Eine Frage an ...

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Matzo, TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN

Auf der letzten Platte der Band befindet sich das Stück „Jugend“, das an ein Gedicht von Kaiser Marc Aurel angelehnt ist. Es besagt, dass man allein durch seine Geisteshaltung ewig jugendlich bleiben kann, ganz egal, wie alt man tatsächlich ist. Ich war letztens auf einem D.I.Y.-Hardcore-Konzert und wurde von den Kids dort das zweite Mal im Leben gesiezt, obwohl ich ein Shirt von den MONGOLOIDS an hatte. Was lief da falsch, wollte ich von Matzo wissen.

Dieser Geschichte hat mich an den Rand der Sprachlosigkeit getrieben und ich kann aus Fassungslosigkeit dieser unglaublichen Tat gegenüber kaum meine Atmung beherrschen. Es scheint mittlerweile so weit gekommen zu sein, dass wehrlose Junggebliebene selbst durch MONGOLOIDS-Shirts nicht mehr vor Übergriffen durch höfliche Jugendliche sicher sind. Dabei wurden diese doch ausdrücklich aufgeführt in der von der Weltjungbleiberorganisation empfohlenen Prepper-Liste zusammen mit einem Handbuch der besten Witze aller Zeiten, ausgewählten Texten von 7 SECONDS, GOOD CLEAN FUN, den INTERNATIONAL SUPERSTARS OF HARDCORE sowie einem Scherzartikel freier Wahl.

Wenn es sich in der Praxis unserer täglichen Lebenswelt nun so gestaltet, dass die Kids davon offensichtlich nichts mitbekommen haben, dann ist es dringend an der Zeit zu handeln. Wir haben einen Bildungsauftrag, den wir mit aller zur Verfügung stehenden Kraft weitervermitteln müssen. Das Siezen auf Hardcore-Shows, wie es in den letzten Jahren immer häufiger praktiziert und beobachtet wird, muss eingedämmt werden, damit sich auch ältere Personen auf Konzerten ihrem Gefühl von Jugendlichkeit ungehindert hingeben können! Die Schmälerung der Qualität, die durch eine Sie-Ansprache erfahren wird, ist nicht hinnehmbar – da müssen wir ganz klar Position beziehen.

An dieser Stelle ergibt sich auch für alle, die im Herzen und in ihren Gedanken jung bleiben, eine Chance. Nämlich genau da anzusetzen, worum es beim Konzept der Jugend geht. Flexibel zu bleiben, sich selbst und andere zu reflektieren, sich auf neue Zustände einstellen zu können, Kontexte immer wieder zu hinterfragen und neu zu interpretieren.

An alle da draußen, die schon mal gesiezt wurden (ja, mir ist es letztens im Supermarkt auch passiert): Ihr seid nicht alleine, wir sind viele. Wir alle zusammen können den Gedanken in die Welt tragen, dass jung zu sein nichts mit unserem Lebensalter zu tun hat, sondern eine Lebenseinstellung beschreibt. Dann haben wir die realistische Chance, dass wir irgendwann mit grauen Haaren auf einer Parkbank sitzend „Young ’til I die“ auf unserem Kopfhörer hören und ein paar Jugendliche kurz stehenbleiben und sagen: „Ey, du hast ein cooles Shirt an. MONGOLOIDS sind top.“