PAT TODD & THE RANKOUTSIDERS

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A lazy cowgirl

Im Sommer 2016 erschien mit „Blood & Treasure“ das nach „The Outskirts Of Your Heart“ (2006), „Holdin’ Onto Trouble’s Hand“ (2008) und „14th & Nowhere ...“ (2013) vierte Album von Pat Todd und seinen RANKOUTSIDERS – im Gegensatz zu den drei Vorgängern nicht auf Pats Rankoutsider-Label, sondern auf Hound Gawd! aus Duisburg, not L.A. Pat Todd ist geschmackssicheren Menschen natürlich als Kopf der leider schon lange aufgelösten LAZY COWGIRLS bekannt, die in den Neunzigern auf Crypt und Sympathy For The Record Industry veröffentlichten und sich um 2003 herum mit „I’m Goin’ Out And Get Hurt Tonight“ verabschiedeten. RANKOUTSIDERS-Gitarrist Nick Alexander stellte Pat in unserem Auftrag ein paar Fragen.

Pat, wie kamst du zum ersten mal mit Musik in Kontakt? Was waren deine größten Einflüsse?

Ich höre seit meiner Kindheit Musik. Meine Mutter hat Zuhause immer Vinyl-Platten abgespielt und das Radio angehabt. Ich kann mich außerdem daran erinnern, dass ich sogar die Western-Musik aus dem Fernsehen geliebt habe, Sachen wie „Maverick“ oder „Wyatt Earp greift ein“. Ich fand die immer großartig als Kind, obwohl gerade der Rock’n’Roll aufkam. Natürlich hörte ich mir das dann auch an und mochte es. Meine Mutter hat immer massenweise Musik gehört, und ich höre heute auch noch Sachen wie Frank Sinatra, Diana Washington und Nat King Cole. Jedoch war mein größter Einfluss mein eigenes Leben und mein Handeln. Wie ich die Dinge sehe, höre und fühle. Ich weiß, dass ich den Mund sehr voll nehme, aber es ist die absolute Wahrheit. Natürlich könnte ich auch Bob Dylan, THE ROLLING STONES, THE RAMONES, THE NEW YORK DOLLS und Hank Williams nennen. Für mich ist alles ein Einfluss. Als ich anfing, Lieder zu schreiben, machte ich mehr andere nach. Mit der Zeit machte ich mir jedoch Gedanken, was die Menschen so einzigartig macht, und wie ich das für mein Schaffen erreiche.

Wann fingst du an, Gitarre zu spielen?

Ich lebte in Vinceneces in Indiana, also hörte ich nicht viel aus dem Underground, nur das, was im Radio gespielt wurde. Als die BEATLES und all die anderen Bands rüberkamen und im Fernsehen waren, wurde das zur Lawine und jeder wollte über Nacht in einer Band sein und Gitarre spielen. Damals kaufte ich mir für 50 Dollar eine von diesen Silvertone-Gitarren.

Was treibt dich an, Musik zu machen?

Es war und ist meine Bestimmung. Ich bin besessen davon. Heute mehr als jemals zuvor. Ich glaube, es ist mein Lebenselixir, meine Atemluft, das was für den Vampir sein Blut ist. Ich liebe es einfach.

Arbeitst du alleine oder mit Leuten im Studio?

Beides trifft zu. Ich fange alleine mit neuen Liedern an. Wenn ich eine Idee habe und weiß, wie sie klingen soll gehe ich zu den anderen und sage ihnen, wie es klingen sollte. Ich spiele es den Jungs vor und habe meistens schon ein grundsätzliches Arrangement. Häufig steuern sie dann aber auch noch ihre eigenen Sachen bei. Ich mag es zu hören, was sie dazu sagen. Es ist großartig, eine Idee einzubringen und dazu verschiedene Meinungen zu hören.

Wie gehst du ans Songwriting heran, im Vergleich mit den ersten LAZY COWGIRLS-Alben?

Es ist gewachsen. Ich bin immer noch nicht gut bin, aber deutlich besser als damals. Ich wachse weiterhin und werde besser. Als ich damit anfing, wusste ich nicht wirklich, wie das geht und was ich zu tun habe. Ich habe mehr andere Leute imitiert. Die Melodien und die Texte waren noch nicht so gut und heute rocken die Stücke auch mehr.

Was hat dich aus Vincennes raus nach Los Angeles geführt?

Ich hatte in Vincennes eine Band namens GLORIA. Vinicennes ist eine Stadt mit 20.000 Einwohnern in Indiana im Mittleren Westen. Dort gibt es nichts und wir verließen die Stadt 1981. Damals spielten wir einige komische Coverversionen und auch eigene Songs. Wir konnten vor kaum jemandem spielen, es gab keine Auftrittsorte für eine Band wie uns. Es gab auch keine Aufnahmestudios. Ich wagte also den Schritt, sparte etwas Geld und zog um. Die besten Möglichkeiten boten Städte wie New York oder Los Angeles, dort war die Szene. Wir stimmten ab und Los Angeles gewann. Ich wollte zuerst nach New York, wegen den NEW YORK DOLLS und THE HEARTBREAKERS und der Stadt selbst. Die anderen wollten jedoch nach LA, unter anderem wegen der Sonne, sie hatten die Winter satt. In den ersten sechs Monaten hatten wir schon ein wenig Heimweh und man dachte sich: „Habe ich wirklich den richtigen Schritt gemacht?“ Ich merkte jedoch schnell, dass es die richtige Entscheidung war. Eine Stadt wie Los Angeles bietet dir viel mehr Möglichkeiten. Es gibt immer Widrigkeiten, aber ich denke, dass es eine Herausforderung ist. Du musst dafür bereit sein.

Wie hast du Szene in Los Aneles wahrgenommen?

Wir waren jung und ahnungslos. Als wir nach Los Angeles kamen, sah ich all die Clubs, die in der Zeitung aufgelistet waren. Eine Sache will ich jedoch klarstellen: Wir kamen nach Los Angeles, um Musik zu machen, aufzutreten und vielleicht ein oder zwei Alben aufzunehmen. Wir kamen nicht, um Stars zu werden und bei einem Majorlabel zu unterschreiben. Ich wollte nie auf diese Art und Weise populär sein, so ein Musiker bin ich nicht. Ich bin mehr der Typ unkommerzieller Musiker.

Wie entstanden die THE LAZY COWGIRLS?

GLORIA lösten sich 1982 auf und THE LAZY COWGIRLS formierten sich, so einfach war das. Wir spielten dann einige Zeit zusammen und gingen Ende 1983 erstmals auf Tour. Wir spielten Jahre fast ohne Publikum, was aber vielleicht auch gut so war. Man lernt sich selbst besser kennen. 1985 kam auf Restless Records unser erstes Album raus und selbst dann spielten wir noch vor nur drei bis zehn Leuten. Wenn man keine Platte draußen hat, wissen die Leute aber überhaupt nicht, wer man ist.

Haben sich nach eurem ersten Album neue Möglichkeiten ergeben?

Als wir bei Restless waren und Chris D. unser Album produzierte, bekamen wir gute Reviews von Fanzines aus aller Welt. Ein paar Möglichkeiten haben sich eröffnet, wir haben mehr Shows gespielt. Es hat alles sehr lange gedauert.

1988 kam dann „Radio Cowgirl“ raus und ab da hattest du eine loyale Gefolgschaft.

1987 brachten wir „Tapping The Source“ raus und spielten trotzdem vor niemandem. Aber „Radio Cowgirl“ bekam dann mehr Aufmerksamkeit, wir traten ständig live auf und gewannen langsam ein paar Fans. Jemand sah uns, erzählte es ein paar Freunden, die erzählten es dann weiteren Leuten, bis wir irgendwann vor ... 15 Leuten spielten. In Los Angeles hatten wir dann bald ein Publikum von bis zu 70 Leuten. Für eine Bar sind das ziemlich viele zahlende Gäste.

„Radio Cowgirl“ war euer erstes Album, das auf Sympathy For The Record Industry erschien ...

Ja, Long Gone John kam immer zu unseren Konzerten und sagte: „Ich will eine Plattenfirma starten, wollt ihr mitmachen?“ Wir hatten zu dieser Zeit kein Label. Er fragte, ob wir irgendwelche Live-Aufnahmen hätten, und dass er sich freuen würde, wenn das die erste Veröffentlichung auf seinem Label wäre. Unseretwegen startete er das Label.

Später wart ihr bei Crypt. War das die Zeit, als ihr in Europa größer geworden seid? Auch, weil Crypt einen guten Vertrieb hatte?

Gut vertrieben in Europa waren wir bereits mit Sympathy. John behandelte uns immer gut. Dann kam Tim Warren und bot uns an, unsere Platten zu veröffentlichen. Wir ließen uns auf ihn ein und es lief wirklich sehr gut. Auch Tim behandelte uns sehr gut. Während der 90er war das Interesse höher, aber vielleicht war es auch einfach der Lohn für unsere Arbeit in den 80ern. Das war, als in Europa viel im Rock’n’Roll passierte. Wir kamen in Europa gut an und waren bekannter als in den Staaten. Amerika war zu dieser Zeit trotzdem großartig.

Wie oft bist du zu dieser Zeit durch Europa, Japan und die USA getourt?

Ich habe aufgehört zu zählen. In Amerika sind wir sehr oft getourt. Die letzte Show war 2004. In diesem Jahr waren wir auch in Japan, kamen dann zurück und spielten unsere letzte Show.

Nachdem du schon so lange dabei bist und in einflussreichen Bands wie THE LAZY COWGIRLS gespielt hast, wie fühlt es sich da an, selbst als Inspirationsquelle genannt zu werden?

Das ist großartig. Man hatte selbst so viele Vorbilder. Wenn jemand nach einem Konzert zu mir kommt, um über Musik und Texte zu reden, ist das das Beste, was es gibt. Ist das nicht wie Liebe? Jemand, der diese Musik so sehr liebt, das ist ein tolles Gefühl.

Hältst du dich für erfolgreich?

Ja, ich denke, ich bin erfolgreich. Erfolg bedeutet für jeden etwas anderes. Ich denke, dass du, wenn du dein Leben liebst und Sachen tust, die dich glücklich machen, ein erfolgreiches Leben hast.