Aus dem Schrank geholt: SNIFFIN’ GLUE

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Mark Perry (2009, Omnibus Press, 208 S., £19.95)

Mark Perry, Jahrgang 1957, war einer, der die erste Punkwelle in England hautnah erlebte. Seine Lieblingsbands lesen sich bis zum ersten Punkkonzert eher normal: BEACH BOYS, David Bowie, T. REX, ROXY MUSIC, BLUE OYSTER CULT ... Dann der oft beschriebene Urknall: Die RAMONES werden im NME erwähnt und als Speerspitze einer neuen musikalischen Bewegung in den USA beschrieben. Im Juli 1976 ist es so weit, die Vier kommen nach London und verändern Marks Leben grundsätzlich. Beeindruckt vom Konzert, schneidet er seine langen Haare ab, schmeißt seinen Bankjob und startet sein eigenes Fanzine. Die Amis inspirieren ihn durch ihren Song „Now I wanna sniff some glue“ auch zum Namen. Die Nachfrage ist enorm, denn mit seiner direkten, frischen Art trifft er den Nerv der entstehenden Punkszene. Mit Kinderschreibmaschine, Schere, Edding und Kopierer bastelt er die erste Ausgabe mit einer Auflage von 50 Stück.

Der Inhalt: RAMONES (logo), Plattenbesprechungen ... es ist eine Art (Fan-)Rundbrief an Geistesverwandte. Es folgen elf weitere Ausgaben, u. a. mit dem ersten THE CLASH-Interview überhaupt. Er reist mit EDDIE & THE HOT RODS durch das Land, bandelt mit Caroline Coon vom Melody Maker an, sieht die SEX PISTOLS im 100 Club, lernt Brian James kennen und muss schließlich zwei alte Schulfreunde in die Redaktion nehmen, weil er die Arbeit alleine nicht mehr schafft. Er startet im Frühjahr 1977 sein eigenes Plattenlabel Step Forward, dazu seine eigene Band ALTERNATIVE TV, deren Debütsingle auch der letzten Ausgabe im September 1977 beiliegt. Die Auflage betrug zu der Zeit bereits 20.000 Stück, für Mark ein sicheres Zeichen, dass „Punk“ sich vom Underground verabschiedet hatte, und Grund genug, sein Fanzine nach nur zwölf Ausgaben, die in diesem Buch gesammelt vorliegen, einzustellen.