DIMITRI HEGEMANN

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Was macht eigentlich ...?

Dietmar-Maria „Dimitri“ Hegemann war von 1982 bis 1985 Bassist von LENINGRAD SANDWICH, die sich zwischen Post-Punk und Goth positionierten. Von 1982 bis 1990 war er Organisator des Festivals „Berlin Atonal“, das zuerst im SO36 und später im Kraftwerk Berlin auch Hafen für Bands wie EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN, PSYCHIC TV, TEST DEPT. und MALARIA! war.

In der Mauerstadt wurde unter seiner Initiative 1991 der Tresor gegründet (mit dem angeschlossenen Label Tresor Records), eine Brutstätte der Szene und einer der bekanntesten Techno-Clubs der Welt. Entstanden im Tresorraum des früheren Wertheim-Kaufhauses nahe dem Leipziger Platz, trug der Tresor zum internationalen Ruf Berlins als Heimat der verschiedensten innovativen Spielarten im Bereich Techno bei, was auch zu einem regen Austausch mit der Detroiter Szene führte, der bis heute andauert.

2012 gründete Hegemann die Beratungsagentur „Happy Locals“, die in kleineren Städten einfache Kulturangebote speziell für junge Leute anbieten will, um so der Bevölkerungsabwanderung entgegenzuwirken. Aber er denkt und plant aktuell auch im großen Stil, denn die Detroit-Berlin-Connection ist lebendiger denn je. Nach einer Idee von Hegemann soll in Detroit in der seit zwanzig Jahren leerstehenden Autoteilefabrik Fisher Body Plant 21 ein Kulturzentrum inklusive Techno-Club entstehen und als Non-Profit-Objekt eine Leuchtturmfunktion übernehmen. Der Umbau des Fisher Body Plant 21 ist nicht das erste visionäre Projekt Hegemanns, sein Plan, einen Tresor-Ableger in Peking zu etablieren, scheiterte allerdings, trotz Unterstützung des Goethe-Instituts.

Der stetige Verfall der „Motown“ Detroit, einst die Geburtsstätte von THE STOOGES und MC5, durch Abwanderung hinterließ eine fast ruinierte und brachliegende Stadt, die in Teilen an Berliner Nachwendezeiten erinnert. Die Stadt hat Ende 2014 mit 18 Milliarden Dollar Schulden (der Schuldenstand von Berlin beläuft sich aktuell auf ca. 60 Milliarden Euro) das größte kommunale Insolvenzverfahren in der gesamten Geschichte der USA abgeschlossen. Ob das angedachte Projekt von Hegemann in Detroit realisierbar sein wird, ist bisher noch nicht klar, da es – neben den obligatorischen Problemen mit den lokalen Planungsbehörden – auch in der lokalen DJ-Szene nicht unumstritten ist, da die geplante Dimension des Clubs unter Umständen zu ambitioniert für die dortige Szene sein könnte.

Hegemann, mittlerweile sechzig Jahre alt, hat aber auch noch für Berlin seine eigenen Visionen, wie beispielsweise eine Art Harvard-Universität für die Subkultur zu etablieren.