WRONG

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Neffen von Helmet?

Wie aus dem Nichts ist im Frühjahr die Noise-Band WRONG aus Florida aufgetaucht. Vier Jungs, die seit zwei Jahren im Rentnerparadies Miami lärmen und prompt einen Deal mit dem renommierten Lärm-Label Relapse Records aus Philadelphia an Land ziehen konnten. Ein Sechser im Lotto für die Hernandez-Brüder Eric und Brian, Bassist Andres Asciano und Gitarrist Ryan Haft. Denn nach dem Ende ihrer Vorgängerband CAPSULE sah es eher düster aus. Vor zwei Jahren veröffentlichten WRONG die erste 4-Track-EP über Robotic Empire Records. Und jetzt stehen die Zeichen laut Sänger und Gitarrist Eric Hernandez auf Sturm.

Mein erster Eindruck vom WRONG-Album: eine unveröffentlichte Scheibe von HELMET. Mein zweiter Eindruck: eine unbekannte Band von Amphetamine Reptile Records. Ich mag die Einfachheit der Songs. Was denkst du über diese Einschätzung?

Das ist definitiv ein Kompliment, danke! Die ganze Idee hinter dem Sound von WRONG ist eine sehr abgespeckte Herangehensweise. Unsere Musik hat aber auch ihre komplexen Momente und abrupten Wendungen. Aber wir denken, davon profitieren die Songs, anstatt zu verwirren. Wir wollen einfach, dass es uns Spaß macht, diese Musik zu spielen. Aus demselben Grund stimmen wir unsere Gitarren auch einen ganzen Ton tiefer. Das macht es klarer und ist schöner zu spielen. Als wir uns Gedanken darüber gemacht haben, in welche Richtung die Reise gehen soll, hat sich alles irgendwie von selbst gefügt. Man könnte also wirklich sagen, dass diese Einfachheit unser Motto ist, und das hört man auch deutlich in der Musik.

Wer gehört zu euren Lieblingsbands aus den Neunzigern?

In den Neunzigern gab es eine Menge Bands, die großartige Musik gemacht haben. Wenn ich an diese Zeit denke, fallen mir als Erstes immer SOUNDGARDEN ein. Ich finde alle ihre Platten großartig, weil sie nie auf einen speziellen Sound begrenzt waren. Sie hatten immer diesen kommerziellen Appeal, aber nie einen kommerziellen Sound. SOUNDGARDEN haben einfach großartige Songs geschrieben. Dann gab es natürlich noch Bands wie MELVINS, QUICKSAND, FUDGE TUNNEL oder GODFLESH. Die kommen natürlich nicht alle aus dem gleichen Bereich, aber sie haben alle auf die eine oder andere Art Heavy Music gemacht. Und dann gibt’s natürlich noch die sonderbare Fraktion wie FAITH NO MORE, PRIMUS oder BUTTHOLE SURFERS. Ich denke, sie haben als gemeinsamen Nenner, dass sie eine andere Richtung für Heavy Music gefunden haben.

Sogar euer Artwork sieht aus wie aus den Neunzigern. Wer steckt dahinter?

Alle Fotos im Booklet hat mein Bruder Brian gemacht, der bei WRONG Schlagzeug spielt. Das Layout stammt von Rick Smith von TORCHE. Rick ist ein alter Kumpel und hat mir schon eine Menge Musik vorgespielt, als wir noch Kids waren. Deshalb wusste er genau, in welche Richtung es stilistisch gehen sollte. Er hat auch schon das Cover für unsere erste EP entworfen, die vor zwei Jahren bei Robotic Empire herauskam. Das neue Album ist quasi eine Fortsetzung dieser Idee. Ganz einfach gestrickt mit Schwarz/Weiß-Fotos. Ein Look, der einem vielmehr ein Gefühl vermittelt, als zu erklären, was man gerade sieht.

Ihr habt einen Deal mit Relapse Records, seid Bandkollegen von Bands wie RED FANG, BLACK TUSK, NEUROSIS oder DILLINGER ESCAPE PLAN. Was bedeutet das für euch?

Relapse gibt es jetzt schon seit über zwanzig Jahren, in denen sie teils extreme, teils nicht ganz so extreme Musik veröffentlicht haben. Als wir die Möglichkeit bekommen haben, mit ihnen zu arbeiten, ist ganz klar ein Wunsch in Erfüllung gegangen. Sie bringen immer noch einige der besten Bands heraus, die ich kenne, deshalb ist es eine Ehre, auf diesem Label zu sein. Sie haben uns empfangen, als ob wir schon lange Teil der Relapse-Familie wären. Und das wissen wir gerade als neue Band sehr zu schätzen.

Warum hat sich eure vorherige Band CAPSULE überhaupt aufgelöst? Und wie ist dann dazu gekommen, dass ihr WRONG gegründet habt?

Wir sind immer mehr mit anderen Bands auf Tour gegangen und haben uns nach anderen Möglichkeiten umgeschaut. Deshalb gab es irgendwann eine Art Winterschlaf. Ich war eine ganze Weile mit KYLESA unterwegs, habe hier und da Studiosessions gespielt und habe im Anschluss eine komplette Tour lang für CORROSION OF CONFORMITY getrommelt, was sehr cool war. Und unser Gitarrist Ryan war viel für andere Bands als Live-Mischer unterwegs. Aber wir leben alle noch in Miami, deshalb waren wir auf der Suche nach einer Band, mit der wir auch ein paar lokale Shows spielen können. Also haben wir meinen Bruder Brian und meinen Sandkastenkumpel Andres geschnappt, ein paar Monate geprobt und dann angefangen, Konzerte zu spielen.

Kaum zu glauben, dass es keine andere Band gibt, die WRONG heißt. Habt ihr das überprüft? Außerdem ist es ziemlich schwer, mit einer Suchmaschine eine Band mit diesem Namen zu finden. Gefällt euch das?

Ich glaube, es gibt wirklich eine andere Band namens WRONG. Soweit ich weiß, ist das so eine komische Black-Metal-Band aus Spanien oder so. Aber ich glaube, die sind nicht besonders aktiv. Es ist schon fast ein kleines Wunder, dass ein kurzer Bandname dazu führt, dass man im Internet schwerer zu finden ist. Ich schätze, durch das Internet gibt es sowieso nichts Geheimnisvolles mehr, denn dort ist fast schon jeder Bereich des täglichen Lebens abgedeckt. Man kann den obskursten Song aus seiner Kindheit zwei Clicks entfernt finden, aber um eine Band namens WRONG aufzuspüren, muss man eine Stunde lang suchen. Das ist doch großartig, haha!

Habt ihr eine besondere Verbindung zu TORCHE? Ihr wart schon zusammen auf Tour, habt das gleiche Label und nutzt das gleiche Studio.

Wir sind mit der Hälfte dieser Band gemeinsam aufgewachsen. Wir haben unsere ersten Konzerte zusammen gespielt und TORCHE-Bassist Jon Nuñez hat jede Platte aufgenommen, auf der ich in den vergangenen zehn Jahren vertreten war. Kürzlich haben Ryan und Jon beschlossen, ein gemeinsames Studio zu betreiben, was uns natürlich die Gelegenheit gegeben hat, den neuesten Studiokram bei uns zu Hause nutzen zu können. Es ist immer ein Pluspunkt, wenn der Gitarrist gleichzeitig auch Toningenieur ist.

Ihr seid dieses Jahr ziemlich viel unterwegs. Wie viele Shows habt ihr schon gespielt?

Im Juni startet eine zweimonatige Tour. Bis dahin haben wir einige Shows in Miami gespielt und beim SXSW-Festival in Austin, Texas. Wir freuen uns schon auf den Release des Albums, dann können wir noch mehr Konzerte spielen.

Gibt es eine große Noiserock-Szene in Miami? Mir war bislang nur die Death-Metal-Szene in Florida bekannt mit Bands wie DEATH, OBITUARY oder MORBID ANGEL und natürlich die Punkrock-Szene in Gainesville mit AGAINST ME!, HOT WATER MUSIC oder LESS THAN JAKE.

Zuletzt ist die Szene hier ziemlich gewachsen. In Miami gibt es einen Irish Pub namens Churchill’s, in dem es schon seit dreißig Jahren Konzerte gibt. Dort hat sich in den letzten Jahre ein Schwerpunkt für die lokale Szene für extreme und unabhängige Musik herauskristallisiert. Das war auch ein Grund für uns, WRONG zu gründen. All unsere Freunde haben ziemlich coole Bands. Und die sind alle ziemlich unterschiedlich. Es gibt Punk, Death Metal, Doom, Shoegaze oder Noise. Sogar ein paar Funk-Bands. Es hat uns sehr gereizt, Teil dieser Szene zu sein, deshalb wollten wir mit unserer Band dazu beitragen. Und das ist das Großartige an Miami: Es gibt keine zwei Bands, die gleich klingen. Alle mögen sich, unterstützen sich und niemand wird diskriminiert.

Hast du irgendwann mal Iggy Pop in Miami getroffen? Vielleicht im Supermarkt oder am Strand?

Oh, ich habe Iggy immer wieder mal gesehen in den letzten Jahren. Er kam zum Beispiel zu einem Konzert meiner anderen Band WASTELANDS. Das ist eine Art Punk-Psychedelic-Power-Trio, bei dem ich Schlagzeug spiele. Nach dem Gig hatten wir gerade unser Equipment eingepackt, als ein Freund zu mir kam und sagte, Iggy wolle mit uns sprechen. Wir sollen ihn im Plattenladen nebenan treffen. Und da hat er dann tatsächlich auf uns gewartet. Er sagte, er möge unsere Band wirklich sehr und wir hätten etwas, was andere Bands nicht hätten. Das war unglaublich! Natürlich haben wir ein Foto mit ihm gemacht und er sagte dann, wir würden uns später noch mal sprechen. Auf dieses Gespräch warte ich heute noch, aber das ist meine beste Iggy-Story bis jetzt. Es gibt noch ein paar andere, bei denen es darum geht, dass er oben ohne in einer Bar oder in einem Supermarkt herumhängt. Haha!