POWDER FOR PIGEONS

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Perth und Pott

Roh, simpel, abgespeckt – so kann man die Musik des australisch-deutschen Duos Meike (Drums) und Rhys (Gitarre und Gesang) bezeichnen. Die beiden haben mit ihrer zweiten CD ein absolutes Stoner-Brett veröffentlicht, das Maßstäbe setzt. An der Fortsetzung wird bereits eifrig gearbeitet. Nach einer ihrer Proben konnte ich mit den beiden darüber sprechen und erfuhr, dass ein Bass für einen wuchtigen Sound gar nicht nötig ist.

Wie oft probt ihr?


Meike: Eigentlich jeden Tag ... Du müsstest eher fragen, wann wir nicht proben. Das ist die absolute Ausnahme.

An dem, was man über euch im Internet findet, sieht man tatsächlich, dass ihr ziemlich produktiv seid. Ihr bringt eine CD im Jahr raus, spielt viel live und kümmert euch auch sehr um eure Fans.Was habt ihr für „normale“ Jobs?

Meike: Eigentlich wirklich nur die Musik. Wir haben ab und an so einen Nebenjob, aber die Musik ist das einzig Wichtige, deshalb proben wir auch so oft und sind so viel unterwegs.

Wie habt ihr überhaupt zueinander gefunden? Rhys, du bist aus Perth, Australien, und du, Meike, kommst aus dem Ruhrpott.

Rhys: Wir haben uns über ein Bandportal gefunden. Wir haben dann zunächst in Hamburg zusammen Musik gemacht.

Meike: Rhys ist dann zurück nach Perth und ich bin nach Los Angeles für ein längerfristiges Drum-Projekt für Rainy Day Records. Wir haben dann quasi übers Internet Songs geschrieben. Er hat mir die rohen Gitarrentracks geschickt, ich habe Drums dazu aufgenommen und sie zurückgeschickt.

Rhys: Wir waren sozusagen eine über den Erdball verteilte Rockband, haha. Jetzt gehen wir aber ein oder zwei Monate nach Perth. Es ist mein erster Trip zurück nach längerer Zeit.

Meike: Rhys hat ein bisschen Heimweh.

Rhys: Haha, aber das Zuhause der Band ist hier in Deutschland.

Meike: Es gibt hier einfach sehr viele Möglichkeiten zu spielen, viele Clubs, viele Festivals, man ist auch schnell woanders, wie etwa in Belgien. Letztes Jahr haben wir in Estland und Lettland gespielt, da setzt man sich in den Flieger und ist in einer Stunde dort, das ist großartig. Und das ist der Unterschied zu Australien.

Wollt ihr da auf Tour gehen? Oder spielt ihr nur in Perth?

Rhys: Wir werden ein oder zwei Konzerte in Perth spielen. Und unser Album fertig machen.

Wann kommt das Album raus? Einen ersten Vorgeschmack kann man ja bei dem neuen Video „Cars“ schon bekommen.

Rhys: Es kommt Anfang 2015.

Ihr habt ja erst vor kurzem eure aktuelle selbstbetitelte CD veröffentlicht. Wenn ihr zurückschaut, wo sind die Unterschiede zur ersten? Und ist es eure beste? Die meisten Bands behaupten das ja.

Meike: Als Musiker neigt man wohl eher dazu, die neuen Sachen als besser zu empfinden, weil sie von der Zeitschiene her viel näher sind. Manches von der ersten CD würden wir live nicht mehr so spielen, es hat sich einfach etwas weiterentwickelt. Die neue ist härter, sie ist eindeutig mehr Stoner, wobei die erste CD natürlich auch schon in diese Richtung ging.

Ihr seid zu zweit eine Stoner-Band. Wieso ist kein Bass dabei?

Meike: Wir hatten mal einen Bassisten zur Probe in Australien. Der musste anderthalb Stunden fahren. Das war nicht so toll. Und dann haben wir es einfach dabei belassen. Es ist im Endeffekt auch effektiver und es geht viel schneller ohne Bass.

Euer Sound ist beeindruckend, mir kommt es vor, als wäre eine Armee an Bässen zu hören, wie haut das nur mit der Gitarre hin?

Rhys: Ach, das ist gar nicht so schwer. Man experimentiert mit den Pedalen herum und nach einiger Zeit hat man seinen Gitarrensound gefunden.

Ich habe den Eindruck, wenn ich über euch im Internet lese, dass ihr so einige „Die-hard-Fans“ habt. Sehe ich das richtig?

Meike: Ja, die gibt es tatsächlich. Einen Fan, den wir bei einem Festival in der Nähe von Leipzig kennen gelernt haben, haben wir dann später bei Gigs in Holland wiedergetroffen. Da kamen wir hin und er war der Erste, der an der Bar stand. Es gibt zum Beispiel auch immer ein paar Leute aus der Schweiz, die zu unseren Konzerten in Süddeutschland kommen. Das ist jedes Mal großartig, bekannte Gesichter wieder zu sehen.

Wollt ihr weiterhin alles D.I.Y. machen oder sucht ihr ein Label?

Meike: D.I.Y.-mäßig funktioniert das für uns bisher ganz gut, aber sicherlich könnten wir es uns auch gut vorstellen, in Zukunft mit jemandem zusammenzuarbeiten, so dass man sich dann ein bisschen mehr auf die Musik, also die kreative Seite konzentrieren kann. Das Booking und das Organisatorische nehmen echt sehr viel Zeit in Anspruch.

Wie seid ihr auf diesen komischen Bandnamen gekommen?

Rhys: Wir sind damals die Straße von meinen Eltern in Downtown zu einem Geschäft gelaufen, haben über irgendwas geredet und Meike sagte plötzlich „powder for pigeons“. Wir gingen nach Hause und googleten, ob es den Namen schon gibt, es gab aber keine solche Band. Wir fanden den Namen total irre und einfach großartig und haben ihn genommen.

Meike: Manchmal bin ich etwas tollpatschig mit meinem Englisch und benutze komische Wortkombinationen, wenn ich etwas erklären will. Nur weiß ich gar nicht mehr, um was es dabei genau ging.