FLYING EYES

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Drogen für die Ohren

Die vier psychedelisch inspirierten Musiker aus Baltimore in den USA haben sich seit ihrem Debütalbum von 2010 erheblich weiterentwickelt. Sie spielen einen schön fuzzigen Rocksound, der gekonnt den Bogen zwischen 60s, 70s und Jetztzeit spannt und mit gut abgehangenen, teilweise ins psychedelische abdriftenden Gitarrenklängen und einem dazu passenden hypnotischen Groove überzeugt. Nach zwei Alben auf World Of Sound haben die FLYING EYES mit dem neuen Album „Lowlands“ auf Nois-O-Lution jetzt einen neuen Weg für ihre musikalische Kreativität gewählt. Waren die Koordinaten bisher THE DOORS, DANZIG, BLACK SABBATH, ROLLING STONES, frühe PINK FLOYD und Neil Young, kam jetzt noch eine deutliche Dosis Stoner- und Desert-Rock hinzu.

Euer neues Album „Lowlands“ ist das „Ergebnis“ eines Crowdfounding-Projekts. Warum das und kein normaler Plattendeal?

Adam: Wir hatten uns für Crowdfounding entschieden, um völlig unabhängig zu sein und auch im Studio machen zu können, was wir wollen und mit wem wir wollen. Außerdem wollten wir das Album möglichst in der Nähe unserer Wohnorte aufnehmen, mit unserem Produzenten und kompletter Kontrolle über die kreativen Prozesse. Wenn man mit einem Label arbeitet, zahlen die für eine bestimmte kreative Leistung und eine bestimmte Aufnahme – nach ihren Vorstellungen. Wir waren aber so weit, dass wir ein Album aufnehmen wollten und nicht warten, bis wir ein Label gefunden haben. Und vor allem wollten wir es selbst machen!

Elias: Als wir mit den Aufnahmen anfingen, hatten wir keine wirkliche Ahnung, wer das Album herausbringen sollte. Erst wollten wir das Album machen. Kreativität kam vor den wirtschaftlichen Überlegungen.

Wo seht ihr persönlich die Hauptunterschiede zwischen Studioarbeit und den Live-Auftritten?

Elias: Im Studio hört sich alles an, als ob es unter einem Mikroskop gespielt wird. Alles wird genau beobachtet. Daher müssen die Songs auf den Punkt genau eingespielt werden, handwerklich und technisch perfekt. Bei den Live-Auftritten kommt es mehr auf die Energie und die Emotionalität beim Auftritt an, auf die Bühnenperformance.

Adam: Bei den Gigs nehmen wir die Energie des Publikums auf, wandeln sie in Bühnenpower um. Das macht die Gigs energiegeladener. Manchmal ist es schwierig, diese Power im Studio wieder neu zu erzeugen. Aber „Lowlands“ vermittelt bisher den besten Eindruck von den FLYING EYES bei einem Live-Auftritt.

Mit dem dritten Album hat sich auch der Sound ein bisschen verändert. Wie würdet ihr diese Veränderung beschreiben?

Elias: Bei unseren früheren Aufnahmen lässt sich unser Sound vielleicht eher mit Psychedelic-Rock-Legenden wie PINK FLOYD und BLACK SABBATH vergleichen. Aber über die Jahre haben sich die Einflüsse verändert und wir versuchen auch, den Sound von Bands wie SLEEP, SPIRITUALIZED und THE BLACK ANGELS zu integrieren.

Adam: Während der Aufnahmen von „Lowlands“ hat unser Produzent Rob Girardi uns geholfen, einen druckvolleren und intensiveren Sound zu finden. Ich habe unter anderem eine neue Spieltechnik, da lasse ich meine Gitarre über eine Verstärkerwand mit diversen Amps laufen, statt wie zuvor immer nur den Lautstärkeregler hochzudrehen.

Gibt es auch Einflüsse der europäischen Psychedelic-Szene auf eure Musik?

Elias: Wir werden definitiv von einigen Bands beeinflusst, mit denen wir in den letzten drei Jahren in Europa zusammen gespielt haben. Dazu gehören Top-Bands wie KADAVAR, BURN PILOT und DEWOLFF. Ebenso freuen wir uns darauf, bei unserer nächsten Tour mit unseren Freunden BLUES PILLS zu spielen.

Ihr habt eure Alben bei deutschen Labels veröffentlicht. Versteht ihr euch überhaupt noch als Teil einer speziellen Musikszene in den USA?

Elias: Wir sind auf jeden Fall eine amerikanische Band aus Baltimore, aber es fühlt sich inzwischen eher so an, als ob wir zur europäischen Szene gehören, so oft wie wir schon hier gespielt haben. Dabei fühlt sich Berlin am meisten nach „zu Hause“ an. Außerdem befindet sich auch unser Management und unsere Booking-Agentur in Berlin.

Seid ihr auch noch in anderen Bands oder Bandprojekten aktiv?

William: Jeder von uns interessiert sich für äußerst verschiedene Musikrichtungen. Unser Bassist Mac ist Mitglied der Garage-Punkband THE SLOW JERKS, Schlagzeuger Elias spielt in einer Shoegazing-Band namens BAD LIQUOR POND und Adam, Gitarre, und Elias sind an einem sludgy Stoner-Projekt mit dem Namen BLACK LUNG beteiligt. Außerdem haben wir ein rein akustisches Album aufgenommen, eine Art Flucht, um auch einmal Abstand zum Heavy Electric Rock zu bekommen, den wir bei unseren Live-Auftritten spielen. Und wir haben wirklich keine Ahnung, was wir mit den Aufnahmen machen werden. Die letzten vier Jahre haben wir daran gearbeitet ...