SLIME

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Weder gefügt noch gelogen

2012 feiern DIE TOTEN HOSEN ihren 30. Geburtstag, aber wenn es um Punk in Deutschland auf dem Level slime.degeht, auf dem wir im Falle der USA von den DEAD KENNEDYS und dem des United Kingdom von SEX PISTOLS und THE CLASH reden, müssen wir von SLIME sprechen. Die gründeten sich 1979 in Hamburg und feiern – die Pausen nicht eingerechnet – 2012 bereits ihren 33. Geburtstag. Auf die Hochphase von 1979 bis zur ersten Auflösung 1984 folgte ein zweiter Frühling von 1990 bis 1994, und seit 2009 mischen SLIME nun wieder mit – nicht in Altersteilzeit, sondern Vollzeit, denn bis zur Rente mit 67 haben alle Beteiligten noch rund 20 Jahre vor sich. Nach diversen Festivalauftritten und einer Tour war Dirk „Dicken“ Jora (Gesang, seit 1979), Michael „Elf“ Mayer (Gitarre, seit 1979) und Christian Mevs (Gitarre, seit 1980) klar, dass man ergänzt um die beiden Neumitglieder Nici (Bass) und Alex Schwers (Schlagzeug) ein neues Album in Angriff nehmen würde. Das Problem: Schlagzeuger Stephan Mahler (1981-1994), der in den Jahren vor der Reunion als Sprachrohr der Band fungierte und maßgeblich für die Texte der Band verantwortlich zeichnete, wollte nicht Teil der Reunion sein. Die Lösung des Problems: der anarchistische Querdenker Erich Mühsam wurde als Textquelle angezapft, seine Gedichte wurden zu Songtexten, und das Ergebnis überzeugt rundum. SLIME wirken dank dieses Kunstgriffs so bissig und aussagestark, wie man das von der wortgewaltigsten Polit-Punkband hierzulande erwarten musste, und auch musikalisch fallen sie mit „Sich fügen heißt lügen“ nicht hinter ihr bis dahin letztes Album „Schweineherbst“ zurück. Ich traf Dicken, Elf und Christian Ende April in Dortmund im Büro ihres Labels People Like You.

Elf, was ist eigentlich aus den 16.000 Euro geworden, die du im Januar 2011 bei „Wer wird Millionär?“ gewonnen hast? Du wolltest damit ja die US-Tour von SLIME finanzieren.

Elf: Das Geld hab’ ich schön selber verbraten, haha. Das Problem ist: Vor einer Reise in die USA muss man sich mittlerweile auf so einer Website der US-Regierung registrieren, und bei Dicken hat das System gesagt „Nö, du kommst hier nicht rein“, und man kann dann zwar auf eigenes Risiko rüberfliegen ...

Dicken: ... aber dann stehst du da auf dem Flughafen, sie sagen „Nö!“ und stecken dich ins nächste Flugzeug.

Elf: Ohne Sänger kann man aber nicht auftreten, und 3.500 Euro für Flüge zu riskieren, das muss ja nicht sein.

Christian: Selbst wenn man sich online registriert und erst mal zugelassen wird, kann es aber trotzdem noch sein, dass man vor Ort nicht reingelassen wird. Das Risiko war uns einfach zu groß.

Dicken, fühlt man sich geehrt, wenn einen die USA nicht haben wollen?

Dicken: Ich hab’ keine Ahnung, was die da checken. Von daher ...

Elf: Die Grenzbeamten dort googlen wohl schon mal die Namen von Einreisenden. Bei Dirk Jora landest du direkt bei SLIME und mit zweimal Klicken bei „Yankees raus“ – vielleicht lag es ja daran.

Dann reden wir doch lieber von der Schweiz. Wart ihr schon mal auf dem Monte Verità in Ascona? Dort lebt heute nur stinkreiches Bonzenpack, darunter auch viele Deutsche, die sich ihrer Millionen nicht schämen wollen, aber ganz oben auf dem Berg gibt es einen wunderschönen Park mit einem alten Hotel, und dort war einst in den ersten beiden Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts eine Künstlerkolonie, zu der eine Weile lang auch Erich Mühsam gehörte. Und es ist schon ein krasser Gegensatz sich vorzustellen, was dort einst für fortschrittliche Menschen lebten, während heute dort der Geldadel seine ergaunerte Kohle hütet.

Elf: Das ist spannend, das wusste ich nicht. Ich habe gerade begonnen, die Tagebücher von Mühsam zu lesen. Da steht allerdings nicht viel zu seiner Zeit in der Schweiz.

Angeblich war das Zusammenleben dort nicht immer konfliktfrei, schon damals nervten dort Veganer die anderen wegen ihrer Ledersandalen.

Elf: Ein Text von ihm dreht sich auch um die Vegetarier, da heißt es „Wir essen Salat, von früh bis spat“. Aber Mühsam war kein Vegetarier, im Gegenteil.

Wie kam es zu eurer Idee, sich die Texte „extern“ zu besorgen?

Elf: Bei RUBBERSLIME hatten wir einst schon das „Soldatenlied“ auf Basis eines Mühsam-Textes, und die Idee ging auf C.I.A. zurück, jene Band, die Dicken und ich Ende der Neunziger zusammen machten. Bei RUBBERSLIME kam die Idee dann zum Einsatz, ich entdeckte, was für geile Texte Mühsam geschrieben hat. Bei SLIME nun hatte ich drei, vier Songs schon 2009 fertig, mit Texten von mir und einem Freund, und als ich die dann den anderen vorstellte, fanden die sie aber für SLIME nicht so passend.

Christian: Erich Mühsam war bei uns schon seit Jahren irgendwie präsent. Nachdem wir dann aber zunächst gesagt hatten, wir machen 2010 zu unserem Jahr und dann ist Feierabend, entwickelte sich das mit der neuen Band – neuer Schlagzeuger, neue Bassistin – so positiv, es machte so viel Spaß, dass wir uns sagten, wir können jetzt nicht aufhören. Offenbar gab es da draußen eine Lücke, wie wir füllen konnten. Wir müssten also eigentlich weitermachen, aber wussten, dass wir unseren Texter nicht mehr an Bord haben. Stephan hatte auf „Schweineherbst“ und „Viva La Muerte“ eben die meisten oder alle Texte geschrieben. Und so rückte dann Erich Mühsam wieder in unseren Fokus, und zudem gab es ja schon Songs mit seinen Texten. Wir fragten uns, warum wir nicht einfach ein Mühsam-Album machen, mit seinen Texten. Von seinen Texten, seinem Leben, seinem Wesen her hätte der nämlich auch in unserer Community leben können. Wir sind ja nicht mehr in einem Alter, in dem wir all unsere Energie in eine Sache investieren, indem man sagt, wir wollen alles, und zwar sofort. Nein, wir sagen, an sich ist das hier immer noch das Gleiche, doch in den vergangenen Jahren ist auch einiges passiert, wir haben Erfahrungen gesammelt. Erich Mühsams Leben ist, wie unser Leben auch, eines, das vom Scheitern geprägt ist. Aber: Er ist in seinem Leben zwar gescheitert, aber mit wehenden Fahnen untergegangen, mit erhobenem Haupt. Und das gefällt uns. Und so unterhielten wir uns über diese Idee, Elf und ich schrieben Musik, wir suchten Texte von Mühsam aus und merkten, dass diese lyrischen Vers-Texte perfekt passten.

Elf: Wenn man sich diese Vierzeiler-Gedichte, die oft einen Titel mit dem Wort „Lied“ darin haben – „Trinklied“, „Kriegslied“ und so weiter –, so anschaut, merkt man sofort, dass das wirklich als Lied funktioniert, auch wenn da bislang wohl nie jemand Musik dazu geschrieben hat. Das ist also alles schon noch mal was anderes, als wenn wir da irgendwelche Lieder gecovert hätten. Im Gegenteil, wir haben dazu unsere eigene Musik geschrieben, denn das können wir ganz gut.

Dicken: Mir gefällt an Mühsam sein ganzes Wesen, diese Runde von Freigeistern, die die damals in München hatten, die einerseits gerne diskutierten, aber auch gerne gesoffen haben. Vor diesem ganzen Hintergrund hat es unheimlich Spaß gemacht, diese Texte zu singen. Die gingen mir wirklich nahe. Andererseits weiß man ja, dass so was auch anders ausfallen kann, ich denke da an „Ute Lemper singt Brecht“ oder Campino als Mackie Messer in der „Dreigroschenoper“. Das ist aber dann immer nur ein Rezitieren, kein Interpretieren. Das ist der entscheidende Unterscheid, und das hört man unserem Album an. Es gab ja schon verschiedene Versuche, Erich Mühsam zu vertonen, aber hör dir das mal an, das klingt alles nicht schön.

Christian: Ich finde sogar, dass wir Mühsam gar nicht mal interpretieren, wir haben den vielmehr für uns vereinnahmt. Ich habe zwischenzeitlich auch meine Zweifel gehabt, ob das alles wohl funktioniert, aber jetzt, da das Album fertig ist, bin ich überzeugt. Vor allem wollte ich nicht, dass das als so eine Art „Konzeptalbum“ wahrgenommen wird, so von wegen „SLIME spielen bald nur noch am Theater“. Nein, es sollte in erster Linie ein SLIME-Album werden.

Dicken: Und das ist es auch, es klingt völlig organisch. Kein Zweifel, das ist das neue SLIME-Album.

Elf: Ich würde sogar soweit gehen, dass jemand, der nichts zum Hintergrund des Album weiß und das hört, gar nicht merkt, was wir da machen. Da würde man sich vielleicht über ein paar altmodische Formulierungen oder Worte wundern, aber ansonsten würde das nicht weiter auffallen. Wir hatten zwischenzeitlich überlegt, solche Worte auszutauschen, aber uns dann dagegen entschieden. Wenn jemand nicht weiß, was ein „Fronvogt“ ist, soll er das eben googlen. Und vielleicht stößt derjenige bei der Gelegenheit auf Erich Mühsam, und schon haben wir unsere Mission erfüllt.

Musstet ihr irgendwen um Erlaubnis fragen, ob ihr die Texte verwenden dürft? Soweit ich weiß, sind solche Texte ja nach 70 Jahren frei verwendbar.

Elf: Ja, 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers sind die Texte gemeinfrei. Mühsam hatte auch keine Erben.

Wurden die Texte 1:1 im Original belassen, ließen die sich alle ohne weiteres so zu eurer Musik singen?

Dicken: Wir haben die Titel verändert, da war zu oft „-lied“ im Spiel, „Kriegslied“ etwa wurde bei uns zu „Bett aus Lehm und Jauche“, das ist eine Zeile aus dem Text. Inhaltlich haben wir aber nichts verändert. Nur „Seenot“, das ist ein Text, den hat ein Freund von uns geschrieben, wobei der wiederum auf einem langen Mühsam-Text basiert. Ihm ist es gelungen, den „einzudampfen“. Ansonsten ist alles original.

Christian: Wir haben maximal leichte Bearbeitungen und Auslassungen vorgenommen, es wurden beispielsweise nicht immer alle Strophen verwendet. Und mit 100 Jahren Abstand zum Original haben wir auch leichte Anpassungen an die „moderne Popmusik“ in der Hinsicht vorgenommen, dass wir eine schlüssige Zeile als Refrain herausgepickt haben.

Elf: „Sich fügen heißt lügen“ etwa ist eine Zeile aus dem Gedicht „Der Gefangene“. Das liest man und weiß, dass das der Refrain ist. Es ist übrigens auch der Titel eines Buches über Mühsam. Und dass bei dem Text zwei Strophen fehlen, merkt man auch nicht, das macht weiterhin Sinn.

Dicken: Wir haben also bearbeitet, aber keine Worte weggelassen oder ausgetauscht. Das war eine Grundsatzentscheidung.

Ein Literaturwissenschaftler und Mühsam-Fachmann hätte also nichts gegen eure Versionen einzuwenden?

Elf: Ein Literaturwissenschaftler kann man mal kacken gehen! Das ist uns scheißegal, was so jemand denkt. Die Texte sind frei, da ist es okay, etwas damit zu machen, was dem Autoren entspricht. Wir behaupten, Mühsam hätte hinter uns gestanden.

Christian: Wir stellen uns aber auch durchaus der Kritik, wir verschweigen ja nicht unsere Quellen. Mit der Offenlegung machen wir uns angreifbar, und falls wir schlecht verändert oder geklaut haben sollten, ist das erkennbar.

Dicken: Mühsam ist tot, da kann man so was natürlich leicht behaupten, aber ich denke, der wäre stolz auf unser Album. Wir haben sein Werk ehrenhaft behandelt.

Christian: Zudem war es für uns nie ein Thema, wie wir an die Bearbeitungen formal korrekt herangehen müssen. Das war uns egal, wir haben die Texte so behandelt, als wäre Mühsam unter uns.

„Alter Kumpel Erich, schreib uns mal ein paar Texte.“

Dicken: Genau, und das hat er gemacht. Und wir haben die Musik geliefert.

Elf: Wenn der damals geahnt hätte, dass es mal so was wie Punkrock gibt, oder politische Liedermacher, das hätte der sicher gut gefunden, das gab es damals ja alles noch nicht. Er hat damals tatsächlich niemanden gefunden, der ihm Musik zu seinen „Liedern“ geschrieben hätte. Da gab es höchstens so was wie Brecht/Weill oder so Arbeiter-Kampflieder. Beim Einsingen stellte ich fest, dass die Texte alle „rund“ klingen. Ich hatte beim Proben nie das Gefühl, da irgendwelche Gedichte zu rezitieren. Und so habe ich eben nicht rezitiert, nein, wir haben uns Mühsam angeeignet. Sätze wie „Sich fügen heißt lügen“, „Zum Kampf für Anarchie“, „Wir geben nicht nach“, das klingt 2012 wie typische SLIME-Texte.

Mühsam war also die perfekte Lösung für euer Problem: Texter weg, was nun, und wie werden wir unserem eigenen Anspruch und dem anderer an SLIME gerecht?

Elf: Das war ein gutes Gefühl, als das stand, ja. Ich hatte dann zu ein paar Texten mal Demos gemacht, etwa zu „Revoluzzer“, und gab die dann den anderen – und die sagten „Das isses!“ Nun hatten wir also schon drei, vier solche Lieder, da hätte man schlecht noch fünf, sechs eigene dazu machen können, und so war dann schnell klar, das Album komplett mit Mühsam-Texten zu machen. Und der große Vorteil war, dass wir zu all dem unsere eigenen Songs schreiben konnten. So was klappt nicht, wenn man sich an Bertold Brecht und Kurt Weill versucht, da ist alles vorgegeben.

Ihr habt also im Vorfeld des Albums durchaus wahrgenommen, dass euer bisheriges Schaffen etwas ist, worauf man stolz sein kann, das aber auch durchaus eine Bürde darstellt, denn man muss vielen Erwartungen gerecht werden. Man hätte bald 20 Jahre nach dem letzten Album auch scheitern können.

Christian: Natürlich stand die Frage im Raum, was ist SLIME und was nicht, inwieweit darf man sich Veränderung erlauben. Und dann ist man eben an dem Punkt, wo man erkennt, dass man sich einen anderen Namen geben muss, wenn man etwas völlig anderes als bisher machen will. Das wollten wir aber auch nicht. Wir haben bandintern viel diskutiert über die Frage, inwiefern wir heute überhaupt noch SLIME sind. Wir fragten, was jeder Einzelne von uns eigentlich will, was wollen wir zusammen – und was ist SLIME überhaupt? Letztlich war die Antwort einfach: SLIME ist eine Band, die extrem geradlinig ist, die im Gegensatz zu anderen Bands keine Ausfallschritte gemacht oder die Richtung geändert hat. Wir haben 2010 durchaus gemerkt, dass es ein Interesse an SLIME gibt, dass da eine Lücke wahrgenommen wurde, dass klare Worte erwartet werden. Und dann kam eben eins zum anderen.

SLIME hatten also in der deutschen Punk-Landschaft mit dem Abgang 1994 eine Lücke hinterlassen. Dazu passt die Aussage von Mille von KREATOR, die einst in den Achtzigern mit AGR/Noise auf dem gleichen Label waren wie ihr, dass die USA die DEAD KENNEDYS hatten, England die SEX PISTOLS, und Deutschland SLIME. Er sagte, das sei das Level, auf dem man SLIME sehen müsse, mit dem ihr als Band aber auch klarkommen müsst.

Elf: Unsere eigene Messlatte hängt natürlich sehr hoch. In der Qualität der Texte kann man nicht zurückfallen auf das Niveau von „Haut die Bulle platt wie Stullen“, nein, da ist eine Entwicklung drin. Wir drei hier hätten das mit der Neuauflage auch nie gemacht, wenn wir uns nicht sicher gewesen wären, den eigenen Erwartungen gerecht werden zu können. Da wäre die Entscheidung, das lieber zu lassen, klar gewesen. Aber das, was wir jetzt gemacht haben, entspricht unserem Anspruch.

Christian: Also ich habe mir die Frage nicht gestellt. Was die Leute sagen, ist für mich nicht wichtig, ich habe meine eigenen Kriterien, nach denen ich Arbeit beurteile, ich bin ja auch Musikproduzent. Da kann ich bei meinen eigenen Sachen auch mal einen Schritt zurücktreten und versuchen, das einzuordnen. Klar war, dass das, was wir da machen, richtig gut sein muss. Wir sagten also, lass uns mal Demos machen, mal was produzieren, aber wenn man dann das Gefühl hat, es ist nicht gut, macht man es auch nicht. Okay, wenn man ehrlich ist, wäre das sicher schwierig geworden, denn wir haben eine Plattenfirma und die Maschinerie lief bereits, aber an diese Option habe ich nicht geglaubt. Das Regulativ, das ist wichtig, sind erst mal wir selbst. Das Ergebnis unserer Arbeit muss uns genügen, und wenn wir das Gefühl haben, es ist geil, es spricht uns an, dann ist das gut. Und da das immer schon so war, haben wir uns auf uns selbst verlassen.

Dicken: Ich habe noch nie ein eigenes Album nach der Fertigstellung so oft gehört wie dieses. Ich kann mich immer noch daran begeistern! Ich sitze im Auto, höre das laut, ich bin zu Hause und dreh das nach ganz rechts, und es reißt mich mit! Das ist für mich ein gutes Zeichen.

Nun ist eure Begeisterung über das neue Album das eine, zum anderen stellt sich aber die Frage, welche Bedeutung Punk – und damit SLIME – 2012 noch hat. Vor 30 Jahren konnte Punk noch schocken, da hatte das eine andere gesellschaftliche Bedeutung als heute, wo das teilweise schon im Museum stattfindet. Ich sehe auch so gut wie keine Verbindung zwischen heutigen Protestbewegungen wie Occupy oder Piraten-Partei.

Dicken: Kommt jetzt also die berühmte Frage nach der Relevanz von Punk? Klar, so eine Bewegung wie damals ist das heute nicht mehr.

Elf: Es gibt auch heute noch politische Punkbands wie ANTI-FLAG, aber vieles, siehe BAD RELIGION, ist Mainstream. DIE TOTEN HOSEN, die aus der Punk-Szene kommen, aber nie solch politische Inhalte hatten wie wir, ebenso, und das ist alles mainstreamig geworden, inklusive Auftritte auf den großen Festivals, wobei wir uns von Letzterem auch nicht ausnehmen. Wir sagen uns, dass wir durchaus versuchen wollen, unsere Inhalte auch mal im großen Rahmen rüberzubringen und die den Leuten vor den Kopf zu knallen. Mal auf einem großen Festival zu spielen und dann als letzten Song „Deutschland muss sterben“ zu bringen, das finde ich eine geile Vorstellung. Wacken war da eine interessante Erfahrung, auch wenn da einen Tag vorher FREI.WILD gespielt haben, bei denen man sich den Finger in den Hals stecken muss. Wenn da 4.000 Leute im Zelt stehen und uns abfeiern, dann passt das schon. Wir sehen ja, dass sich auch die alten Platten noch verkaufen. Was wir damals zu sagen hatten, das interessiert die Leute auch heute noch, und viele Texte sind noch aktuell, von ein paar Details mal abgesehen.

Dicken: Da schließt sich der Kreis zu Mühsam: Bei dem muss man sich ebenfalls nicht verbiegen, um einen aktuellen Bezug seiner Texte herzustellen.

Christian: Punk war Triebfeder für ein bestimmtes Bewusstsein, aber das kann man nicht auf heute projizieren. Die Rahmenbedingungen sind komplett andere, es hat sich so viel verändert. Damals war Punk noch Teil einer linearen Abfolge von Jugendrebellionen, er folgte auf Rock’n’Roll, später kam Techno, doch heute ist Rebellion alles und nichts. Da macht jemand eine Banklehre, studiert Jura und wird Anwalt und begründet das mit dem Anspruch, dann alle weghauen zu wollen. So etwas wird dann als Rebellion verkauft – gegen Eltern, die immer noch auf dem Bauwagenplatz leben. SLIME stellen da so eine Art Kontinuum da, wir sind einerseits dem Alten verhaftet, schauen uns aber auch an, was man heute machen kann. Klar, auf solch großen Festivals hätten wir damals nicht gespielt, heute aber schon, denn sie bieten uns eine Plattform. Abgesehen davon war Punk damals, als es groß wurde, eine Modebewegung.

Elf: Nicht nur, aber auch. Aus Punk und all dem ergab sich alles Mögliche, beispielsweise die ganzen Hausbesetzungen der Achtziger, an denen sich viele Punks beteiligt haben. Dadurch kam eben dieses Politische in den Punk. Und musikalisch war das eine ganz breite Bewegung, die reichte von STRANGLERS bis SEX PISTOLS, von CLASH bis DAMNED, von UK SUBS bis G.B.H und EXPLOITED, die Mods wie THE JAM nicht zu vergessen. Und in den USA war das genauso, da trafen FLIPPER auf BAD RELIGION, DEAD KENNEDYS auf SOCIAL DISTORTION – und auch BLONDIE waren Punk. Die Attitüde verband all das, nicht allein die Musik. Punk ist nicht allein eine Musikrichtung, das kann man nicht darauf beschränken. Punk ist eine Haltung. Fuck the establishment! Wir machen unser eigenes Ding und versuchen, damit durchzukommen, darum geht’s. Um Kreativität und nicht darum, an der Ecke zu stehen und um einen Euro zu betteln – das ist nicht Punk, sondern etwas aus den eigenen Ideen zu machen.

Mit all dem bin ich einverstanden, doch dann denke ich an die Genervtheit meiner Gattin angesichts eures Konzerts in Düsseldorf, an dem sie der starke nostalgische Faktor nervte, gerade angesichts des sehr hohen Altersdurchschnitts des Publikums. Ganz von der Hand zu weisen ist dieser Aspekt nicht, oder?

Christian: Der spielt eine Rolle, klar, und ich erinnere mich mit Grausen an ein wirklich schlechtes BLONDIE-Konzert, das war so eine Veranstaltung, wo wirklich alle älter geworden waren. So was hatte ich auch in unserem Fall befürchtet, und natürlich gab es diesen Aspekt bei unseren Konzerten seit 2009 auch, aber da standen dann 13-, 14-, 15-Jährige und alle anderen Altersgruppen auch, viele Leute, die nicht sofort als Punks zu erkennen waren, Menschen, die sich ihre eigenen Gedanken machen und wo wir irgendwo reinpassen. Und ja, es kamen auch welche, die uns damals schon kannten, die jetzt ihr T-Shirt von damals rausgeholt hatten.

Elf: Uns war klar, dass das 2010 für viele Leute eine Nostalgie-Show werden würde, wir hatten ja auch nur die alten Songs.

Dicken: Klassentreffen mit Live-Musik ...

Elf: Da wurde uns klar, dass wir nur mit neuen Songs weitermachen wollen und die auch live spielen werden. Dann ist das auch spannend und es gibt nicht zum tausendsten Mal „Bullenschweine“, das können wir langsam selbst nicht mehr hören. Wobei wir das ja nicht spielen dürfen, ohne Konsequenzen zu riskieren, haha.

Christian: Mich hat bei den Konzerten beeindruckt, dass dort eine Menge Leute waren, die uns das erste Mal live sahen, und für die das, was wir vor vielen Jahren gemacht haben, inhaltlich eine Bedeutung hat. Diese Menschen bewegt das, was wir machen!

Dicken: Teilweise standen da vorne nur Kids – und die Väter hinten, die haben vom Tresen aus die Faust gereckt, haha.

So, wie ihr den Texten von Erich Mühsam eine gewisse Zeitlosigkeit zuschreibt, tun das offensichtlich auch Menschen mit euren Texten, die teilweise ja auch schon 30 Jahre alt sind.

Elf: Es hat sich ja auch nichts geändert in der Welt.

Dicken: Die grundlegenden Dinge, dir wir angeprangert haben, die findest du heute wieder, wenn du die Nachrichten anschaust. Heute läuft das Gleiche falsch wie vor 20 oder 30 Jahren.

Hat man dann überhaupt was erreicht, indem man sein Maul aufgerissen hat?

Dicken: Schwer zu sagen ... Aber auch wenn wir damals die Atomkraft nicht verhindert haben, fand ich die Anti-AKW-Bewegung richtig. Andererseits war der Erhalt der besetzten Häuser in der Hafenstraße in Hamburg ein ganz konkretes Ding, für das wir eingetreten sind, und die stehen heute noch, die haben jetzt Verträge. Und was die Anti-AKW-Sache betrifft, so sollen die jetzt alle abgeschaltet werden, da bewegte sich erst mit langer Verzögerung etwas.

Christian: Die Welt hat sich verändert, vieles ist in Bewegung gekommen. Und da kann man wieder auf Mühsam zurückkommen, der sich einst mit den verschiedensten Bewegungen beschäftigt hat und letztlich zu dem zentralen Punkt kam, dass der Einzelne wichtig ist, dass es nicht um die Theorien geht, sondern um die Menschen. Die Freiheit des Einzelnen ist eng mit der Freiheit der Gesellschaft verbunden. An diesem Problem ist ja letztlich auch die DDR gescheitert – und das Thema ist immer aktuell. Es geht darum, dass der Einzelne Verantwortung übernimmt, aber auch die Gesellschaft. Und das sehe ich auch im Kontext der virtuellen Welt. Ich finde es unglaublich, dass Millionen von Menschen heute alles von sich offen legen, sich an die Kette großer Konzerne legen. Da gibt es ein Monopol im Bereich der sozialen Netzwerke, und es ist allen egal. Das geht doch nicht, da muss man doch was machen!

Aber auch SLIME nutzen Facebook ...

Dicken: Nicht privat, nur als Band. Ich muss übrigens noch loswerden, dass sich Mühsam klar gegen den Kommunismus positioniert hat. Er schreibt, er habe zwar auch mal sympathisiert und im Kampf gegen die Nazis mit denen zusammengearbeitet, positioniert sich aber ganz klar als Anarchist. Der Kommunismus sieht den Menschen immer nur als Masse, Mühsam aber schreibt, er sehe Menschen als Individuen und das sei der Ausgangspunkt seiner Überlegungen. Und das passt dann wieder sehr gut zu uns, zu SLIME, zu Punk.

 


Erich Kurt Mühsam (06.04.1878-10.07.1934) war ein anarchistischer Schriftsteller und Aktivist jüdischer Abstammung. Nach ersten literarischen Versuchen war er ab 1902 an mehreren anarchistischen und satirischen Zeitschriften wie „Der arme Teufel“ und „Simplicissimus“ beteiligt. Wegen seines politischen Engagements als Pazifist und Anarchist wurde er mehrmals verhaftet. Als Anführer der Münchner Räterepublik wurde Mühsam 1919 zu 15 Jahren Haft verurteilt, von denen er allerdings nur fünf Jahre absaß. Nach seiner Freilassung 1924 engagierte er sich weiterhin als Kriegsgegner und pflegte enge Kontakte zur KPD. Eine seiner letzten Schriften erschien 1932 unter dem Titel „Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat. Was ist kommunistischer Anarchismus?“. Kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Erich Mühsam 1933 durch die SA verhaftet. Ein Jahr später wurde er im KZ Oranienburg von der SS ermordet.

 


Punk ist ein Meister aus Deutschland

Die Geschichte von SLIME, vor allem die frühe, ist ein Abbild der Entwicklung der deutschen Punk-Szene samt ihrer zahlreichen Widersprüche: musikalische Unbekümmertheit versus Musikerdasein, Wut und Hass versus (Selbst-)Reflexion und Differenzierung, Glaubwürdigkeit versus Ausverkauf, „no future“ versus Erwachsenwerden, Selbstzerstörung versus Veränderungswillen.

Begonnen hatten SLIME 1979 mit dem Gitarristen Michael „Elf“ Mayer, dem Bassisten Eddi Räther und dem Schlagzeuger Peter „Ball“ Wodok, denen sich im selben Jahr noch Sänger Dirk „Dicken“ Jora anschloss, bevor man 1980 die 4-Song-Single „Wir wollen keine Bullenschweine“ veröffentlichte und mit Zeilen wie „Dies ist ein Aufruf zur Revolte / dies ist ein Aufruf zur Gewalt“ und „Mollies und Steine gegen Bullenschweine“ schon früh den Ruf zementierte, der SLIME bis heute vorauseilt: Rollenmodel für junge, wütende Punks, Quasi-Staatsfeinde für den Rest.

Im selben Jahr stieß der Gitarrist Christian Mevs dazu, der von seiner vorherigen Band SCREAMER direkt ein paar Songs für das 1981er Debütalbum „Slime I“ mitbrachte, das zuerst in Eigenproduktion und später bei Aggressive Rockproduktionen erschien, dem Berliner Label des später oft geschmähten Karl-Ulrich Walterbach. Zum Teil englischsprachig, ist die Platte Ausdruck eines adoleszenten Gefühls des Nichtverstandenwerdens („they don’t give a fuck about me and you“ aus „They don’t give a fuck“; „Hey Punk – zeig ihnen wer du bist“ aus „Hey Punk“), aber auch von ganz offen geforderter (und ernst gemeinter?) Rebellion („weg mit dem Scheißsystem“ aus „Hey Punk“; „Der Bundesadler stürzt bald ab / denn Deutschland wir tragen dich zu Grab“ aus „Deutschland“).

Ein wütendes und hartes, vom englischen Spät-Punk geprägtes Album, dessen Klassikerstatus auch ein paar verzichtbare Songs nicht kaputt machen. Alleine wegen „Deutschland“ und – noch mal – „Bullenschweine“ vielleicht SLIMEs berüchtigtste Platte. Jahrelang war die LP „Slime I“ nur verunstaltet erhältlich, mit lauter Piepton-Überlagerung bei beiden Songs, dann zeitweise als CD (auch AGR) völlig unzensiert, ab 2003 mit von der Band selbst geänderter, neu eingesungener Version von „Bullenschweine“ (Weird System) und seit 2007 auf dem bandeigenen Label mit Störgeräuschen bei „Bullenschweine“. („Deutschland“ wurde übrigens 2000 vom Bundesverfassungsgericht „freigesprochen“, während „Bullenschweine“ und damit „Slime I“ seit 2011 auf dem Index stehen – mit „strafrechtlicher Relevanz“, also der Möglichkeit der Beschlagnahmung, auch wegen des Bonustracks der 2007er Auflage: „Polizei SA/SS“ vom „Soundtracks zum Untergang“-Sampler von 1980, hier ebenfalls mit Störgeräuschen versehen.)

1982 erschien das zweite Album „Yankees raus“ bei AGR, mit Stephan Mahler als neuem Schlagzeuger, der in den folgenden Jahren mehr und mehr zum Haupt-Songwriter werden sollte. Musikalisch gereift und textlich differenzierter, bekämen SLIME allerdings heutzutage für Albumtitel und Songtext („Imperialisten, Kriegsriskierer“) vom antideutschen Tribunal mindestens eine alttestamentarische Steinigung verordnet. Songs wie „Demokratie“, „Alptraum“, „Gewinnen werden immer wir“, „Denken ist der Tod“, „Legal-Illegal-Scheißegal“ und vor allem „Wenn der Himmel brennt“ („nichts hat sich geändert, nur die Namen sind verschieden / wenn der Himmel brennt, dann wach ich auf / wenn der Himmel brennt, dann hau ich drauf“) spiegeln ein Zeitgeistgefühl zwischen Veränderungswillen und Resignation wider; punktypische Phrasen finden sich dagegen bei „Bundeswehr“ und „Gerechtigkeit“. Die Zeile „Ich glaube eher an die Unschuld einer Hure als an die Gerechtigkeit der deutschen Justiz“ bekam 2011 wegen eines vor Gericht ausgetragenen Streits zwischen SLIME und dem Veranstalter des Force-Attack-Festivals einen eigenartigen Beigeschmack.

Höheres Tempo, große Melodien, ausgefeiltere Arrangements: „Alle gegen alle“ von 1983 hatte einen starken Einfluss vom US-Hardcore, ist aber nicht nur deswegen das beste Album der „frühen“ SLIME. Simple politische Gleichungen finden sich zwar noch im BETON COMBO-Cover „Nazis raus“ oder bei „Sand im Getriebe“, ansonsten steht ein abgeklärter Blick auf „Szene“ und „System“ im Vordergrund. Weiterhin mal resignierend („Keine Gefühle, jeder ist mal dran / dass man vor Kälte kaum noch sitzen kann“ aus „Zu kalt“; „Keiner hat den Brief gelesen / den er schrieb, bevor er sprang “ aus „Etikette tötet“) mal noch hoffnungsvoll („Schluss mit eurem No Future-Scheiß“ aus „Guter Rat ist teuer“), aber immer mit klar definierten Feindbildern („Religion“, „Linke Spießer“).

Nach der Veröffentlichung von „Live (Pankehallen 21.1.1984)“ (am Schlagzeug Stéphane Larsson von BUTTOCKS) trennten sich SLIME 1984, auch wegen der Diskrepanz, sowohl als „Helden“ als auch als „Kommerzschweine“ zu gelten. Die Bandmitglieder fanden sich später unter anderem bei TARGETS, TORPEDO MOSKAU, ANGESCHISSEN oder DESTINATION ZERO wieder. Die einleitende wütende Ansage („Ihr kleiner Scheißhaufen werdet dieses Konzert nicht in Arsch machen, sonst gibt es auf die Fresse“) und der folgende dreifache Schlag aus „A.C.A.B.“, „Hey Punk“ und „Legal-Illegal-Scheißegal“ zeigten noch mal die Kraft, die im frühen deutschen Punk steckte und beeindruckten mein 14-jähriges Ich auch sechs Jahre später auf einem Hamburger Schulhof noch ordentlich. „Linksradikal“, „verbotene Songs“, „ultrabrutal“ hieß es also selbst 1990 noch, zumindest beim Punk-Nachwuchs. Im selben Jahr spielten SLIME ein legendäres Konzert in der Hamburger Fabrik (ich durfte da natürlich nicht hin), dessen straßenschlachtartiges Ende Parallelen zur Frühzeit der Band aufwies, als SLIME ja schon einmal angeblich Horden von Punks anstifteten, die Republik zu stürzen.

Nach solchen sporadischen Konzerten Mitte bis Ende der Achtziger fanden sich SLIME 1990 wieder zusammen und veröffentlichten bei AGR die Compilation „Die Letzten“: Live-Songs vom 84er Berlin-Konzert, Cover von ABWÄRTS, MALE und TON STEINE SCHERBEN, aber auch ein paar neue Lieder. Im selben Jahr kam bei Bitzcore mit „Compilation ’81 bis ’87“ eine nicht zwingende Zusammenstellung von älteren Live- und Probeaufnahmen raus, die seitdem nie wieder angehört bei mir im Schrank steht.

1992 erschien wiederum bei AGR das wohl ungeliebteste SLIME-Album, aber auch wenn man „Viva La Muerte“ durchaus einige stilistische Orientierungsschwierigkeiten anhört, sind mit dem Titelsong, „Red nicht – Geh los“ und „Seekarten“ mindestens drei hervorragende Songs dabei und der „Hardrock“-Vorwurf war schon damals albern.

So richtig konnten SLIME erst wieder 1993 mit „Schweineherbst“ überzeugen: ein musikalisch wie textlich dichtes und hartes Album, ähnlich wie „Alle gegen alle“ stark von treibendem, melodischem Hardcore beeinflusst, jetzt aber von Lebens- und Musikerfahrung geprägt. Das „neue“ Deutschland und damit eine andere Welt nach 1989 („der Rest der Welt krepiert, weil nach wie vor die Herrenrasse regiert“ aus „Goldene Türme“), die Morde an Asylanten und anderen Nicht-Deutschen („Deutschland, ein Land kotzt sich aus, einen alten brauen Brei“ aus „Schweineherbst“) aber auch wieder die eigene Positionierung innerhalb der Punk-Szene („Du bist müde vom Reden, dem Versuch zu verstehen / Zuviel schon verstanden, drehst du dich um zu gehen“ aus „Brüllen, zertrümmern und weg“; „Früher warst du schnell und dachtest, Veränderungen passieren über Nacht / Jetzt weißt du wohin, doch über den Weg wird ständig nachgedacht“ aus „Zweifel“) sind hier die beherrschenden Themen.

1994 war wieder Schluss bei SLIME, neben den schon 1984 angeführten Gründen fühlte man sich jetzt noch in einem „Rockzirkus“ angekommen, wo man aber nicht sein wollte. Posthum erschien 1994 das Live-Album „Live Große Freiheit 36 3.6.94.“ mit einem unzensierten „Deutschland“, das aber nicht auf der Trackliste auftauchte.

Seit 2009 sind SLIME in veränderter Besetzung wieder aktiv; für Eddi Räther, der krankheitsbedingt nicht konnte, kam Bassistin Nici (DIE MIMMI’S), für Stephan Mahler, der nicht wollte, Schlagzeuger Alex Schwers (HASS, EISENPIMMEL).

Nachdem 2003 bei Weird System die ersten drei Alben neu auf Vinyl veröffentlicht wurden, fielen 2007 alle Rechte an die Band, die die Platten auf dem bandeigenen Label wieder zugänglich gemacht hat. „Die Letzten“ aber wurde gestrichen, die Songs als Bonustracks auf die Alben verteilt.

André Bohnensack