierung und versuche eben so erfolgreich zu sein. So zu arbeiten ist viel befriedigender. Alleine schon, dass wir jetzt dieses Interview führen, ist das ganz Besondere am DIY-Gedanken. Ich sitze hier am anderen Ende der Welt und ihr seid an meinen Gedanken und Ideen interessiert. Sehr schmeichelhaft!"

"Plea For Peace" - warum hast du diese Non-Profit-Organisation ins Leben gerufen und welches Ziel soll damit verfolgt werden?

"Plea For Peace ist ein sehr wichtiger Teil meines Lebens. Eine eigene Plattenfirma zu betreiben ist zwar großartig, allerdings gehen meine Ziele über die Grenzen der Musik hinaus. Ich möchte etwas in einer Gesellschaft, die von Wut und Hass gelenkt wird, verändern. Plea For Peace bedeutet Stellung einnehmen, um etwas zu verändern. Wir müssen diejenigen, die über die Ungerechtigkeiten dieser Welt wachen, unterrichten, wie wir die Dinge ändern können."

Gibt es diesbezüglich persönliche Erfahrungen?

"Natürlich. Jeden Tag höre und sehe ich Dinge, die für mich schmerzhaft sind. Damit sind auch all die Erfahrungen meines alltäglichen Lebens gemeint. Terroristen, Schießereien in Schulen, rassistische Diskriminierungen..."

Welche Musik bzw. welche Bands gefällt/gefallen dir?

"Ich liebe alles aus den Bereichen Punk, Reggae, Funk, Ska, Hip-Hop, aber am allerliebsten höre ich Punk und Ska. Ich höre am liebsten Bands wie ALKALINE TRIO, THE CLASH, OPERATION IVY, 7 SECONDS und viele andere mehr."

Woher kommt eigentlich die Vorliebe für punkige Ska-Musik?

"Ich kam Anfang der Achtziger das erste Mal mit Musik in Kontakt. Bands wie MADNESS, THE SPECIALS oder BAD MANNERS haben mich an diese Musik heran geführt. So begann ich Konzerte zu besuchen und bald schon kam das Interesse an den positiven Aussagen von Bands wie 7 SECONDS oder MINOR THREAT."

Machst du Unterschiede bzgl. der Tonträgerwahl - CD oder Vinyl - und wie kannst du deine Preise für deine Produkte so niedrig halten?

"Vinyl ist mir persönlich lieber, aber Gewinne kann man mit Vinyl alleine nicht erzielen, denn CDs ermöglichen mir, Vinyl zu produzieren. Die Majors fordern einen viel zu hohen Preis für CDs, betrachtet man mal die Produktionskosten von circa einem Dollar pro CD, und so sind die überteuerten Preise der Majors einfach nicht notwendig."

Welche Platte auf AMR hat sich denn bisher am besten verkauft und hast du einen Überblick bzgl. des europäischen Marktes?

"Die meisten Umsätze machte ich bisher mit LESS THAN JAKEs "Pezcore". Keine Ahnung, was sich bezüglich AMR-Platten in Europa tut. Ich betreibe ein so kleines Label und ich werde im Juni und Juli mit meiner eigenen Band THE CHINKEES mit MU 330 und LINK 80 das erste Mal in Europa sein und hoffe, jede Menge über die Szene dort zu erfahrenn und wie gut oder schlecht AMR-Platten drüben bei euch zu bekommen sind. Ich kann euch gar nicht sagen, wie ich mich darauf freue."

Planst du neben den bereits genannten Bands auch mit weiteren AMR-Bands Tourneen in Europa?

"Gerne würde ich alle Bands in Europa touren lassen, aber meine finanziellen Mittel sind derzeit begrenzt. Ich hoffe durch meine Erfahrungen in Europa viel lernen zu können, um dann auch mehr Bands hier touren zu lassen."

Du engagierst dich viel in Sachen Frieden und Einheit. Wenn du dich für eine Band für AMR entscheidest, welche Kriterien sind für dich hierbei maßgebend?

"Das Wichtigste für mich ist eine freundschaftliche Beziehung zu den Bands und natürlich muß die Musik rocken!"

Glaubst du, dass es aufgrund der musikalischen Palette auf AMR eine Art Konkurrenz zu anderen Labels wie beispielsweise Hellcat Records oder Hopeless Records gibt oder betrachtest du dich mit deiner Musikauswahl mehr als Ergänzung zu diesen Plattenfirmen?

"Ich habe mich noch nie als Konkurrent anderer Labels gesehen, da ich der Meinung bin, dass ich mich nicht in der gleichen Liga wie all die anderen Labels befinde. Meine Plattenfirma ist viel kleiner als all die anderen und ich möchte auch gar nicht größer werden. Mir ist es wichtig, alles selbst erledigen und kontrollieren zu können, ohne eine komplette Mannschaft beschäftigen zu müssen."

Hat der Name Asian Man Records was mit deiner bzw. der Herkunft deiner Eltern zu tun?

"Ja, meine Eltern kommen aus Asien, und es ist mir wichtig, dass das Label und der Name meine Identität wiederspiegelt. Ausserdem ist es eben immer noch etwas besonderes, wenn ein Amerikaner asiatischer Herkunft ein Punk-Label macht."

Die asiatische Minderheit in Kalifonien ist als "jüngste" Minderheit oft das letzte Glied in der Kette und so kann ich mich z.B. erinnern, dass bei den LA Riots von schwarzen Jugendlichen die Schnapsläden der koreanischen Einwanderer abgefackelt wurden.

"Zu den LA Race Riots gibt es so ungelaublich viele verschiedene Meinungen, dass ich da jetzt nicht im Detail darauf eingehen kann. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man Rassismus mit friedlichen Mitteln, aber zugleich auch aggressiv und direkt bekämpfen sollte - so wie Martin Luther King Jr. das gemacht hat, und nicht mit Gegengewalt. Rassismus ist so ein drängendes Problem, dass ich in gewisser Weise nachvollziehen kann, wie es zu den LA Riots kam und wieso die eine Minderheit die andere für ihre Probleme verantwortlich macht, statt sich um die wirklichen Ursachen zu kümmern oder gegenseitig zu helfen. Aber wie gesagt, das Thema und das Problem ist so gewaltig, das kann man nicht mit ein paar Sätzen abtun."

Von welchen AMR-Bands wird es in diesem Jahr noch neues Material geben?

"Neues Material wird es von LINK 80, ALKALINE TRIO, HONOR SYSTEM, LAWRENCE ARMS, MU 330 - ein Livealbum - und PUSHOVER geben. Ich veröffentliche so viele Platten, auch wenn ich mir immer wieder vornehme, diese Flut etwas zu stoppen, um mich mehr meiner eigenen Musik und Plea For Peace widmen zu können."

Wie denkst du über die Zukunft der Abwandlungen der Skamusik, wie Skacore, Punkska? Wirst du auf AMR bezüglich deiner Musik etwas ändern, wenn der Skaboom mal abebbt?

"Ob nun Ska, Skapunk oder Skacore, es existieren zu viele schlechte Bands in diesem Bereich, aber trotz alledem werde ich immer Ska lieben. Demnach werde ich auch immer wieder Skamusik veröffentlichen. Aber ich möchte nicht, dass AMR nur als Skalabel bekannt wird. Ich will veröffentlichen, was mir selbst gut gefällt, ob dies nun populär ist oder nicht. Solange ich zu all dem stehe, werde ich dies auch nicht ändern."

Mike, danke für dieses Interview! Willst du noch irgendetwas an unsere Leserschaft und deine Fans in Deutschland loswerden?

"Vielen Dank für dieses Interview. Ich freue mich im Juni in Deutschland sein zu können und hoffe hier viele großartige Leute aus der Punkrockszene treffen zu dürfen. Peace and Unity!"