UNCOMMON MEN FROM MARS

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Attack Of The Living Dead Punkers

Zwei Bands. Eine Idee. Eine Tour. Und ein Film. Das ist der Stoff einer eher ungewöhnlichen Live-Performance. Die Bands: UNCOMMON MEN FROM MARS aus Lyon und DIRTY FONZY aus Toulouse. Die Idee: Vor Beginn ihrer mitreißenden Live-Show wird auf einer Großbildleinwand ein 25-minütiger, selbstgedrehter Zombiefilm mit dem Titel „Attack Of The Living Dead Punkers“ präsentiert. Protagonisten des Streifens sind natürlich die insgesamt neun Musiker. Einer der Veranstaltungsorte war der Kölner Sonic Ballroom, wo ich mir UCMFM-Leadsänger Shit Ed zur Brust nahm, um Genaueres über dieses gleichermaßen ungewöhnliche wie interessante Projekt in Erfahrung zu bringen.

Ed, du wirst zugeben, dass UNCOMMON MEN FROM MARS ein sehr ungewöhnlicher Name für eine Band ist. Wie seid ihr darauf gekommen?

Oh, dazu gibt es wahrscheinlich etwa hundert verschiedene Geschichten. Aber so ganz genau kann ich dir das auch nicht erklären. Als wir mit der Band begonnen haben, waren wir auf der Suche nach einem Namen, der deutlich anders ist als alle anderen Bandnamen. Und so lang wie möglich sollte er auch sein. Eines Tages habe ich ein Album von SNUFF gehört mit dem ebenfalls sehr ungewöhnlichen Titel „Demmamussabebonk“. Das hat mich beeinflusst. So einen kuriosen Namen wollten wir auch haben. Auf jeden Fall saßen wir dann eines Abends alle zusammen und dabei ist dann irgendwie der Name UNCOMMON MEN FROM MARS entstanden und wir alle haben uns gesagt: Hey, das ist genau der spektakuläre Name, den wir wollten.

Und ihr könnt euch alle untereinander mal so überhaupt nicht leiden, wenn ich eurem aktuellen Albumtitel „I Hate My Band“ glauben darf ...

Haha. Wir sind drei Brüder in der Band. Trint und Daff, die Zwillinge, und ich. Und, ja, ich liebe meine Brüder, wirklich. Dazu kommt dann noch einer meiner ältesten und besten Freunde, Jim Mars. Aber wenn man so lange wie wir zusammen in einer Band und oft so lange gemeinsam auf Tour ist, dann gibt es eben diese Momente, diese Reibungspunkte untereinander, wo man dann einfach denkt: Scheiße, ich hasse euch alle. Und während wir dann am neuen Album gearbeitet haben, gab es schon mal Meinungsverschiedenheiten und wir alle haben uns lauthals angeschrien. Und als ich dann gesagt habe: „Hey Leute, lasst uns das Album doch ,I Hate My Band‘ nennen“, da haben alle schlagartig aufgehört sich zu bekämpfen und wir mussten alle lachen. Und die anderen meinten nur: „That’s a fucking brilliant idea.“ Und so war der Albumtitel geboren.

Hat sich im Laufe der Jahre – ihr seid jetzt immerhin schon seit 1996 dabei und habt insgesamt sieben Alben veröffentlicht – für euch etwas verändert?

Wenn sich im Laufe der letzten Jahre etwas geändert hat, dann, dass wir immer unabhängiger geworden sind. Der D.I.Y.-Gedanke hat bei uns einen immer größeren Stellenwert bekommen. Und das können wir vor allem deshalb umsetzen, weil einige unserer Freunde in unserer Heimatstadt Lyon ein eigenes Studio aufgebaut haben. Es ist jetzt insgesamt das dritte Album, das wir unabhängig zusammen produziert haben. Und der Sound ist einfach großartig, das Studio ist direkt bei uns zu Hause und sehr preiswert. Dadurch benötigen wir eben kein Label mehr, können alles selber machen und uns so voll und ganz auf das konzentrieren, was uns am meisten Spaß bereitet, nämlich auf Tour zu gehen. Und die Studioarbeit läuft dann so ganz nebenbei.

Wie verdient ihr euren Lebensunterhalt? Mit der Band, oder habt ihr noch andere Jobs?

Nein, wir haben keine anderen Jobs. Die Band ist unser Job. Aber eigentlich möchte ich das ja gar nicht als Job bezeichnen, denn dafür macht es uns einfach zu viel Spaß. Na ja, dementsprechend verdienen wir natürlich auch nicht viel Geld. Aber es reicht, um die Rechnungen zu bezahlen. Und das ist doch großartig.

Eure Musik könnte man als Melodic-Pop-Punk bezeichnen, eure Texte sind eher spaßorientiert, weniger kritisch. Wie siehst du das?

Ja, das stimmt. Pop-Punk ist unser Musikstil, aber die Energie der Band ist schon vor allem Punk. Denn Punk ist für mich mehr als nur die Musik, es ist vielmehr eine Lebenseinstellung. Mit unseren Texten wollen wir keine politischen Botschaften transportieren, das ist richtig. Wir spielen geradeheraus Rock’n’Roll, weil wir es genau so lieben. Wir lieben das Touren, die Menschen, die wir treffen, und sehen das Ganze nicht als politische Plattform. Es gibt einige politisch orientierte Bands, die ich sehr mag. Aber das ist einfach nicht das, was wir machen wollen.

Für eure derzeitige Tour habt ihr euch etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Vor euren Auftritten präsentiert ihr einen Zombiefilm, „Attack Of The Living Dead Punkers“, den ihr zusammen mit DIRTY FONZY gedreht habt. Wie kam es dazu?

Unsere Freunde DIRTY FONZY haben ihr neues Album zur gleichen Zeit wie wir veröffentlicht. Und so hatten wir die Idee, zusammen auf Tour zu gehen. Dann haben wir uns überlegt, irgendetwas Besonderes zu machen. Da beide Bands ein Lied haben, das von Zombies handelt, wollten wir dazu ein Musikvideo drehen, ein Split-Video für beide Songs. Das ist dann aber mehr und mehr außer Kontrolle geraten. Und auf einmal haben wir uns gesagt: „Leute, warum drehen wir nicht einfach einen Film?“

Wie lange hat die Produktion des Films gedauert?

Die Dreharbeiten haben etwa eine gute Woche gedauert, wobei wir fast jeden Tag aufgrund von technischen Problemen und Zeit- oder Geldmangel das Drehbuch umschreiben mussten. Die Nachbearbeitung hat dann dagegen fast ein Jahr lang gedauert, da unser Filmregisseur, ein guter Freund, das Ganze neben seinem Hauptjob gemacht hat und oft einfach die Zeit fehlte, um schneller voranzukommen. Zum Glück haben sich die Kosten noch einigermaßen in Grenzen gehalten, weil uns viele Freunde geholfen haben, indem sie ihre vielen verschiedenen Fähigkeiten eingebracht haben.

Welche Horrorfilme haben euch dabei beeinflusst?

Wir sehen uns gerne großartige Low-Budget-Filme wie „Bad Taste“ oder „Evil Dead“ an, sowie viele Zombie- und Horrorfilme aus den Achtzigern, das hat uns dabei sicherlich beeinflusst. Wir wollten einfach einen trashigen Splatter-Film mit viel Blut und explodierenden Köpfe drehen. Ohne viel Sinn, aber dafür mit umso mehr Spaß.

Könntest du dir nach diesen Erfahrungen vorstellen, in die Filmbranche einzusteigen?

Nein, auf gar keinen Fall. Wir sind wirklich sehr schlechte Schauspieler und vor allem sehr faul. Wir hatten ein Skript, das wir lesen mussten. Und als unser Freund Kenny das gesehen hat, meinte er nur „Was? Wir müssen dabei sprechen?“ Dann haben wir das Skript schnell überflogen und es hat irgendwie gepasst.