PASCOW: Die Macher über den Film

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Ein dreckiges DIY-Low-Budget-Liebhaber-Projekt

Warum braucht die Welt eine Doku über PASCOW? Das wollte ich von Andreas/Andi Langfeld (SNIFFING GLUE) wissen, der „Lost Highway“ zusammen mit Kay Özdemir konzipiert, gredeht und geschnitten hat.

Andi, was hat euch rein handwerklich dafür qualifiziert, so ein Projekt anzugehen?

Da musst du PASCOW fragen, haha. Für uns ist das auch unser erster richtiger Film. Kay hat schon vorher einige Musikvideos und auch Layout-Kram und Fotos für die Band gemacht. Ich hatte vorher gar nichts mit PASCOW zu tun. Aber da Kay und ich vorher schon zusammen gearbeitet haben und das ganz gut funktioniert hat, haben wir eigentlich ziemlich schnell zugesagt, als PASCOW gefragt haben, ob wir uns vorstellen könnten einen Dokumentarfilm über sie zu machen. Wir kommen beide aus der Fotografie und uns hat es uns extrem gereizt, etwas Neues auszuprobieren und rauszufinden, wie es sich mit dem geschulten fotografischem Blick im Film verhält. Da wir beide auch seit Jahren Musik machen, wussten wir auch, was uns erwartet und worauf es ankommt.

Warum braucht die Welt eine Doku über PASCOW? Oder andersrum: Was macht die Band so interessant, dass man bereit ist, dafür Monate seines Lebens zu opfern?

Das ist eine sehr gute Frage, die uns auch die ganze Zeit über beschäftigt hat. Wenn wir vorher darüber nachgedacht hätten, hätten wir vielleicht jetzt den ganzen Stress nicht, haha. Aber ernsthaft, wir finden es generell gut, einen Film über eine Band zu machen, die noch aktiv ist. Bei PASCOW schwebt die Frage im Raum, wie lange sie weiter machen werden, deshalb war genau jetzt der richtige Zeitpunkt, einen Film zu machen und nicht erst posthum. Die Ausgangsidee dafür kam aber von der Band, wir haben dann gemeinsam entwickelt, wie so etwas aussehen könnte. Das Gefühl, was für uns die Band so interessant macht, ist eigentlich ziemlich greifbar, wenn man mal eine Liveshow von ihr gesehen hat: die sind unglaublich packend und geil. Wenn wir nur einen kleinen Teil von dieser Live-Energie im Film transportieren können, haben wir unsere Sache gut gemacht. Wenn man den Drang hat, produktiv zu sein und gerne etwas neues ausprobiert, ist man auch bereit, viel Zeit in ein zufriedenstellendes Ergebnis zu investieren. Eine Herausforderung war es auch, einen Film über eine Band zu machen, in der es kaum Skandale gibt. Totalausfälle und so was gibt es bei PASCOW nicht. Der Film ist ja auch ein bisschen weiter gefasst, über den PASCOW-Horizont hinaus, was uns und der Band auch sehr wichtig war.

Kannst du die DVD in Zahlen fassen?

Die Rechnung ist relativ simpel. 105 Minuten Film plus 120 Minuten dupliziert mit 17,5 ergibt die Länge des aufgenommenen Materials, also 3.375. Das mal 25 ergibt die Zeit vor dem Computer und zwar 8.4375. Teilt man diese Zeit durch zwei und multipliziert sie mit der Quersumme – Quersumme, weil man irgendwann nicht mehr geradeaus gucken oder denken kann – kommt man auf die Menge der Ausraster, also 4.556.250. Minus 4.556.250 ergibt das Budget. Beachtet man bei dieser Rechnung die Punkt-vor-Strich-Regel, kommen wir auf das Resultat „In jeder Hinsicht unverhältnismäßig“. Diese Angaben sind ohne Gewähr, aber das Ergebnis bleibt dasselbe.

Was stört euch an anderen Band-Dokus, was habt ihr anders gemacht, was waren Vorbilder?

Es gab keine wirklichen Vorbilder. Es gibt natürlich Filme über Bands, die wir gut finden, etwa die Klassiker wie „The Decline of Western Civilization“ oder neuere Sachen wie der Film über die DESCENDENTS. Es gibt aber natürlich auch negative Beispiele. Was wir nicht wollten, war eine 08/15-Tourdokumentation, die sich lediglich auf ein paar Livemitschnitte von Konzerten beschränkt. Auch eher langweilig finden wir, wenn eine Bandgeschichte chronologisch erzählt wird. Der Film „Lost Heimweh“ ist als eine Art großes Interview zu verstehen, das sich zwar mit der Bandgeschichte und der „Lost Heimweh“-Tour als Aufhänger auseinandersetzt, aber nicht zum alleinigen Merkmal des Filmes wird. Es kommen viele Protagonisten aus den verschiedensten Phasen der Band zu Wort. Die einzelnen Mitglieder setzen sich persönlich mit der Band auseinander und stellen sich die Frage, wie es weiter gehen soll. Es gibt in diesem Film keine Inszenierungen, es ist ein Dokumentarfilm, der versucht Einblicke in Abläufe und persönliche Gedanken zu liefern, die sonst nur hinter den Kulissen stattfinden. Man ist dabei, bekommt ein Gefühl dafür, was es bedeutet, sich mit schwierigen Entscheidungen auseinanderzusetzen, die die Zukunft der Band betreffen. Zusätzlich gibt es Einblicke in die Werte und Inhalte einer DIY-Szene, die vielleicht einige Leute animieren kann, ein Teil davon zu werden. Letztendlich ist dieser Film ja auch genau das, ein dreckiges, geiles DIY-Low-Budget-Liebhaber-Projekt.

Und wie wird das Leben für euch weitergehen, wenn die DVD fertig ist?

Wir hoffen, dass wir wieder mehr Spaß im Leben haben werden und die Sonne im düsteren Tal der Schnittplätze wieder aufgeht. Ein Mammutprojekt weniger! Wir freuen uns mega auf die Film-Tour im Januar und auf die Reaktionen. Dann können wir endlich mal Mutti ins Kino einladen. Ansonsten haben wir schon längst unsere Finger in irgendwelchen anderen Sachen drin, und hatten das auch parallel zu der Arbeit an dem Film. Wir spielen beide in Bands, Kay hat in der Zeit ein Album mit BLUT HIRN SCHRANKE aufgenommen, wo jetzt auch noch eine Tour kommen wird. Und ich arbeite bereits an einem anderen Film und diversen Fotoprojekten, und mit SNIFFING GLUE an einem neuen Release. Es wird also nicht langweilig werden – Langeweile ist ja auch echt ätzend.