SCHALL & RAUCH PLATTEN

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Punk, Wein und Kerzenschein

Anfang 2012 brachte das in Wien ansässige Label Schall und Rauch mit einer Split-7“ von ASTPAI und ANTS! die erste Veröffentlichung auf den Markt. Klaus und Alessandro spezialisieren sich dabei auf Vinyl und bereichern obendrein die österreichische Konzertszene und werden nicht müde, eine Scheibe nach der anderen zu veröffentlichen.

Klaus, warum ein Label?


Vor knapp zwanzig Jahren habe ich eine Affäre mit Punkrock begonnen. Mit der Zeit ist daraus mehr geworden und es ist schließlich eine große Liebe gewachsen. Nun hat es mich gereizt, selbst etwas in die Hand zu nehmen, etwas zu schaffen und der Szene zurückzugeben. Auf ein eigenes Label fiel die Wahl zum einen, da ich mir selbst die größte Freude mache, wenn hübsch aufgemachte Platten von geilen Bands veröffentlicht werden, und zum anderen, weil die Label-Landschaft, zumindest im Punkrock-Bereich, in Österreich doch etwas dürftig ist. Auch war es mir von Anfang an wichtig, die heimische Musikszene zu unterstützen, die sonst wohl um den einen oder anderen Tonträger ärmer wäre.

Warum Vinyl?

Es ist einfach etwas Besonderes, eine 180 g-LP aus einem Gatefoldcover zu nehmen, auf den Plattenteller zu legen und die Nadel ganz langsam in die rotierende Rille gleiten zu lassen. Mit dem Entschluss, ein Label zu gründen, stand für mich auch automatisch fest, ausschließlich auf Vinyl zu veröffentlichen. HEROES’N GHOSTS haben den Wunsch geäußert, der LP auch eine CD beizulegen. Eine CD als eigenständige Veröffentlichung wird es aber nicht geben.

Der glorreiche 7“-Klub?

Ein Konzert, zwei Bands, eine Split-7“ als Geschenk für alle Besucher. Traditionell finden die Shows jeweils in Wien und in Graz statt, den Abend eröffnet immer ein Akustik-Act. Wir pressen 500 Stück, 100 davon als farbiger Wurm für die frühen Vögel, sprich: die ersten eintrudelnden Konzertbesucher. Die Platten, die nach den Konzerten übrig bleiben, kommen dann in den Handel. Ganz neu ist das natürlich nicht, aber ich finde das Konzept super und in Österreich hat es so etwas auch noch nicht gegeben. Abgesehen davon veröffentlichen wir aber auch ganz reguläre Platten quer durch die Bank. Letzten Herbst gab es zum Beispiel eine 10“ des Wiener Singer/Songwriter-Duos THE TRUSTY CHORDS.

Die SWINGIN’ UTTERS?

Ich will nichts beschönigen, auch in unserer Szene läuft das Meiste nur über Beziehungen. Umso mehr freut es mich natürlich, dass sich eine Band wie die SWINGIN’ UTTERS, auf einfaches, anonymes Nachfragen bei der Booking-Agentur für das Konzept begeistern ließen und mitgemacht haben. Natürlich waren sie auch von ihrem Splitpartner WHAM BAM BODYSLAM überzeugt. So kann es manchmal auch gehen und das macht natürlich Mut, öfter mal wo einfach zu fragen.

International oder lokal?

Wir haben das Label und die 7“-Klub-Reihe ja gestartet, um die lokale Szene zu fördern. Bei den ersten drei 7“-Klubs waren auch nur österreichische Bands wie ASTPAI, ANTS!, DEECRACKS, 7YEARSBADLUCK oder THE LIBERATION SERVICE beteiligt. Noch interessanter finde ich allerdings die Mischung aus einer ausländischen und einer österreichischen Band, da dies Letzteren die Möglichkeit bietet, auch über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt zu werden. Wir werden den Fokus in Zukunft deshalb auf diese Variante legen.

Pläne?

Im April gehen THE TRUSTY CHORDS auf Deutschlandtournee, kurz danach gibt es wieder einen – etwas spezielleren – 7“-Klub: Das Grazer Jugendkulturzentrum Explosiv feiert sein 25-jährigs Jubiläum, dazu wird es unter anderem ein Konzert mit vier Grazer Helden der Neunziger-Jahre geben, die allesamt nicht mehr aktiv sind. Mit dabei sind SICK OF SILENCE, BOUNZ THE BALL, 20UHR15 und BARRACUDA. Zu diesem Anlass wird es, allerdings nur in Graz, einen 7“-Klub mit allen vier Bands geben. Außerdem sind noch zwei reguläre Veröffentlichungen vor dem Sommer und ein weiterer 7“-Klub im Herbst geplant.

Wunschkanditaten?

Da es eine Split-LP mit NOFX/RANCID bereits gibt, wird daraus wohl leider nichts werden. Ansonsten gibt es durchaus zwei oder drei österreichische Bands, mit denen wir gerne intensiver zusammenarbeiten würden. Natürlich muss uns die Musik gefallen, aber wir müssen die Künstler auch mögen und uns privat gut mit ihnen verstehen. Ich könnte mir nicht vorstellen, eine Platte zu veröffentlichen, die ich mir selbst nicht anhören würde oder wo ich mir denke, dass der Sänger ein Arschloch ist. Und ganz wichtig ist natürlich auch die Arbeitseinstellung der Band. Eine Band, die ihren Arsch nicht hochkriegt und zu Hause auf den großen Erfolg wartet, wird wohl eher alleine weiterwarten müssen.

Vinyl-Label forever?

Im April wird ein Akustik-Mixtape – ja, endlich eine Kassette! – von verschiedensten Interpreten aus aller Herren Länder erscheinen. Wir haben auch konkret angedacht, das HEROES’N GHOSTS-Album auf MC zu veröffentlichen, was aber bei der von uns anvisierten niedrigen Stückzahl an den Kosten gescheitert ist. Aber vielleicht sollten wir uns ja doch mal auf digitales Terrain wagen und einen Labelsampler auf Mini-Disc veröffentlichen.