Aus dem Schrank geholt: PUNK ROCK - Die ganze Geschichte

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John Robb (2007/20008, Heyne/Ventil, 524 Seiten, 19,90 Euro)

Das Interview mit John Robb in diesem Heft ist ein guter Anlass, auf dessen Opus magnum „Punk Rock“ einzugehen, das im englischen Original 2006 erschien und dann 2007 in einer deutschen Version zunächst bei Heyne Hardcore, übersetzt von Chris Wilpert (damals noch Ox-Schreiber) und Martin Büsser (testcard, Ventil, 2010 verstorben) und bald darauf in einer Softcover-Version bei Ventil. Der Titel des Originals lautet dabei „Punk Rock – An Oral History“, was für die deutsche Fassung anmaßend zu „Punk Rock – Die ganze Geschichte“ gemacht wurde – als ob es möglich wäre, all die tausenden Punkgeschichten mal eben in ein Buch zu packen ...

Der Originaltitel beschreibt vielmehr die Machart des Buches, die sich Robb wie auch Jürgen Teipel für „Verschwende deine Jugend“ von Legs McNeil und Gillian McCain abgeschaut hatten, die für ihr die amerikanische Punk-Geschichte dokumentierendes Buch „Please, Kill Me“ diese Form der kommentierten, chronologisch und thematisch sortierten Zusammenstellung von Zitatschnipseln zwar auch nicht erfunden, aber bekannt(er) gemacht hatten.

Der Autor, damals nach den MEMBRANES mit GOLDBLADE aktiv, wuchs in den späten Siebzigern auf, brachte früh ein eigenes Fanzine heraus und schrieb später für britische Musikmagazine wie Melody Maker und Sounds, aber auch die großen Tageszeitungen. Für diese Aufbereitung der Geschichte des UK-Punkrocks führte er mehr als 150 Interviews, unter anderem mit John Lydon, Lemmy, Siouxsie Sioux, Mick Jones, Chrissie Hynde, Malcolm McLaren und Glen Matlock. So zeichnet er ein detailreiches Bild von den Anfängen Mitte der Siebziger bis zum Jahre 1984, als in Reaktion auf Maggie Thatchers Machtübernahme sozialpolitische Themen immer wichtiger wurden.