PISSED JEANS

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Tastes like honey

PISSED JEANS, in Allentown, PA gegründet, veröffentlichten 2005 ihr erstes Album „Shallow“, zogen nach Philadelphia um und nahmen mit „Hope For Men“ (2007) und „King Of Jeans“ (2009) zwei Alben für Sub Pop auf, fanden Freunde unter Menschen, die sich noch an FLIPPER und DEAD BOYS erinnern konnten, die die späten BLACK FLAG-Alben lieben, die AmRep-Platten im Regal stehen haben, es eben gerne laut, fies und schmutzig mögen. Vier Jahre sind eine lange Zeit zwischen zwei Platten, aber PISSED JEANS haben es nicht drangegeben, haben nach 2009 auch 2012 wieder mit Alex Newport aufgenommen und in Form von „Honeys“ ein finsteres, böses Album aufgenommen. PISSED JEANS sind nämlich eine jener Bands, deren Texte man sich wirklich durchlesen sollte. Hier gibt es keine Teenager-Lyrik, keine Ratschläge für ein gesundes Leben, sondern „nette“ kleine Geschichten und Einsichten. „Teenage adult“ etwa rechnet mit ewig jungen Popkulturversagern ab, „Cat house“ ist Ausdruck der Verzweiflung eines Katzenhaarallergikers, „Cafeteria food“ offenbart Rachegelüste à la Hubert Selby, und „Chain worker“ lässt in Abgründe blicken. Leider, so musste ich feststellen, offenbart Sänger Matt Kosloff sein Inneres lieber auf diesem Wege oder in seinem Musikblog yellowgreenred.com als im Interview ...

So einfallslos, wie diese Frage auch erscheinen mag – es gibt Bandnamen, die einem einfach ins Gesicht springen und einem eventuell Airplay in Mainstreammedien verbauen – warum PISSED JEANS?


Ich wünschte mir, ich hätte mich besser entschieden. PISSED JEANS ist eigentlich zu krass.

Die Kunststudenten der Zukunft werden wahrscheinlich ausführliche Analysen über euer Cover-Artwork schreiben müssen. Kannst du ihnen ein Paar Anhaltspunkte geben? Ich sage: Treppen, toter(?) Mann, Schildkröte, Goldfischglas, Haare.

Ich hatte schon meine Hintergedanken beim Artwork für „Honeys“, aber ich lasse die Leute lieber ihre eigenen Schlüsse ziehen, das macht mehr Spaß.

Warum habt ihr euch Edward Kinsella als Coverkünstler ausgesucht?

Edward Kinsella ist einfach jemand, bei dem ich das Gefühl hatte, dass er der Typ ist, der unser Vorstellungen vom Cover gut umsetzen kann. Und ich glaube, dass er exzellente Arbeit geleistet hat.

Eure Texte sind sehr intensiv ... „Teenage adult“ klingt für mich nach der Beschreibung des stereotypischen Popkultur-Nerd-Freundes, den wir alle haben ...

Ja, das geht schon in die Richtung. Es geht im Großen und Ganzen um privilegierte Männer, die in einer Art verlängerter Jugend existieren, was ziemlich ungesund sein kann.

„Cat house“ – bist du Katzenhaarallergiker?

Oh ja, das ist der Ausgangspunkt dieses Songs. Ich wünschte mir, dass ich es nicht wäre, aber ich bin es nun einmal und es ist scheiße.

In „Chain worker“ heißt es: „I drink my alcohol deep into the core of my bones [ ... ] It’s that dark, humid walk home that welcomes me most“. Ist dein Leben tatsächlich so furchtbar?

Nicht immer, aber dieser Song basiert auf echten Gefühlen und Begebenheiten.

In der Ox-Besprechung zu eurer 7“ „Don’t Need To Smoke To Make Myself Disappear“ von 2006 werdet ihr mit den späten BLACK FLAG und FLIPPER verglichen. Beide Bands existieren wieder – hättet ihr Lust mit ihnen zu spielen?

Mit FLIPPER haben wir sogar schon gespielt und sie waren großartig. Was BLACK FLAG angeht, finde ich diese ganze Doppel-Reunion ziemlich peinlich, aber ich bin mir sicher, dass wir schon mit schlechteren Bands gespielt haben. Ich spiele eigentlich mit jedem, ich würde mich auch langweilen, immer und immer wieder mit den gleichen oder der gleichen Art Bands zu spielen.

Braucht man musikalischen Fortschritt? Abgesehen davon: Warum sollte man den AmRep-Noiserock-Sound der späten 80er und frühen 90er Jahre weiterentwickeln?

Das ist eine ganz schön schwere Frage. Ich für meinen Teil denke, dass wir nicht einfach eine Retroband sind und dass wir auch eine Menge Einflüsse mitbringen, die nicht auf AmRep oder in den 80er und 90er Jahren zu finden waren.

Du betreibst den Musikblog „yellowgreenred.com“. Was sind deine Erfahrungen mit dem heutigen Befinden des Musikjournalismus in den USA? Ich war froh zu lesen, dass du keine Downloads oder Streams akzeptierst und auf Vinyl oder CDs bestehst – genau wie wir, auch wenn es immer schwerer wird, Labels oder PR-Leuten gegenüber so eine Reviewpolitik durchzusetzen.

Der Blog ist für mich mehr Spaß und Zeitvertreib als ernsthafter Journalismus. Ich bespreche Streams einfach deshalb nicht, weil ich das alles alleine mache und nun mal nicht die Zeit dazu habe. Ich will auch sicher gehen, dass ich jeder Veröffentlichung ausreichend Zeit widmen kann, um mir meine Gedanken zu machen. Und wenn ich eines Tages keine Promos mehr bekommen sollte, würde ich eben nur noch Platten besprechen, die ich mir selbst kaufe.

Da du ja selbst über Musik schreibst – verfolgst du das, was andere über deine Musik schreiben?/

Auf jeden Fall! Ich verpasse bestimmt eine Menge, aber ich liebe es, „PISSED JEANS“ zu googlen und dann zu sehen, was dabei rauskommt.