CHRISTMAS

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Satanische Rock’n’Roll-Exzesse

Normalerweise sollte es definitiv wichtigere Themen bei einer Band geben als den Bandnamen und die Herkunft. Aber bei CHRISTMAS aus dem Saarland muss man sich das Ganze wirklich einmal auf der Zunge zergehen lassen: CHRISTMAS aus 66606 Sankt Wendel spielen selbsterklärten Satanic Rock. Wow! Wenn ich CHRISTMAS nicht schon kennen würde, bräuchte es wahrscheinlich nicht mehr viel, um das Quartett jetzt schon irgendwie gutzufinden.

Bei der Frage, wie sie auf ihren Bandnamen gekommen sind, antwortete mir Sänger Max Mötherfucker jedoch relativ nüchtern, dass es für die Wahl verschiedene Gründe gegeben habe, und fügt noch ergänzend hinzu: „Wenn man die Musik zu dem Bandnamen hört, kann man eigentlich nicht mehr enttäuscht werden. Im Gegenteil: es kann nur noch besser werden!“ Zum Glück denken auch nicht alle so wie ein Freund von mir, der sich lange geweigert hat, die Band überhaupt anzuhören, weil er den Namen schlichtweg bescheuert fand. Und mittlerweile gibt es sogar einen ganzen Haufen Fans von CHRISTMAS’ „Satanic Rock“, der vor allem musikalisch und visuell an die großen Vorbilder TURBONEGRO erinnert. „Wir haben nie vorgehabt, wie TURBONEGRO zu klingen. Anfangs waren wir eher als Glampunk-Band à la TRASHCAN DARLINGS geplant. Wenn man allerdings den ganzen Tag TURBONEGRO hört und artverwandte Musik wie POISON IDEA, NEGATIVE APPROACH oder LEFTÖVER CRACK, klingt man am Ende auch so ähnlich.“

Natürlich sind alle Bandmitglieder auch stark in der Turbojugend-Familie aktiv und das eine oder andere Konzert der Norweger durfte man auch schon eröffnen. Insgesamt haben CHRISTMAS, die sich erst 2010 gründeten, schon über hundert Konzerte auf dem Buckel und leben dabei wohl wie keine zweite Band den unsäglichen Traum von Sex, Drugs & Rock’n’Roll aus. Kein Wunder, dass man im Gespräch mit Herrn Mötherfucker auch nicht zwingend über tiefsinnige Themen philosophiert. Und für den Sex brauchen CHRISTMAS nicht mal außerhalb der Band Kontakte knüpfen, denn seit 2012 ist Max mit CHRISTMAS-Bassistin und -Backgroundsängerin Nadine Mötherfucker verheiratet. Für alle anderen Dinge unter dem Stichwort „Rockstar-Lifestyle“ ist vor allem Gitarrist Tommy Crack zuständig, der für seine ausufernden (Alkohol-)Eskapaden vor und hinter der Bühne berühmt berüchtigt ist.

„Tommy lebt seinen ganz eigenen Traum vom ,Sex, Drugs & Rock’n’Roll‘-Image. Unser Albumtitel ,Appetite for Selfdestruction‘ ist dabei ebenfalls immer Programm! Es gibt diverse kuriose Tourgeschichten von Tommy, viele haben natürlich mit sehr viel Alkohol zu tun. Zum Beispiel hat er während unseres Sets auf dem Saarlopalooza Festival 2013 in St. Wendel auf die Bühne gekotzt, da er relativ schnell betrunken war. Er spielte das Set nämlich mit gebrochenem Finger und war auf Medikamenten. Ein super Abend! Auch im Bandbus ist er stets der Erste, der sein Bier offen hat und verbreitet generell gute Laune.“

Irgendwie passt bei CHRISTMAS also alles zusammen und wenn man die Band einmal persönlich kennen gelernt hat, merkt man schnell, dass sich trotz des ganzen wilden Getues hinter der Bande sympathische Typen verbergen. Und wahrscheinlich hat CHRISTMAS gerade dieses exzessive Auftreten auf der Bühne dabei geholfen, sich als Live-Band einen so guten Ruf erspielt zu haben. Auch mir wurde die Band einst schmackhaft gemacht, indem man sie mir als „live total abgefahren, fast so wie GG Allin“ vorstellte.

Die Musik schien dabei anfangs fast zweitrangig und es ist Fakt, dass CHRISTMAS, nach einigen mäßigen veröffentlichten Kleinformaten, erst mit ihrem aktuellen Album „Appetite For Selfdestruction“ auch musikalisch vollends überzeugen konnten. Dies ist nun schon über ein Jahr alt und der Nachfolger „Lose Your Illusion“ (natürlich um die GUNS N’ROSES-Diskografie fortzuführen) ist, wie mir Max erklärte, schon zur Hälfte in seinem Kopf geplant.

„Der Rest wird aus dem Bauch raus entschieden. Wir planen jedenfalls zwischen Weihnachten und Neujahr für vier Tage ins Studio zu gehen und zwölf Stücke für unser Nachfolgealbum aufzunehmen. Aktuell stehen vor allem viele Tourneen an. Im September waren wir erstmals in England unterwegs und im November werden wir mit BOY aus Tschechien für eine Woche durch Frankreich und Deutschland touren. Das Album soll dann, wenn möglich, im Mai 2015 erscheinen und dann wollen wir in Tschechien und Polen auf Tour gehen.“