SIMPSONS

Dieser Tage läuft auf Pro 7 eine neue Staffel der SIMPSONS an, der wohl grossartigsten Zeichentrickserie der Welt, zeitgleich mit FUTURAMA, der neuesten Kreation von SIMPSONS-Erfinder Matt Groening. Anlass genug, ein paar Facts zu einer Kreation des TV-Zeitalters zu liefern, von der ein gewisser Professor Glogauer, ein immer wieder gerne zitierter Medienfachmann aus Bayern, schon früh zu berichten wusste, sie zerstöre alle positiven Werte.

Der Name Simpson ist eine Abwandlung des Ausspruchs "Son of a Simpleton", was sich mit "Sohn eines Einfaltspinsels" übersetzen lässt, und der Name ist Programm. Denn sowohl Familienvater Homer ist als Sohn von Grandpa Abe ein solcher wie auch sein eigener Sohn Bart. Der Name Bart ist übrigens wiederum eine Abwandlung von "brat", Balg. Etwas besser kommen die weiblichen Familienmitglieder weg, Mutter Marge ist zwar gelegentlich ein wenig naiv, aber die ruhige und gute Seele im Haus, wohingegen Tochter Lisa über alle Maßen intelligent ist und auch nichts vor dem sonst alle in der Familie verblödenden Simpsons-Gen zu befürchten hat, wie die Folge "Vertrottelte Lisa - Lisa the Simpson" zeigt. Dann wäre da noch Maggie, die auch stets zu wissen scheint, was sie will, obwohl es sich dabei meist um ihren Schnuller handelt.

Interessant ist die Namensgebung der Simpsons-Charaktere. Denn diese Namen findet man im Umfeld des Erfinders Matt Groening wieder: seine Eltern hiessen Homer und Margaret (Marge). Seine eigenen Söhne heißen ebenfalls Homer und Abe. Einige seiner Geschwister heißen Patty, Lisa und Maggie. Der Mädchenname seiner Mutter war Wiggum. Die Wahl des Ortes Springfield jedoch fiel rein aus statistischen Gründen, ist es doch einer der am häufigsten vorkommenden Städtenamen in den USA.

Neben der Familie hat die Serie eine enorme Fülle an weiteren Charakteren hervorgebracht, die allesamt das wiederspiegeln, was man gemeinhin als üblen Mob bezeichnen könnte. Man liebt sie dafür, dass man sie im echten Leben hassen würde. Der alles unter den Tisch saufende Barney Gumble, mit Mohawk würde der einen guten Siffpunk abgeben, der Waffenfreund, Aufhetzer und Barbesitzer Moe Szyslak, Chief Wiggum, der selten dämliche Polizist mit der Schweinebullenfresse. Nachbar Ned Flanders, gegen den selbst der Heilige Vater in Rom ein Antichrist ist, der schwule Mr. Smithers, der seinem Chef und Betreiber des Atomkraftwerks Montgomery Burns, der wiederum alle hasst, so leidenschaftlich in den Arsch kriecht, der ewig dämlich lachende Arzt Dr. Julius Hibbert, Krusty der Clown, Moderator einer Kinderfernsehsendung und Besitzer einer gigantischen Pornosammlung und mit Verbindungen zur Mafia, Apu Nahasapeemapetilon, der indische Besitzer des Kwik-Ee-Mart, ein "typischer" Immigrant, der rund um die Uhr arbeitet, um im Land der unbegrenzten Möglichkeiten besonders viel Kohle abzuschöpfen und und und. Insgesamt hat die Serie inklusive aller Gaststars mittlerweile weit über 900 Charaktere hervorgebracht.

In den USA laufen die SIMPSONS bereits im elften Jahr, mit nunmehr 248 Folgen. Hierzulande lief kürzlich die zehnte Staffel auf Pro 7, womit wir immerhin auch schon bei 226 Folgen wären, abzüglich einer, aber dazu später mehr. In Deutschland starteten die Simpsons Anfang der 90er Jahre zunächst verschlüsselt auf Premiere. Im September ´91 sendete das ZDF die ersten drei Staffeln im Vorabendprogramm. 1994 schließlich übernahm Pro 7 die Rechte an der Serie und legte den Sendeplatz auf jeweils Donnerstags um Mitternacht. Die Einschaltquoten waren entsprechend und so wurde als neuer Sendetermin der Sonntag gesucht, diesmal zur Kinderstunde, um 11 Uhr morgens, wodurch einige der Folgen der Komplettzensur unterzogen und nicht gesendet wurden. Seit ´96 schließlich laufen die Simpsons Montags bis Freitags im Nachmittagsprogramm. Im Gegensatz zu ihrer enorm langen Laufzeit, seit der 167. Folge sind die Simpsons die am längsten laufende Zeichentrickserie in Amerika (hier wurden die Flintstones überholt), war der Entstehungsprozess der Familie ein sehr kurzer. Matt Groening (sprich "Graining") erfand die Familie angeblich innerhalb von 15 Minuten, während er im Foyer vor einem Büro wartete. In Serie gingen die SIMPSONS dann zunächst als Kurzfilmreihe innerhalb der "Tracey Ullman Show" am 19.4.87. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, und so starteten die SIMPSONS am 17.12.89 in ihrer bis heute beibehaltenen halbstündigen Version.

In den USA läuft die Serie übrigens nicht wie hier täglich, dafür aber zur besten Sendezeit, nämlich um 20 Uhr. Dadurch, dass die Serie eine solche unglaubliche Popularität genießt, treten auch immer wieder ganz besondere Gaststars bei den SIMPSONS auf, die also als Comicfiguren innerhalb der Serie animiert werden. Nicht in allen Fällen werden diese dann auch von den realen Personen gesprochen, aber die Reihe an illustren Gästen die ihre Stimme zur Verfügung stellten, ist riesig und umfasst Musiker, Schauspieler, Politiker, Sportler und viele mehr. So waren zum Beispiel die RAMONES in der Folge "Kampf um Bobo - Rosebud" zu Gast, die dem lieben Monty Burns ein Geburtstagsständchen spielten, "I think this Party sucks", welches dem allerdings weniger gefiel und er daraufhin seinem Adjudanten Smither den Auftrag gab, die "ROLLING STONES" umbringen zu lassen. Auch SONIC YOUTH, hatten in der Folge "Homer auf Tournee - Hoomerpallooza" einen Auftritt, und spielten auch das SIMPSONS-Thema in der Schlußsequenz, genauso wie die SMASHING PUMPKINS und CYPRESS HILL, gleiche Folge, oder die RED HOT CHILI PEPPERS in "Krusty der TV Star - Krusty gets cancelled". Für die Folge "Homer ist ein toller Hippie - D´oh in the wind" spielten YO LA TENGO die Schlußsequenz ein.

Auch fleißige Kinogänger kommen bei den SIMPSONS immer wieder auf ihre Kosten. Die Serie ist vollgestopft mit Filmzitaten, von Hitchcock über Stanley Kubrik und Martin Scorsese bis Wes Craven. Teilweise werden nur einzelne Sequenzen des Originals übernommen, wie in "Die Geburtstagsüberraschung - Stark raving Dad" wo Homer im Irrenhaus landet, mit Szenen aus "Einer flog über´s Kuckucksnest". Manchmal wird ein ganzer Film nach SIMPSONS-Art zitiert, wie die Komplettfolge "Kap der Angst - Cape Fear", wo Tingeltangel Bob (früher Sideshow Bob) die Rolle von Robert DeNiro übernimmt, oder die zehnminütige Fassung von "Das Shining" in "Furcht und Grauen ohne Ende - Treehouse of Horror V", in der Homer wie Jack Nicholson in jenem Berghotel den Verstand verliert und seine Familie mit der Axt abschlachten will. In derselben Folge gibt es auch den Kurzfilm "Homer 3", eine Folge, in der Homer auf Flucht vor Marges grauenhaften Schwestern Patty und Selma in ein Dimensionsloch fällt und plötzlich dreidimensional animiert ist. Dieser zehnminütige Film hat wegen der 3-D Animation satte 20.000 $ gekostet, wurde aber entworfen und gesponsort durch eine kalifornische Computer-Animationsfirma, die hier einen Teil ihres Werbeetats reinsteckte, schließlich laufen die SIMPSONS weltweit, was den Werbeeffekt für die Firma lukrativ machte. Die "Treehouse of Horror Stories" gibt es seit der zweiten Staffel und werden in den USA immer an Halloween gesendet. Dabei handelt es sich stets um drei Kurzfilme aus dem Bereich Horror und Science Fiction. Hierzulande scheint man mit der Austrahlung der Halloween-Specials seine Schwierigkeiten zu haben, weswegen einige davon hin und wieder auf Eis liegen und erst nach geraumer Zeit im Mitternachtsprogramm laufen.

Eine Folge, obwohl keine aus der "Treehouse"-Reihe, lief bisher in Deutschland noch gar nicht: "Die merkwürdigen Schlüssel", eine Folge, in der Bart sich mit dem sonst verhassten und trotteligen Sohn von Chief Wiggum anfreundet, weil dieser seinem Vater einen Schlüsselbund entwendet , der Generalfunktion in Springfield hat. Bei ihrer Tour entdecken die beiden einen ausrangierten elektrischen Stuhl, der ihnen als Spielzeug dient und fast zum Verhängnis für Bürgermeister Quimby wird. Wie es heisst, hat Pro 7 diese Folge zunächst prüfen lassen, und angeblich soll Sat 1 in dieser Zeit die Rechte für diese eine Folge erworben haben. Eine lächerliche Schmierenkomödie, die den Fans hierzulande die Folge seit immerhin über zwei Jahren vorenthält.

Ansonsten kann man sich jedoch mit den Simpsons regelrecht zuballern. Lief die Serie bis vor kurzem noch täglich, strahlt Pro 7 mittlerweile sogar zwei Folgen am Tag aus. Manch einem mag diese Fülle zu groß sein, aber das ist ein anderes Thema. Mir gibt dies auf alle Fälle die Möglichkeit, da die Staffeln dadurch ständig wiederholt werden, meine SIMPSONS-Video-Kollektion vielleicht irgendwann doch vollständig zu haben.

Was ansonsten unter dem arg geschundenen Oberbegriff der Comedy im Fersehen läuft, lässt mich einfach nur gruseln. Die SIMPSONS hingegen haben davon reichlich. Die Serie gibt sich beispielsweise oftmals bewusst politisch unkorrekt, um gerade das ins Lächerliche zu ziehen. Es werden Vorurteile gegen Minderheiten propagiert, z.B. gegen Schwule in "Homer und gewisse Ängste - Homer´s Phobia" oder gegen Immigranten in "Volksabstimmung in Springfield - Much Apu about Nothing": der Mob hetzt sich gegenseitig auf und beschließt jeweils etwas gegen die "unmöglichen" Zustände zu unternehmen, gerne aufgehetzt durch Moe und angeführt von Homer, um sich aber gerade dabei als sowas von dämlich anzustellen, dass auch dem Allerletzten der Wink mit dem Zaunpfahl auffallen muss.

Im Verlauf der Folgen kann man sich als Zuschauer köstlich über diese schrägen Typen amüsieren. Lustig ist nämlich meistens, was man selbst gut kennt, seien es die eigenen Idiotien oder die seiner Umwelt. Gerne nimmt man innerhalb der Serie auch mehr oder minder berühmte (natürlich meist amerikanische) Persönlichkeiten aufs Korn. In der Folge "Namen machen Leute - Homer to the Max", steigt Homer durch seinen Künstlernamen Max Power plötzlich in den Kreis der gehobenen Gesellschaft auf. Auf einer Party treffen sie Präsident Clinton, der Marge zum Tanz auffordert und sie auf übelste Weise anbaggert. Wenn sie mal nach Washington käme, solle sie doch mal hinters Weisse Haus gehen, dort stünde ein Schuppen, wo er sich mit ihr treffen wolle. Zitat: "Glaub mir, ich bin so scharf, ich hab´s sogar schon mit Säuen getrieben. Stell dir vor, mit kleinen Säuen." Sowas hört und sieht man gerne in Zeichentrickserien. In einer anderen Folge, deren Titel ich gerade nicht parat habe, macht Homer einen Internetshop auf, weil er gehört hat, man könne damit schnelles Geld machen. Prompt steht am nächsten Tag Bill Gates mit Gefolge vor der Tür und lässt Homers komplette Einrichtung zertrümmern, weil er keine Lust auf unangenehme Konkurrenz habe.

Beliebte Zielscheibe des Spotts der SIMPSONS-Macher ist auch immer wieder Ex-Präsident George Bush. In der Folge "Die bösen Nachbarn - Two bad Neighbours" ziehen die Bushs ins Haus gegenüber der SIMPSONS. Nachdem Bart George Bushs Memoiren vernichtet hat, verpasst dieser Bart eine Tracht Prügel, was widerum Homer so auf die Palme bringt, dass zwischen den beiden Nachbarn ein spießbürgerlicher Kleinkrieg beginnt, der darin endet, dass Homer und Bush sich prügeln und letzterer sich entschuldigen muss.

Natürlich sprechen in derartigen Folgen nicht die Originale sich selbst. Mehr Humor bewies da zum Beispiel Tom Jones, der von Monty Burns kurzerhand entführt wurde, um der von ihm verehrten Marge Simpson ein Ständchen zu singen. Tom Jones wird hier zwar auch gründlich durch den Kakao gezogen, sprach sich jedoch trotzdem selbst. In dieser Beziehung auch Hut ab vor Michael Jackson. In der oben bereits genannten Folge "Die Geburtstagsüberraschung - Stark raving Dad" lernt Homer in der Irrenanstalt einen Insassen kennen, einen zwei Meter großen, dicken, hässlichen und stark abgedrehten Weißen, der glaubt Michael Jackson zu sein. Die Originalstimme wurde in der Tat von Jackson selbst gesprochen, allerdings unter Pseudonym. Die ganzen Gaststars und Filmzitate sind allerdings insgesamt nur ein würzender Bestandteil der Serie. Der Erfolg begründet sich nicht hierauf, sondern auf die Charaktere selbst.

Nebenbei bricht die Serie nämlich auch noch mit diversen Tabus. Gewalt kommt reichlich vor und wird gerade von den Kindern der Serie geliebt. Barts und Lisas Lieblingssendung ist zum Beispiel die Fersehserie "Itchy und Scratchy" eine ultrabrutale und blutige Version von "Tom und Jerry". Hier wird gefoltert, ausgeweidet und stets gemordet, Splatter par excellence. Auch Drogen werden konsumiert, wenn auch in anderer Form. Bart hatte seinen Speed-Trip unter dem Einfluß eines Squichies, eines besonders starken Sirupgetränks, in "Auf Wildwasserfahrt - Boy-Scoutz in the Hood". In einer Folge erlebt Lisa, die sich zu Entspannungszwecken in einen geschlossenen Behälter mit irgendeiner Flüssigkeit gelegt hat, eine heftige ausserkörperliche Erfahrung und selbst die brave Marge sieht in einer Folge wie ihre Möbel zerfließen, weil sie Leitungswasser getrunken hat, das versehentlich mit LSD versetzt war.

Den absoluten Trip aber fährt Homer in der großartigen Folge "Homer´s merkwürdiger Chili-Trip - El Viaje Misterioso de Nuestro Jomer (The mysterious Voyage of Homer)". Homer, der für seinen Schweinemagen bekannt ist, lässt sich auf einem Chili-Festival ein paar puertoricanische Irrenanstalt-Chilis schmecken und erlebt anschließend einen Trip der alle bereits filmisch dargestellten LSD-Trips in den Schatten stellt. Man erkennt, dass die Drehbuchschreiber die Materie mehr als nur vom Hörensagen her kennen müssen...

Ich könnte euch jetzt noch mit diversen Fakten zur Sendung bombardieren, z.B. dass es mittlerweile bereits drei CDs mit Musikszenen aus der Serie gibt, oder über das Alter der einzelnen Charaktere, aber diese findet man auch reichlich im Internet, weswegen ich an dieser Stelle aufhöre.