MEANIES

Foto

Zu kurz um zu nerven

Die MEANIES aus Melbourne gehören zur Grundausstattung einer Sammlung australischen Punkrocks, sie sind sowas wie die Bruderband der HARD-ONS aus Sydney: besser spielte in den späten Achtzigern und frühen Neunzigern Down Under niemand ramonesken Punkrock, und irgendwann hatte sich das auch nach Europa herumgesprochen, sie tourten Mitte der Neunziger hierzulande, veröffentlichten auf einem deutschen Label. Wirklich weg waren sie nie, doch erst mit Rereleases ihrer alten Platten und dem neuen Album „It’s Not Me It’s You“ auf Poison City Records machten sie wieder auf sich aufmerksam. Meine Fragen wurden von Roderick „Wally“ Kempton per Mail beantwortet.

Wally, warum habt ihr 21 Jahre für ein neues Album gebraucht?


Wir sind bisher einfach nicht auf die Idee gekommen, ein neues Album aufzunehmen. Wir hatten uns Anfang 1996 aus verschiedenen Gründen aufgelöst, haben Ende 1998 aber ausnahmsweise noch eine Show mit der japanischen Band THE 5678’S gespielt, die ganz gut lief, bekamen ein paar Angebote für Festivals, hatten wieder viel Spaß dabei und beschlossen wieder zu spielen. Vor der Pause hatten wir einen Haufen Demotracks aufgenommen, die wir veröffentlichen wollten, aber dieses Album ist dann nie erschienen. Stattdessen wurden sie in Australien und Spanien auf verschiedene EPs verteilt rausgebracht. Und das war es eigentlich, wir hatten keine anderen neuen Songs mehr, spielten ab und an mal eine Show und blieben bei unseren Klassikern. Davon hatten wir über hundert zur Auswahl, also kam es uns einfach gar nicht in den Sinn, ein neues Album aufzunehmen. Aber dann sahen wir bei unseren Freunden COSMIC PSYCHOS, dass sie kontinuierlich neues Material lieferten, das hat uns dann auch inspiriert. Unser neues Album setzt sich jetzt zusammen aus nie aufgenommenen alten Stücken, ein paar Nummern, die wir vor einigen Jahren geschrieben hatten, und einem neuen Studio-Song.

Wie viele Kinder, Jobs, Hochzeiten, Scheidungen sind euch mittlerweile dazwischengekommen? Wobei es traurigerweise auch zwei verstorbene Bandmitglieder zu beklagen gibt ...

Zusammengezählt haben die MEANIES eine Frau, eine Freundin, zwei Kinder und viele leere Bierdosen. Und ja, wir haben zwei unserer Kollegen verloren; DD Meanie starb 2008 an Lungenkrebs und Tas Meanie kam noch im gleichen Jahr bei einem Autounfall ums Leben. Jordan „Jaws Meanie“ Stanley ist jetzt unser neuer Gitarrist und er wird auch immer „der Neue“ bleiben, obwohl er schon seit sieben Jahren dabei ist.

Du hast die Band 1989 gegründet, im gleichen Jahr, in dem auch das erste Ox erschienen ist. Was waren das für Zeiten für dich und welche Musik und welche Bands haben dich damals beeinflusst?

Es waren wirklich großartige Zeiten. Es war kurz bevor Grunge aufkam, Bands wurden hauptsächlich über Mundpropaganda bekannt. Kleine Radiosender waren für uns damals sehr wichtig, genauso das Street Press Magazine, das jeden Mittwoch rauskam. Man hat sich mit Leuten und Bands aus dem ganzen Land angefreundet und sich gegenseitig für Konzerte besucht – die Rock’n’Roll-Gemeinschaft war groß und stark. Wir hörten damals Bands wie die HARD-ONS, EXPLODING WHITE MICE, COSMIC PSYCHOS, BORED!, SPLATTERHEADS, X, BAD BRAINS und die RAMONES.

Euer Markenzeichen sind kurze, hypermelodiöse Punk-Songs. Was überzeugt euch an diesem Konzept?

Sie dauern nie so lange, dass sie einen nerven.

Früher seid ihr in Deutschland recht erfolgreich gewesen. Was sind eure besten Erinnerungen an eure Touren in Deutschland und die Zusammenarbeit mit Subway Records? Und viel wichtiger: Wann kommt ihr wieder?

Wir hatten sehr viele Shows in Deutschland, bei den Touren 1993 und 1995. Das haben wir vor allem Gravy Train Tours zu verdanken und Michael von Subway, der jetzt Cargo macht. Via Cargo Records kommt unser neues Album jetzt auch nach Europa. Es ist toll, nach all den Jahren immer noch mit den gleichen Leuten zu tun zu haben. Ich habe das Touren in Europa immer geliebt, und damals in Ravensburg, Bielefeld und Bremen, das waren einige unserer besten Konzerte in Deutschland. Wir hoffen, dass wir Mitte nächsten Jahres wiederkommen können. Uns fehlt nur der Veranstalter ...

Letztes Jahr habt ihr auch eure alten Alben alle noch mal neu aufgelegt. Wie kamt ihr auf die Idee, wie war die Resonanz?

Wir haben gemerkt, dass die Leute unser altes Zeug hören wollten, aber es war nirgends mehr erhältlich. Nachdem es Au-Go-Go Records nicht mehr gibt, haben wir uns bei ein paar Leuten umgehört. ob sie sich vorstellen könnten, vielleicht ein Box-Set oder eine Best-Of oder alles noch mal auf ein paar CDs rauszubringen, aber daraus wurde nichts. Dann war ich eines Tages bei Poison Records, die zuvor einige alte Alben von einer Band aus Brisbane namens SCREAMFEEDER wiederveröffentlicht hatten, und sprach mit ihnen darüber. Andy von Poison Records sagte, die Rereleases seien gut angekommen, damit habe die Band zugleich ein neues Publikum gefunden und auch ihre alten Fans glücklich gemacht. Also fragte ich ihn, ob man mit den MEANIES-Sachen das gleiche machen könnte und er sagte zu. Wie sich herausstellte, war er in seiner Jugend selbst ein großer MEANIES-Fan. Die Platten verkauften sich dann wirklich gut, vor allem „Gangrenous“ und „10% Weird“. Also sagte Andy, als ich ihm erzählte, dass wir ein neues Album aufnehmen, dass er dies auch gerne veröffentlichen würde, und hier ist es!