Sehenswert: HARD CORE LOGO

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CAN 1996

Regie: Bruce McDonald

Angesichts eines neuen D.O.A.-Albums und deren Quasi-Reunion lohnt es sich, einen Film in Erinnerung zu rufen, der zwar fiktionalen Inhalts ist, aber dennoch – und sicher nicht zufällig – wirkt wie eine etwas ausgeschmückte Episode aus der langen Historie von Joey Shithead und Band. Seinerzeit verschwand „Hard Core Logo“ nach einer kurzen Kinolaufbahn Ende der Neunziger schnell wieder aus den deutschen Programmkinos, nur wenige Szene-Menschen hatten die Chance, ihn zu sehen – gut, dass es einige Jahre später eine deutsche DVD-Veröffentlichung gab, die auch noch erhältlich ist. Der Film ist eine Pseudo-Doku über die (nicht real existierende) kanadische Punkrock-Legende HARD CORE LOGO, gedreht von Bruce McDonald, der auch für die beiden sehenswerten Filme „Roadkill“ und „Highway 61“ (mit Jello Biafra) verantwortlich ist, wirklich enorm erhellend, was ähnlich gelagerte, aber ernst gemeinte Dokus anbelangt. Die Story: Die Punk-Legende HARD CORE LOGO, die ganz offen Parallelen zu D.O.A. aufweist (die im Film kurz auftauchen), will Jahre nach ihrer Auflösung eine Benefiz-Show für ihr angeblich bei einem Überfall angeschossenes Idol Bucky Haight spielen, die Massen strömen, und der exzellent besetzte Frontmann Joe Dick (Hugh Dillon, einst selbst Sänger einer Punkband, auch hier die ,zufällige‘ Parallele zu D.O.A.s Joey Shithead) will noch eine Kanada-Tour dranhängen. Und so nimmt das Unheil seinen Lauf: Was für ein Konzert klappte, schlägt auf Tour in offene Feindseligkeit um, man besucht das Idol Bucky Haight, das mitnichten angeschossen wurde, Konzerte platzen, weitere (Lebens-)Lügen fliegen auf. Grandios, wie ,echt‘ McDonald diesen Film angelegt hat, wüsste man es nicht besser, könnte man diese Pseudo-Doku für authentisch halten. Kein Spinal Tap-likes Gehampel, keine Überzeichnung, sondern nur das perfekte Herausarbeiten der immer gleichen Klischees und Problemen von Bands. 2010 erschien übrigens das Sequel „Hard Core Logo 2“, auch von Bruce McDonald gedreht.

Joachim Hiller