MAD CADDIES

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Feiner Ska mit neuem Schwung

Seit 2007 haben sich die 1995 gegründeten MAD CADDIES recht rar gemacht, sieht man von ihrer gelungenen Best-Of-Platte „Consentual Selections“ von 2010 ab, auf der auch zwei unveröffentlichte Songs waren, und das großartige Cover „AM“ auf der Compilation für den 2012 verstorbenen Tony Sly aus dem letzten Jahr. Mit „Dirty Rice“, ihrem neuen Album, melden sich die Meister des kalifornischen Ska-Punk jetzt zurück. Ich sprach mit MAD CADDIES-Trompeter Keith Douglas.

Keith, seit „Keep It Going“, eurem letzten Studioalbum von 2007, habt ihr kaum was von euch hören lassen. Was habt ihr in den letzten sieben Jahren so getrieben?


Wir waren, nachdem das Album draußen war, einige Jahre lang ziemlich viel auf Tour, aber für neue Songs fanden wir nicht die richtige Inspiration. Wir haben uns sogar für fast einen Monat in den San Francisco Motor Studios eingeschlossen, um etwas zu schreiben, aber das hat nichts gebracht und wir sind mit leeren Händen wieder abgezogen. In dem Moment beschlossen wir, erst mal für einige Jahre eine Pause einzulegen. Einige aus der Band haben sich erst mal auf ihre eigenen musikalischen Ambitionen konzentriert. Aber nach einem Konzert in unserer Heimatstadt Santa Barbara und nachdem wir uns etwas erholt hatten von 16 Jahren permanenten Tourens, hatten wir wieder Lust, der Sache neuen Schwung zu verleihen. Das mag zwar nicht das beste Rezept sein, aber wir sind nun verdammt zufrieden mit dem, was beim neuen Album herausgekommen ist.

Euer Sänger Chuck hat ja sein Seitenprojekt ELLWOOD. Was gibt es von den anderen Jungs zu berichten?

Wir alle haben auch über die Band hinaus auf irgendeine Art mit Musik zu tun. Wenn Musik das ist, was du dein ganzes Leben lang gemacht hast, ist es verdammt schwierig, damit aufzuhören. Sascha, der bei uns Leadgitarre und Banjo spielt, war sehr aktiv im Songwriting und der Produktion einiger neuer und etablierter Reggae-Künstler. Unser Keyboarder Dustin hat für seine Mitarbeit an der Filmmusik für einen von Fat Mike gedrehten Film fünf AVN Awards gewonnen – das sind die Oscars der amerikanischen Pornoindustrie, haha. Und ich habe viel mit KING CITY und MARIACHI EL BRONX gemacht.

„Dirty Rice“ wirkt sehr abwechslungsreich, es gibt schnelle Nummern, Midtempo-Songs bis hin zu klassischem Reggae. Spiegelt das auch eure persönlichen musikalischen Einflüsse wider?

Wir hatten das Glück, dass wir in viele sehr tolle, wenn nicht sogar obskure Gegenden dieser Welt reisen konnten und haben wirklich von jedem Ort ein bisschen was mitgenommen. Von den Bands, die wir getroffen und mit denen wir gespielt haben, bis zu den miesen Discos, in denen wir zuviel getrunken haben, wir waren immer umgeben von großartiger Musik. Das hat uns die Augen geöffnet, was alles möglich ist. Aber unsere ursprünglichen Einflüsse kommen immer noch laut und deutlich zum Ausdruck – es ist definitiv eine richtige Caddies-Platte!

Es gibt aber auch einige poppige Songs wie etwa „Airplane“, die eindeutig Airplaypotenzial haben. Empfindet ihr einen gewissen Druck, wieder wie letztes Mal mit „State of mind“ einen Radiohit zu landen?

Wenn du mal auf einem unserer Konzerte warst, dann wirst du mitbekommen haben, dass wir ziemlich wenig Druck haben und einfach unser Ding durchziehen. Die Songs auf dem Album sind einfach die Songs, die uns am meisten Spaß machen. Das kommt einfach so, ohne Berechnung.

Kann es sein, dass die große Zeit des Ska-Punk vorbei ist? Vor zehn, zwanzig Jahren gab es neben euch noch unzählige Ska-Punk-Bands, einige sind da noch, aber der Großteil ist verschwunden.

Na ja, „unsere“ Zeit ist sicher nicht die Ära des großen Erfolges von Ska-Punk. Alle Dinge müssen zu einem Ende kommen, zu einem guten oder bösen – die Dinosaurier, der Trabbi, Nelson Mandela und auch Ska-Punk ... Die Leute scheinen Musik zu mögen, die Bestand hat. Ska-Punk kann wieder groß werden, aber darauf wetten würde ich nicht.

Gibt es Hoffnung für das Genre? Sind da Bands, denen du das zutraust, von denen wir hier in Europa noch nichts wissen?

Für jedes Genre gibt es Hoffnung. Es ist eine Frage des Talentes und der Einstellung, wohl vor allem der Einstellung. Musik scheint sich immer in einem Kreislauf zu bewegen. Ich bin habe jetzt nicht so den Überblick, was den Nachwuchs angeht, aber ich bin sicher, dass es ihn gibt. Nur, wenn etwas die Aufmerksamkeit der Leute wecken soll, kann es nicht so sein wie etwas, das es schon mal gab.

Als ich noch auf der Schule war, habe ich mal in einer MAD CADDIES-Coverband gespielt. Spätestens seitdem weiß ich, welche Herausforderung es ist, mit so vielen Leuten in einer Band zu sein und alles unter einen Hut zu bekommen.

Klar gibt es Differenzen. Wenn du sieben Typen in einen Raum zu steckst, dann versuch mal, sie dazu zu bringen, sich zu einigen, was sie zu Essen bestellen oder welchen Film sie sehen wollen ... Aber du musst bedenken, dass die meisten von uns jetzt seit fast zwei Jahrzehnten ihr Leben zusammen verbringen. Es ist eine komplizierte Balance zwischen viel Liebe und gelegentlichen Auseinandersetzungen untereinander.

Wie entsteht ein MAD CADDIES-Song?

Meistens tendieren Chuck und Sascha dazu, die Kernteile separat zu schreiben, fast immer ohne große Ausfälle. Die musikalische Struktur eines Songs kommt dennoch vor den Worten, und wenn Chuck dann in der richtigen Laune ist, nehmen die Texte Form an. Eddie als Posaunist und ich mit der Trompete sind generell an dem ganzen Prozess beteiligt, wir arbeiten im Team daran, ergänzend zur Gesangslinie und der Leadgitarre unsere Bläsermelodien zu entwickeln. Aber „Dirty Rice“ war deutlich mehr das Ergebnis der Zusammenarbeit aller. Unser alter Schlagzeuger Todd ist zurück in der Band und auch er hat einige seiner Melodien in das Album einfließen lassen. Im Endeffekt ist jeder richtig eingebunden.

Ihr feiert nächstes Jahr euer zwanzigjähriges Bestehen. Ist dafür schon etwas Besonderes geplant?

Ja, ist das nicht einfach unglaublich?! Wir sind super aufgeregt deswegen und irgendwie auch etwas melancholisch. Wir haben überlegt, eventuell eine DVD herauszubringen. Vielleicht organisieren wir auch bei uns in Santa Barbara ein kleines Festival, das die vielen ehemaligen Mitglieder der Band – und man muss sagen, da gibt es einige – mit Bier ködert und damit alle wieder zusammenbringt.

Wo siehst du dich und die MAD CADDIES in zehn Jahren?

Was die MAD CADDIES betrifft, kann ich das nicht wirklich sagen. Hätte mich das jemand vor zehn Jahren gefragt, hätte ich wahrscheinlich dieselbe Antwort gegeben. Ich weiß, das klingt sehr unverbindlich, aber es ist die Wahrheit. Um ehrlich zu sein, bin ich schon ein bisschen geschockt, dass wir es so lange durchgehalten haben. Ich bin auch verdammt stolz darauf. Aber wir haben jetzt Spaß und ich bin überzeugt, wenn wir es richtig machen, könnten wir die ganze Sache sogar die nächsten zwanzig Jahre so genießen, wie sie ist.