Zak Smith

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Grafiker, Künstler, Punk, Pornodarsteller

Der amerikanische Künstler Zak Smith wuchs zu Zeiten von FUGAZI in Washington D.C. auf und lebt nun seit einigen Jahren in Los Angeles. Als Maler und Grafiker ist vor allem bekannt geworden durch seine Frauenakte in Punk-Ästhetik, insbesondere die Bilderzyklen „Pictures of Girls“, „Girls in the Naked Girl Business“ sowie, besonders empfehlenswert, „100 Girls and 100 Octopuses“, die offenbarten, dass zu seinen Inspirationen auch zwei österreichische Ausnahmemaler zählen: Egon Schiele, dessen Aktbilder es Smith besonders angetan haben, und Gustav Klimt, mit einem erkennbaren Einfluss auf die Gestaltung der Bildhintergründe. Arbeiten von Zak Smith schafften es ins Museum of Modern Art in New York als auch in renommierten Galerien wie Saatchi in Los Angeles. Darüber hinaus ist er unter seinem Alter Ego Zak Sabbath im Alternative-Porn-Business tätig und hat über seine Erfahrungen in diesem Geschäft ein Buch veröffentlicht mit dem Titel „We Did Porn: Memoir and Drawing“. Bei alledem definiert sich Zak Smith immer noch als Punk.

Zak, wie würdest du deinen Stil beschreiben und was willst du mit deinen Bildern und Grafiken ausdrücken?


Mein Stil ist primär sehr dicht: schnelle Skizzen und Zeichnungen von Frauen und anderen Motiven. Um ehrlich zu sein, bin nicht gut darin, meine Bilder selbst zu „analysieren“ oder zu erklären. Das sollte man generell nicht tun, sondern frei von Interpretationszwängen auf sich wirken lassen. Was will ich damit ausdrücken? Was will ein Burger-Verkäufer mit seinen Hamburgern ausdrücken? Nichts! Es geht nur darum, Spaß zu haben und schöne Erfahrungen mit den Bildern zu machen. Mit viel Glück kann man den Menschen hinter den Arbeiten entdecken, seine Kultur, seine Herkunft und sein soziales Umfeld verstehen lernen.

Du bist 2007 von New York nach Los Angeles dorthin gezogen. Wie bestimmt die Stadt dein kreatives Schaffen und was ist der Unterschied zu New York?

New York hat irgendwie Angst vor den Freuden des Lebens. Dort ist es immer kalt und unangenehm. In Los Angeles gibt es überall schöne Frauen, das Wetter ist besser und es wimmelt nur so von interessanten Menschen. New York lebt heute doch nur noch von der Reputation vergangener Zeiten, als es noch ein wilder und harter Schmelztiegel war. Seit den Anschlägen von 9/11 ist New York nichts mehr von dem, was es früher einmal war. Die Leute wirken verängstigt. In Los Angeles sind die Menschen wenigstens gewöhnt an die täglichen gesellschaftlichen Lügen und die Scheinheiligkeit. Aus diesem Grund schätzen sie oft gerade deshalb Offenheit, Ehrlichkeit und Intelligenz. Und sie sind sehr begeistert von Kunst, eben weil es hier relativ wenig davon gibt. All diese Regisseure, Schauspieler, Make-up Artists und Raumfahrtingenieure leben in dieser Stadt einen Kompromiss: sie haben Talent, können aber nicht das machen, was sie eigentlich wollen. Aus diesem Grund sind sie Kunst gegenüber sehr aufgeschlossen. Sie respektieren Menschen, die ihr eigenes Ding durchziehen und dabei nicht aufs Geld schauen. In New York ist der Wettbewerb sehr viel härter.

Wie wichtig ist die Musik für dich – als Künstler und als Punk? Bist du mit Bands in Kontakt?

Ich kenne nichts anderes als mein Leben als Punk. Ich bin in Washington D.C. aufgewachsen, als FUGAZI das große Ding dort waren. Meine Philosophie ist bis heute: wenn ich ein Kunstbuch veröffentliche, darf es nicht mehr als dreißig Dollar kosten, lieber weniger. Ich muss natürlich schon die Druckkosten decken können. Damals war jeder in meinem Umfeld, der nur ansatzweise talentiert war in Sachen Musik und Kunst, Punk. Es war wohl der einzige Weg, um in diesem kaputten Land zu überleben. In der der Zeit unter Bush dachte man doch jeden Tag etwas wie: BAD RELIGION haben recht, SLAYER haben recht und LEFTÖVER CRACK haben auch recht. Jeder ihrer Songs hat treffsicher beschrieben, was in diesem Land passiert und schiefläuft. Ernsthaft, ich kenne nur zwei begabte Menschen, die keine Punks sind. Zwei! Punk ist apokalyptisch. Die USA ist ein postapokalyptisches Land. Das Schlimmste ist schon passiert, wird sind ruiniert und am Ende. Sicherlich auch ein Grund, weshalb es in den USA so viele begnadete Doom-Metal-Bands gibt. Ich war schon immer Fan von NEUROSIS und EYEHATEGOD. Es gibt aber auch zahlreiche neue gute Doom-Bands. Und diese muss es auch geben, um jedem zu erklären, dass die Welt nicht nur aus so merkwürdigen Partys besteht, wie uns diese Popsternchen glauben machen wollen. Dieses Leben kann sich sowieso kein Mensch leisten. Die USA kommen mir heute wie ein langsam sterbendes Ödland vor.

Deine Bilder wurden auch im Museum of Modern Art in New York ausgestellt. Das schafft nicht jeder Künstler. Bist du stolz darauf?

Es gibt zuviel schlechte Kunst in Museen und exzellente Kunst, die es niemals ins Museum schaffen wird. Es ist eigentlich dumm, darauf stolz zu sein. Es ist vielmehr so etwas wie eine Einladung in den Club der Aussätzigen. Es ist lediglich Zufall und Glück. Klar, für einen Moment hat mich das glücklich gemacht, aber ich habe so viele begabte Freunde, die das niemals schaffen werden, weil sie mit ihren Werken nicht zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort waren, um vom herrschenden akademischen Kunstestablishment akzeptiert zu werden.

Der Markt für Konzertposter in den USA ist enorm groß und vielseitig. Hat dich dieses Genre nicht gereizt?

Das habe ich schon mal für ein paar Acts gemacht. Im Grunde genommen habe ich als Grafiker schon in allen Branchen gearbeitet: von Comics uns Tattoos bis hin zu Autoaufklebern habe ich alles gestaltet.

Du hast 2009 ein Buch mit dem Titel „We Did Porn“ veröffentlicht, in dem du neben deinen Bildern auch deine Erfahrungen in der Alternative-Porn-Szene beschreibst. Wo ist hier für dich die Verbindung zu Punk?

Da gibt es in der Tat viele Überschneidungen. In dieser Branche arbeiten viele Menschen, die einfach keiner geregelten Arbeit nachgehen wollen und dafür von anderen Leuten verachtet werden, obwohl sie diese im wirklichen Leben nie getroffen oder kennen gelernt haben. Das sind oft Menschen, die einfach vom Mainstream der Gesellschaft nicht akzeptiert werden, wie das bei Punk eben auch der Fall ist. Es gibt sehr große Unterschiede in der jeweiligen Einstellung zu Geld. In der Pornoszene von Los Angeles kommen sehr viele Darsteller aus armen Arbeiterfamilien, und denen geht es oft darum, aus diesen ärmlichen Verhältnissen zu entfliehen. Auch sie wollen ein Haus mit Garten und andere „normale“ Dinge. Und so wählen sie eben dieses Business für sich, weil sie kaum andere Möglichkeiten und Chancen haben. Aber der US-Markt ist in diesem Bereich sehr hart und oft gnadenlos. Das ist für Außenstehende oft nicht nachvollziehbar und wesentlich komplexer, als man vermuten würde. Deshalb habe ich „We Did Porn“ geschrieben. Die Leute außerhalb dieses Business sehen es so, wie sie es sehen wollen, nicht aber, wie es real ist. Sie sehen so ein Leben eben nicht als Option an und auch nicht, dass diese Menschen etwas tun, was sie oft auf immer brandmarkt, wobei sie nur versuchen, dem kaputten Leben, das ihnen die kaputten Verhältnisse in den USA beschert hat, zu entfliehen und ihr eigenes Ding zu machen. Das wird oft nicht respektiert.

Bist du eher ein Einzelgänger oder arbeitest du mit anderen Künstlern zusammen?

Ja, ab und an schon, aber nicht so viel und oft, wie ich das mit Freunden aus dem Porn-Business mache. Die meisten Künstler, die ich kenne, arbeiten in New York und leben nun mal nicht in Los Angeles. Da sind gemeinsame Projekte eher schwierig. Der Hyperkapitalismus in den USA verhindert so oft, dass Künstler die Einsamkeit ihrer Ateliers verlassen, weil sie beispielsweise Ausstellungen nicht finanzieren können oder sich nur durch Jobs an der Universität über Wasser halten können. Sie finden aufgrund der vielen Jobs, die sie nebenbei haben, auch aus zeitlichen Gründen nicht zusammen. In Europa ist das viel besser. Ich vermisse das hier sehr. Aber vor einigen Jahren hatte Ich mit dem Grafiker und Illustrator Shawn Cheng in dem Blog „Road Of Knives“ eine Art Graphic Battle, wo der wir beide im Wechsel unsere Arbeiten eingestellt haben, darunter auch viele futuristische Motive.