LIGHTHOUSE

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Out of the light ... into the dark

Man trifft eine Band, hört sie spielen, sieht sie spielen, hört sie reden und wenn alles gut läuft, dann mag man diese Band. Die Zeit vergeht und die Wege kreuzen sich erneut: im wahren Leben als Menschen und zwischen Textzeilen ihrer Lieder. LIGHTHOUSE aus Augsburg haben mich auf beiden Wegen getroffen und mit ihrem brachialen Debüt „Abyssus Abyssum Invocat“ eine der besten deutschen Hardcore-Veröffentlichungen der letzten Zeit abgeliefert. Seitdem ist über ein Jahr vergangen – ich sprach mit Gitarrist Dominik.

Dominik, wie kam eigentlich der Deal mit Anchors Aweigh Records bei eurem Debüt zustande?

Das Label macht André, der Sänger der GOLD KIDS. Ihn habe ich vor fünf oder sechs Jahren, also noch bevor es Anchors Aweigh gab, auf einer Show bei uns in Augsburg kennen gelernt, die unser ehemaliger Sänger Daniel organisiert hat. Wir haben uns eigentlich auf Anhieb gut verstanden und sind über die Jahre auch dauernd in Kontakt geblieben. Unser Gitarrist Dani hat den GOLD KIDS bei deren Europa- und Australientour ausgeholfen. Als wir dann „Abyssus Abyssum Invocat“ fertig hatten, haben wir die Aufnahmen an André geschickt. Er war zwar erst etwas zurückhaltend, hat dann aber nach zwei Tagen gesagt, dass er die Platte machen will.

Auffällig an eurem Album ist dieser unglaublich fette Sound. Wie war das mit der Tonmeisterei, also dem Aufnahmeprozess im Allgemeinen?

Es ist ja kein Geheimnis, dass sich in der Szene Bands tummeln, die US-Vorbilder kopieren und dabei im Einheitsbrei versumpfen. Wir bewegen uns musikalisch eher weiter vom Hardcore weg und haben Einflüsse, die von Indie über Punk bis zu elektronischer Musik reichen. Irgendwie hatten wir von Anfang an den Anspruch, eine eigenständige Linie zu fahren und neue Wege zu gehen. Am Ende haben uns wahrscheinlich das nerdige Faible für altes Equipment und unsere unkonventionelle Herangehensweise geholfen, den Sound so hinzubekommen, wie er jetzt eben ist. Role von der Tonmeisterei war von Anfang an voll bei der Sache. Wir haben uns gut verstanden, er hatte Bock auf unseren Sound und die gute Chemie hat sich dann letztendlich auch im Sound niedergeschlagen.

Zu eurem Artwork: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Joshua Andrew Belanger, der ja auch unter anderem schon mit DEFEATER und HEAVEN SHALL BURN gearbeitet hat?

Das war ja noch vor DEFEATER und HEAVEN SHALL BURN. Ehrlich gesagt, war das nicht sonderlich spektakulär. Wir haben ihm gesagt, was wir uns vorstellen, ihm Geld überwiesen und er hat, wie wir finden, einen ziemlich guten Job gemacht.

Letztes Jahr wurde in Internetforen sehr viel über euch geschrieben. Man hat gemerkt, dass ihr polarisiert. Ihr musstet euch unter anderem Sexismus-Vorwürfe gefallen lassen und es gab sogar Leute/Bands, welche Veranstalter darum baten, euch nicht mehr auftreten zu lassen. Kannst du das Ganze etwas entwirren?

Den Vorwurf haben wir ja eigentlich schon geklärt. Ich verstehe immer noch nicht, warum diese Gerüchte entstanden sind und wieso man andere – und nicht uns – damit erst ein Jahr später konfrontiert hat. Ehrlich gesagt, ist mir das auch relativ egal. Klar war ich im ersten Moment ziemlich angepisst. Nachdem ich dann ein paar Bands und deren Mitglieder persönlich damit konfrontiert habe, hat sich im Endeffekt herausgestellt, dass das ganze Theater nur von einer Person inszeniert wurde und obendrein eine ziemlich lächerliche Geschichte war, weshalb wir dann im Internet auch nicht mehr darauf eingegangen sind. Auf der Tour mit TOUCHÉ AMORÉ habe ich dann das Publikum darum gebeten, uns persönlich anzuhauen. Abgesehen von den Veranstaltern hat sich aber niemand gerührt. Ich glaube, das spricht nicht gerade für die Anschuldigungen. Auf die Szene per se beziehe ich das nicht, das ist einfach ein menschliches Phänomen. Das findet man in jeder Szene. Da spielen Beweggründe wie Neid, Eifersucht und andere Motive mit rein und über Internetforen kann man den Gossip dann rauslassen. Zum Glück besteht die Szene im Gros aus reflektierenden Persönlichkeiten, die diese Geschichte ganz gut eingeordnet haben.

Fühlt ihr euch auf Grund dieser Sache abgespalten von der Szene?

Wir sind ja nicht im Pott, Hamburg oder im Osten aufgewachsen, wo sich die deutsche Szene hauptsächlich abspielt. Darum hatten wir abseits der Band und den Shows nicht groß die Möglichkeit, sonderlich in die Szene involviert zu sein, und haben das Ganze eher über das Internet mitverfolgt. In einer Band zu spielen und die Kontakte/Netze zu haben, sind ja immer noch zwei Paar Schuhe. Ehrlich gesagt, hatte die „Sexismus“-Geschichte aber eher den gegenteiligen Effekt. Die Leute, die sich auch davor schon mit uns und unserer Band auseinandergesetzt haben, kamen auf uns zu, der Rest hat sich im Internet vergnügt. So läuft das eben. Im Grunde genommen glaube ich, dass wir mit unserem Sound nicht primär die deutsche Szene ansprechen. Besseres Feedback bekommen wir eher aus Schweden und England.

Wird sich so ein Thema in eine Art Wut umwandeln und auch auf die neuen Songs übertragen?

Nee, da gibt’s Dinge, die mich weitaus mehr tangieren.